22.917 Besucher wollten das Viertelfinale im DFB-Pokal sehen, wo mit dem MSV Duisburg und dem 1. FC Kaiserslautern zwei Traditionsvereine aufeinander trafen - Saisonrekord für die Meidericher, auch dank gut 2.500 FCK-Fans. Dies war die erste gute Nachricht aus Sicht der Gäste, leider blieb es an diesem Abend die einzige. Denn irgendjemand hatte der Truppe von Trainer Marco Kurz einen gebrauchten Tag angedreht. Es funktionierte fast nichts.
Die Stimmung war von Beginn an gut, man spürte die Vorfreude der MSV-Fans auf dieses Spiel. Der FCK-Anhang hielt jedoch zunächst sehr gut dagegen, ganz im Gegensatz zu seiner Mannschaft. So entstand immerhin eine insgesamt gute Pokalstimmung.
Auf dem Spielfeld machten die Duisburger sofort einen wacheren Eindruck als ihre Gäste, begannen laufstark, aggressiv und setzten dem FCK zu. Dieser hatte wieder den zuletzt gesperrten Srdjan Lakic, dessen Verbleib zunächst bis zum Saisonende vor Spielbeginn bekannt gegeben wurde, in der Anfangsformation. Ebenfalls neu in der Startelf war Chadli Amri, auch Adam Nemec durfte wieder ran, dafür mussten Jan Moravek und Thanos Petsos auf der Bank Platz nehmen.
Der FCK lief von Anfang an der Musik hinterher. Zunächst hatte Stefan Maierhofer eine gute Gelegenheit für den MSV, Lakic bald darauf mit so etwas wie einer angedeuteten Chance auf der anderen Seite. Doch der FCK kam nicht ins Spiel, hatte der größeren Leidenschaft der Duisburger und deren Gier nach einem Sieg einfach zu wenig entgegenzusetzen. Auf der Tribüne fragten sich die Leute sehr schnell, warum das wohl so sei? Zunächst ging es noch gut, rettete Tobias Sippel nach 20 Minuten glänzend gegen Maierhofer und Rodnei verhinderte mit letztem Einsatz den Nachschuss von Filip Trojan. Doch der FCK kam einfach nicht richtig nach vorne. Lediglich Christian Tiffert hatte mit einem Fernschuss nach einer halben Stunde einmal David Yelldell im Duisburger Kasten geprüft.
So fiel fast zwangsläufig das 1:0 für den MSV. Eine Ecke von Kern flog Richtung Fünfmeterraum, Sippel faustete den Ball kerzengerade in die Luft, den anschließend wieder Maierhofer per Kopf zum völlig freistehenden Branimir Bajic beförderte, der aus drei Metern Entfernung nur noch einschieben musste (36.). Auch danach kam bis zur Pause wenig vom FCK, die Halbzeitführung der Meidericher war die logische und verdiente Konsequenz. Der MSV-Anhang wieherte zur Pause mit dem unsäglichen Zebrastreifen-Song nur so über seine Gäste. Würden diese denn nun endlich eine Trotzreaktion zeigen?
Kurz brachte nach dem Wechsel Moravek für den bis dahin unsichtbaren Amri, Tiffert rückte auf dessen Position nach außen. Doch es besserte sich nichts. Die FCK-Fans versuchten zwar weiterhin alles, ihre Roten Teufel ließen jedoch keinerlei Ansätze einer Besserung erkennen. So wunderte es niemanden mehr, als es plötzlich 2:0 stand. Ein Freistoß blieb lange in der Luft, ausgerechnet Pokalheld Lakic verlor das Kopfballduell gegen Goran Sukalo und Duisburg hatte die Führung ausgebaut (58.). Wenig später fast sogar das 3:0, doch Julian Koch verzog. Sippel konnte sich nun immerhin gegen Olcay Sahan und Trojan zeigen und weitere Gegentreffer verhindern, die niemanden mehr erstaunt hätten. Denn vom FCK kam weiterhin fast nichts. Unglaublich!
Nemec hatte verwachst und rutschte dauernd aus, Alexander Bugera hatte sein Bayern-Trauma noch nicht überwunden, Lakic blieb wirkungslos. Lediglich Ivo Ilicevic versuchte es noch dreimal, scheiterte aber jeweils. So ließ irgendwann auch der bis dato gute Support der FCK-Freunde nach, es gab einfach nicht die geringste Hoffnung auf Besserung. Die Mannschaft ließ den Anhang und letztlich auch sich selbst im Stich. Eine Viertelstunde vor Schluss kam noch Jimmy Hoffer für Oliver Kirch, doch es änderte sich nichts mehr.
Die Duisburger feierten einen absolut verdienten Sieg und freuten sich über eine sehr gute Atmosphäre in ihrer ansonsten doch oft eher stimmungsarmen Arena. Sie freuten sich auf die letzte Etappe nach Berlin, das Halbfinale im DFB-Pokal. Dieses hat der FCK auf erbärmliche Weise verspielt. Marco Kurz kritisierte seine Truppe nach dem Spiel deutlich, nannte die Leistung „ernüchternd“ und nahm auch sich selbst nicht von der Kritik aus. Dieser Abend erinnerte tatsächlich an dunkle Zeiten, die man längst vergessen glaubte.
Viele Anhänger der Roten Teufel hatten sogar schon vor Spielende das Stadion fluchtartig verlassen, niemand durfte ihnen das verübeln. Was war los, liebe Spieler? Oft genug habt Ihr doch in dieser Saison gezeigt, dass Ihr kicken könnt. Jedenfalls wurde der Traum vom Halbfinale auf absolut deprimierende Art und Weise ausgeträumt. Mehr schmerzen als die nun ausfallenden zusätzlichen Pokalgelder und die Chance auf einen Titel plus Europacup könnte aber ein Absturz in der Liga. Hier muss schleunigst ein Umschwung her, um nicht wieder auf die Abstiegsplätze zu rutschen. Insofern nehmt es als Schuss vor den Bug, Männer! Wenn es auch ein teurer war. Aber reißt Euch gefälligst ab sofort wieder den Allerwertesten auf. Nicht nur, aber ganz bestimmt auch schon am Samstag gegen die Emporkömmlinge aus der Landeshauptstadt!
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister