Schämt Euch, Ihr Stümper!
Der 1. FC Kaiserslautern hat das bislang wichtigste Spiel der Saison deutlich verloren und kann sich realistisch betrachtet vom sofortigen Wiederaufstieg verabschieden! Natürlich besteht auch nach dem 0:3 gegen den MSV Duisburg noch der unmittelbare Kontakt zu Tabellenplatz 3, natürlich ist im Fußball vieles möglich und Überraschungen kann es auch am 34. Spieltag noch geben. Doch dafür wären in den letzten sieben Spielen eine erhebliche Leistungssteigerung, viel mehr Selbstbewusstsein und eine mutigere Taktik nötig. Allerdings wartet man auf einen solchen Schub schon zu lange, als dass er noch kommen wird - realistisch betrachtet.
39.032 erwartungsfrohe Zuschauer pilgerten an diesem Montagabend trotz dem 1:4-Debakel in Freiburg auf den Betzenberg, viele von ihnen dürften nach diesem Offenbarungseid erneut vergrault worden sein. Den Gästeblock bevölkerten rund 1.200 Duisburger Fans, die begleitet von einigen Mainzern nur einige kleinere Fahnen zeigten und akustisch erst in der Schlussphase des Spiels zu vernehmen waren. In der Westkurve gab es neben der üblichen Fahnen- und Schalparade zum Einlaufen der Mannschaften noch zwei große Spruchbänder, die sich beide mit der Situation vor dem wichtigen Spiel beschäftigten: „Kopf hoch, Brust raus - Gemeinsam ins Oberhaus“ war ebenso zu lesen wie „Hier wurden Spieler zu Legenden gemacht - Zurück zu alter Stärke - Mit aller Macht“.
Auf dem Platz war dann von der breiten Brust allerdings wenig zu sehen, während die Fans zunächst einen guten Job machten. Nach einer verschlafenen Anfangsphase fiel bereits nach 15 Minuten eine Art Vorentscheidung: Josh Simpson gelang es bei einem Eckball nicht, den Pfosten richtig zu decken, so dass er einen platzierten Kopfball von Lavric nur mit dem Oberarm abwehren konnte - nach Rücksprache mit seinem Assistenten entschied der schwache Schiedsrichter Florian Meyer, laut fck.de „einer der besten Leute“ des DFB, auf Platzverweis und Elfmeter. Tararache nahm die Einladung an und verwandelte locker zum 0:1 (15.).
Wer nun ein wütendes Aufbäumen der Roten Teufel erwartete, sah sich getäuscht. Die Kulisse im Fritz-Walter-Stadion zeigte nach dem bitteren Rückstand den Willen, einen brodelnden Hexenkessel zu entfachen, einzig der dazu benötigte Funken vom Spielfeld fehlte. Beschämend: Bis zur Halbzeitpause erarbeitete sich der FCK gerade mal eine einzige Torchance.
Auch im zweiten Abschnitt gab es kein ernsthaftes Aufbäumen gegen die Niederlage. Der unbändige Wille und die nötige Durchschlagskraft fehlten den Lautrern; letztendlich hatte der MSV Duisburg mehr Tore erzielt, als die Gastgeber Chancen hatten: Mit einem sicher nicht unvermeidbaren Konter erhöhte Mokhtari in der 78. Minute auf 2:0. Viele FCK-Fans verließen das Stadion, im sicheren Wissen, dass die bekannten Aufholjagden des Betze derzeit nur in der Erinnerung existieren. Auch die Stimmung fand nun endgültig ihr abruptes Ende, während der Gästeblock lautstark den Auswärtssieg feierte. Warum soll man in einer solchen Situation auch noch weiter singen? Warum zum x-ten Mal „geschlossen hinter unserer Mannschaft stehen“, wenn „am Schluss wir dann doch nicht Sieger sind“?
Bezeichnend war schließlich das 0:3 durch Lavric in der letzten Spielminute. Hierbei handelte es sich nicht einmal mehr um einen Konter, die Defensive des FCK zeigte schlichtweg keine Gegenwehr mehr. Die Fans quittierten den folgenden Schlusspfiff mit einem Pfeifkonzert, als die Mannschaft zum Verabschieden kam war die Westkurve bereits fast leer.
Das i-Tüpfelchen auf diesen Schlag ins Gesicht jedes FCK-Fans setzte schließlich Trainer Wolfgang Wolf, der nach dem Spiel davon sprach, der Mannschaft „nach dem Platzverweis keinen Vorwurf machen“ zu können. Aber wo war dann der Betze-Kampfgeist von früher, für den man noch nie die besten oder teuersten Spieler gebraucht hat? Wo war der wirkliche Wille bei allen Spielern, das Spiel noch zu drehen und einen Aufstiegsplatz zu erobern? Diese Leistung war nicht teuflisch, sondern einfach nur stümperhaft - schämt Euch!
Wolfgang Wolf soll Trainer des 1. FC Kaiserslautern bleiben! Aber nur, wenn er endlich von seiner falschen Taktik abkehrt, die seit nunmehr 27 Spieltagen für viele Diskussionen unter den Fans sorgt. Wolle, frag bei Kalli Feldkamp nach, wenn Du vergessen haben solltest, wie der FCK früher mit Dir als Spieler jeden Gegner bezwungen hat! Ansonsten verpasst Du nach dem Abstieg zum zweiten Mal Dein Saisonziel auf dem Betzenberg...
Ein weiteres Problem: Der FCK wird von den eigenen Verantwortlichen so klein geredet, dass manch einer wirklich zu glauben beginnt, Platz 6 in der zweiten Liga wäre das Maximum. Hier wird über das fehlende Geld gejammert, dort über die zu hohen Erwartungen. Dabei hat der FCK laut der in der Fußballszene angesehenen Internetseite transfermarkt.de die Mannschaft mit dem zweithöchsten Marktwert der Liga, von Tabellenplatz 1 bis 8 kann hier nur der Karlsruher SC mithalten. Die Spieler sind definitiv gut genug für den Aufstieg, dies haben die meisten schon gezeigt. International erfahrene wie Jürgen Macho, Silvio Meißner, Balasz Borbely oder Gregory Vignal, hoffnungsvolle Jungtalente wie Sebastian Reinert, Daniel Halfar, Fabian Schönheim, Florian Fromlowitz, Steffen Bohl oder Axel Bellinghausen, Leistungsträger wie Mathieu Beda, Ismael Bouzid oder Aimen Demai, Spieler mit hoher Bundesliga-Erfahrung wie Benjamin Auer, Sven Müller oder Stefan Lexa - diese Mannschaft soll ungeachtet aller Verletzungen nicht gut genug sein für den Aufstiegskampf in der zweiten Liga?
Die Erwartungen an Mannschaft und Verein waren und sind nicht zu hoch. Wir müssen nicht auf ein „Endspiel“ gegen den 1. FC Köln hoffen, und wir müssen uns nicht vor Fürth, Freiburg oder Duisburg verstecken. Wir können nach 27 Spieltagen nicht mit Platz 6 zufrieden sein und wir müssen den sofortigen Wiederaufstieg schaffen, denn der FCK gehört in die erste Liga und hat auch das Potential dazu - auch wenn die Aufstiegschancen gestern realistisch gesehen fast auf Null gesunken sind. Die Hoffnung auf Besserung stirbt zuletzt...
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas