Man hätte es sich auch denken können: Nachdem bislang alle Gastspiele des 1. FC Kaiserslautern in der zweiten Liga beim MSV Duisburg mit einer Punkteteilung endeten und auch die beiden letzten Vergleiche in der Bundesliga keinen Sieger fanden war es eigentlich nur logisch, dass es auch dieses Mal ein Remis geben würde. Und so endete das Rosenmontagsspiel an der Wedau, wo Lauterns Ex-Trainer Milan Sasic das Zepter führt, folgerichtig 1:1.
Lange Bälle nach vorne, keine wirklich guten Spielzüge über mehrere Stationen, zwei Mann beim Eckball, beim Anstoß den Ball erstmal nach vorne pöhlen. Irgendwie war es wie eine Reise in die Vergangenheit, wenn man sich das Spiel der Duisburger am gestrigen Montag ansah. Sasic, seit einigen Monaten Chefdompteur der Zebras, hat also seine Linie beibehalten und setzt sein gewohntes System inklusive aller Eigenheiten auch dort um. Alle Verdienste des Kroaten beim FCK in Ehren, aber spielerisch liegen zwischen dem „System Sasic“ und dem „System Kurz“ Welten.
Auch war es für einige Spieler der Roten Teufel eine Reise ein die Vergangenheit, spielten viele noch unter Sasic in Kaiserslautern und wollten ihrem ehemaligen Trainer beweisen, dass sie noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen hatten - beispielsweise Jiri Bilek, der wie gewohnt neben Georges Mandjeck im zentralen Mittelfeld aufgeboten wurde. Auch sonst gab es keine Experimente in der Lautrer Aufstellung, der vermutete Wechsel im Sturm von Srdjan Lakic zu Erik Jendrisek wurde vollzogen und die Außenverteidiger Florian Dick und Alexander Bugera konnten auch grünes Licht für einen Einsatz geben, womit die Abwehrreihe weiterhin keine Minute Ligafußball versäumte.
Und mit dieser Aufstellung bekam der FCK die Partie von Anfang an gut in den Griff. Geduldig wurde der Ball in den eigenen Reihen gehalten, es sah fast aus wie in einem Heimspiel. Der MSV schien sich von Beginn an auf ein Unentschieden festgelegt zu haben, anders lässt sich diese defensive Aufstellung nicht erklären, in der gesamten ersten Halbzeit kamen die Duisburger nur einmal wirklich gefährlich vor die Kiste von Tobias Sippel, der die verdeckte Schussflanke von Nicky Adler in der 13. Minute parieren konnte. Zuvor hatte bereits Jendrisek die große Chance zum 1:0, eine wunderbare Hereingabe von Bugera brachte er auf den Kasten, doch Starke im MSV-Gehäuse konnte den Ball entschärfen. Eine weitere Chance vergab später Martin Amedick, der wiederum eine Flanke des Ex-Duisburgers Bugera knapp drüber köpfte.
Das die ersten 45 Minuten so arm an Höhepunkten waren, lag sicherlich auch an der Taktik der Trainer. Der Lautrer Kurz wusste, dass der Duisburger Sasic mit seiner „Hoch und Weit“-Spielweise aus einer defensiven Grundausrichtung heraus dem FCK das Spielfeld überlassen wollte, da den Roten Teufeln das schnelle Spiel nach vorne mehr liegt als ein Gegner, der nicht wirklich aktiv am Spiel teilnehmen möchte und den Roten Teufeln den kreativen Part überträgt. So überließ man dem FCK die Kontrolle und tat auf schwerem Geläuf kaum Anstalten, mit Spielzügen in den Lautrer Strafraum zu gelangen. Interessant war zu beobachten, dass sich die junge FCK-Truppe davon nicht provozieren ließ, sondern geduldig auf die Chance lauerte, die sich im Laufe einer Partie ergeben wird. Das war clever, abgeklärt, souverän, auch wenn es dem objektiven Zuschauer vor dem TV-Gerät nicht wirklich Spaß gemacht haben dürfte. Was auch den subjektiven, dem FCK zugeneigten Zuschauern nicht wirklich gefiel, waren die leichten Ballverluste. Es fiel auf, dass die Laufwege nicht wirklich saßen, abgelegte Bälle nicht in den Fuß gespielt wurden und die Stürmer so trotz gewohnter Lauffreude in der Luft hingen.
So ging es folgerichtig mit 0:0 im Eisschrank Wedaustadion, in das sich gerade einmal knapp 14.008 Zuschauer verirrten, in die Pause. Bis dahin führte zwar keine Mannschaft, doch auf den Rängen zeigten sich die 1.800 Auswärtssupporter der Roten Teufel von ihrer guten Seite und feuerten ihre Mannschaft durchgehend an. Eine gute Therapie gegen einfrierende Füße. Den MSV-Anhang vernahm man bis dato nur optisch, akustisch wehte eher ein laues Lüftchen.
Das alles änderte sich auch nicht zu Beginn der zweiten Halbzeit. Die Fans der Duisburger konnte man zwar ab und an vernehmen, aber große Erwartungen hatte man hier sowieso nicht. Es sprang allerdings auch kein Funken von der Mannschaft auf die Tribüne, denn der MSV agierte weiterhin mit den gewohnten langen Bällen, die für Amedick und Rodnei keine Gefahr darstellten, Lauterns Innenverteidigung stand weiterhin sachlich und souverän hinten drin und machte kurzen Prozess bei den wenigen Angriffsversuchen, auch die Außen ließen keine gefährlichen Flanken in den Strafraum segeln. Das muss man sich einmal vorstellen, die Heimmannschaft möchte aufsteigen und versucht weder durch Spielzüge noch durch Flankenbälle Torgefahr zu erzeugen.
Anders der FCK: Der Ball wurde clever vom eigenen Tor ferngehalten und die Angriffe wurden häufiger, mehrere Flanken flogen durch den Duisburger Strafraum, von der besonders eine gefährlich wurde, als Adam Nemec allerdings den besser postierten Jendrisek nicht sah und neben das Tor köpfte. Schade, dass hätte es sein können! Aber nichtsdestotrotz versuchten es die Roten weiter, zielstrebig aber geduldig wurde nach vorne gespielt, auch ohne die großen Torchancen zu bekommen. Und in der 71.Minute wurden die Bemühungen belohnt: Eine tolle Hereingabe von Sidney Sam nahm Jendrisek gekonnt an, drehte sich im Strafraum und erzielte eiskalt aus spitzem Winkel den Führungstreffer. „Jetzt passiert nichts mehr“, so war der Grundtenor im Gästeblock. Viele hatten sich darauf eingestellt, dass die Partie entweder torlos endet oder der erste Treffer das Spiel entscheidet.
Drei Minuten lang sah es auch so aus, bis der MSV seinen ersten und einzigen vernünftigen Angriff aufbaute, einen Stellungsfehler des ansonsten defensiv gut agierenden Florian Dick ausnutzte und die Flanke unhaltbar für den beschäftigungslosen Tobias Sippel verwertete. Nach dem Spiel gab der vermeintliche Torschütze Baljak zu, den Ball nicht getroffen zu haben, was zu einem Kuriosum führt. Der zum bisher besten Verteidiger der zweiten Liga gekürte Rodnei erzielte sein zweites Eigentor der Saison, beide gegen Duisburg. Somit ist der Brasilianer der einzige „MSV-Torschütze“ gegen den FCK in dieser Saison und liegt in der internen Torschützenliste der Duisburger immerhin schon auf Platz 4. Dennoch: So kurz nach dem Führungstreffer dürfen solche Nachlässigkeiten im Mittelfeld nicht passieren, eigentlich hätte der MSV noch zehn Stunden spielen können, ohne gefährlich zu werden.
Wer nun erwartete, dass Duisburg Gas geben wird, um mit dem Aufwind des Ausgleichstores noch zu gewinnen sah sich getäuscht. Die junge Lautrer Mannschaft schüttelte sich kurz, konzentrierte sich wieder und versuchte nun, den überflüssigen Gegentreffer vergessen zu machen. Das sah zwar weiterhin nicht toll aus, aber zeigte die Moral, die in der Mannschaft steckt. Spielzüge mit einem Torschuss als Abschluss blieben Mangelware, aber scheinbar im Gegensatz zur Heimelf wollte man das Spiel gewinnen. Die beiden Wechsel - Markus Steinhöfer und Lakic für Ivo Ilicevic und Jendrisek - zeigten auch an: Wir igeln uns jetzt nicht ein! Es wurde allerdings nichts mehr, beide Teams konnten sich keine gefährlichen Szenen mehr erarbeiten und das übliche Unentschieden an der Wedau stand nach 90 Minuten fest.
Fußballerisch, da sollten wir uns nichts vormachen, war das Spiel vom FCK keine Glanzleistung, aber das ist auch nicht gegen jeden Gegner möglich. Kämpferisch überzeugte allerdings die gesamte Mannschaft, was die „Doppelsechs“ Mandjeck und Bilek im Mittelfeld abräumte, war schon sensationell. Mit dem Punktgewinn behauptet sich der FCK vor der absoluten Spitzenpartie gegen St. Pauli weiter auf dem ersten Tabellenplatz und steht im „harten Februar“ - vom Programm und den Temperaturen - weiter glänzend da. Das sollte man bei der Diskussion „gewonnener oder verlorene Punkte“ nicht vergessen.
Auch stimmungstechnisch sorgten die Schlachtenbummler aus Kaiserslautern einmal mehr für ein „Heimspiel“ im fremden Stadion. Während die ohnehin nicht als besonders enthusiastisch bekannten MSV'ler mit ihrer Mannschaft haderten, zeigte sich der Gästeblock wie immer farbenfroh und schmetterte den Roten Teufeln nach Abpfiff ein lautstarkes „You'll never walk alone“ entgegen.
„Aufhalten kann uns nur der FCK“ - dieses Zitat aus dem Spielbericht von vorletzter Woche bestätigte sich auch hier, denn ohne gütliche Mithilfe wäre dem MSV kein Treffer gelungen. Aber aufhalten wird uns auch nicht der FCK! St. Pauli, zieht euch warm an. Der Betze ruft!
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Sebastian