Über 7.000 Fans begleiteten den 1. FC Kaiserslautern zum beinahe bedeutungslosen Auswärtsspiel bei der TuS Koblenz. Während es für den FCK nur noch um die Frage „Platz 1 oder Platz 2“ ging, wollten die Gastgeber sich wenigstens mit Anstand in die dritte Liga verabschieden. Nach vier Jahren gemeinsamer Zweitligazeit, in der dieses anfangs noch demütigende Duell gegen die Fußballprovinz vom Deutschen Eck langsam zur Gewohnheit wurde, trennen sich die Wege nun wieder.
Knapp 500 FCK-Anhänger hatten sich etwas besonderes ausgedacht und reisten von Bingen aus mit dem Schiff nach Koblenz. Highlight der dreistündigen Tour über den Rhein war der Heiratsantrag eines Fans, der von seiner Freundin unter großen Jubel der Besatzung bejaht wurde. Untermalt von Fahnen und Bengalos ging die „MS Unzerstörbar“ dann schließlich in Stadionnähe vor Anker.
Im mit 15.000 Zuschauern wohl zum letzten Mal für längere Zeit ausverkauften Oberwerth-Stadion kamen viele Fans dem Aufruf zur Mottofahrt „Alle in Rot“ nach - ein großer Teil davon mit den neuen T-Shirts „Stadionname erhalten, Traditionen bewahren“. Aufgrund des Verbots fast aller Fanutensilien gab es im offiziellen Gästeblock ansonsten kaum etwas zu sehen, auch die Heimseite verzichtete auf größere Aktionen. Stimmungstechnisch hingegen bemühten sich beide Fangruppen nochmals, wobei auch hier der Lautrer Anhang klar die Oberhand hatte.
FCK-Trainer Marco Kurz wechselte fast die Hälfte seiner in dieser Saison so erfolgreichen Stammformation aus und gab einigen Spielern aus der zweiten Reihe ihre verdiente Chance. Neben den gesperrten Sidney Sam und Alexander Bugera fehlten auch Tobias Sippel, Jiri Bilek, Erik Jendrisek und Adam Nemec. Im Tor wurde Luis Robles mit seinem ersten Einsatz für die gute Trainingsarbeit über eine komplette Saison belohnt.
Obwohl eine durchaus ernste Zweitligapartie geführt wurde, hatte das gesamte Drumherum doch irgendwie eher Testspielcharakter. Nach einer offenen Anfangsphase gab es den ersten Höhepunkt in der 14. Minute, als Koblenz' Everson Markus Steinhöfer im Strafraum foulte. Der in dieser Saison nicht über die Rolle des Jokers hinaus gekommene Srdjan Lakic schnappte sich das Leder und verwandelte den fälligen Elfmeter per Flachschuss ins rechte Eck (15.). Der FCK kontrollierte das Spiel nun, doch das nächste Tor erzielten die „Schängel“: Einen Eckball von Andreas Glockner verwertete Everson per Kopf, der sich gegen die Lautrer Rodnei und Georges Mandjeck durchsetzen konnte (33.). In den letzten Sekunden der ersten Halbzeit folgte dann sogar noch die Führung für Koblenz. Dem Zweikampf von Rodnei mit Anel Dzaka, dem Leihspieler aus Kaiserslautern, ließ Schiedsrichter Peter Gagelmann einen umstrittenen Elfmeterpfiff folgen. Martin Mavric nutzte diese Chance und verwandelte sehr arrogant - per Lupfer in die Tormitte (45.). Darauf fanden die FCK-Fans nur eine Antwort: „Wir steigen auf und ihr steigt ab!“
Überhaupt waren die Randgeschichten fast interessanter als das Spiel. Minutenlang bejubelte der Gästeblock beispielsweise das Durchhaltevermögen eines älteren Zuschauers, der sich bis zuletzt den Aufforderungen der Polizei widersetzte, das Dach eines Sanitätscontainers oberhalb der Stehplätze zu verlassen. Später probierten sich einige FCK-Fans gar im Crowdsurfen, auch das kollektive Schuhe ausziehen durfte nicht fehlen.
In der zweiten Halbzeit war es schließlich der emsige Dragan Paljic, der den Ausgleich vorbereitete. Nachdem sich der Deutsch-Serbe an der Seitenlinie durchsetzen konnte, gelangte der Ball zu Florian Dick, dessen weite Flanke Lakic zum 2:2 verwerten konnte (57.). Nun hatte der FCK das Spiel wieder im Griff, Bastian Schulz und der eingewechselte Jendrisek hatten mit Fernschüssen noch die besten Chancen, doch letztendlich blieb es beim Unentschieden - auch weil Schiedsrichter Gagelmann ein Foul an Jendrisek übersah und nicht den dritten Elfmeter des Tages pfiff.
Koblenz kam 2006 gemeinsam mit dem FCK in die zweite Liga und verlässt sie nun auch gemeinsam mit den Roten Teufeln wieder. Immerhin blieb die Turn- und Spielvereinigung in vier Heimspielen gegen die Pfälzer unbesiegt, dennoch wird nächste Saison wieder der altbekannte mehrfache Klassenunterschied herrschen.
Am kommenden Sonntag geht nun eine denkwürdige Saison mit dem Heimspiel gegen den FC Augsburg, der anschließend noch in der Relegation ran muss, zuende. Vor 50.000 Zuschauern wollen die Roten Teufel sich die verdiente Zweitligameisterschaft sichern. Im Fernduell mit dem ebenfalls vorzeitig aufgestiegenen FC St. Pauli (zuhause gegen den Tabellen-7. SC Paderborn) liegen dabei alle Trümpfe beim FCK, der aber zurzeit fast unbemerkt in einer der größten Krisen dieser Saison steckt - nur ein Sieg aus den letzten fünf Spielen, zuletzt gar drei Gegentore unmittelbar vor der Halbzeitpause. Die Luft ist eben doch irgendwie ein ganz kleines bisschen raus. Und trotzdem wird nächste Woche noch mal ordentlich gefeiert!
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas