Auf Wolke 19 schauten Petrus und Fritz das Spiel. Als hätte der liebe Petrus es dem 1. FC Kaiserslautern nochmals zeigen wollen, dass er auch zum Stolperstein werden kann. Schnee in Augsburg, Schnee in Fürth, Schnee in Aachen, Orkan in Karlsruhe... Die Gesamtbilanz dieser Spiele war bekanntlich eher durchwachsen.
Dem Aufruf des Lautrer Vorstandsvorsitzenden Stefan Kuntz zum Trotze pilgerten somit im verschneiten Pfälzer Wunderland nur spärliche 28.224 Zuschauer ins Fritz-Walter-Stadion, darunter ca. 150 Anhänger des FSV Frankfurt. Wieder so ein Tag, an dem man sich vorher fragte, was solche Vereine eigentlich in einer Profiliga wollen, hinterher aber geknickt feststellte, dass sie eben auch Fußball spielen können und es nicht auf die Anzahl der Fans ankommt, wer aufsteigt. Die Hälfte der FSV'ler kam mit dem Zug und stieg in Bad Münster um, was zu einer Wagonräumung führte... unglaublich, das hatten in den letzten Jahren nicht mal die Mainzer und die Westvereine geschafft. Auch die Westkurve war wegen des Wetters und vielleicht nach dem Rausch der zwei Derbyerfolge vom letzten Sonntag nicht ganz ausverkauft, aber wie immer doch gut gefüllt.
Dennoch war die Stimmung „alltäglich“ gut, wenngleich nicht besonders. Im Block 8.2 ließ die „Generation Luzifer“ in Anspielung auf die heimische Choreographie im Wildparkstadion die lapidare Antwort folgen, dass eine „Welt ohne Karlsruhe“ für uns Lautrer auch nur sechs Punkte weniger auf der Habenseite bedeutet. Zudem gratulierte die Kurve unserem Ottmar Walter, dem Helden von Bern, per Blockfahne und Spruchband zum 86. Wiegenfeste. Alles Gute, Ottes!
Eindeutige Bekundungen gab es auch zur möglichen Änderung des Stadionnamens, wie schon beim letzten Heimspiel waren zahlreiche Transparente zu sehen. Liebe Verantwortliche, stellt euch mal vor, in Brasilien gäbe es ein „Pele-Stadion“, und die wollten es umbenennen, weil sie gerade etwas mau sind! Ich glaube mehr muss man dazu nicht sagen, oder? „FÜR IMMER FRITZ-WALTER-STADION!“
Frankfurt liegt uns nicht, das war auch Kurz klar, nachdem man eine fast schon beängstigende Bilanz gegen die „Kleinen vom Main“ aufweist. In sechs Spielen seit 1982 gewann der FCK nur einmal gegen Bornheim! Der einzige Sieg war ein knappes 2:1 in der vergangenen Saison. Im Rückspiel dann das vorzeitige Ende der Aufstiegsträume und der Anfang vom Abgang des Trainers Milan Sasic durch das 0:1 im einträchtlichen Waldstadion. Sasics Nachfolger Marco Kurz brachte für den gesperrten Erik Jendrisek natürlich Srdjan Lakic von Beginn an, und ersetzte Markus Steinhöfer wieder durch Ivo Ilicevic. Bei den Hessen kannte der geneigte FCK-Fan eigentlich nur Jurgen Gjasula, den ehemaligen Roten Teufel.
Die Taktik wie stets, hinten dicht und vorne schnell, doch das funktionierte von Anfang an nicht gleich so. Zwar sprang ein Standard raus, den Martin Amedick nicht verwerten konnte, aber das war alles (9.). Frankfurt stand nicht etwa nur tief, sondern massiert an der Mittelinie, verhinderte so den Spielaufbau des sichtlich bemühten Jiri Bilek, der in Zweikämpfen glänzte, aber spielerisch kein Mittel fand. Die Frankfurter setzten blitzsaubere Konter nach Ballverlusten und verstanden es zudem, Lauterns Außen zu doppeln und so in die Zentrale zu zwingen, der Weg über die Linie war zu. Hervorragendes Pressing! Ein Eindruck, den man zuletzt beim verlorenen Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf hatte, aber das war doch nicht ... das war doch ... Frankfurt???
Zwölfte Minute, noch diskutierte man auf den Tribünen über das Wetter und die Derbysiege, ein schöner Pass, ausgerechnet von Gjasula. Kujabi, Torschütze beim letzten Spiel, scheitert noch an Sippel. Doch der Ball prallt zu Gallego, der bedient mustergültig Ledgerwood, und der nickt trocken ein. What the Hell...? Einzelne Schuldzuweisungen überflüssig, da waren einfach alle Abwehrspieler völlig indisponiert. Das erste Gegentor auf dem Betze seit 479 Minuten. Frevel!
Was jetzt kommen würde, war klar und entsprechend still wurde es auch auf den Rängen... Der FCK stürmte und Frankfurt steht mit elf Mann am eigenen Strafraum. So war es dann auch. Dennoch muss man den Blau-Schwarzen zu Gute halten, dass sie anders als sonstige Abstiegskandidaten auch spielerisch die Entlastung suchten und nicht nur Sasic-Gedächtnis-Pässe Richtung Saarland jagten.
So konnte der FCK ab und zu noch Chancen herausspielen. In der 25. Minute schließlich fasste sich der frustrierte Bilek, der zuvor kaum einen Ball gewinnbringend adressieren konnte, ein Herz und startete einfach mal selbst. Das gelang ihm bis in den Strafraum, in dem ihn Gledson zweimal attackierte, beim ersten Mal außerhalb, beim zweiten Mal nutzte Bilek die Chance und fiel um. Schiedsrichter Aytekin hatte die Pfeife schon beim ersten Rempler im Mund und pfiff sogleich. Berechtigter Elfmeter, auch wenn der Ball quasi schon außer Reichweite war! „Sid the Kid“ Sam nahm den Ball und die Verantwortung und netzte den Strafstoß in die rechte Tormannecke. Haarscharf, aber drin! Puh... Ausgleich (26.), und Fritz und Petrus schickten kurz die Sonne raus. „Jetzt geht's loohoos!“
Denkste! Frankfurt weiter konzentriert. Das Spiel dümpelte in die zweite Hälfte hinein. Nur Georges Mandjeck, der ansonsten kaum Akzente setzen konnte und Bilek oft sträflich allein ließ, flankte fast direkt ins Tor (42.) - ohne Absicht freilich. Überhaupt, die Flanken... grausam! Rechts ackerte Florian Dick emsig wie immer und brachte auch fast jeden eroberten Ball irgendwie rein. Aber wohin nur, Florian? Über rechts ging ab Mitte der zweiten Hälfte gar nichts mehr. Ein früherer Wechsel von Dragan Paljic wäre hier wohl nötig gewesen, aber diesmal hatte Kurz kein so glückliches Händchen wie in den letzten Spielen. Links hingegen kam Fahrt rein, sowohl der erneut laufstarke Sam, als auch der in der ersten Hälfte völlig ideenlos spielende Ilicevic gaben etwas mehr Offensivgas. Ilicevic hätte allerdings aufgrund der ersten Hälfte schon längst draußen sitzen können. Ein Doppelwechsel in der Halbzeit mit Steinhöfer und Paljic hätte ein wichtiges Zeichen gesetzt. Diese Positionen wurden richtig erkannt, aber viel zu spät, um zu reagieren.
Ilicevic „toppte“ seine Leistung durch eine vergebene in der 71. Minute, als er nach einem unglaublichen Fehler von Frankfurts Voigt alleine vor Schlussmann Klandt auftauchte und die freie Auswahl hatte, den Ball mit dem Außenrist aber neben das Tor setzte. Argh!
Der Auftakt zu einer nervenaufreibenden Schlussphase, denn der FCK legte jetzt noch mal Kohlen nach, was auch aber auch den Bornheimern kurzfristig freie Räume und Chancen brachte. Sam hackte drauf, doch der gute Klandt stand sicher. Adam Nemec, der kämpferisch total enttäuschte und bei Weitem nicht die Wege ging, die man von Jendrisek gewohnt ist, hatte seine einzige auffällige Aktion in der 80. Minute, zielte aber freistehend knapp drüber. Dazwischen allerdings hatte Ex-Teufel Gjasula zwei Tor-Optionen, davon eine hochkarätige, die Sippel vereitelte. Hier war das 1:2 eigentlich näher als die Führung - das wäre dann nicht gerecht gewesen, aber „verdient“. Sippel machte so seine Unsicherheiten aus Hälfte eins wett, als zwei Bälle nach vorne klatschten ließ, die er eigentlich sicher fangen musste! Auch er blieb insgesamt also unter Normalniveau.
Und als hätte eben Petrus kopfschüttelnd auf Wolke 19 neben Fritz Walter gesessen, und ihm gesagt: „Fritz, deine haben's heute nicht verdient!“ So ließ er Sams Freistoß in der Nachspielzeit eben an die Latte fliegen! Vermaledeit hoch zwei!
Ein Heimspiel gegen einen Abstiegskandidaten muss einfach mehr als nur fünf gute heraus gespielte, nicht durch Abwehrfehler induzierte Chancen, bringen. Bei 68 Prozent Ballbesitz und über 450 gespielten Pässen (!) müssen mehr zwingende Strafraumsituationen entstehen. Und von 23 Flanken müssen definitiv mehr als sechs ankommen! Nein diesen Punkt hat sich Frankfurt nicht ermauert, den hat der FCK den klammen Hessen auf dem Tablett serviert!
Dennoch hat der Fritz dem Petrus auf Wolke 19 hinterher auf die Schulter geklopft und ihm in seiner ruhigen Art gesagt. „S'nägschdi Mol lossen mer's widder rääne!“
Dann klappt das auch mit dem Umzug auf Wolke 15.... mindestens, ...denn ab Wolke 9 sind die Grundstücke viel schöner! Und ab Wolke 5 erst... Fritz, schalt den Schnee aus!
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Rossobianco