Spielbericht: Arminia Bielefeld - 1. FC Kaiserslautern 1:2

„...es ist Zeit zu gehen!“

„...es ist Zeit zu gehen!“


Rund 2.000 FCK-Fans machten sich auf den Weg in Richtung Bielefelder Alm zum - so hofften sie zumindest - letzten Montagabendspiel für sehr lange Zeit. Der 1. FC Kaiserslautern, seines Zeichens souveräner Tabellenführer der zweiten Liga, gastierte bei Arminia Bielefeld, dem ehemaligen Topfavoriten auf den Aufstieg. Mit einem Auswärtssieg konnten die Roten Teufel den Weg zum vorzeitigen Aufstieg ebnen.

Insgesamt waren nur rund 12.700 Besucher anwesend, die Saison der Arminia ist nach zwischenzeitlicher Krise und Punktabzug längst gelaufen. Gerüchte, dass es für die Ostwestfalen finanziell äußerst eng werden, auch in Hinblick auf die Lizenz für die kommende Zweitligasaison, wurden rund um das Spiel bestätigt.

Der FCK-Anhang zeigte sich nach der von der „Generation Luzifer“ initiierten Choreographie mit rot-silbernen Folien und dem zugehörigen Transparent „Endspurt“ sofort in Bestform und legte einen fulminanten Dauersupport hin. Auf Bielefelder Seite gab es eine Schalparade sowie einige Fahnen und Doppelhalter zu sehen.

Lauterns Trainer Marco Kurz schickte die erwartete Formation aufs Feld, brachte Georges Mandjeck nach abgesessener Gelbsperre wieder für Bastian Schulz und stellte auch erneut Markus Steinhöfer für Ivo Illicevic auf. Der FCK war sofort dominant in der Partie, hatte klare Feldvorteile, ohne diese jedoch in wirkliche Torchancen münden zu lassen. Die beste Gelegenheit war noch eine eher verunglückte Flanke von Sidney Sam, die Arminen-Keeper Dennis Eilhoff jedoch zur Ecke klären konnte. Kurz darauf erhielt Alexander Bugera bei einem Bielefelder Konter die gelbe Karte, da er elegant mit der Hand geklärt hatte - gellende Pfiffe bei jedem Eckball des Lautrer Standardspezialisten waren die Folge. Die nächste FCK-Torchance hatte wiederum Sam, dessen 20-Meter-Schuss erneut Eilhoff entschärfen konnte.

So dümpelte die Begegnung langsam Richtung Halbzeit, der FCK hatte nach 15 bis 20 Minuten seine Dominanz etwas eingebüßt und damit die Gastgeber besser ins Spiel gebracht. Zwei Minuten vor dem Pausentee zeigte der ansonsten schwache Schiedsrichter Michael Weiner zu Recht auf den Punkt. Man dachte noch im Gästeblock, dass der Bielefelder Pavel Fort im Abseits gestanden hätte, bevor Martin Amedick ihn anging, was aber anscheinend nicht der Fall war. Strafstoß für Bielefeld. Christopher Katongo musste zweimal anlaufen und versenkte beide Male die Kugel im Gehäuse von Tobias Sippel. Beim ersten Versuch ließ Weiner noch wiederholen, da ein Bielefelder zu früh in den Strafraum gelaufen war. 1:0 - die ziemlich unverdiente Pausenführung für den DSC.

In der Pause liefen sich gleich mehrere FCK-Spieler warm, so dass man mit einem frühen Wechsel rechnen durfte. Doch zunächst spielte die Startformation weiter und markierte in der 48. Minute den Ausgleich: Mit seiner besten Aktion verlagerte Markus Steinhöfer schön das Spielgeschehen auf die rechte Seite in den Lauf von Florian Dick, dessen herrliche Flanke Sam aus wenigen Metern zum Ausgleich eindrücken konnte. Riesenjubel beim FCK-Anhang, der sich nun wieder - und das bis zum Spielende - sehr deutlich artikulieren konnte. Von den Bielefelder Fans drang trotz aller Bemühungen während der gesamten Spielzeit nicht sehr viel bis hinüber zum Gästeblock. Immerhin einmal gelang ihnen ein deutlich hörbarer Wechselgesang über zwei Tribünen.

Trotz des Ausgleichs gab es nun zwei schnelle Wechsel auf Lautrer Seite: Srdjan Lakic ersetzte Adam Nemec und bald darauf Illicevic Steinhöfer. Die Partie wogte in der zweiten Halbzeit hin und her, mit zunehmender Spielzeit war der FCK aber der Führung näher als die Arminia. So konnte beispielsweise Lakic einen harten Kopfball nicht mehr genau platzieren, der dann in den Armen von Keeper Eilhoff landete. Acht Minuten vor Schluss zog Sam mit seinem schwächeren Fuß die Kugel nur wenige Zentimeter über die Latte. Man hatte das Gefühl, dass die Roten Teufel den Sieg wollten, ohne dass die Gastgeber die Partie her geschenkt hätten. Und in der 86. Minute war es dann tatsächlich soweit: Eine weite Freistoßflanke von Bugera nickte Lakic gegen den Lauf von Eilhoff zur 2:1-Führung der Gäste ein. Nun explodierte der Gästeblock regelrecht. Ein Jubelsturm, der bis nach Hannover zu hören gewesen sein dürfte! Wildfremde Menschen lagen sich in den Armen, selbst hartgesottene FCK-Anhänger hatten Tränen in den Augen. Denn jeder wusste: Das war wohl der Aufstieg!

Problemlos brachte die Roten Teufel die Partie über die Runden, dann nahmen die Jubelarien der mitgereisten Fans lange nicht mehr erlebte Formen an: Tanzende, singende, sich umarmende rot-weiße Menschen, die sich sicher waren, dass der FCK nun wieder hoch kommen wird. Dorthin, wohin er sowieso gehört: In die Bundesliga! Die Spieler machten von der Mittellinie kommend den „Diver“ vor der Kurve, quasi als Verneigung für die tolle Unterstützung über eine komplette Saison hinweg, anschließend die Welle und letztendlich ging es dann noch direkt in die Kurve zum Abklatschen mit den Fans. Das gesamte Trainerteam schloss sich an. Gerry Ehrmann - noch frenetischer gefeiert als sonst - brüllte mehrfach das bisher so oft gemiedene Wort „Aufstieg“ in die Menge. Und als alle weg waren, wurde Trainer Kurz zur zweiten Ehrenrunde in die Kurve „gebeten“. Besser gesagt: Die Fans verlangten ihn so laut, dass er gar nicht mehr anders konnte, als noch mal zum Gästeblock zu kommen. Er bedankte sich ausgiebig für die Unterstützung und brachte seine Wertschätzung für die Anhänger erneut mehr als deutlich zum Ausdruck. Marco Kurz - zweifellos einer der ganz großen Gewinner dieser Saison!

Noch lange nach dem Schlusspfiff und als das restliche Stadion längst leer war, feierten Hunderte von verbliebenen FCK-Fans das Ereignis. Unzählige Schuhe (!) wurden als Klatschhilfe benutzt, lautstarke Freudengesänge in den Bielefelder Nachthimmel geschmettert und die Ordner im Gästeblock zu Überstunden verdonnert. Jeder wusste, dass der Aufstieg nun kommen wird, obwohl er rechnerisch noch nicht eingetütet ist. Einige sangen im Überschwang schon wieder vom Europapokal, andere riefen minutenlang: „Zweite Liga war schön, es ist Zeit zu gehen!“ Fast alle künftigen Bundesligagegner wurden verbal von den Schlachtenbummlern aus Kaiserslautern besungen. Wie man sich denken kann, mal mehr, mal weniger freundlich. Einige FCK-Fans liefen sogar noch eine Ehrenrunde um das Stadion herum. Man muss die Feste halt feiern, wie sie fallen.

Gelitten hat jeder Anhänger des 1. FC Kaiserslautern in den vergangenen zehn Jahren ja wahrlich genug. Damit muss nun Schluss sein. Am besten schon am Freitag, denn mit einem Sieg gegen Hansa Rostock könnten auch alle nur noch theoretischen Zweifel ausgeräumt werden und das erste Feierwochenende dieser so fabelhaften Saison eingeläutet werden. Verdient hätte es jeder, der mit dem diesem Verein zu tun hat. Packen wir es also alle gemeinsam an. Ein kleiner Schritt noch, und dann ist der FCK wieder da. ENDLICH!!!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister

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