„Tell me why I don't like Mondays“, tönte es in der Halbzeitpause durch die Münchner WM-Arena. Die Fans des 1. FC Kaiserslautern kannten die Antwort: Dank DFL und DSF mussten sie bereits zum neunten Mal in dieser Saison das ungeliebte Montagsspiel bestreiten, am 28. Spieltag wartete 1860 München auf die Roten Teufel. 800 Kilometer werktags auf der Autobahn, Urlaubsanträge im Büro, gesprengte Fahrgemeinschaften und aufgrund es Termins übrig gebliebene Eintrittskarten - Montagsspiele sind einfach unnötig.
Folgerichtig hatten die FCK-Fans zu einer Mottofahrt aufgerufen. Zu dem bereits seit längerem genutzten Slogan „We don't like Mondays“ wurden rund 600 T-Shirts und mehrere Transparente angefertigt, die dann im Stadion präsentiert wurden. Selbst DSF-Moderator Klaus Gronewald hatte nur ein fast schon entschuldigendes Schulterzucken für die Schmährufe aus dem Gästeblock parat.
Die befreundeten Fans von 1860 München beteiligten sich mit „Scheiß DSF“-Wechselgesängen am Protest. Vor nur 25.100 Zuschauern, darunter etwa 3.000 Lautrer, präsentierten sie außerdem eine Choreographie mit großer Blockfahne und Spruchband „Ein Leben im Bann einer Stadt, eines Vereins, einer Sache“. Auch stimmungstechnisch war zumindest der Bereich hinter dem Tor einige Male gut zu hören und konnte insbesondere durch Klatscheinlagen überzeugen.
Sportlich hatten beide Vereine ihre Ziele: Während die Löwen Punkte für den ohnehin nicht wirklich gefährdeten Klassenerhalt sammeln wollten, ging es für Lautern weiterhin um wichtige Zähler im Aufstiegskampf, zumal die Konkurrenz am Sonntag vorgelegt hatte. Verzichten musste FCK-Trainer Milan Sasic auf den gesperrten Torjäger Srdjan Lakic, was später noch eine vielleicht entscheidende Rolle spielen sollte. Für den Kroaten rutschte Kai Hesse in die Startformation.
Die Roten Teufel kamen nach zuvor zwei Auswärtssiegen in Folge nur schwer ins Spiel und lagen schnell hinten: Nach sechs Minuten konnte Schick einen Freistoß direkt verwandeln, FCK-Keeper Tobias Sippel konnte den Ball nur noch mit den Fingerspitzen erreichen, aber nicht mehr abwehren. Himmelhohes Jauchzen natürlich in der blau-weißen Kurve und zu Tode betrübte Lautrer Schlachtenbummler. Wenig später hatten Schäffler und Lauth das 2:0 auf dem Fuß, was wohl eine frühe Vorentscheidung bedeutet hätte. Nach rund zehn Minuten kam der FCK dann aber besser ins Spiel. Lakic-Ersatz Hesse scheiterte noch am glänzend parierenden Hofmann, in der 27. Minute konnte der ehemalige Hoffenheimer sich dann aber doch in die Scorerliste eintragen: Seine Flanke fand Erik Jendrisek, der seinen elften Saisontreffer markierte. Riesiger Jubel natürlich bei den FCK-Fans, die nun bis zur Halbzeit noch einmal richtig Gas gaben. Tore fielen jedoch keine mehr, so dass es mit dem Remis in die Pause ging.
Im zweiten Abschnitt übernahmen die Sechzger dann wieder das Kommando, klare Chancen blieben aber zunächst Mangelware. Johnson versemmelte für die Münchner, Hesse hatte freistehend die beste Lautrer Gelegenheit, vergab jedoch per Kopf. Richtig turbulent wurde dann aber die Schlussphase: Nach 75 Minuten traf Bender nur den Pfosten und rutschte knapp am folgenden Abpraller vorbei - Glück für den FCK! Fünf Minuten vor Spielende gab es dann einen umstrittenen, aber nicht völlig unberechtigten Handelfmeter für die Lautrer. Große Freude natürlich bei Offiziellen, Fans und Spielern - doch Anel Dzaka scheiterte an 1860-Keeper Hofmann. Kein Wunder, hatte der Bosnier zuletzt in Osnabrück doch aus fünf Metern das leere Tor verfehlt, wie will er dann aus elf Metern zuzüglich Gegenspieler treffen? Vor einem Jahr noch „Scheiß Kaiserslautern“ skandierend auf dem Zaun in Koblenz sitzen, nach dem Wechsel in die Pfalz oft schlechte Leistungen zeigen und dann noch überempfindlich auf Kritik reagieren, siehe Dzakas „Seid still“-Geste nach seinem letzten Treffer für den FCK - von einer „Nummer 10“ muss man einfach mehr erwarten!*
Doch das Spiel war noch nicht vorbei. Während die Lautrer noch dem vergebenen Elfmeter, der einen Riesenschritt im Aufstiegsrennen bedeutet hätte, nachtrauerten, ging es auf der anderen Seite schon wieder hoch her. FCK-Schlussmann Sippel konnte beim Herauslaufen nur knapp klären und Holebas versuchte sich mit einem Heber aus 35 Metern - der Ball wurde länger und länger... und streifte die Latte! Der erneut starke Martin Amedick konnte dann per Kopf klären, später stellte sich jedoch heraus, dass der Abpraller von der Latte die Linie bereits überschritten hatte.
Letztendlich ein wohl verdientes Unentschieden, mit dem beide Vereine leben können, aber nicht entscheidend weiter kommen. Die spielentscheidende Szene war der vergebene Strafstoß kurz vor Spielende. Dzaka somit der Verlierer des Tages, weil der etatmäßige Elfmeterschütze Lakic gesperrt fehlte. Dessen Stellvertreter Hesse zeigte ein engagiertes Spiel und bereitete den Lautrer Treffer vor, vergab allerdings auch zwei eigene Großchancen.
Nach dem Spiel noch zehn Euro (!) im Parkhaus des WM-Stadions gelassen, zahlbar natürlich nur mit Arena-Card, und durch die milde Frühlingsnacht auf den weiten Heimweg gemacht. So sah die weitere Abendplanung für die meisten FCK-Fans aus. Es bleibt zu hoffen, dass diese Partie für längere Zeit das letzte Montagsspiel war - ein Grund mehr, aufzusteigen! Mit dem Unentschieden von München bleiben die Roten Teufel jedenfalls weiter im Rennen um die begehrten Plätze, der Rückstand beträgt nun drei (Platz 2) bzw. zwei Punkte. Und am nächsten Sonntag kommt mit Schlusslicht SV Wehen-Wiesbaden ein Gegner auf den Betzenberg, der geschlagen werden muss!
*Nachtrag: Trotz aller geäußerten Kritik ruft der Verfasser dieses Spielberichts ausdrücklich dazu auf, Anel Dzaka ebenso wie alle anderen FCK-Spieler beim wichtigen Spiel gegen den SV Wehen-Wiesbaden lautstark zu unterstützen! Für diese Partie am kommenden Sonntag stehen noch Tickets in allen Kategorien zur Verfügung - unterstützt den FCK im Aufstiegskampf, die Mannschaft braucht uns!
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas