Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - MSV Duisburg 3:5

Auf und Ab am Betzenberg

Auf und Ab am Betzenberg


1. FC Kaiserslautern gegen MSV Duisburg - ein langjähriges Duell aus glorreichen Bundesligazeiten stand als letztes Heimspiel der Saison im Fritz-Walter-Stadion an. Bitter dabei war, dass es realistisch betrachtet für keinen der beiden Vereine noch um etwas ging. Dennoch wurde es ein denkwürdiges Spiel und nüchtern betrachtet eine der heftigsten Heimniederlagen der Lautrer Vereinsgeschichte.

Verabschiedet wurde vor dem Spiel FCK-Kapitän Axel Bellinghausen, der nach Augsburg wechselt und von der Westkurve per Spruchband bedacht wurde: „Danke Axel, für vier Jahre Kampf und Leidenschaft!“ Des weiteren wurde zum Fahnentag aufgerufen und zahlreiche Flaggen, Doppelhalter sowie Luftballons zierten den Betze. 43.679 Besucher kamen zu diesem mehr oder weniger bedeutungslosen Spiel, die zweithöchste Zuschauerzahl der Saison. Darunter waren etwa 700 Duisburger, die ein paar Schwenkfahnen und dem Spielverlauf entsprechend teilweise lautstarken Support zeigten.

FCK-Trainer und -Spieler wollten den Zuschauern nach der bitteren Niederlage von Aachen und dem vorzeitigen Ende der Aufstiegsträume zumindest noch ein „tolles Spiel“ zum Abschluss zeigen, doch richtig Gas gaben zunächst nur die Gäste. Man traute seinen Augen kaum, denn nach 28 Minuten führte die Elf von Peter Neururer schon mit sage und schreibe 3:0! Das gab es erst zwei Mal in der Lautrer Bundesligageschichte, 1974 gegen Mönchengladbach (19. Minute, Endstand 2:4) und 1980 gegen Bielefeld (27. Minute, Endstand 1:3)... Tiffert (5.) und zwei Mal Wagner (25., 28.) hatten die Tore für die Gäste erzielt, die für ein lautstarkes Pfeifkonzert zur Halbzeitpause sorgten. Bereits nach 32 Minuten hatte Interimstrainer Alois Schwartz erste Konsequenzen gezogen und wechselte Anel Dzaka sowie Geburtstagskind Axel Bellinghausen bei seinem letzten Heimspiel für den FCK aus. Doch was sollte es beim Stand von 0:3 noch bringen?

In seiner Pausenansprache erinnerte Schwarz an den ersten Spieltag der Saison, als die Roten Teufel aus dem gleichen Ergebnis immerhin noch ein 3:3 machten. Doch bereits in der 53. Minute war mit Kouemaha der nächste Duisburger zur Stelle, der auf 4:0 erhöhte. „Zum Glück haben wir in Aachen verloren“, zeigten manche FCK-Fans Galgenhumor, die sich dem Ausmaß dieses Debakels bewusst waren, wenn womöglich noch eine ernsthafte Aufstiegschance bestanden hätte. Doch so langsam hörte der Spaß wirklich auf und die höchste Bundesliga-Heimniederlage des FCK (0:5 gegen Stuttgart 1970) rückte in bedrohliche Nähe. Einige hundert Fans in der Westkurve konnten sich diese Schmach nicht mehr anschauen und verfolgten das Geschehen minutenlang mit dem Rücken zum Spielfeld stehend, andere traten vorzeitig die Heimreise an. Das Erik Jendrisek in der 59. Minute mit einem Elfmeter an Duisburgs Keeper Starke scheiterte, machte die Sache auch nicht wirklich besser, war aber mehr als symptomatisch. „Wir singen Lautern, zweite Liga, oh ist das schön, euch wiederzusehen“, skandierten die Duisburger Fans im gleichen Wortlaut wie fünf Tage zuvor bereits die Aachener - schön, wenn man so beliebt ist, wie der FCK!

Als man zu rechnen begann, wie viele Dauerkarten für die neue Saison diese Klatsche wohl kosten könnte, schalteten die Duisburger ein paar Gänge zurück und die Lautrer kamen plötzlich wieder ins Spiel: Jendrisek machte seinen verschossenen Elfer wieder gut und sich selbst vorzeitig zum besten FCK-Torschützen der Saison (66.), Danny Fuchs schoss sein erstes Tor für den „Betze“ (70.) und den zweiten Elfmeter des Tages ließ sich Sidney Sam nicht nehmen und markierte das 3:4 (77.).

Ging da noch was? Die Fans, die sich längst nur noch selbst feierten, wurden jedenfalls lauter und interessierten sich nun auch wieder für das Spiel, wenngleich auch jedem bewusst war, dass diese Partie sportlich ohnehin wertlos war. Gedanken an das torreichste Ligaspiel auf dem Betzenberg, das 7:6 von 1997 gegen Meppen, wurden wach. Letztendlich reichte es aber nicht mehr und Ede markierte kurz vor Spielende den 3:5-Endstand (87.).

Nach dem Spiel absolvierte die komplette Mannschaft samt Betreuerstab eine Ehrenrunde - einige Fans werden wohl überrascht gewesen sein, wie groß der Kader inklusive aller Verletzten und Ausgemusterten ist. Vor der Westkurve richtete Kapitän Martin Amedick noch einige Worte an die Anhänger und bedankte sich für die tolle Unterstützung während der ganzen Saison, auch das Team wurde von den Fans mit Applaus verabschiedet.

Zum Abschluss steht am kommenden Sonntag noch das bedeutungslose Auswärtsspiel bei Zweitligameister SC Freiburg an - und in der neuen Saison wird dann wieder angegriffen!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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