Beste Heimelf empfängt beste Auswärtstruppe
Es hätte vor der Saison wohl niemand erwartet, dass das Spitzenspiel des 27. Spieltages zwischen Fortuna Düsseldorf und dem 1. FC Kaiserslautern stattfinden wird. Wurden die Pfälzer zumindest zum erweiterten Spitzenkreis gerechnet, steht Aufsteiger Düsseldorf überraschend auf dem vierten Tabellenplatz und bemüht sich redlich, den sensationellen Coup von 1995 zu wiederholen, als die Fortuna schon einmal den Durchmarsch von der dritten in die erste Liga realisierte.
Die Ausgangslage
Von den Platzierungen so nah, aber doch so fern: Nur zwei Teams stehen zwischen dem FCK und Fortuna, aber immerhin auch lockere 13 Punkte. So groß ist der Vorsprung der Roten Teufel auf einen Platz, der auf keinen Fall zum Aufstieg reichen wird, hinzukommen noch die neun Punkte Vorsprung auf den FC St. Pauli auf dem Relegationsplatz. Das sieht so prächtig aus, man möchte als FCK-Fan den ganzen Tag auf die Tabelle schauen. Wohl jeder sehnt dem Abpfiff des Spiels entgegen, nach dem der Aufstieg auch rechnerisch unter Dach und Fach ist. Ein Sieg bei der heimstärksten Mannschaft der zweiten Liga wäre da sicherlich hilfreich, denn dann wäre der böse vierte Platz, der früher für Mainz 05 reserviert war, 16 Punkte weg. Und da brennt dann garantiert nichts mehr an, bei (nach dem Spiel) noch auszuspielenden 21 Punkten.
Für Fortuna Düsseldorf steht eventuell ein heißer Saisonendspurt bevor. Derzeit beträgt der Rückstand auf den Relegationsrang nach den Siegen von St. Pauli und Augsburg acht Punkte. Ein Sieg ist also notwendig, ansonsten wird der Aufstieg wohl unter den ersten Drei der Tabelle ausgespielt werden. Düsseldorf wird also versuchen, jede Chance zu nutzen.
Im Grunde könnte der FCK auch mit einem Unentschieden im Rheinstadion leben, denn vier Siege daheim und vier Unentschieden auswärts reichen locker für den direkten Aufstieg in die Bundesliga. Doch eines haben wir alle noch im Hinterkopf: Im Hinspiel siegte Düsseldorf, begleitet von vielen lautstarken Fans, mit 2:0 auf dem Betze und brachte dem FCK die bislang einzige Nullrunde in einem Heimspiel bei. Und da Fortuna bis heute ihre weiße Weste spazieren trägt wäre eine kleine Revanche in Form des neunten Auswärtssieges nur konsequent! Vor allem: Siegt der FCK dann in einer Woche auch gegen die Münchner Löwen wäre die Mannschaft von Marco Kurz nicht nur die beste Auswärts-, sondern auch die beste Heimmannschaft der Liga. Das sind zwar nur Spielereien, aber nach den ganzen Jahren, in denen es beim FCK immer „schlechteste Abwehr“ oder „meiste Auswärtsgegentore“ hieß sind es wunderbare Spielereien.
Die beste Heimmannschaft gegen die stärkste Auswärtstruppe, die wenigsten Heimgegentore (5) gegen die wenigsten Auswärtsgegentreffer (12) - das klingt nach „kontrollierter Defensive“. Aber jede Wette, es wird ein knackiges, offensiv geführtes Spiel werden. Lautern kann, Düsseldorf muss. Unsere Chance, durch Konter zu rocken?!
Die Personalsituation
Glücklicherweise fehlt beim Montagsspiel kein FCK´ler gesperrt, auch weil Trainer Kurz den selbsternannten „Kampfhund“ Jiri Bilek, dessen Leistungen immer mehr gewürdigt werden, gegen Cottbus auswechselte, um im Spitzenspiel auf ihn und seine Zweikampfstärke bauen zu können. Einzige mögliche Ausfälle könnten Ivo Ilicevic, den eine Grippe plagt, und Martin Amedick sein, der zumindest Lauftraining absolvieren konnte, aber wohl auflaufen kann. Sollte Ilicevic ausfallen stünde wieder Markus Steinhöfer auf dem Rasen, der gegen Cottbus erstmals überzeugen konnte, ohne vorher eingewechselt zu werden. Ansonsten werden keine Wechsel erwartet.
Im Gegensatz zur Schlappe beim FSV Frankfurt kehren mit Marco Christ und Johannes van den Bergh zwei wichtige Stützen im Düsseldorfer Spiel in die Startaufstellung zurück, nachdem beide ihre Sperre abgesessen haben. Christ wird wie im Hinspiel der zentrale Spieler der Fortuna sein, auf den Georges Mandjeck und Jiri Bilek stets ein Auge gerichtet haben sollten. Denn kommt Christ mit guten Ideen in Fahrt und hat Martin Harnik im Sturm einen guten Tag, dann wird es brandgefährlich. Die Bremer Leihgabe spielt eine herausragende Saison und ist einer der Garanten des Düsseldorfer Erfolgs. Nicht dabei sein wird wohl der zweifache Torschütze des Hinspiels, Ranisav Jovanovic, für den der bislang nicht sonderlich aufgefallene Bulykin auflaufen dürfte. Das bedeutet jedoch nicht, dass weniger Konzentration gefragt ist. Hinten sicher und schnörkellos, in der Mitte hart und sauber, auf den Außen schnell und überraschend und in der Spitze geduldig und eiskalt. Mit diesen Zutaten könnte der FCK die erste Mannschaft werden, die Fortuna zu Hause schlägt. Wer, wenn nicht wir?
Die Statistik
In der zweiten Liga standen sich beide Clubs bislang nur im Hinspiel gegenüber, welches bekanntlich 2:0 für den Gast vom Rhein endete. Im Pokal steht es Zwei zu Eins für die Roten Teufel, in der ersten Liga ist der FCK mit 23 zu 12 Siegen klar in Führung. Der letzte Sieg im Rheinstadion ist allerdings schon lange her, 1987 gewann Lautern dort mit 3:1.
Fan-Infos
Flutlicht, gut gefülltes Stadion, ein ordentlicher Auswärtsanhang. Hab ich was vergessen? Ach ja, blöderweise ist der Anstoß um 20:15 Uhr, was „Montagabend“ bedeutet, das siebte Montagsspiel in dieser Saison. Dennoch wurden bereits 3.600 Karten an Lautrer Schlachtenbummler verkauft und auch in den benachbarten Blöcken ist laut Rückmeldungen aus Düsseldorf viel mehr los als sonst, mit weit über 4.000 FCK Fans kann man also rechnen. Auch eine kleine Aktion zu Spielbeginn ist geplant. Solltet ihr noch kein Ticket haben - lasst euch nicht von den Meldungen, das Spiel sei ausverkauft abschrecken, sondern fahrt nach Düsseldorf. Die Fortuna rechnet mit knapp 40.000 Zuschauern, dementsprechend gibt es noch 10.000 Karten an der Tageskasse.
O-Töne
FCK-Coach Marco Kurz: „Das ist ein weiterer Schritt. Die Mannschaft hat gelernt, mit der Situation umzugehen - und freut sich jetzt auf Düsseldorf.“
Sidney Sam: „Nie mehr Zweite Liga singe ich erst, wenn wir 68 Punkte haben.“
Düsseldorfs Marco Christ: „Gerade wenn es gegen den Tabellenführer geht, gibt einem das noch einen Extra-Kick. Die 57 Punkte sprechen für Lautern, die holt man nicht im Vorbeigehen.“
Fortune Johannes van den Bergh: „Die sind momentan das Maß aller Dinge. Das macht doch Spaß, sich mit denen zu messen.“
Es ist angerichtet, das Spitzenspiel kann beginnen. Es wird Zeit, das Düsseldorf mal eine Heimpleite kassiert und somit die ersten Gegentore im Rheinstadion seit Dezember. Mach et, Erich!
Daten und Fakten
Schiedsrichter: Fritz (Korb)
Voraussichtliche Aufstellungen
Fortuna Düsseldorf: Ratajczak - Weber, Anderson, Langeneke, van den Bergh - Costa, Fink, Christ, Lambertz - Harnik, Bulykin
Ersatz: Schulze-Niehues, Cakir, Hergesell, Sieger, Zoundi, Caillas, Schwertfeger, Oehrl
Es fehlt: Jovanovic
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Amedick, Rodnei, Bugera - Sam, Bilek, Mandjeck, Steinhöfer - Nemec, Jendrisek
Ersatz: Robles, Damjanovic, Hornig, Pavlovic, Fuchs, Ilicevic, Lakic, Paljic
Es fehlen: Kotysch, Abel, Schulz (alle Reha/Aufbautraining), de Wit (Kreuzbandriss)
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Sebastian