Der 1. FC Kaiserslautern verliert zum ersten Mal in der laufenden Saison, gleichzeitig die höchste Zweitliga-Niederlage überhaupt, und das auch noch bei der aufmüpfigen TuS Koblenz. Doch trotz der 0:5-Klatsche am Oberwerth können weiterhin alle FCK'ler mit erhobenem Haupt auftreten. Es war einfach ein Tag, an dem bei den Roten Teufeln gar nichts klappte und beim Gegner alles - ein schwarzer Tag am Deutschen Eck.
Mindestens 3.000 FCK-Fans hatten sich auf den Weg nach Koblenz gemacht und neben dem Gästeblock noch zahlreiche andere Bereiche des weiten Runds besetzt. Rund 500 von ihnen reisten aus ganz Rheinland-Pfalz mit verschiedenen Zügen an und trafen sich knapp zwei Stunden vor Anpfiff zum gemeinsamen Marsch vom Hauptbahnhof zum Stadion. Gleich zu Beginn machte sich ein großer Teil der Fans einen Spaß daraus, einfach mal loszurennen - außer ein paar Gaffern waren zu diesem Zeitpunkt jedoch keine Koblenzer Anhänger zu sehen waren, also keine Gefahr für Leib und Leben. Auf knapp halber Strecke waren dann alle FCK'ler wieder beisammen und wurden von der Polizei lautstark aber friedlich zum Stadion begleitet.
Dort angekommen gab es dann wie immer in Koblenz ein starkes Gedränge am viel zu kleinen Eingang zum Gästeblock. Aber naja, immerhin waren an diesem Tag dank dem FCK so viele Zuschauer anwesend, wie in Koblenz sonst bei zwei Heimspielen: Der Oberwerth meldete ausverkauft mit 15.000 Zuschauern. Die Heimfans zeigten in ihrer Kurve drei große und einige kleinere Fähnchen, während auf dem Spielfeld noch zahlreiche weitere große Schwenkfahnen präsentiert wurden - warum nicht im Fanblock? Auf Lautrer Seite waren ebenfalls drei erlaubten große und einige kleinere Schwenkfahnen zu sehen. Zaun(!)fahnen durften nicht am Zaun aufgehangen werden, worüber sich die FCK-Fans aber zur 2. Halbzeit hinweg setzten, außerdem wurden noch zwei Spruchbänder zur Aktion „Kein Kick vor Zwei“ gezeigt.
Nachdem das Spiel aufgrund des hohen Zuschauerandrangs (15.000...) mit zehn Minuten Verspätung angepfiffen wurde, konnte das kleine Rheinland-Pfalz-Derby dann richtig losgehen. TuS-Trainer Uwe Rapolder hatte seine Rumpfelf diesmal offenbar besser eingestellt als sein Lautrer Kollege Milan Sasic, der kurzfristig Christopher Lamprecht für den verletzten Aimen Demai bringen musste. Nach einem offenen Schlagabtausch in der Anfangsphase war es dann eben jener Lamprecht, übermotiviert und nervös zugleich, der mit einem schweren Abwehrfehler die TuS-Führung verschuldete. Ein Befreiungsschlag des 23-jährigen landete vor den Füßen des Koblenzers Taylor, der mühelos zum 1:0 abstauben konnte (11.). Die Lautrer waren nun leicht geschockt, sodass in der 19. Minute erneut Taylor das 2:0 erzielen konnte. Und nach einer guten halben Stunde sah zu allem Überfluss auch noch der Ex-Koblenzer Anel Dzaka die gelb-rote Karte durch den schwachen FIFA-Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer.
In der 2. Halbzeit ging es ähnlich weiter, Mavric (51., Foulelfmeter) und Krontiris (59.) sorgten schnell für die in Unterzahl uneinholbare Koblenzer Führung. Dabei spielte der FCK gar nicht so schlecht, viel mehr waren die Koblenzer unglaublich effektiv und auf Lautrer Seite ging alles schief, was schief gehen konnte. Für den 5:0-Endstand sorgte schließlich erneut Taylor mit seinem dritten Tor - dabei gab der Amerikaner überhaupt nur drei Schüsse ab. Weitere Statistiken gefällig? Insgesamt schossen die Koblenzer neunmal, der FCK 25 mal. Das Eckballverhältnis betrug 5:7, die meisten Fouls auf Lautrer Seite spielte Gelb-Rot-Sünder Anel Dzaka, nämlich zwei. Koblenz' Bajic hingegen kam bis zu seiner Auswechslung nach einer Stunde auf sechs Fouls. Auch die anderen Statistiken wie Zweikämpfe oder gelungene Pässe waren ausgeglichen.
Es war einfach der Wurm drin beim FCK, trotz einiger guter Chancen auch bei aussichtslosem Rückstand wollte der Ball nicht ins Tor. Immerhin, die Fans honorierten den trotz allem vorhandenen Kampfgeist mit einem geschlossenen „You'll never walk alone“ beim Spielstand von 0:5 - das sieht man auch nicht alle Tage! Ansonsten nahmen sie die Klatsche mit Galgenhumor, verziehen der Mannschaft noch während dem Spiel und feierten eben sich selbst und die wieder vorhandene Identifikation beim FCK. Ein lautstarker Seitenhieb auf die trotz Kantersieg weniger lautstarken Koblenzer durfte natürlich auch nicht fehlen: „Eure Mütter zieh'n LKWs - auf DSF - die ganze Nacht - von zwölf bis acht!“ (Melodie: „Daham schießt links vorbei - Daham schießt rechts vorbei...“).
Die Fans und auch die Verantwortlichen wussten die Niederlage richtig einzuordnen. Zwar um einige Tore zu hoch ausgefallen, aber bei aller aufgekommenen Euphorie ein vielleicht rechtzeitiger Schuss vor den Bug. Es hätte zwar nicht gerade in Koblenz sein müssen, aber auch das nächste Heimspiel gegen Rot-Weiß Ahlen will ja niemand verlieren. Nach dem schwarzen Tag von Koblenz wurde oft eine uralte Fußballphrase zitiert: „Lieber einmal 0:5 als fünfmal 0:1!“ Und das verrückte an der Sache: Dieser Truppe ist es sogar zuzutrauen, dass sie die nächsten fünf Spiele gewinnt, so wie sie die vorigen fünf Spiele gewonnen hatte. Weiter geht's!
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas