Neues vom Betzenberg

Druck statt Freude: Nicht alle gehen Anfangs Weg mit

Druck statt Freude: Nicht alle gehen Anfangs Weg mit

Foto: Imago Images

Der 1. FC Kaiserslautern steckt in einer deutlichen Ergebniskrise. Das belegen die Zahlen der vergangenen Monate. Markus Anfang sieht dafür auch psychologische Gründe. Diese wiederum sind auch hausgemacht.

"Wir machen auf dem Platz zu viele Fehler. Daran müssen wir arbeiten und besser werden", antwortet FCK-Trainer Anfang immer wieder, wenn er nach den Gründen für die zuletzt unzufriedenstellenden Ergebnisse gefragt wird. So auch am Wochenende gegenüber Der Betze brennt und den weiteren aus Kaiserslautern mitgereisten Journalisten in Braunschweig. Dort hatte seine Mannschaft gerade mit 0:2 die dritte Niederlage in Folge eingesteckt. Einen weiteren oder vielleicht auch einen auslösenden Grund für die Fehler auf dem Platz sieht der 50-Jährige in den Köpfen seiner Spieler. Nach Anfangs Meinung wurde in letzter Zeit zu viel über den Aufstieg geredet anstatt einfach Spaß am Fußball zu haben: "Unsere Zielsetzung war eine ruhige Saison, im besten Fall ein einstelliger Tabellenplatz. Darum kämpfen wir. Alles, was darüber hinaus im Raum steht, ist natürlich für viele ein Traum, und das ist auch total in Ordnung so. Aber wir müssen realistisch bleiben. Alle kommen dann immer und sagen: 'Aber Trainer, du musst auch mal ...' Ich muss gar nichts! Es geht nur über Punkte, die du dir Woche für Woche erarbeiten musst. Darauf müssen wir uns konzentrieren. Das sieht man auch unabhängig vom FCK. Schau dir alle anderen Mannschaften an, die wären alle schon davongezogen, wenn die das hingekriegt hätten. Wenn wir vor zwei, drei Monaten oder vor anderthalb Monaten gesagt hätten: Wir bleiben ruhig und konzentrieren uns nur auf das Wesentliche - dann hätten wir vielleicht das eine oder andere auch ein bisschen lockerer und mit einem Schuss mehr Freude angehen können. Wir hätten sagen können, lasst uns die Saison einfach genießen, weil sie gut läuft. Und ich habe ein bisschen die Sorge, dass man das jetzt versucht ein bisschen in die falsche Richtung zu drehen. Weil, die Jungs spielen eine gute Saison."

Bilanz seit Aufstiegsinterview: Neun Spiele, zwei Siege, Formtabelle Platz 17

Hätte man wirklich vor zwei Monaten sagen sollen, lasst uns einfach die Restsaison genießen, wie Anfang es jetzt anmerkt? Genau zu diesem Zeitpunkt, also Mitte Februar, hatte FCK-Investor und -Aufsichtsrat Axel Kemmler mit einem Interview für öffentliches Aufsehen gesorgt. Die Roten Teufel waren gerade mit vier Siegen gegen Abstiegskandidaten in die Rückrunde gestartet und standen knapp hinter Köln und Hamburg auf Platz 3. Der in der fünfköpfigen Aktionärsgruppe Saar-Pfalz-Invest (SPI) mit dem Bereich "Sportliches" beauftragte Kemmler sagte damals in der "Rheinpfalz": "Eigentlich musst du dir jetzt ganz klar das Ziel setzen, in dieser Runde unter die ersten drei zu kommen. Von den [noch kommenden] 13 Spielen müssten wir acht gewinnen. Das sollte dann reichen." Die Zwischenbilanz seither: Neun Partien, nur zwei Siege, Tabellenplatz 17 für den FCK in der Formtabelle seit jenem 22. Spieltag. Wer den Betzenberg der letzten vier Jahre seit dem Einstieg der Investoren und der Berufung von Thomas Hengen kennt, der kann sich ungefähr ausmalen, wie es angesichts dieses Negativlaufs hinter den Kulissen brodeln muss. Dabei kommt die Devise, das Thema "Aufstieg" nicht öffentlich in den Vordergrund zu stellen, ursprünglich nicht von Trainer Anfang, sondern von Geschäftsführer Hengen. Investor Kemmler wünschte sich in seinem Interview im Februar eine Änderung in der Vereinskommunikation: "Ich finde schon, dass man das jetzt offensiver formulieren sollte. Nicht, dass wir es so machen wie vor zwei Jahren, als wir die 40 Punkte geknackt hatten und dann von den letzten neun Spielen nur noch eins oder zwei gewonnen haben."

Markus Anfang ist das seitdem immer größer diskutierte Aufstiegsthema ein Dorn im Auge. Als Kritik an Investor Kemmler möchte er seine Feststellung, dass seit rund zwei Monaten die Lockerheit verloren gegangen zu sein scheint, aber ausdrücklich nicht verstanden wissen: "Dass ein Investor, der viel für den Verein tut, natürlich auch mal was sagt und vielleicht seinen Wunsch oder seinen Traum irgendwo lebt, das kann natürlich immer wieder passieren. Aber ich glaube nicht, dass hinter dieser Aussage die Intention war, uns irgendwie was Negatives mitzugeben." Deutlichere Kritik übte Anfang in den letzten Tagen an den Medien, die aus seiner Sicht das Thema Aufstieg zu groß gemacht haben, während er selbst weiterhin nichtmal dieses Wort in den Mund nehmen möchte: "Ich habe da nie drüber gesprochen. Aber nicht, weil ich nicht an meine Jungs glaube oder nicht an das Stadion, an die Fans oder das Umfeld glaube. Sondern weil ich einfach nur versuchen muss, realistisch an die Spiele ranzugehen. Es bringt mir nichts, über etwas zu reden, was ich nur über kleine Steps erreichen kann. Dann konzentriere ich mich lieber auf die kleinen Steps." Das muss man Anfang lassen: Seine Marschroute ist seit Saisonbeginn und bis zum jetzigen Zeitpunkt konsequent gleich geblieben. Motto: Ich rede nicht über den Aufstieg oder große Ziele, sondern denke nur von Spiel zu Spiel. Schritt für Schritt eben.

FCK-Aussagen sind nicht mehr so einstimmig wie zu Saisonbeginn

Was nach dem Osterwochenende bleibt, ist, dass der FCK bei nun sieben Punkten Rückstand die direkten Aufstiegsränge wohl endgültig abschreiben kann, aber zu Relegationsplatz 3 mit drei Zählern Rückstand immer noch Tuchfühlung besteht. Und was ebenfalls bleibt, ist der Eindruck, dass in den letzten Wochen die zu Saisonbeginn noch felsenfest geeinten öffentlichen Aussagen vom Betzenberg nicht mehr alle übereinander passen. Nicht nur Investor Kemmler und Trainer Anfang äußerten sich gegensätzlich. Torwart und Führungsspieler Julian Krahl sagte vor wenigen Tagen zum SWR: "Druck ist hier eigentlich immer da. Wenn man ehrlich ist, haben wir uns nie richtig damit auseinandergesetzt, dass wir auf Platz 3 springen oder oben festsetzen können. Weil wir genau wissen, das ist nur Schall und Rauch, weil die Liga so eng ist. Vielleicht hätten wir uns damit auseinandersetzen müssen. Hinterher ist man immer schlauer." Laut Geschäftsführer Hengen, ebenfalls beim SWR, hat diese Auseinandersetzung mittlerweile aber wohl doch stattgefunden: "Die Mannschaft hat intern ganz klar ihr Ziel besprochen. Das bleibt auch intern. Aber die Ziele sind klar formuliert und die Jungs wissen, was sie wollen."

Schon vor den beiden jüngsten Niederlagen gegen Nürnberg (1:2) und Braunschweig (0:2) hatte Hengen bei "Sport1" gefordert: "Wir dürfen die Saison jetzt nicht einfach austrudeln lassen - das wäre fatal! Zufriedenheit kenne ich nicht. (...) Es geht jetzt in die heiße Phase der Saison. Nochmal: Wir haben gar nichts zu verlieren. Vor der Saison hatte uns keiner auf dem Zettel. Richtigen Druck gab es in der vergangenen Saison - da ging es um Existenzängste. Da hatten wir wirklich etwas zu verlieren. (...) Die Jungs dürfen nur nicht verkrampfen und sollen einfach Spaß haben, Fußball zu spielen. Wir müssen jetzt heiß sein wie Frittenfett." Trainer Anfang wiederum sagte dazu gegensätzlich auf der Pressekonferenz vor Braunschweig: "Ich fand die Aussage von Markus Babbel (TV-Experte beim letzten Heimspiel; Anm. d. Red) eigentlich ganz gut: Egal wie die Saison ausgeht, man kann von einer richtig guten Saison sprechen. Das haben wir am Ende des Tages jetzt schon geschafft." Sportdirektor Marcel Klos wiederum erklärte ungefähr zeitgleich vor drei Tagen gegenüber "Bild": "Der Druck ist natürlich spürbar, klar. Ein Punkt auf Platz 3 - das ist eine Ausgangslage, bei der sich jeder wünscht, dass wir oben dranbleiben. Das Umfeld pusht, das ist ja auch positiv. (...) Wir alle - auch ich - haben den Anspruch, immer das Maximum herauszuholen. Das gilt jetzt auch für die nächsten fünf Spiele." Nach der Niederlage in Braunschweig bleiben nun noch vier Spieltage übrig.

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- Die Gründe für die Krise? Das sagen Klos und Anfang (Der Betze brennt, 19.04.2025)

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