Hellström: „Vor Ehrmann kann man nur den Hut ziehen“
Am Rande des Fußballfilmfestivals „11mm“ in Berlin hatte „Der Betze brennt“ die Gelegenheit zu einem kurzen Gespräch mit FCK-Torwartlegende Ronnie Hellström. Der Schwede im Interview über die Lautrer Torwartschule, seinen Liebling Tobias Sippel und die Aufstiegschancen des 1. FC Kaiserslautern
Der Betze brennt: Herr Hellström, Sie haben zehn Jahre lang in Kaiserslautern gespielt. Woran an erinnern Sie sich am Liebsten?
Ronnie Hellström (61): Ach, natürlich gibt es Spiele. Aber ehrlich gesagt, erinnere ich mich am Liebsten an die freundliche Atmosphäre der Menschen in der Pfalz - innerhalb und außerhalb des Platzes.
Der Betze brennt: Es heiß, der FCK habe Sie damals schon vor der WM 1974 als Torwart verpflichtet. Sie wurden dann zum besten Torhüter des Turniers gekürt, vermutlich hätte Sie Lautern danach nicht mehr finanzieren können.
Hellström: Wissen Sie, man soll nicht sinnieren, was gewesen wäre. Kaiserslautern hat das damals gut gemacht, sie haben mich von Hammerby frühzeitig verpflichtet, und ich war in meinen Jahren in der Pfalz sehr glücklich.
Der Betze brennt: Sie sind derzeit hier in Deutschland, um auf dem weltweit einzigen Fußballfilmfestival 11mm in Berlin den Film „Fimpen - Der Knirps“ zu präsentieren. Er wurde 1973 gedreht und beschreibt den Weg der schwedischen Nationalelf zur WM 1974 - alle Nationalspieler spielten mit - auch Sie. Wie war das damals?
Hellström: Eigentlich unvorstellbar. Der Hauptdarsteller, ein sechsjähriger Junge, fuhr zu jedem Ländespiel mit. Er lief sogar mit auf und das Team hat gedreht…
Der Betze brennt: Vor einem Länderspiel?
Hellström: Ja, eigentlich unglaublich. Aber so unkompliziert war das damals in den 1970ern.
Der Betze brennt: Gab es überhaupt keine Probleme?
Hellström: Doch, einmal. Da hat das Filmteam eine echte Kabine ausgebaut und als Requisite genutzt. Leider wusste der Platzwart nichts davon. Er informierte die Polizei, der Regisseur saß dann eine Nacht im Gefängnis.
Der Betze brennt: Im Film waren Sie als Keeper zu sehen.
Hellström: Ja, aber ich hatte nicht immer Zeit, ich hatte auch ein Double. Ich hab also nicht alle Tore gekriegt, die im Film zu sehen sind. (lacht)
Der Betze brennt: In der Pfalz erinnern sich die Fans an Ihre tolle Paraden. Wie ist ihr Verhältnis zum FCK heute?
Hellström: Ich habe noch guten Kontakt zu meinen ehemaligen Mitspielern Hans-Günther Neues und Werner Melzer. Einige Spiele gibt es auch im schwedischen Fernsehen. Und beruflich habe ich viel in der Pfalz zu tun - dann versuche ich auch ein Spiel auf dem Betzenberg einzustreuen.
Der Betze brennt: Was halten Sie von der Lautrer Torwartschule, die Ihr Nachfolger Gerry Ehrmann dort etabliert hat.
Hellström: Das ist eigentlich eine unglaubliche Leistung, über einen solch langen Zeitraum eine solche Reihe an guten Torhütern hervorzubringen. Roman Weidenfeller, Tim Wiese, Florian Fromlowitz, und jetzt Tobias Sippel. Dann Luis Robles und dahinter kommt schon Kevin Trapp. Aber Sippel, der gefällt mir besonders gut.
Der Betze brennt: Warum?
Hellström: Er ist ein spielender Torhüter, er ist gut mit den Füßen. Er ist filigran, beweglicher.
Der Betze brennt: Das war zunächst etwas anders. Da galt das Ehrmann-Prinzip: „Nach seinem Körper schuf er sie.“
Hellström: Ja, aber das war früher so. Da dachte man, ein Torhüter muss groß sein und muskulös. Das ist heute anders. Also, nochmal: Ich habe ja auch Kontakt zu Gerry Ehrmann. Was er leistet, da kann ich nur den Hut ziehen.
Der Betze brennt: Ihr alter Klub Hammarby IF in Schweden ist im Vorjahr in die zweite Liga abgestiegen, der FCK will wieder in die erste Bundesliga. Wie bewerten Sie die Chancen?
Hellström: Es ist wichtig, dass man sofort wieder aufsteigt. Hammarby war ja zwanzig Jahre in der ersten Liga. Und der FCK hat es nach schwierigen Jahren nun selbst in der Hand. Ich bin zuversichtlich, dass die Jungs das schaffen werden.
Der Betze brennt: Vielen Dank für das Gespräch!
Quelle: Der Betze brennt
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