Spielbericht: Alemannia Aachen - 1. FC Kaiserslautern 2:1

Wer seine Chancen nicht nutzt...

Auswärtsspiel am Tivoli, das dürfte für fast alle anwesenden FCK-Fans Neuland gewesen sein. Immerhin trafen Alemannia Aachen und der 1. FC Kaiserslautern zuletzt 1970 in einem Punktspiel aufeinander, auch im Pokal kreuzten sich die Wege seither nicht. So kannten viele den Tivoli nur aus dem Fernsehen, mit stets urig-lauter Atmosphäre und einer meist kampfstarken Heimmannschaft. Und mit teilweise veralteten, aber höchst charmanten Tribünen ohne Dach, was heute noch einigen zum Verhängnis werden sollte...

Zum Einlaufen der Mannschaften zeigten die Heimfans, die sich auf einen „Supporters Block“ um die Aachen Ultras auf der überdachten Gegengeraden und die unüberdachte Hintertortribüne verteilten, einige Doppelhalter und große Schwenkfahnen. Die rund 2.000 FCK-Fans im Gästeblock lieferten ein ähnliches Bild, zunächst wurde der Zaun beflaggt und auch dem „You'll never walk alone“ der Gastgeber schloss man sich kurzerhand an. Die Stimmung auf beiden Seiten war dann allerdings eher schwach, der berühmte Tivoli zehrt offensichtlich von der Tatsache, dass die TV-Kameras und -Mikrofone direkt neben den Fans auf der Gegengeraden platziert sind.

Unter den 20.773 Zuschauern befand sich auch erstmals der neue FCK-Sportchef Klaus Toppmöller, auf der einen Seite umringt von Vorstand und Aufsichtsrat, auf der anderen Seite neben Marc Wilmots sitzend - rein zufällig natürlich, wie „Toppi“ später im Interview anmerkte.

Und noch eine Premiere: Mit der 28-jährigen Polizistin Bibiana Steinhaus pfiff erstmals eine Frau ein Pflichtspiel der Roten Teufel. Sie leitete das Spiel etwas kleinlich, machte aber keine gravierenden Fehler. Als die Aachener Fans auf der Gegengeraden in ihrer rauen Art nach einer strittigen Entscheidung „Fußball ist ein Männersport, du Schlampe!“ skandierten, ernteten sie zahlreiche Pfiffe von den anderen Tribünen.

Nach diesem Vorgeplänkel, das den Betzenberg bereits die ganze Woche auszeichnete, wurde dann endlich wieder Fußball gespielt. Und siehe da - entweder hatte die Kabinenansprache von Klaus Toppmöller am Donnerstag geholfen oder die Spieler genossen ihre persönliche Ruhe in den letzten Tagen, oder beides... jedenfalls erspielten sich die Lautrer in den 90 Minuten zahlreiche Torchancen, die aber leider fast allesamt vergeben wurden. Nachdem der FCK durch Chancen von Demai und Simpson eigentlich eine frühe Führung hätte feiern müssen, folgte bereits nach fünf Minuten die kalte Dusche: Aus einer eigentlich schon geklärten Situation heraus hielt Aachens Milchraum einfach drauf und verwandelte zum frühen 1:0 für die Gastgeber. Eigentlich konnte man das Spiel nach den Erfahrungen der bisherigen Saison jetzt schon abhaken, doch die Lautrer erarbeiteten sich weitere Torchancen, die aber - teilweise kläglich - verschenkt wurden. So blieb es beim 1:0 zur Halbzeit.

Die 15 Minuten Pause nutzte Klaus Toppmöller für einen Besuch in der Kabine, bei dem wohl jeder Fan gerne „Mäuschen gespielt“ hätte. In der 2. Halbzeit beruhigte sich das zuvor auf hohem Niveau geführte Spiel dann ein wenig, was wohl auch am verrückten Novemberwetter lag. Waren eigentlich heftige Regenschauer gemeldet, die vor Spielbeginn auch manchen Fan nass werden ließen, folgte nun zunächst strahlender Sonnenschein und dann eine mehrminütige Graupelschauer. Mit einem Fußballspiel auf hohem Niveau war nun nicht mehr zu rechnen, zumal die Aachener zwischenzeitlich das 2:0 erzielen konnten: FCK-Kapitän Mathieu Beda hatte einen unnötigen Foulelfmeter verursacht, den Reghecampf locker verwandelte (69.). In der Nachspielzeit folgte zwar noch der Anschlusstreffer durch den eingewechselten Erik Jendrisek, der aber viel zu spät kam. Schade, hier war heute mehr drin!

Ungeachtet der immerhin einmal herausgearbeiteten Torchancen steht der 1. FC Kaiserslautern nun immer noch mit dem Rücken zur Wand. Einige vor dem FCK platzierte Vereine konnten am Wochenende punkten, der Rückstand auf die Nichtabstiegsplätze beträgt weiterhin drei Punkte. Nach der Länderspielpause am kommenden Wochenende folgt das richtungweisende Derby gegen Mainz 05. Nicht nur für die Mannschaft, sondern auch für die Fans und nicht zuletzt für die amtierende Vereinsführung wird hier viel auf dem Spiel stehen. Es wird ein heißer Montag am 26. November 2007 - selbst wenn der Himmel wieder Eis nach unten schickt!

- Fanfotos vom Spiel

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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