Spielansetzungen gegen Bayern München bedeuten eigentlich immer etwas Besonderes. Legendäre Schlachten kommen einen in den Sinn, große Emotionen und viel Herzblut. Diese Spiele bedeuten fette Kasse für den Verein, ganze Fan-Generationen wurden in solchen Tagen geboren und Helden zogen nach viel Kampf und Siegen in die Ruhmeshalle des 1. FC Kaiserslautern ein. Gestern waren wir davon weit entfernt.
Eine starke Bayern-Mannschaft und ein schwacher FCK ließen dieses Duell nicht in die ewige Bestenliste einfließen. Eher in die besorgte Abteilung für akut abstiegsbedrohte Mannschaften. Anders ist die Leistung der Roten Teufel nicht zu deuten.
Die besten Choreographien dieses Landes kommen aber zweifellos aus der Kreativabteilung der „Generation Luzifer“. Das Motto diesmal: „Und ich denke schon wieder nur an dich!“. Wer sich die Blockfahne genau anschaut, wird die Tradition unseres Vereines perfekt kombiniert mit der jungen Fankultur der Ultras erkennen. Unser Verein mit seiner je spezifischen Tradition, Herzblut und Fanszene. Großartig!
Rund 6.000 Bayern-Anhänger waren zu der mit 49.780 Besuchern ausverkauften Partie gekommen. Verteilt im ganzen Stadion und auch in der Westkurve. Zwar ungewöhnlich, aber wir sind da ja entspannt - manchmal! Die organisierten Bayernfans im Stehplatzbereich machten zwar relativ wenig Rabatz, ein paar Bengalos waren dann aber doch ganz schön anzuschauen. Die Heimkurve zeigte hier und da ihr Potential, schwierig aber für richtig heiße Atmosphäre zu sorgen, wenn die eigene Mannschaft nicht einmal ordentlich vor des Gegners Tor kommt, geschweige denn zum Torabschluss. Die Mannschaft spielte mit Trauerflor in Gedenken an Dr. Willi Pfeiffer, den langjährigen Funktionär und Mannschaftsarzt des 1. FC Kaiserslautern. Er verstarb im Alter von 91 Jahren.
FCK-Trainer Marco Kurz änderte wieder einmal sein Mittelfeld und brachte für Kostas Fourtunis, Oliver Kirch und Richard Sukuta-Pasu den schnellen Clemens Walch, Thanos Petsos und Pierre de Wit. Diese Wechsel brachten nichts ein, alle drei Akteure konnten zu keiner Zeit Akzente setzen oder Sicherheit ins Spiel der Roten Teufel bringen. Nur mit einem kreativen Christian Tiffert wird es richtig schwer, Struktur ins Spiel zu bringen. Itay Shechter hing völlig in der Luft und Ivo Ilicevic rannte sich oft fest. Dazu noch ein Frustfoul des Kroaten kurz vor Abpfiff, welches mit Rot quittiert wurde und somit die nächste Umstellung für die kommenden Spiele schon jetzt vorweg nimmt. Immerhin war es mit die auffälligste Szene eines FCK-Spielers an diesem Tag...
Die Offensive ist zurzeit einfach schwach. Auch die Abwehr ist dadurch alles andere als sattelfest, weil sie oft unter Druck gerät und sich zusätzlich eklatante Fehler leistet. Dass die Roten Teufel in Form von Rodnei zwei unglückliche Elfmeter bekamen, tut weh, trotzdem war der Sieg der Bayern zu keinem Zeitpunkt in Gefahr. Bis zum ersten Elfmeter hätten die Bayern schon ein, zwei Tore schießen müssen. Nach der Pause war es ein müder Kick unserer Truppe, es ging eher in Richtung Kuschelfußball. So fiel auch das letzte Bayern-Tor: Einwurf auf Thomas Müller, der umkurvt Martin Amedick und legt überlegt für Mario Gomez auf, der sein drittes Tor an diesem Tag nur noch einschieben muss. Und der FCK? Erster Eckball nach 80 Minuten, zwei Distanzschüsse im ganzen Spiel. Auf dem Betzenberg wohlgemerkt! Die Roten Teufel kamen zu keinem Zeitpunkt im Spiel an und waren absolut unterlegen, körperlich, spielerisch, mental.
Oder war der große FC Bayern so übermächtig? Dann wäre es ein Klassenunterschied und das würde nichts Gutes bedeuten für unsere Mannschaft. Die Teilnahme am Abstiegskampf war schon vor der Runde klar. Doch wenn nach vier Spieltagen nur zwei Tore geschossen und zwei Punkte gesammelt wurden, bedeutet das in aller Regel schrillende Alarmglocken. Zum Glück ist jetzt erst mal Länderspielpause, ehe es zum Auswärtsspiel bei der stark gestarteten Borussia nach Mönchengladbach geht. Hoffentlich ist die Mannschaft bis dahin geistig und körperlich präsenter. Dann muss es wieder heißen: „Und ich denke schon wieder nur an dich!“
Quelle: Der Betze brennt | Autor: connavar