Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - VfB Stuttgart 0:2

Nicht mal das Flutlicht hat geholfen

Nicht mal das Flutlicht hat geholfen


Herrliches Spätsommerwetter im Herbst, der 1. FC Kaiserslautern unter Flutlicht: Es war angerichtet für einen hoffentlich schönen Fußballabend. So pilgerten stattliche 46.186 Besucher den Betzenberg hinauf, darunter fast 5.000 schwäbische Fußballfans des VfB Stuttgart, einige von ihnen wie zuletzt immer auch in der Westkurve mit ihren befreundeten FCK-Anhängern.

Gleich zu Beginn war die Atmosphäre atemberaubend durch eine großangelegte Wunderkerzenaktion, an der sich die gesamte Westkurve und Südtribüne sowie Teile der Nord- und Osttribüne beteiligten. Ein richtig tolles Bild, das sprichwörtlich die Stimmung anfachte: Die Westkurve war zunächst brachial laut, die Wechselgesänge klappten gut, der Gegner wurde standesgemäß ausgepfiffen. Eine richtig tolle Fußball-Atmosphäre!

Die VfB-Fans, von denen viele noch im Stau standen, weswegen die Begegnung zehn Minuten später angepfiffen wurde, sorgten insgesamt allerdings auch für einen gelungenen Gäste-Support und waren zeitweise ordentlich laut.

FCK-Trainer Marco Kurz brachte erstmals den Dreier-Angriff Itay Shechter, Dorge Kouemaha und Richard Sukuta-Pasu von Beginn an und wollte somit nach der herben Kritik an den Offensiv-Darbietungen seiner Truppe zuletzt offenbar die Zeichen auf Sturm stellen. Und in der Tat, die Gastgeber machten einen ganz guten Eindruck, gingen konsequent in die Zweikämpfe, entwickelten Druck nach vorne und verzeichneten einige wirklich schöne Spielzüge, während der VfB zunächst einmal abwartete. So hatte der FCK bis zur 20. Spielminute schon drei gute Torchancen durch Christian Tiffert, Sukuta-Pasu und Shechter, der Einschlag gelang aber noch nicht. Das sah aber immerhin nach ordentlichem Fußball aus.

Langsam jedoch wurden die Schwaben offensiver, übernahmen etwa Mitte der ersten Halbzeit mehr und mehr die Initiative und erreichten eine optische Überlegenheit, während der FCK Mühe hatte, dagegenzuhalten und nun selbst nicht mehr so gut nach vorne kam. So ließ die Stimmung bis zur Pause etwas nach, dennoch gab es überwiegend Applaus für eine insgesamt kämpferische und engagierte Leistung der Roten Teufel.

Nach dem Wechsel wurden die Teufel erneut mit Beifall begrüßt, während die Gäste eine Pyroshow ihrer Anhänger sahen, die sich in der zweiten Halbzeit noch mehrfach wiederholen sollte. Stuttgart hatte nun in die Partie gefunden und sah sich spielerisch mehr und mehr im Vorteil, dennoch hielten die Lautrer weiterhin voll dagegen und kamen immer wieder zu gelungenen Angriffen und der Mehrzahl an Tormöglichkeiten bis zum Schluss. Allerdings reichte auch das nicht. Denn irgendwann passiert hinten immer mal ein Fehler - Mönchengladbach und Wolfsburg lassen grüßen - und der Gegner führt. So traf Nationalspieler Cacau zur VfB-Führung und es war schon fast wieder um die Teufel geschehen (52.). Obwohl sie sich weiterhin verbissen wehrten, hatte fast jeder im Fritz-Walter-Stadion das Gefühl, dass das Spiel erneut verloren wird. Dieses Mal hatte der FCK sogar richtig viele Chancen, schoss insgesamt 23-mal in Richtung Tor, traf aber einfach nicht. Dieses seit Saisonbeginn herrschende Manko wird langsam aber sicher zum Drama. Hatte Shechter noch den Ausgleich auf dem Fuß und scheiterte erneut am mehrfach glänzend reagierenden Sven Ulreich, so markierte der VfB wenige Sekunden später, bezeichnenderweise dann auch noch durch einen abgefälschten und somit für Kevin Trapp unhaltbaren Distanzschuss von Khalid Bouhlarouz, das 2:0 (69.). Das Elend nahm seinen Lauf.

Besonders tragisch wurde es, als nur wenig später Shechter und der eingewechselte Kostas Fortounis erfolgversprechend auf das gegnerische Tor zuliefen, sich den Ball schön gegenseitig zuspielten, dabei VfB-Keeper Sven Ulreich aussteigen ließen, Shechter aber solange wartete, bis er doch noch an zwei zurückgeeilten schwäbischen Verteidigern scheiterte. Blankes Entsetzen auf den Rängen des Betze. Das war zweifellos DAS Nicht-Tor der bisherigen Spielzeit. Wer nicht einmal solche Gelegenheiten zu verwerten mag, der hat ein ernsthaftes Problem. Die Stimmung beim FCK-Anhang war nun endgültig dahin, die VfB-Fans hingegen feierten lautstark ihren aufgrund der Cleverness ihrer Mannschaft verdienten Auswärtssieg. Obwohl der FCK sich nicht hängen ließ und es bis zum Schluss immer wieder versuchte, allein die Mittel waren untauglich. Der Betze leerte sich nun schon lange vor dem Abpfiff merklich.

Natürlich ist es nach acht Spieltagen zu früh, davon zu sprechen, dass man keine Chance mehr habe im Kampf um den Ligaverbleib. Solche Überreaktionen helfen auch niemandem weiter. Dennoch war fast jedem klar, dass diese Mannschaft schon ein mittleres Wunder braucht, um die Klasse zu halten. Das Team hatte tatsächlich alles gegeben, auch erstmals richtig viele Chancen erarbeitet, blieb aber im Endeffekt erneut gegen einen nur mittelmäßigen Gegner punkt- und torlos. Das war die extrem deprimierende Erkenntnis des Abends.

Ohne hier einzelne Spieler in die Pfanne hauen zu wollen, muss man aber leider konstatieren, dass einige Protagonisten einfach kein Bundesliganiveau haben. Auf diese Art und Weise reicht es im wahrsten Sinne des Wortes hinten und vorne nicht. Angesichts der Tatsache, dass von den nächsten vier Ligaspielen drei auswärts stattfinden werden, muss ab sofort die Devise lauten, noch so viele Punkte wie irgend möglich bis Weihnachten einzusammeln, um dann vielleicht mit der einen oder anderen Verstärkung in der Rückrunde noch einmal angreifen zu können. Wobei selbst diese Hoffnung nach dem gestrigen Abend fast schon nur noch wie das Pfeifen im Walde klingt.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister

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