Der 1. FC Kaiserslautern zu Gast im Westfalenstadion. Kühles, aber trockenes Wetter empfing die rund 4.500 Fans der Roten Teufel im mit 80.720 Zuschauern ausverkauften Fußballtempel zum Gastspiel beim amtierenden Meister Borussia Dortmund.
Vor dem Spiel fand ein freundschaftliches Treffen von einigen BVB- und FCK-Fans im Biergarten des benachbarten Stadions Rote Erde statt - keine Fanfreundschaft, aber Tradition verbindet eben doch irgendwie. Im Westfalenstadion gab es später eine große und schöne Choreographie im Gästeblock, welche die vom Band abgespielte und fast vom ganzen Stadion mitgesungene Fußball-Hymne „You'll never walk alone“ abrundete. Mit einer zweiteiligen Aktion feierte die „Frenetic Youth“ dabei den FCK und ihr eigenes fünfjähriges Jubiläum: „Wir folgen dir auf jedem Weg, ganz egal wohin es geht - Auch in unserm fünften Jahr sind wir immer für dich da!“ Es war angerichtet für ein echtes Bundesligaspiel!
Während BVB-Trainer Jürgen Klopp gleich auf mehrere Stammspieler verzichten musste, setzte FCK-Coach Marco Kurz nach längerer Zeit in der Abwehr mal wieder auf Rodnei, der ein gutes Spiel machen sollte und für den Martin Amedick auf der Bank Platz nehmen musste. Itay Shechter blieb zunächst ebenfalls draußen, Dorge Kouemaha bildete wieder einmal die einzige Spitze.
Der FCK wie erwartet zunächst aus einer starken Defensive agierend, aber keineswegs wie das Kaninchen vor der Schlange. So scheiterte Florian Dick mit einem Freistoß an Ex-Lautrer Roman Weidenfeller, der einige Mühe hatte, das Geschoss zu parieren. Die Schwarzgelben dennoch schnell mit einer Großchance von Robert Lewandowski, dessen spektakulärer Seitfallzieher aber nur an der Latte landete. Weitere Aluminiumtreffer sollten noch folgen.
Immer wieder konnte sich der FCK befreien und teilweise sehr flüssig kombinieren, aber wieder einmal blieb der Torabschluss mangelhaft. Zumindest vorerst. Wirklich gefährlich wurde es auch in der Lautrer Abwehr nur selten, man hielt das Spiel weitgehend offen. So fiel das 1:0 für die Gastgeber durch Shinji Kagawa dann doch eher überraschend: Dessen strammen Schuss konnte Kevin Trapp nicht mehr parieren, obwohl er noch mit der Hand am Ball war (27.). Aber die Teufel kamen schnell ins Spiel zurück und hielten die Partie weiter offen. Kurz vor der Pause aber doch fast das 2:0, als Olcay Sahan unter Zuhilfenahme des Pfostens den Einschlag von Mats Hummels' Kopfball verhinderte. Verdiente Dortmunder Pausenführung gegen einen dennoch tapfer und forsch auftretenden Gast. Die Stimmung insgesamt bis hierher eher vorweihnachtlich freundlich als lautstark oder aggressiv, was für beide Fanlager galt - sich allerdings auch bald ändern sollte.
Nach der Pause übernahm der FCK mehr und mehr die Regie, erreichte zeitweise ein optisches Übergewicht und hielt kämpferisch jederzeit dagegen. Der Gästeblock wurde nun deutlich lauter. Nach 50 Minuten kam Shechter für Oliver Kirch in die Partie. Der FCK jetzt gut im Spiel, als nach einer Stunde ein weiter Schlag von Christian Tiffert von Dortmunds Lukas Piszczek zu kurz abgewehrt wurde und genau in die Richtung von Sahan flog, der den Ball volley aus der Drehung heraus unhaltbar neben den Pfosten drosch (60.). Was für ein Tor! Wenn der FCK mal trifft, dann aber richtig, siehe Pierre de Wit in Hamburg oder Dorge Kouemaha in der Metropolregion Rhein-Neckar. Alles Traumtore.
Die Gästefans konnten ihr Glück kaum fassen, feierten diesen Treffer ausgiebig und hielten anschließend ihren Support bis zum Ende hoch. Nun waren die Dortmunder aber gereizt, wurden von ihrem Publikum frenetisch angefeuert und brachten ihren vor dem Spiel als europäischen „Golden Boy“ ausgezeichneten Helden Mario Götze frisch in die Partie. Sie erhöhten sogleich das Tempo, der FCK musste sich mit großem Einsatz seiner Haut erwehren, tat das aber gut.
Trotzdem gab es mehrere Großchancen für die Borussen. So verbuchten sie die Aluminiumtreffer drei und vier durch Hummels und Götze, zwischendurch rettete Trapp grandios gegen Lewandowski. Das Remis wackelte bedenklich, doch der FCK konnte sich auch immer wieder befreien. Unter anderem beging der Borusse Piszczek ein Handspiel im Strafraum, das durchaus mit Elfmeter hätte geahndet werden können, zudem hatte Shechter sogar per Kopf noch die große Chance zum Auswärtssieg, was jedoch zu viel des Guten gewesen wäre. Weidenfeller hielt den Ball gerade eben noch auf der Linie.
Erstaunlich, dass trotz des energischen Schlussspurtes ihrer Farben bereits Tausende von BVB-Anhängern vor Spielende das Stadion verließen, selbst die „Gelbe Wand“ der Südtribüne hatte sich bis zwei Minuten nach Abpfiff schon fast geleert. Anders natürlich der Gästeblock, die pfälzischen Fußballfreunde genossen noch minutenlang den hart erkämpften, kaum erwarteten und dennoch nicht unverdienten Auswärtspunkt beim Meister. Dies erkannte fairerweise auch Jürgen Klopp an, obwohl seine Jungs insgesamt viermal an Pfosten oder Latte scheiterten.
Die FCK-Fans machten sich zufrieden auf den Heimweg. Auf der Heimfahrt gab es noch eine Massenkarambolage auf dem Autobahnzubringer zur A45, betroffen waren 13 Autos. Bleibt zu hoffen, dass jeder Stadionbesucher trotz der zum Teil erheblichen Blechschäden gut zu Hause angekommen ist.
Der FCK sollte zusehen, nun gegen Hannover nachzulegen, um noch halbwegs beruhigt in die Winterpause zu gehen. Und im Übrigen muss man mit solchen Leistungen wie in Dortmund auch in Berlin im Pokal keineswegs ausscheiden.
- Das schreiben die Kollegen von schwatzgelb.de: Die Sonnenkinder sind schuld
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister