Spielbericht: VfL Osnabrück - 1. FC Kaiserslautern 2:0

Schämt euch!

Schämt euch!


Der Montagsfluch hält an. Noch nie konnte der 1. FC Kaiserslautern ein Montags-Auswärtsspiel in der 2. Bundesliga gewinnen, und diese Serie wurde auch beim VfL Osnabrück fortgesetzt. Noch schlimmer: Nach der lustlosen, teilweise an Leistungsverweigerung grenzenden 0:2-Niederlage gegen den direkten Konkurrenten hat der Abstieg des traditionsreichen Fritz-Walter-Vereins eine wesentlich höhere Wahrscheinlichkeit als der Klassenerhalt. Und die Fans sehen nur traurig zu...

Rund 1.000 Schlachtenbummler hatten sich auf den Weg nach Osnabrück gemacht, opferten Urlaubstage, Geld, Freizeit und zu guter letzt auch Nerven für die Unterstützung ihrer Roten Teufel beim Abstiegsendspiel an der fast ausverkauften Bremer Brücke. Am Eingang wurden sie mit peniblen Kontrollen drangsaliert, die bis zum Aufschrauben von Krücken reichten, und im Stadion waren sogar Zaunfahnen verboten, die so nur zum Anpfiff kurz präsentiert wurden. Immerhin zwei große Schwenkfahnen durften mitgebracht werden und sorgten für den einzigen optischen Akzent, während die Anfeuerung der Mannschaft insbesondere in der 1. Halbzeit gut und positiv war.

Die Osnabrücker Ultras der „Violet Crew“ hingegen verteilten Flugzettel, auf denen sie bis auf weiteres ihren Rückzug als Gruppe von den Heimspielen des VfL bekannt gaben. Als Grund nannten sie „immer mehr Einschränkungen seitens der ausführenden Organe des Vereins“ sowie einen ignorierten Beschluss der Mitgliederversammlung in Sachen Stadionverbote. Im Stadion dürften die Ultras aber trotzdem anwesend gewesen sein, und hier herrschte seitens der Gastgeber auch passable Stimmung. Zum Spielbeginn wurden mehrere Schwenkfahnen und einige bengalische Feuer präsentiert, was ein nettes Bild abgab. Ihren letzten Einsatz hatte bei diesem Spiel die komplett mit Stehplätzen versehene Gegengerade, die noch bis in die Nacht bei einer „Nordkurven-Abrissparty“ gefeiert wurde.

Auf dem Spielfeld konnte FCK-Trainer Milan Sasic aus dem vollen Schöpfen, nur die Langzeitverletzten Florian Fromlowitz, Alexander Bugera und Constantin Iacob fielen aus. Allerdings wurden dann kurzfristig doch noch einige Personalsorgen Marke Eigenbau präsentiert, wurden doch die Offensiven Josh Simpson wegen schlechter Leistungen und Erik Jendrisek aus disziplinarischen Gründen aus dem Kader verbannt. So blieb es zunächst bei Marcel Ziemer, der als einziger Stürmer agierte.

In der 1. Halbzeit hielt der FCK trotz aller Querelen mit den Gastgebern mit, Lattenknaller auf beiden Seiten waren die besten Torchancen der ersten 45 Minuten. Richtig übel wurde es dann allerdings im zweiten Abschnitt, in dem unter anderem die letzten verbliebenen Stürmer Emeka Opara und Björn Runström eingewechselt wurden. Beide Spieler betrieben Leistungsverweigerung par excellence, Runström ist ohnehin nur bis Saisonende ausgeliehen und auch Opara will den FCK wohl lieber gestern als heute verlassen. Verständlich, wenn man als junger Afrikaner ohne große Unterstützung vom Verein alleine klarkommen muss, wie in verschiedenen Zeitungen zu lesen war. Unverständlich ist hingegen die nicht vorhandene Ehre, der nicht mal mit einem Funken vorhandene Respekt vor dem Verein und seinen Fans, mit dem nicht nur diese beiden Spieler den FCK im Schlüsselspiel in Osnabrück in die Bedeutungslosigkeit trieben. Mit einem Sieg hätte man auf einen Nichtabstiegsplatz rücken können. Es wurde ein beschämender Offenbarungseid!

Die Osnabrücker kämpften nun um den Klassenerhalt und kamen gleich nach Wiederanpfiff zum 1:0 durch Frommer (46.). Spätestens als Lauterns Sascha Kotysch nach einer Stunde mit Gelb-Rot vom Platz gestellt wurde, konnte man als Realist dann eigentlich jede Hoffnung aufgeben. Die Fans versuchten zwar noch ihr Bestes und skandierten ihre Schlachtrufe mit schwerer Stimme, doch die Mannschaft kämpfte nicht. Kein Aufbäumen, keine Leidenschaft, kein Elan. Nichts! De Wit erzielte in der 76. Minute das mittlerweile verdiente 2:0 und damit die Entscheidung für Osnabrück, die dem FCK satte fünf Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz beschert. Wie schon beim ersten Tor gab es auch hier kaum Gegenwehr der Lautrer Abwehr, die letzten Minuten des Spiels verliefen dann ohne weitere Treffer.

Doch der Schlag ins Gesicht für alle an einem Montag nach Osnabrück gereisten Fans ging weiter. Nach Spielende kam die Mannschaft nur äußerst zögerlich und kurz zu den Anhängern, die nun auch erstmals seit der Hinrunde lautstark die Köpfe der Vereinsführung forderten. Auch nach dem Verlassen des Stadions ging es weiter und mehrere hundert FCK-Fans verweilten montagabends noch bis 90 Minuten nach Abpfiff am Mannschaftsbus. Langjährigen Auswärtsfahrern standen Tränen oder einfach nur blanke Wut in den Augen, das beim Fußball oft fehlgeleitete Wort „Hass“ war in diesen Momenten in Richtung Mannschaft, Vorstand und Aufsichtsrat geradezu greifbar. Allerdings blieb es, wie zu erwarten, beim Knistern in der Luft und die glücklicherweise besonnen agierende Polizei hatte die Situation im Griff. Nur die wenigsten Spieler wie etwa Sven Müller trauten sich zur Aussprache mit den enttäuschten Fans, doch mehr als die üblichen Lippenbekenntnisse konnten auch sie nicht leisten. Letztendlich stieg die komplette Mannschaft, nachdem die Fans über eine Stunde warteten und nicht nachhause gehen wollten, recht zügig in den Mannschaftsbus ein. Der Bus wendete auf dem Parkplatz und fuhr am Hinterausgang hinter einer zwischenzeitlich postierten fünfreihigen Polizeikette in den Nachthimmel, die frustrierten Fans sahen nur noch die Rücklichter. Schämt euch, „Rote Teufel“!

Wie soll es nun weitergehen? Die FCK-Fans sind bitter enttäuscht, doch sie schreiten bisher nicht zur Tat. Egal ob im Stadion oder auf Vereinsebene, viele warten immer noch, seit Jahren auf ein Wunder. In Osnabrück skandierten die Anhänger erstmals seit langem „Vorstand raus“, auch die Köpfe des Aufsichtsrats wurden gefordert. Die Luft knisterte, dennoch blieb alles eher ruhig, auch aufgrund des unpassenden Zeitpunkts - Montagabend in Osnabrück. Die Hoffnung haben viele Fans gestern aufgegeben, bei einer Heimniederlage gegen Hoffenheim (Freitag, 18:00 Uhr) könnte sie bereits begraben werden. Doch es liegt an den FCK-Fans zu retten, was noch zu retten ist. Seht nicht tatenlos zu!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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