Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - VfB Stuttgart 3:3

3:3 nach 0:3

3:3 nach 0:3


Was für ein Spiel! Das 3:3 zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem VfB Stuttgart hilft zwar beiden Vereinen im Abstiegskampf nicht wirklich weiter, dennoch wird es noch lange im Gedächtnis bleiben. Mit 0:3 lagen die Roten Teufel schon hinten, kamen aber nochmal zurück und hätten die Partie sogar fast noch gedreht.

46.904 Zuschauer fanden sich bei mildem Novemberwetter im Fritz-Walter-Stadion ein, darunter etwa 6.000 Schlachtenbummler aus Stuttgart. Diese zeigten Doppelhalter sowie Fahnen und hatten auch akustisch einige starke Phasen - doch am beeindruckendsten war eine Szene kurz vor dem Anpfiff: Der großen Choreographie in der Westkurve applaudierte der komplette Gästebereich, das hatte es zuvor in Kaiserslautern noch nicht gegeben. Unter dem Motto „Für immer in Ehren: Fritz Walter und sein Stadion“ zeigten die FCK-Fans eine bewegliche Choreo zum 90. Geburtstag ihres großen Idols und zum 25. Jahrestag der Umbenennung der Sportstätte auf dem Betzenberg. Beeindruckende Szenen, die natürlich auch das restliche Stadion honorierte. Echte Fans wissen eben, was Fritz Walter nicht nur für Kaiserslautern, sondern für den deutschen Fußball als Ganzes bedeutet!

FCK-Trainer Marco Kurz hatte erneut ein paar Änderungen in der Mannschaft und auch im System parat. So rückten Thanos Petsos, Stiven Rivic und Bastian Schulz in die Startformation, in vorderster Front stand mit Srdjan Lakic nur ein echter Stürmer.

Nach wenigen Minuten hatte sich die Lautrer Mannschaft dann auch gefunden und kam zu ersten Chancen, doch das Tor machten die Stuttgarter - Arthur Boka erzielte das von den mitgereisten Fans lautstark umjubelte 0:1 (19.). Überlegen waren aber weiter die Roten Teufel, etwa durch den starken Christian Tiffert, der sich nach gut einer halben Stunde gegen mehrere VfB-Spieler durchsetzte und erst ganz knapp vorm Strafraum durch ein Foul gestoppt werden konnte. Doch was machte Schiedsrichter Babak Rafati? Er ließ weiterspielen! Die Stuttgarter nutzten die kurze Phase der Empörung beim Gegner, spielten ganz schnell nach vorne auf Nationalspieler Cacau und plötzlich stand es 0:2 (32.). Ein brachial lautes Pfeifkonzert war die Folge, nicht nur die Fans in der Westkurve fühlten sich vom Schiedsrichter betrogen. Der FCK war nun wütend und die Partie wurde härter, bis zur Halbzeitpause fiel jedoch kein Tor mehr.

Auf den Rängen war den meisten Fans - den Gästeblock ausgenommen - mittlerweile das Singen vergangen. Für eine beachtliche Geräuschkulisse sollte aber insbesondere in der Schlussphase des Spiels trotzdem gesorgt sein. Darüber hinaus zeigten in der Westkurve die befreundeten Hools aus Kaiserslautern und Stuttgart zwei Transparente, der Fanclub „Berliner Bagaasch“ bedankte sich beim im Stadion anwesenden Ronnie Hellström für einen gemeinsamen FCK-Abend in der Bundeshauptstadt.

In der zweiten Halbzeit ging es dann zunächst weiter wie gehabt. Einige Nickligkeiten, plötzlich lagen in beiden Strafräumen VfBler am Boden, und natürlich fiel auch noch das nächste Tor. FCK-Kapitän Martin Amedick leistete sich ein unnötiges Foulspiel an der Strafraumecke, Rafati entschied zurecht auf Elfmeter und Christian Gentner ließ Tobias Sippel keine Chance (50.). 0:3... das wars! Oder? Trainer Kurz brachte Ilian Micanski und Ivo Ilicevic - eigentlich viel zu spät, aber es waren ja doch noch 40 Minuten zu spielen. Und wenig später markierte tatsächlich Micanski den Anschlusstreffer, als eine Tiffert-Flanke endlich den Weg durch die VfB-Abwehr fand und der Bulgare das Leder in die Maschen hämmern konnte (58.). Immerhin! Dennoch hielt sich der Jubel bei den Fans vorerst in Grenzen.

Doch irgendwie war hier noch was drin! Aufgepusht durch die Fehlentscheidungen des Schiedsrichters und durch das Zeitspiel der Stuttgarter, aber auch durch das konsequente Nichtaufgeben der eigenen Mannschaft fanden die Fans ihre zweite Luft. Gellende Pfiffe begleiteten nun jeden Ballkontakt der Gäste, die eigenen Angriffe wurden nicht durch Gesänge oder Klatschen, sondern einfach nur durch Krach mit nach vorne getragen. Zwar hatten auch die Schwaben weitere Chancen, doch das nächste Tor erzielte tatsächlich der FCK: Ilicevic, der zweite Joker, bekam im Niemandsland die Kugel, zog in die Mitte und ballerte ähnlich wie beim Heimsieg gegen die Bayern das Leder in den Winkel (76.). Der Betzenberg bebte! Und wenige Sekunden später wurde die Richterskala noch weiter ausgereizt! Tiffert, der auch das zweite Tor vorbereitet hatte, trat einen Freistoß in die Mitte und fand Mathias Abel, von dessen Kopf das Leder in hohem Bogen ins Tor segelte (78.). JAAAAAAAAAAAAAAAA!!! Betze, Betze, Betze!!!

Die famosen Roten Teufel hatten aus einem 0:3 ein 3:3 gemacht und nun sogar den Siegtreffer auf dem Fuß. Angetrieben von über 40.000 durchdrehenden Zuschauern, die jeden gewonnenen Zweikampf bejubelten, rollte Angriff auf Angriff in Richtung VfB-Tor. Während Stuttgart nur noch einmal gefährlich vor Sippels Kasten kam, gab die nun aus zehn Spielern bestehende Lautrer Offensivabteilung nochmal alles. Doch auch der Freistoß von Alexander Bugera in letzter Minute brachte inklusive zweier Nachschüsse nicht mehr das siebte Tor des Tages.

Es blieb beim 3:3 und die Zuschauer hatten ein denkwürdiges Fußballspiel gesehen. Und die Spieler eine denkwürdige Fan-Leistung! Mannschaftskapitän Amedick sagte hinter den Kulissen, dass er so eine tolle Stimmung wie in den letzten Minuten dieses Spiels noch nicht erlebt habe. Bemerkenswert auch, dass es trotz hohem Rückstand so gut wie keine Pfiffe gegen die eigene Mannschaft gab. Wir für Euch, Ihr für uns!

Auf Seiten der Roten Teufel ragte Thanos Petos in seinem ersten Saisonspiel heraus, ebenso der dreifache Vorlagengeber Christian Tiffert. Der zuletzt oft kritisierte Oliver Kirch hatte tolle Aktionen und ausgerechnet der gebürtige Lautrer Mathias Abel, der schon mit neun Jahren in der FCK-Jugend spielte und bereits drei Kreuzbandrisse wegstecken musste, sicherte den letztendlich verdienten Punktgewinn. Auch wenn dieses Unentschieden für beide Teams eigentlich nicht ausreichend ist, so war es für den FCK doch zumindest ein wichtiger Sieg der Moral!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

Kommentare 450 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken