Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - VfL Osnabrück 2:0

Jubelnder Joker und trauriger Torhüter

Jubelnder Joker und trauriger Torhüter


Mittwochnachmittag, 17.30 Uhr auf dem Betzenberg: Der 1. FC Kaiserslautern trifft auf den VfL Osnabrück. Zweitligaalltag zur unmöglichsten aller Anstoßzeiten. Dennoch kamen höchst beachtliche 26.212 Besucher ins Fritz-Walter-Stadion, darunter gut 200 Osnabrücker, die zu Beginn der Partie durch eine nette Fahnenparade und im weiteren Verlauf des Spiels gelegentlich auch akustisch im Rahmen ihrer zahlenmäßigen Möglichkeiten auf sich aufmerksam machen konnten. Die FCK-Fans aus der Westkurve würdigten den Spieltermin mit einem Transparent, auf dem zu lesen stand: „ Hey DFL, 17:30 is uncool“.

FCK-Trainer Milan Sasic hatte seine Elf gegenüber der Niederlage von Oberhausen umgebaut, brachte in der Abwehr wieder Moussa Ouattara, dazu hinten links Kapitän Axel Bellinghausen und rechts Florian Dick. Alexander Bugera und Sascha Kotysch blieben draußen, vorne rechts agierte Kai Hesse offensiv, knapp hinter den Spitzen Srdjan Lakic und Erik Jendrisek. Die Westkurve zeigte sich zunächst in guter Form und sorgte für die erwartete Unterstützung des Teams. Das Spiel begann ebenfalls so, wie man es sich erwartet hatten. Der FCK bemüht im Spiel nach vorne, die Gäste zunächst nur in der Defensive und auf Spielzerstörung bedacht. So zog sich die Partie zäh dahin, die Stimmung auf den Rängen ließ auch langsam nach, denn der FCK tat sich sichtbar schwer gegen die kompakte Gästeabwehr.

In der 23. Spielminute brandete dennoch erstmals lautstarker Jubel im Stadion auf, als Kai Hesse das Leder im Gästetor versenken konnte, der schwache Schiedsrichter Walz jedoch fälschlicherweise auf Abseits entschied. Die vermeintliche Führung hätte dem Spiel sicher gut getan. Trotzdem kam der FCK nun vermehrt zu Torchancen, die man aber nicht nutzen konnte, beispielsweise in der 33. Minute nach einem Bellinghausen-Eckball, der an Freund und Feind, aber eben auch knapp am Tor vorbei hoppelte. Oder fünf Minuten später durch Erik Jendrisek, der frei vor dem Tor aus kurzer Distanz vergab, da er vergessen hatte, dass er nur mit links schießen kann und prompt mit seinem schwächeren rechten Fuß abzog. Macht nichts, Erik, Du bist trotzdem ein Guter!

Die Gäste kamen nun etwas besser ins Spiel, ohne jedoch torgefährlich zu werden. Lauterns Torwart Tobias Sippel wurde lediglich einmal von seiner eigenen Abwehr zu einer Glanzparade gezwungen. Dann kam die 44. Spielminute, die vielen FCK-Fans einen gehörigen Schrecken einjagte. Denn eben jener Sippel fiel nach einem weiten Schlag Richtung Tor im Zurücklaufen so unglücklich auf seine Hand, dass er wenig später zur Pause ausgewechselt werden musste. Diagnose: Unterarmbruch! Was für ein Schock für Mannschaft und Fans. Alles Gute, Tobi, lass den Kopf nicht hängen! Luis Robles kam nach der Pause und spielte in der Folgezeit fehlerlos, wurde allerdings auch kaum geprüft.

Der FCK auch im zweiten Durchgang im Vorwärtsgang. Trotz spielerischer Mängel aufgrund eines über weite Strecken nicht vorhandenen Mittelfeldes - Anel Dzaka nahm kaum am Spiel teil, Aimen Demai „glänzte“ höchstens durch einige kuriose Fehlpässe - war das Bemühen der Roten Teufel, ein Tor erzielen zu wollen, jederzeit spürbar. Der Wille stimmte, auch wenn das Spiel unter dem Strich nur unterdurchschnittliches Niveau hatte. Dann kam die 66. Minute: Milan Sasic wechselte den weitgehend wirkungslosen Kai Hesse aus, zog den auf der linken Seite wirkungslosen Sidney Sam nach rechts, der dort stärker wurde, und setzte Dragan Paljic auf der linken Seite ein. Und nur 35 Sekunden später war es geschehen: Ausgerechnet der „Joker“ Paljic schnappte sich sogleich den Ball und jagte ihn kurzerhand in die Maschen. Erneut hatte Milan Sasic wie schon zuletzt gegen Ahlen mit einem Wechsel (damals traf Manuel Hornig 20 Sekunden nach seiner Einwechslung) ein gutes Näschen bewiesen. 1:0 für den FCK, Riesenjubel beim eigenen Anhang, auch wenn der Ball alles andere als unhaltbar war und Gästetrainer Wollitz, zuvor vom FCK-Anhang aufgrund früherer verbaler Attacken gegen Verein und Weltimeister Horst Eckel ausgepfiffen und geschmäht, von einem „krassen Fehler“ seines Keepers Stefan Wessels sprach.

Den Lautrern war es natürlich egal, denn das aufgrund der eifrigen Bemühungen der FCK-Profis diese Führung verdient war, darüber konnte es keine zwei Meinungen geben. Die Gäste verstärkten nun ihre Offensivbemühungen, um noch den Ausgleich zu erzielen, blieben dabei trotz vereinzelter, guter Ansätze weitgehend ohne Wirkung. Der FCK wackelte zwar nun minutenlang, er fiel aber nicht. In der 87. Minute gab es dann die Entscheidung zugunsten der Pfälzer. Erneut Dragan Paljic,welch ein Auftritt nach seiner späten Einwechslung, wirbelte auf der linken Seite in den Gästestrafraum, zog ab und traf dieses Mal unhaltbar für Wessels in die lange Ecke hart neben den Pfosten. Nun herrschte eitel Sonnenschein, der FCK-Anhang feierte die erneute Eroberung der Tabellenspitze und verabschiedete die Niedersachsen mit einem „schönen Gruß und auf Wiedersehen“ inmitten zehntausendfach geschwenkter weißer Taschentücher. Ein imposantes Bild am Ende eines kalten, aber erfolgreichen Abends für die Betzebuben.

Gar „26.000-fach“ bedankte sich Milan Sasic anschließend bei den Fans und zeigte sich erneut begeistert über den FCK-Anhang, der auch zu dieser schwierigen Anstoßzeit zahlreich erschien und und ergänzte, dass mancher Erstligist froh wäre, auf ein solches Publikum zurückgreifen zu können. Auch wenn ein Montag ebenfalls kein optimaler Spieltag ist, dann dürften beim anstehenden Spitzenspiel gegen die wieder erstarkten Löwen wieder deutlich über 30.000 Zuschauer kommen, um ihren FCK kräftig zu unterstützen. Denn trotz spielerischer Mängel lohnt es sich bereits seit längerem wieder, auf Deutschlands höchsten Fußballberg zu pilgern.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister

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