Zwei Wochen nach Augsburg geht es für den rot-weißen Betze-Tross wieder in den Freistaat gen Süden. Diesmal soll der FC Bayern München das erste Drei-Punkte-Opfer des 1. FC Kaiserslautern im Fußballjahr 2012 werden. Aber wem soll ich etwas vorlügen - die letzten beiden Spiele waren dermaßen ernüchternd, dass nur wenige Freunde der Pfälzer Ballkunst an mehr als ein glückliches Unentschieden glauben.
Die Ausgangslage
Ein jeder, der die Tabelle lesen kann, weiß was die Stunde geschlagen hat. Zwei Punkte aus den letzten drei Spielen, seit Oktober ohne Dreier und das teilweise grausame Spiel gegen den 1. FC Köln, gepaart mit der Tabelle machen deutlich: Abstiegskampf, wohl bis zum Schluss. Da müssen wir uns nichts vormachen - war aber doch eigentlich auch vor der Saison schon klar, oder?
Mit weiterhin 18 Punkten nach 20 Spielen steht der FCK auf Platz 16, dem Platz, der zur Relegation berechtigt. Bei einer Niederlage oder Unentschieden sowie dreifachen Punktgewinnen von Freiburg (in Wolfsburg) und Augsburg (gegen Nürnberg) stünde der FCK am Sonntagabend auf dem letzten Tabellenplatz - übrigens erstmals seit dem Wiederaufstieg. Ganz wagemutige haben berechnet, dass die Roten Teufel bei einem Auswärtssieg gar auf Platz 14 klettern könnten. Diese Rechnung gefällt mir übrigens am besten.
Das Personal
Kaum war er da, da ist er auch schon gesperrt: Ariel Borysiuk sah bekanntlich die gelb-rote Karte und fällt in München aus. Für ihn steht der gerade erst nach draußen rotierte Oliver Kirch bereit und wird in die Anfangsformation rücken, zumal mit Pierre de Wit ein anderer Mittelfeldspieler weiter ausfällt. Ansonsten kann man davon ausgehen, dass FCK-Trainer Marco Kurz im nach einem Versicherer benannten Stadion vor den Toren Münchens nicht wieder mit zwei Stürmern beginnen wird, womit Itay Shechter oder Sandro Wagner auf die Bank müssen. Prognose: Wagner beginnt, Shechter kommt in der zweiten Halbzeit. Neben Borysiuk und de Wit fallen Dorge Kouemaha, Jan Simunek und wohl auch Alexander Bugera aus. Für die zwei Letztgenannten stehen Anthar Yahia und Leon Jessen bereit, außerdem dürfte anstelle des gegen Köln blassen und spielerisch noch nicht integrierten Nicolai Jörgensen wieder Kostas Fortounis in die Startelf rücken.
Der Gegner
Nach dem - für Münchner Verhältnisse wohlgemerkt - mauen Start mit vier Punkten aus drei Spielen konnte die Mannschaft von Jupp „Osram“ Heynckes am Mittwoch beim VfB Stuttgart souverän und quasi ohne Gegenwehr den Einzug ins Pokal-Halbfinale perfekt machen. Und zwar ohne Arjen Robben, der 90 Minuten lang draußen blieb, eine entsprechend grimmige Miene zog und wohl auch gegen den FCK erstmal auf der Bank Platz nehmen könnte. Nicht dabei ist neben dem mutmaßlichen „Feuerteufel“ Breno auch Nationalspieler Bastian Schweinsteiger, der sich in Stuttgart einen Außenbandriss zuzog und mehrere Wochen ausfällt. Für ihn wird Österreichs Fußballer des Jahres, David Alaba, oder Anatoli Tymoshchuk beginnen.
Das letzte Spiel
Im Hinspiel fand der FCK in der Offensive nicht statt, mit 0:3 verloren die Teufel auch in der Höhe verdient. Vor einem Jahr endete die Partie in München zwar 1:5, allerdings um gut und gerne drei Tore zu hoch - die Roten Teufel hielten damals gut mit und kamen unverdient unter die Räder. Aber davon kann man sich bekanntlich auch nichts kaufen.
Fan-Infos
Das ist fast unvorstellbar: Trotz der wirklich nicht erbaulichen Leistungen in den vergangenen Wochen werden wieder rund 6.500 Betzejünger nach München ins Schlauchboot fahren, um dort ordentlich Rabatz zu machen. Und bei allem verständlichen Frust, aber um schon im Voraus kampflos aufzugeben nimmt ja wohl kein Lautrer die weite Reise auf sich, oder? In der bayrischen Landeshauptstadt selbst ist dann wie gewohnt wenig Gastfreundlichkeit zu erwarten, das heißt nicht ohne Fahrschein mit der S-/U-Bahn fahren (die Eintrittskarte gilt NICHT als Fahrschein!), in den Gästeblock keine Speisen und Getränke mitnehmen und an große Schwenkfahnen oder ein Megaphon gar nicht erst zu denken wagen. Übrigens, in einem Punkt geht der FCK tatsächlich als Favorit in die Partie: Für den Sieg auf den Rängen!
O-Töne
Besonders siegessicher klingt Rechtsverteidiger Florian Dick nicht, wenn er sagt: „Wir werden nicht viele Möglichkeiten haben, die müssen wir dann nutzen und gleichzeitig hart dafür arbeiten, hinten so wenig Treffer wie möglich zu kassieren.“ Klar, realistisch - aber bitte Florian, schlag intern andere Töne an und mach die Jungs heiß! Einige sollten sich sowieso mal ein paar Scheiben von Dick abschneiden. Never give up!
Eine persönliche Anmerkung sei mir gestattet: Marco Kurz spricht in der Pressekonferenz von einem „leidenschaftlichen Auftreten“ in München, von „fehlendem Ergebnisdruck“ und davon, sich nicht verstecken zu müssen. An diesen Worten werde ich die Mannschaft messen und wenn ich Angsthasenfußball sehe, wenn ich sehe, dass bei einem 0:2-Rückstand ein weiterer Defensivspieler kommt, dann verstehe ich die vorherigen Worte nicht einmal im Ansatz. Geht raus, geht ohne Respekt drauf, seid konzentriert und, verdammt noch mal, kämpft wie die Berserker!
Daten und Fakten
Schiedsrichter: Schmidt (Stuttgart)
Voraussichtliche Aufstellungen
Bayern München: Neuer - Rafinha, Boateng, Badstuber, Lahm - Luiz Gustavo, Alaba - Müller, Kroos, Ribery - Gomez
Ersatz: Butt, Pranjic, Tymoshchuk, Usami, Olic, Robben, Petersen
Es fehlen: Contento (Reha), van Buyten (Mittelfußbruch), Schweinsteiger (Außenbandriss)
1. FC Kaiserslautern: Trapp - Jessen, Yahia, Rodnei, Dick - Kirch, Petsos - Sahan, Tiffert, Fortounis - Wagner
Ersatz: Sippel, Abel, Orban, Jörgensen, Sukuta-Pasu, Swierczok, Shechter
Es fehlen: Kouemaha (Adduktoren-Bündelriss), Borysiuk (Gelb-Rot-Sperre), Simunek (muskuläre Probleme), de Wit (grippaler Infekt/Trainingsrückstand), evtl. Bugera (Bluterguss)
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Sebastian