Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - 1. FC Köln 0:1

Not schlägt Elend

Not schlägt Elend


38.043 Besucher wollten bei eiskalten Wetterbedingungen die Begegnung des 1. FC Kaiserslautern gegen den „Lieblingsgegner“ 1. FC Köln sehen. Seit 1989 hatten die Gäste vom Rhein in der Bundesliga nicht mehr gegen die Roten Teufel gewonnen. Etwa 2.500 Gästefans reisten an und sorgten vor Anpfiff sowie zu Beginn der zweiten Halbzeit für eine Pyroshow in ihrem Block. Auch stimmlich konnten die bunt beflaggten FC-Fans immer wieder auf sich aufmerksam machen.

Beim FCK schickte Coach Marco Kurz die Winter-Neuzugänge Ariel Borysiuk, Anthar Yahia und Sandro Wagner in die Start-Formation, auch Jakub Swierczok kam im Verlauf der Partie ins Spiel. Dazu begann der zuletzt gesperrte Itay Shechter.

Mit der Unterstützung einer zunächst lautstarken Westkurve begannen die Roten Teufel offensiv und konnten nach ersten Torschüssen von Christian Tiffert und Olcay Sahan Mitte der ersten Halbzeit eine Feldüberlegenheit vorweisen. Doch wieder einmal wurde es nicht so wirklich gefährlich vor des Gegners Tor. Dafür wirkte die eigene Abwehr nicht sattelfest und hatte mehrfach Probleme, einen Gegentreffer zu verhindern, besonders durch den freistehenden Slawomir Peszko und bei einem Pfostentreffer von Kevin Mc Kenna.

Hinten offen, vorne zu, das sah trotz einiger ordentlicher Spielzüge zu Beginn schon gegen Ende der ersten Hälfte nicht wirklich gut aus für die Gastgeber. Dabei war diese Phase, wie sich später herausstellen sollte, sogar noch die beste im FCK-Spiel! Immerhin hatte man nach 37 Minuten durch Shechter dann doch die Führung auf dem Kopf, die jedoch Michael Rensing im FC-Tor mit glänzendem Reflex verhinderte.

Nach 40 Minuten war Köln dann in Überzahl. Ausgerechnet der bereits verwarnte Hoffnungsträger Borysiuk ging nach einer erneuten Attacke mit Gelb-Rot vom Feld. Heftige Aufregung auf den Rängen, ein gellendes Pfeifkonzert bis zum Pausenpfiff. Schiedsrichter Wolfgang Stark hatte eine harte Entscheidung getroffen, die man jedoch akzeptieren muss. Eine wirkliche Fehlentscheidung war das nicht.

0:0 zur Pause. Vor fast genau einem Jahr lag der FCK gegen die Geißböcke zur Halbzeit in Unterzahl sogar mit 0:1 hinten und erreichte noch nach einer starken zweiten Halbzeit noch ein mehr als verdientes 1:1. Die Hoffnung lebte also noch.

Köln nach dem Wechsel in Überzahl feldüberlegen. Auch mit einigen Torgelegenheiten durch Milivoje Novakovic oder Christian Clemens und einem Treffer von Novakovic, der jedoch wegen Abseits aberkannt wurde.

Doch das Spiel wurde nun von Minute zu Minute schlechter, die Stimmung auf den Rängen - jedenfalls außerhalb des Gästeblocks - ebenso. Ein wahrer Gruselkick, nicht nur wegen der Temperaturen im zweistelligen Minusbereich. Im Endeffekt bemühte sich Köln um einen vernünftigen Spielaufbau, vieles blieb jedoch Stückwerk. Unter dem Strich waren sie kaum besser als ein gehobener Zweitligist. Der aber nach einem Treffer des kurz zuvor eingewechselten Odise Roshi (72.) das Spiel gewinnen sollte...

Von Niveau im FCK-Spiel konnte man in der zweiten Hälfte nämlich überhaupt nicht mehr sprechen. Insofern brauchte man sich auch nicht über diese erste Niederlage gegen Köln nach langer, langer Zeit zu wundern oder gar zu beschweren. Das war in allen Belangen zu wenig, vor allem zu wenig Kampf und läuferisches Engagement. Auch die numerische Unterzahl ist hierfür keine ausreichende Erklärung, das reichte einfach vorne und hinten nicht. Liebe Leute, es gibt auch ein gegnerisches Tor! Dieses zumindest gelegentlich mal zu finden, müsste Bundesligaprofis, selbst in Unterzahl und vor allem gegen einen mäßigen Gegner, in einem Heimspiel durchaus möglich sein.

So werden die Zeiten auf dem Betze nun noch frostiger, als sie ohnehin schon sind. Es war kein wirkliches Aufbäumen gegen die Niederlage erkennbar, viele Zuschauer gingen deprimiert über eine erneute Minusleistung in einem Heimspiel frühzeitig oder sofort nach dem Schlusspfiff nach Hause. Als die Mannschaft sich nach dem Kreis bei den Fans bedanken wollte, waren kaum noch mehr als ein paar hundert Besucher im Fritz-Walter-Stadion anwesend.

Man macht es sich zu einfach, wenn man die Schuld an dieser Pleite am bestimmt nicht immer großartigen Schiedsrichter Stark suchen möchte. Früher hat der FCK über einen Rückstand oder eine Unterzahl auf dem Betze gelacht, doch davon wissen die heutigen Kicker natürlich nichts mehr. Nach diesem üblen Rückschlag hängen die Betzebuben erstmal ganz tief im Abstiegssumpf fest. Das ist die schlechte Nachricht.

Die Gute: Falls es die Mannschaft endlich mal kapiert, dass ein Spiel nicht nur 20, sondern 90 Minuten dauert und man nicht mit nur vier, fünf Leuten in Normalform bestehen kann, sondern dafür alle braucht, ist zumindest der Relegationsplatz am Saisonende noch zu schaffen. Um mehr erreichen zu können oder wollen, dazu gehört momentan sehr viel Phantasie.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister

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