Das „positive“ vorweg: Am Samstag kann der 1. FC Kaiserslautern noch nicht absteigen! Zumindest rechnerisch, denn gefühlt befinden sich die Roten Teufel schon längst auf den letzten Bundesligametern für mindestens ein Jahr. Interessant: Auf der FCK-Homepage kann nachgelesen werden, dass „von Aufgeben keine Spur“ zu erkennen sei. Diesen Satz muss man erstmal verdauen - wenn das, was sich Woche für Woche auf dem Platz abspielt kein Aufgeben ist, wie sieht dann erst Aufgeben aus?
Die Ausgangslage
Wer die Worte „Finale“, „Endspiel“, „letzte Chance“ oder „Wunder“ nicht mehr hören kann und will, darf ruhig weiterlesen. Kämpferische Vorberichte sind nicht mehr angebracht, würden in unserer Situation auch eher lächerlich wirken. Vier Punkte in elf Spielen bei ebenso nur vier erzielten Treffern klingt nicht nur nach Tasmania Berlin, es ist auch nahe dran: 1966 schafften es die Hauptstädter, in elf Rückrundenpartien drei mal ins Tor zu treffen und zwei Punkte zu ergattern. Müßig zu erwähnen, dass damals ein Punkt beim 1:1 gegen den FCK errungen wurde.
18 Bundesligaspiele in Serie und kein Sieg - nur wenigen Mannschaften ist dieses Kunststück gelungen. Neben der bereits erwähnten Tasmania (31 Spiele) konnten auch Blau-Weiß 90 Berlin (21), Dynamo Dresden (21), Alemannia Aachen (19), Fortuna Düsseldorf (19) und der 1. FC Köln (19) mehr als eine gesamte Halbserie am Stück nicht gewinnen. Alle stiegen anschließend ab. Folgt gegen Hoffenheim nun der 19. Auftritt ohne Dreier, stehen die Roten Teufel in dieser „Rangliste der Schande“ bereits auf einem geteilten vierten Rang. Zu mehr als Platz zwei wird es aber nicht reichen, dazu hat die Serie zu spät begonnen.
Das Personal
Da mit Itay Shechter, Sandro Wagner und Dorge Kouemaha drei nominelle Stürmer (gesamte Saisonausbeute: fünf Treffer) nicht zur Verfügung stehen, könnte mit Andrew Wooten der aktuelle Top-Torjäger der Regionalliga West erstmals von Beginn an auflaufen. Sollte Krassimir Balakov aber tatsächlich wie angekündigt Richard Sukuta-Pasu den Vortritt lassen (Saisontore: null), wird der eine oder andere Fan auf der Tribüne spontan in Tränen ausbrechen. Nicht dabei sind weiterhin Jan Simunek, Nicolai Jörgensen und der gelbgesperrte Olcay Sahan.
Der Gegner
Letzte Saison war er noch einer der Garanten für den Klassenerhalt, heute versprüht er ebenso wenig Gefahr im gegnerischen Strafraum wie die zahnlosen Teufel vom Betzenberg. Null Treffer erzielte Srdjan Lakic in dieser Spielzeit für die beiden hochsympathischen Clubs aus Wolfsburg und Sinsheim. Jetzt kommt er erstmals seit seinem Wechsel wieder ins Fritz-Walter-Stadion, wird aber vermutlich auf der Ersatzbank Platz nehmen müssen. Neben Lakic dürften weitere Geldvernichtungsmaschinen wie Ryan Babel oder Edson Braafheid kuscheln, auch in der Startelf werden wieder null der Spieler aus der Jugend des „Ausbildungsvereins“ stehen. Dietmar Hopps Ziel ist es ja angeblich, junge Spieler auszubilden und später teuer zu verkaufen. Dafür stehen dann also Babel, der ausgeliehene Lakic oder der von den Bayern geholte Braafheid. OK, Boris Vukcevic spielt bereits seit fünf Jahren im Verein, aber in der A-Jugend benachbarter Vereine zu wildern bedeutet trotzdem keine glänzende Jugendarbeit. Mit Vukcevic, Tobias Weis, Andreas Beck und Sven Schipplock stehen zum Beispiel vier Spieler aus der Jugend des VfB Stuttgart in der möglichen Startelf, mit Sebastian Rudy ist ein fünfter Stammspieler gesperrt - er kostete übrigens knappe vier Millionen Euro Ablöse, so viel zum Thema „günstige Nachwuchsspieler zu Geld machen“. Es gibt also weiter gute Gründe, auch in Zukunft gegen Hopp und seine unsympathische Fußballhure zu wettern.
Das letzte Spiel
Im Hinspiel traf Kouemaha zum 1:1-Ausgleichstreffer, der FCK spielte im Stadion an der A5 sogar ansehnlichen Fußball und hätte eigentlich gewinnen müssen. Ist das tatsächlich erst fünf Monate her?
Fan-Infos
Gute Stimmung bei Heimspielen? Im Gästeblock schon. Dort können die gegnerischen Fans derzeit am laufenden Band Punkte feiern, während der Rest des Fritz-Walter-Stadions beim Anpfiff noch mit Hoffnung und Elan bei der Sache ist, von der Leistung der Mannschaft dann aber leider auf deren Niveau heruntergezogen wird. Wer kann es uns verdenken? Wenn die Lieblingsband auf ihrem Konzert lustlos ihr Programm runterspult, verfliegt im Laufe des Gigs auch die Lust und man hofft nur noch, dass es bald vorbei ist und bleibt, weil man ja bezahlt hat. Spannend wird sein, wie die Mannschaft begrüßt wird, ob die Stimmung bei dem „üblichen“ Spielverlauf langsam richtig umkippt oder ob wir vor lauter Fassungslosigkeit alles über uns ergehen lassen. Wenigstens ist diesmal nicht zu befürchten, dass die Westkurve vom Gästeblock an die Wand gesungen wird.
Offiziell werden rund 40.000 Zuschauer im Fritz-Walter-Stadion sein. Viele Karteninhaber treten den Weg auf den Betzenberg aber vermutlich gar nicht mehr an und verbringen den Karsamstag lieber anderweitig. Wie LauternFan85 im Forum von „Der Betze brennt“ stellvertretend für viele Anhänger zu Protokoll gibt: „Scheißspiele habe ich für diese Saison wirklich genug gesehen.“ Es kann ein ganz trauriger Samstag werden.
O-Töne
Noch ein Zitat aus dem DBB-Forum, von OWL-Teufel: „Ich glaube zwar nicht mehr an eine letzte Chance, aber zumindest könnte man mal wieder ein Spiel gewinnen und dann am Ende des Spieltags sehen, was dabei herausgekommen ist.“
Die gleiche Meinung hat auch FCK-Trainer Krassimir Balakov: „Wir brauchen ein Erfolgserlebnis, nur das bringt uns weiter. Nach dem Spiel können wir dann schauen wie es weitergeht.“
Ein Sieg und die ersten „Wundergläubigen“ treten auf den Plan. Wetten?
Daten und Fakten
Schiedsrichter: Tobias Welz (Wiesbaden)
Voraussichtliche Aufstellungen
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Abel, Rodnei, Bugera - Borysiuk - Fortounis, De Wit, Tiffert, Derstroff - Sukuta-Pasu
Ersatz: Trapp, Jessen, Yahia, Kirch, Petsos, Swierczok, Wooten
Es fehlen: Sahan (Gelbsperre), Shechter (muskuläre Probleme), Jörgensen (Schambeinverletzung), Kouemaha (Achillessehnenriss), Simunek, evtl. Wagner (beide Achillessehnenprobleme)
- Gegen Abend auf unserer Facebook-Seite: Weitere Infos zum FCK-Kader gegen Hopp.
- Ca. 30-45 Minuten vor Anpfiff auf unserer Twitter-Seite: Die endgültigen Aufstellungen.
TSG Hoffenheim: Starke - Beck, Vorsah, Compper, Johnson - Weis, Williams - Vukcevic, Salihovic, Roberto Firmino - Schipplock
Ersatz: Haas, Braafheid, Ibertsberger, Vestergaard, Babel, Lakic, Mlapa
Es fehlen: Jaissle (Aufbautraining), Rudy (Gelbsperre)
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Sebastian