Spielbericht: MSV Duisburg - 1. FC Kaiserslautern 1:1

Der Wolf und die sieben Zwerge

Eins vorweg: Bekannt ist, der MSV Duisburg spielt zu Hause in blau-weiß, da kann man schon mal in Grübeln kommen, welche Kontrastfarbe da am besten wirkt. Logische Schlussfolgerung beim 1. FC Kaiserslautern: lemongrün! Warum sollten die „Roten Teufel“ auch in rot spielen, ist ja langweilig! Nachdem das babyblau Trainer Wolfgang Wolf ein Dorn im Auge war, ist es für mich umso unverständlicher, dass mein Verein nicht in seinen Farben spielt, wenn er es könnte. Das ist peinlich und unwürdig und mit keiner Verkaufsstrategie zu erklären, zumal dieses hässliche grün noch zehnmal schlimmer ist als das babyblau. Trauriges Bild FCK!

Das Spiel an der Wedau fing hingegen gut an, vor etwa 22.000 Zuschauern, hiervon knapp 2.000 mitgereiste Lautrer. Die Duisburger Fans zeigten in Ober- und Unterrang eine kleine Choreographie mit verschiedenen MSV-Trikots als Blockfahnen und dem Motto „Unsere Spuren in der Bundesliga - Tradition verpflichtet“. Zu Hören waren sie jedoch im ganzen Spiel trotz Unterstützung durch einige befreundete Mainzer nur wenige Male, besonders nach ihrem Tor. FCK-Anpeitscher Kempf feuerte indes den Lautrer Anhang wieder gut an, auch und gerade weil das Megaphon einmal mehr seinen Dienst versagte. Super Stimmung jedenfalls aus der FCK-Kurve. Wechselgesänge von oben nach unten und ein mehrmals sehr lautes „Bumm-Bumm-Klatsch“, saubere Party!

Zum Geschehen auf dem Rasen: Der Betze wie Freiburg zuletzt bei uns! Das Powerplay in der Meidericher Hälfte führte bereits nach fünf Minuten zum Führungstreffer durch einen Kopfball von Moussa Ouattara nach einer Hajnal-Ecke. Frenetischer Jubel in der FCK-Ecke, ein Tor nach einem Standard... unglaublich, das musste ein gutes Omen sein, oder? War aber nicht so! Bis etwa zur 20. Minute hielt der FCK sein Übergewicht, hatte auch einige gute Chancen zu erhöhen. Durch Noureddine Daham aus spitzem Winkel von rechts - scheitert an Georg Koch. Durch Axel Bellinghausen aus 18 Metern halblinks - wieder Koch unten. Durch Sven Müller frei im Fünfer - ein Abwehrbein dazwischen. Durch Stefan Lexa aus 16 Metern - verzogen. Ja Mensch - bevor der MSV überhaupt mitbekommen hatte, dass in seiner Arena Fußball gespielt wird, hätte es 5:0 stehen können, aber mindestens 2:0 stehen müssen!

Der FCK ließ dann nach, ging nicht mehr früh ran, versteckte sich in der eigenen Hälfte, versuchte zu kontern. Warum? Lief doch gut! Die Duisburger mussten im eigenen Stadion kontern, wir haben den Ball laufen lassen, war doch in Ordnung. So hätte man weiter spielen müssen bis zum zweiten Tor, egal wie lange es dauert!

Die Chancen waren immer noch da. Fabian Schönheim, allein vor Koch nach genialem Pass von Lexa, er darf alles machen nur nicht unten in die kurze Ecke - genau das macht er! Doch da, der Nachschuss aus zwanzig Metern, jetzt ein Pfund wie ein Pferd, Hajnaaaaaal, neiiiiiiin, gelupft - drüber!

Unmittelbar nach dieser Aktion, langer Ball von Mokthari auf Idrissou, der lässt abtropfen auf Lavric, zehn Meter zum Tor - zack, drin (41.)! Das darf nicht passieren! 1:1, so ging's in die Pause.

Aus dieser kam Torschütze Ouattara nicht mehr zurück, dafür Ismael Bouzid. Nun gut, egal, wir waren ja klar überlegen, was soll's, weiter Druck machen. Vielleicht mit Josh Simpson oder Steffen Bohl, für Schönheim, nicht wegen der 100%-Chance, sondern weil er teilweise überhaupt nicht wusste, wo der Ball war, und, für Verteidiger tödlich, nicht wusste was hinter ihm passierte! Wir brauchten ein paar große Jungs, die mal den langen Ball stoppen können oder ihn mit dem Kopf weiterleiten, nicht immer nur durch die Mitte und links über Bellinghausen, der rennt zwar wie ein Pferd, aber irgendwann...

Nöööööö, sagt der Trainer. Meine Zwerge da vorne sind aller Ehren wert. Deswegen habe ich ja auch den Karadas „daham“ gelassen! Und so kam es dann auch. Der MSV kam beschwingt aus der Kabine und die grünen Teufel konnten auf einmal keinen Ball mehr über fünf Meter zum Mann bringen. Auch das Stoppen des Spielgerätes wollte nur allzu selten noch gelingen. Da musste man schon froh sein, dass die Zebras zahnlos waren und zwar im Mittelfeld zu Gefallen wussten, vorne aber ebenso jämmerlich versagten, wie unsereins in Halbzeit 1. Es entwickelte sich ein Langweiler.

Duisburg wollte und konnte nicht, Lautern wollte erst gar nicht. Doch der Wolf ließ nicht locker. Er schickte seine sieben Zwerge immer wieder ab durch die Mitte, wollte ihnen keine Entlastung durch einen Bohl oder Pavlovich anbieten. Zwerg Bello war nun platt, Zwerg Lexa ebenso. Auch Zwerg Müller war inzwischen so von der Rolle, dass er dringend eine Pause gebraucht hätte. Man versuchte es mit ein, zwei langen Bällen, aber da steht ja Zwerg Nouri - wie soll der denn... ach vergiss es!

Lethargische, ausgepumpte Lautrer strampelten sich einem Unentschieden entgegen, das geht meistens schief. Der Wolf bringt Zwerg Reinert für Zwerg Lexa... Spielerisch ein Gewinn, der muss von Anfang an, weil er ein Alphatier ist! Aber immer noch kein großer Langer vorne. Plötzlich steht ein Duisburger frei auf links, war ja eine Frage der Zeit, satter Schuss aus 17 Metern, der wird noch abgefälscht... den hatte ich schon drin gesehen. Aber Macho taucht ab und hält das Ding, knallt dabei beinahe an den Pfosten. Heldentat, Jürgen - Danke!

Nun waren es noch etwa fünf Minuten und der Betze konnte froh sein, dass es noch Remis stand. Unglaublich, wenn man bereits 5:0 hätte führen können. Und jetzt, drei Minuten vor Ende, jetzt bringt er den Halfar. Was soll das denn nu? Na gut, ist zwar viel zu spät, jetzt wäre erst recht Bohl, und zwar hinten, richtig gewesen, aber ok. Zwei Spitzen drin, also auf zum Schluss-Spurt, ihr Zwerge. Aber dann wird für Halfar der einzige Stürmer Daham ausgewechselt. Aaaargh!!! Grmpfffff! Ich, als Ahnungsloser, als Kunde, sage jetzt besser nix mehr!

So blieb es schließlich beim 1:1, welches vom Großteil der mitgereisten FCK-Fans noch lautstark gefeiert wurde, während auf Duisburger Seite neben Applaus auch einige Pfiffe zu hören waren.

Nur noch so viel: Ein Unentschieden in Duisburg ist prinzipiell in Ordnung. Doch am Mittwoch im Heimspiel gegen Wacker Burghausen muss wieder „Betze-Fußball“ gezeigt werden - kampfbetont, physisch stark, jung und wild! Und mit einem ungefährdeten, klaren Heimsieg!

Frei nach dem Motto „Hier spielt der FCK, an uns kommt kein Gegenspieler vorbei!“ Mit sieben mutlosen Zwergen, die nach 70 Minuten hinterher hecheln, gewinnt man keinen Zwergenaufstand! Schon gar nicht in lemongrün! Pfui!

- Fanfotos vom Spiel

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Rossobianco

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