Spielbericht: SV Wehen-Wiesb. - 1. FC Kaiserslautern 4:2

„Und hier ist Wiiiiesbaaaadennnnnn“

„Und hier ist Wiiiiesbaaaadennnnnn“


Herrliches Herbstwetter und die Aussicht auf einen Auswärtssieg trieb am frühen Freitagabend rund 5.000 FCK-Fans ins nahe Wiesbaden, um dem Gastspiel des FCK beim SV Wehen beizuwohnen. Insgesamt bevölkerten 11.315 Zuschauer den fast ausverkauften, so genannten „Filter“.

FCK-Coach Milan Sasic änderte seine Formation nach dem 0:0 gegen die Münchner Löwen auf einer Position, brachte Sidney Sam für Dragan Paljic von Beginn an. Der FCK-Anhang gab bereits lange vor dem Anpfiff richtig Gas und verbreitete Gänsehautatmosphäre. Pünktlich zu Spielbeginn gab es die Fortsetzung der Fanproteste gegen die DFL mit entsprechenden Spruchbändern und Sprechchören von seiten des Gästeblocks, teilweise auch in Wechselgesängen mit den FCK-Fans auf den Sitzplätzen. Und tatsächlich hörte man nun auch zum ersten Mal etwas von den so genannten Wehener Fans, von denen die bestenfalls 150 supportfähigen unter maximal 200 supportwilligen Anhängern doch tatsächlich dem verblüfften Lautrer Anhang ein „Ihr seid so lächerlich“ entgegen schmetterten. Was wollte man uns damit sagen?

Das Spiel begann durchaus furios. Der FCK kam aggressiv in die Zweikämpfe, musste aber die erste Wehener Chance durch Siegert bereits in der 2. Spielminute hinnehmen. Nun waren die Roten Teufel aber richtig im Spiel und setzten den SV Wehen massiv unter Druck, der sich nur schwer der Gästepräsenz in der eigenen Hälfte erwehren konnte. Leider verstand der FCK es jedoch nicht, einen eigenen Treffer zu erzielen, obwohl Srdjan Lakic, Sidney Sam und gar dreimal Kai Hesse durchaus gute Gelegenheiten dazu hatten. So stand es nach 30 Minuten zum Teil deutlicher Lautrer Überlegenheit noch immer 0:0, was sich auch bis zur Pause nicht ändern sollte. Kurz vor dem Pausentee musste FCK-Keeper Luis Robles gegen den ehemaligen FCK-Amateur Ronny König spektakulär klären, dennoch wäre eine Gästeführung bis dahin die einzig logische Konsequenz aus dem Spielverlauf gewesen.

Nach dem Wechsel wurde die Partie offener, der FCK kam nun nicht mehr so gut zurecht wie zuvor. Dennoch hatte Florian Dick mit einem Gewaltfreistoß aus großer Entfernung nach gut einer Stunde die erneute Gelegenheit zur FCK-Führung, doch SVW-Torwart Alex Walke parierte glänzend. Man wartete nun aufgrund des starken Nachlassens einiger FCK-Spieler auf mindestens zwei Auswechslungen, als Milan Sasic jedoch erstmals wechselte und Dragan Paljic für Kai Hesse brachte, stand es bereits 2:0 für die Gastgeber und der FCK war gerade am Untergehen. Denn in der 66. Minute misslang Martin Amedick ein Klärungsversuch am eigenen Strafraum, den Ronny König prompt zur Führung der Gastgeber nutzte. Der FCK agierte nun, wie bereits in Koblenz in ähnlicher Situation, völlig konfus und lag nur zwei Minuten später mit 0:2 hinten. Moussa Ouattara konnte im eigenen Strafraum nur unzureichend per Kopf klären, Orahovac schnappte sich den Ball, umkurvte weitere FCK-Abwehrzugucker und rammte die Kugel ins Netz. Blankes Entsetzen beim Gäste-Anhang.

Noch schlimmer machte der in höchstem Maße die Peinlichkeitsskala nach oben weit überschreitende einheimische Stadionsprecher die Angelegenheit mit unfassbar nervigen Sprüchen und seinem nun immer wiederkehrenden „Und hier ist Wiiiiesbaaaadennnnnn“. Dieser Bursche gehört sofort gefeuert, da kommt sich jeder normale Fußballfan, der sein sauer verdientes Geld nach Wiesbaden gebracht hat, wirklich nur noch veräppelt vor. Trotz dieses Hampelmanns am Mikrofon hätten sich die FCK-Spieler aber dennoch gegen die sich anbahnende Niederlage wehren können und müssen, stattdessen wurden sie aber bald darauf vom 0:3 überrascht. Koen drosch die Kugel nach einer schönen Flanke volley in die Maschen. Traumtor, Respekt Erwin Koen!

Immerhin gelang kurz darauf Srdjan Lakic nach Bellinghausen-Eckball das 1:3, Hoffnung kam aber nicht mehr auf, da Ronny König mit seinem zweiten Treffer umgehend das 4:1 für die Gastgeber besorgte. Die endgültige Entscheidung, vier Gegentreffer binnen elf Minuten. Das muss uns auch erstmal einer nachmachen und bedarf einer dringenden Analyse. Zumal Torwart Luis Robles dabei kaum etwas machen konnte. Lakic markierte schließlich nach schöner Vorarbeit von Sidney Sam in der 89. Minute noch das 2:4 aus Lautrer Sicht, bevor Luis Robles gegen Orahovac in der Nachspielzeit das 2:5 verhinderte und Dragan Paljic auf der Gegenseite mit einem strammen Schuss den Anschlußtreffer nur um wenige Zentimeter verfehlte. Dann war die Begegnung zu Ende und der FCK-Anhang schob erheblichen Frust.
Fazit: Dritte Auswärtsniederlage in Folge gegen einen der sogenannten kleinen Gegner, langsam wird es doch extrem ärgerlich.

Dennoch belegen die Roten Teufel noch immer den hervorragenden zweiten Platz. Dieser sollte jedoch über das besonders in der 2. Halbzeit verheerende Auftreten der Mannschaft nun nicht mehr hinwegtäuschen. Noch hat die Mannschaft die Gelegenheit, eine insgesamt immer sehr gute Vorrunde mit wieder verbesserten Leistungen und einer Spitzenplatzierung zum Jahreswechsel zu krönen. Ansonsten drohen zu Weihnachten bereits wieder Mittelmaß und Tristesse. Nach dem Abpfiff gab es für die FCK-Jungs von den verbliebenden Anhängern noch erstaunlich viel Applaus, in sich allerdings auch erste Pfiffe und Buhrufe mischten. Dies sollte Ansporn und Verpflichtung für Milan Sasic und seine Jungs sein, in den verbleibenden fünf Begegnungen bis zur Winterpause wirklich noch einmal alles aus sich herauszuholen und nicht dauerhaft wieder in alte und bereits vergessen geglaubte Verhaltensmuster zurückzufallen. Gegen Rostock muss - und wird - eine entsprechende Gegenreaktion erfolgen.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister

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