Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Union Berlin 1:1

Ohne Fleiß kein Preis

Ohne Fleiß kein Preis


Das alte, zugegebenermaßen abgedroschene Sprichwort „Ohne Fleiß kein Preis“ muss nach dem 30. Spieltag für den 1. FC Kaiserslautern ausgepackt werden. Nur ein mageres 1:1 gegen Union Berlin zeigte die Anzeigetafel vor 41.144 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion. Es war eine über weite Strecken schwache Partie und ein gerechtes Unentschieden mit einer spielerisch schlechten Lautrer Mannschaft, die doch hoffentlich nicht im Endspurt noch vor sich selbst Angst bekommt?! Doch auch Teile der Fans müssen sich Fragen gefallen lassen.

Die Gäste aus der Bundeshauptstadt waren mit knapp 2.000 Schlachtenbummlern angereist. Sehr lautes und kreatives Liedgut war des Öfteren bis in die Westkurve zu hören, ordentlicher Fahneneinsatz und viel Bewegung zu sehen. Guter Auftritt des Gästeanhangs! Viele Unioner waren im extra gebuchten „einzig wahren Partyzug“ angereist - inklusive zwei Tresenwagen und Discobereich, organisiert vom Fanklub „Eiserner V.I.R.U.S.“. Stolze 70 Euro mussten die Fans zahlen, um die lange Fahrt von Berlin in die Pfälzer Metropole und zurück anzutreten. Dafür bekamen sie etwas Besonderes geboten: Auf der Heimfahrt sollte sich die komplette Berliner Mannschaft zu den Zuginsassen gesellen, eine wirklich beachtliche Aktion! Doch nicht nur hier zeigt sich ein durch und durch leidenschaftlicher Fußballverein: Soziales Engagement in Form von Grillfesten für Obdachlose, Freikarten für die Armen der Stadt, die Renovierung der Alten Försterei in Eigenleistung, die unproblematische Kooperation im Vorfeld des Hinspiels inklusive Choreographie der „Berliner Bagaasch“ - um nur einige Beispiele zu nennen. Große Vereine brauchen keine großen Sponsoren! Sie brauchen identitätsstiftende Aktionen, um die Liebe der Anhänger zu spüren.

Eine Liebeserklärung gab es auch in der Westkurve, der Lautrer Anhang zeigte eine in dieser Form noch nicht da gewesene Choreographie. Unter dem Motto „Unsere Farben sollen fliegen, für den Club, den wir so lieben“ wurden vom Fanclub „Frenetic Youth“ in mehrwöchiger Arbeit rot-weiße Wurfrollen hergestellt - insgesamt 14.000 Rollen aus 28 Kilometern Absperrband, eigenhändig aufgerollt. Diese wurden zum Einlaufen der Mannschaften geworfen, was organisatorisch perfekt klappte, jedoch leider nicht komplett das gewünschte Bild brachte. Dennoch eine gute Aktion, weiter so!

Die Roten Teufel wieder mit Florian Dick auf Rechtsaußen, Markus Steinhöfer nahm seine angestammte Position davor ein und doch ein wenig überraschend stand Bastian Schulz nach seinem Kreuzbandanriss wieder im Startaufgebot für das defensive Mittelfeld - als Vertreter für den gelbgesperrten George Mandjeck. Union Berlin startete sehr defensiv, eigentlich nur mit zwei offensiven Kräften auf dem Platz, die Stürmer Karim Benyamina und Kenan Sahin. So wurde die erste Halbzeit zum Geduldspiel, Lautern zwar optisch überlegen, doch vor das gegnerische Tor kam kaum ein brauchbarer Ball. Die spielerische Einfallslosigkeit lag vor allem an den meist doppelt zugestellten Außenspielern Sidney Sam und Steinhöfer, aber auch die Stürmer Adam Nemec und Erik Jendrisek verloren zu viele Bälle schon im Aufbau. Jendrisek hatte dennoch die einzige Chance der ersten Hälfte, scheiterte jedoch in aussichtsreicher Position nach Zufallspass von Nemec, der den Ball durch einen Pressschlag in die Spitze beförderte. Zu wenig. Auch den Fans war heute kein Fleiß zu bescheinigen: Eher schlechte Stimmung in der Westkurve, obwohl die Mannschaft die Unterstützung gegen eine defensive Berliner Mannschaft gebraucht hätte. Wer feiern will, muss auch etwas dafür tun!
Die zweite Hälfte sollte Besserung bringen - doch zunächst gab es weiter sehr viel Krampf und Kampf, kaum gelungene Spielzüge. Union Berlin war weiterhin auf Tore verhindern eingestellt, FCK-Trainer Marco Kurz reagierte nach 65 Minuten mit frischen Kräften für die Offensive. Ivo Illicevic und Srdjan Lakic kamen für Steinhöfer und Nemec, die heute beide weit von ihrer Bestform entfernt waren. Der FCK erarbeitete sich viele Eckbälle und Freistöße, was in der 72. Minute belohnt werden sollte: Kurz zuvor hatte Martin Amedick den Kasten noch knapp verfehlt, da machte es Rodnei besser und nickte einen Eckball von Alexander Bugera zur lautstark umjubelten Führung ein. Drei Punkte zum Greifen nah, der Bann war endlich gebrochen!

Union-Trainer Uwe Neuhaus reagierte nun seinerseits, brachte Chinedu Ede ins Spiel - und diese Maßnahme sollte sich auszahlen. Die „Eisernen“ wurden mutiger und kamen gefährlicher vors Tor von Tobias Sippel. Unglücklich dann der Ausgleich: Nach Torsten Mattuschkas Freistoß wurde der Ball zu kurz abgewehrt, Ede hämmerte den Ball an den rechten Pfosten, von dort auf Lakics Fuß und ins Tor... Bitter für den Lautrer Co-Kapitän, unglücklicher kann ein Eigentor kaum zustande kommen (78.). Großes Glück dann noch mal kurz vor Schluss: Ein tolles Solo von John Mosquera, Sippel riskiert erfolgreich Kopf und Kragen und Kapitän Amedick rettet bei Sahins Nachschuss auf der Linie. Durchatmen! Wenige Minuten später pfiff Schiedsrichter Schmidt dann ab. Aus, nur ein 1:1. Dennoch, mit dem Punkt muss der FCK zufrieden sein. Den Roten Teufel war in Sachen Engagement kein Vorwurf zu machen, aber der unbedingte Siegeswille fehlte dann doch irgendwie.

Zum Feiern zumute war so nur den Fans von Aufsteiger Union, die den Klassenerhalt längst eingetütet haben und noch lange nach Spielende gemeinsam mit ihrer Mannschaft den Punktgewinn bejubelten. Ob die kurz vor Schluss präsentierten Taschentücher inklusive der Parole „Auf Wiedersehen“ eher als Häme oder als Anerkennung zu werten waren, blieb jedoch zunächst ungewiss.

Während es für Union nur noch um die goldene Ananas geht, muss nun beim FCK in den letzten vier Spielen noch mal alles gegeben werden! Fans und Mannschaft müssen sich bewusst machen, welch historische Chance vor ihnen liegt - vier Jahre zweite Liga sind genug, der lange ersehnte Aufstieg ist weiterhin zum Greifen nah. Auf geht's!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: connavar

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