Zu lachen gab es für die FCK-Fans in dieser Spielzeit wahrlich wenig. Daran sollte auch das Heimspiel gegen Hoffenheim nichts ändern. Weil dieser Dauer-Frust nicht nur an den eigenen Nerven sondern auch an denen der Familie und Freunde zehrt, heute ausnahmsweise ein nicht ganz ernst gemeinter Spielbericht.
Samstag, 00:30 Uhr: Im Hause Ehrmann klingelt das Telefon Sturm. „Ehrmann“ - „Du Gerry, Marco hier, der Ariel ist mit Sack und Pack auf dem Weg nach Brügge. Kümmerst du dich?“ - „Diese S*********... Schon unterwegs - ich sag auf dem Rückweg auch dem Kagelmacher noch mal kurz ‚Hallo‘“ - „Danke Gerry ... Gerry?“ Draußen Reifenquietschen.
Samstag, 12:30 Uhr: „Haber“ - „Erledigt“.
14:00 Uhr: Tiffert und Sippel allein in der FCK-Kabine, Petsos steht Schmiere. „Und Tiffi, Augsburg? Wegen der Puppen?“ - „Ach, ich bin ja Familienvater. Aber meine Kids würden sich darauf freuen...Apropos, Puppen? Du, Frankfurt?“- „Why not?!“.
14:15 Uhr: Telefongespräch in der FCK-Geschäftsstelle: „Wenn ich es Ihnen doch sage, das Spiel findet statt...Ja. Ja. Und ja, es kommen auch Zuschauer...Doch, ich hab schon welche gesehen...Ich lese kein ‚Der Betze brennt‘, dazu kann ich ihnen nix sagen.“
14:30 Uhr: FCK-Kabine, Balakov hält eine flammende Rede an seine Mannschaft: „Wenn wir mehr Tor schissen als die Gegner, gibt fir uns drei Punkte.“ Alle bilden spontan einen Kreis. Außer Rodnei, der im Hintergrund Kisten durchwühlt und fluchend feststellt, dass seine Kickstiefel für Regenwetter noch zum Rot-Färben in der Reinigung sind.
14:45 Uhr: In der Innenstadt von Kaiserslautern steht ein P&R-Bus mit rausgetretenen Scheiben. Augenzeugen berichten, dass einer im Bus erzählt hätte, dass Wagner doch mitspielen und sogar in der Startelf stehen würde. Daraufhin sei der Bus gewaltsam gestoppt worden und alle - auch der Busfahrer - seien geflüchtet.
14:55 Uhr, Fritz Walter Stadion: Die FCK-Mannschaft kommt aufs Feld und wird von der Westkurve mit „Wenn ihr hier bleibt, schlagen wir euch tot“ empfangen. Auf der Südtribüne weinen Kinder.
Ortswechsel. Frankfurter DFB-Zentrale, 15:00 Uhr: DFB-Präsident Dr. Zwanziger und Bundespräsident Gauck verleihen Herrn Dietmar Hopp das Sonderehrenbundesverdienstkreuz am Doppelbande für das besondere Engagement um die deutsche Jugenderziehung in punkto Ethik. Auch Hopps sozialer Einsatz für deutsche Fußballtrainer wird gewürdigt.
Nach dem Ende der Zeremonie stellt Hopp der DFB-Spitze das Projekt „NASAP“ vor. Mit Hilfe einer satellitengestützten Beschallungsanlage soll den Schmährufen gegen seine Person ein Ende bereitet werden. „Dietmar Hopp, der Sohn einer H***“ wird dabei mit modernster Weltraumtechnik in „Dietmar Hopp, der Retter des Fußballs“ umgewandelt . Gegnerische Fans sollen sich hinterher angeblich an nichts erinnern.
15:10 Uhr, Fritz-Walter-Stadion: Die Hoffenheimer Kundschaft, mit mehr Personen angereist als Mainz 05 (kein Scherz), rollt das Plakat „1899 Hoffenheim - Kaiserslautern 1900 - Tradition verbindet“ aus. Auf der Gegenseite drängen die FCK-Fans Richtung Ausgang. Grund: Richard Sukuta Pasu soll von Anfang an spielen. Doch die Ordner stellen klar: „Ihr habt bezahlt, ihr müsst das sehen.“
Zum Anpfiff präsentieren die neugegründeten Hoffe-Ultras (alle beide, namentlich Herr Privatdozent Dr. Hartmut Altmeier, Neurochirurg, und Prof. Dr. Dr. Werner Kammerberg, Inhaber des Lehrstuhl für Klassische Philosophie an der Universität Heidelberg) auf der Osttribüne den Doppelhalter „Ein Dorf - Ein Ziel“. Der Akademiker-Fanclub Hoffenheim singt dazu die Kantate „Freue Dich, erlöste Schar“ von Johann Sebastian Bach.
In der 1899-Startelf stehen sieben gebürtige Hoffenheimer: u.a. Roberto Firmino, Sohn von Franz und Rita Firmino, geb. Firmino, sowie Isaac Vorsah, Sohn von Ernst und Elisabeth Vorsah, geborene Firmino, und Ryan Babel (Künstlername), Sohn von Franz Firmino und Elisabeth Vorsah.
15:55 Uhr: Rodnei rutscht mit Karacho durch den eigenen Strafraum und wird, bevor er die Haupttribüne erreicht, vom Bein von Firmino gestoppt. Salihovic verwandelt den Elfer. 0:1. Don’t hassel the hoff!
16:05 Uhr: 40.296 Zuschauer machen am Betze die Laola (kein Witz). Die FCK-Fans singen „Euroopapokaal“ und „Ein Schuss, ein Tor, die Lautrer“. Darüber muss angeblich selbst Sukuta-Pasu lachen.
In der Halbzeitpause liest der ehemalige Hoffenheimer Hooligan Herr Dr. Friedbert Müller, Heilpraktiker, in der Nordtribüne aus seiner Autobiographie „Der Hool von Hoffe - Mein einsames Leben“.
16:25 Uhr: Riesen-Aufregung an den Wurstständen: Kirch soll sich warmmachen. Und sogar schon das FCK-Trikot anheben. Jetzt riskiert Balakov alles. Sukuta-Pasu im Sturm und Kirch im Mittelfeld. Die „Jetzt geht’s los“-Schreie hört man bis in die Lauterer Innenstadt, wo sich fremde Menschen in die Arme fallen und hemmungslos weinen. Der Pastor läutet die Glocken.
16:45 Uhr: Unfassbar, jetzt kommt auch noch „Amatormaschine“ Wooten. Vor seiner Einwechslung kriegt er von Balakov und zwei Betreuern minutenlang taktische Anweisungen. Hier wird nichts dem Zufall überlassen. Wahnsinn!
16:50 Uhr: Vor der Westkurve läuft sich Lakic warm. Die FCK-Fans wedeln mit Geldscheinen (kein Scherz), singen: „Lakic hat die Taschen voll“ und „Dietmar hat bezahlt“. Ob die Moneten Lakic aus der Trainingshose gefallen sind, kann nicht hundertprozentig geklärt werden.
16:55 Uhr: De Wit spielt in Höhe der Mittellinie den tödlichen Pass auf Vukcevic, der frei auf Sippel zuläuft und das 0:2 erzielt. DAS Wunschergebnis für den legendären Schlusssturm der Lauterer.
17:10 Uhr fällt tatsächlich der Anschluss. Auf der Anzeigentafel wird in erster Euphorie Kirch als Torschütze genannt. Später wird der Freistoßtreffer aber Bugera gutgeschrieben.
Die Fans fühlen sich nun in eine Zeitmaschine versetzt: Winnie Schäfer tobt draußen mit hochrotem Kopf, die Uhr des Schiris ist längst stehen geblieben, Flanke Hoffmann, Kopfball Kuntz, Tooooor, 3:2. Doch Sukuta-Pasu reißt sie jäh aus diesem Traum. Am ersten Gegenspieler vorbei? Nein!
17:17 Uhr: Abpfiff. Hoffenheim gewinnt nicht unverdient 2:1. Aber Balakov will auch nach drei verlorenen Endspielen noch nicht aufgeben, sagt: „Wir werden kämpfen, auch wenn wenig Hoffnung da ist.“ Und das muss nun wirklich für heute reichen.
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Marky