Allein schon die Ausgangslage lässt es kribbeln: Die Lautrer können sich mit einem Sieg ganz oben festsetzen, die Elversberger aufschließen. Der FCK hat Heimvorteil, die "Elv" womöglich das berühmte "Momentum" auf ihrer Seite.
So lief's seit dem Hinspiel: Anfang Oktober schoss Muhammed Damar (20) den 1. FC Kaiserslautern nach 66 Minuten auf die Verliererstraße, nachdem die Roten Teufel zumindest in der ersten Halbzeit ein recht ordentliches Auswärtsspiel abgeliefert hatten. Für die Saarländer war dieses 1:0 der dritte Sieg im achten Spiel. Den ersten hatten sie aber erst in Runde 4 eingefahren, mit anderen Worten: Sie kamen so langsam in Fahrt. Und tatsächlich lief es fortan besser und besser. Nach einem 3:0 bei Eintracht Braunschweig am 16. Spieltag erklommen die Saarländer sogar die Tabellenspitze. Prompt begannen einige Sportmedien die Vision einer SVE in der Ersten Liga auszumalen. Klettert nun der nächste No-Name-Klub an den großen Traditionsvereinen vorbei in die Bundesliga? Die Kollegen von "11 Freunde" sprachen in diesem Zusammenhang sogar von einer drohenden "Elversbergisierung" der Beletage an. Zum Jahreswechsel aber hagelte es Rückschläge für die Gipfelstürmer. Drei Niederlagen am Stück, zum Teil saftig: 1:4 auf Schalke, 2:5 in Magdeburg. Darauf folgte ein 2:2 zuhause gegen den Karlsruher SC, bei dem man eine 2:0-Führung vergeigte - auch nicht befriedigend. Anfang Februar aber fand Elversberg wieder zu voller Stärke zurück. Zehn Punkte in vier Spielen, kein Gegentreffer, das 4:0 gegen Hertha BSC zuletzt erlebte Trainer Horst Steffen nach eigenen Worten als "perfekten Nachmittag". Aktuell Tabellen-6. mit 39 Punkten. Mit einem Sieg "uffem Betze" könnten die Saarländer zu den Führenden aus Hamburg und Kaiserslautern aufschließen. Die "Elversbergisierung" der Bundesliga bleibt also weiter im Bereich des Möglichen.
Das hat sich geändert: Wo Horst Steffen draufsteht, ist auch Horst Steffen drin, daran hat sich also schon mal nichts geändert. Da wird guter Ballsport geboten, in den alle Elemente der modernen Fußballschule Einzug halten. In der Regel aus einer 4-2-3-1-Grundformation heraus, in der der Zehner auch mal zum zweiten Stürmer wird. Hektische Personalbewegungen in der Winterpause blieben aus, wären aber ebenso wenig Elversberger Stil. Sportchef Ole Book verpflichtete eine junge Offensivkraft namens Younes Ebnoutalib (21), der bei Regionalligist Gießen auf sich aufmerksam gemacht hatte. In Liga Zwei verzeichnet er aber erst zwei Kurzeinsätze. Veränderungen vollziehen sich in diesem gut strukturierten Kader eher schleichend, im Rahmen eines permanenten Verdrängungswettbewerbs. Dazu mehr im folgenden Absatz.
Gewinner und Verlierer: Der Gewinner heißt ganz klar Fisnik Asllani (22). Zwölf Treffer und fünf Assists gehen bereits auf sein Konto. In der Winterpause baggerte bereits Erstligist Union Berlin an dem Stürmer, sein Marktwert wird mittlerweile auf drei Millionen Euro taxiert, Tendenz steigend. Allerdings ist der Shootingstar nur geliehen, gehört der TSG Hoffenheim und wird das Saarland so oder so im Sommer verlassen. Solche Fälle gibt es im SVE-Kader einige. Der bereits erwähnte Damar, der auf der Zehn stark aufspielt, ist ebenfalls Eigentum der Sinsheimer. Elias Baum (19), der trotz seiner Jugend bereits zu den stärksten Rechtsverteidigern der Liga zählt, gehört Eintracht Frankfurt. Die sich erfreulich entwickelnden Leihspieler haben aber auch dafür gesorgt, dass die Einsatzzeiten einiger Stammkräfte der vergangenen Spielzeit geschrumpft sind. Stürmer Luca Schnellbacher (30) hat zwar schon sechs Buden auf dem Konto, muss oft aber Asllani den Vortritt lassen. Paul Stock (27) steht hinter Damar an, kam bislang nur auf zwei Startelf-Einsätze. Rechts offensiv hat Lukas Petkov (24) das Urgestein Manuel Feil (30) verdrängt. Links offensiv beerbte Tom Zimmerschied (26) wie erhofft den im vergangenen Sommer abgewanderten Jannik Rochelt. Nach wie vor Stammkraft ist Linksverteidiger Maurice Neubauer (28), der im fortgeschrittenen Alter qualitativ sogar nochmal zugelegt hat: Der "Kicker" stufte ihn in seiner jüngsten Rangliste als "herausragend" ein. Im zentralen Mittelfeld ist das Gedränge gewaltig. Gesetzt ist Kapitän Robin Fellhauer (26). Ihm zur Seite steht meistens Semih Sahin (25), aber auch der junge Frederik Schmahl (22) und der erfahrene Ex-FCK-Kapitän Carlo Sickinger (27) drängen auf diese Position. In der Innenverteidigung stehen im Normalfall Lukas Pinckert (25) und Florian Le Joncour (30), Maximilian Rohr (29) fehlte zuletzt gelbgesperrt. Im Tor hat Nicolas Kristof (25) noch nicht eine Einsatzminute verpasst und schon zehnmal zu null gespielt.
Zahlenspiele: Die Elversberger trafen schon 13-mal von außerhalb des Strafraums. Das ist einsame Liga-Spitze. Gefährlichster Distanzschütze ist Kapitän Fellhauer, der schon viermal von jenseits der 16-Meter-Linie genetzt hat. Drum muss der vergleichsweise niedrige xGoals-Wert relativiert gesehen werden. Denn laut xG-Tabelle hätte die "Elv" nur 34,83-mal treffen dürfen, faktisch aber hat sie 44 Buden auf dem Konto, zwei mehr als der FCK. Die xG-Software bewertet Torschüsse von außerhalb des Strafraums nunmal sehr niedrig. Die Saarländer haben aber auch vier Tore weniger kassiert als die Lautrer, 30 nämlich, damit stellen sie die viertbeste Defensive der Liga. In den Laufdisziplinen belegen die Freitagsgäste ausnahmslos Plätze im oberen Tabellendrittel. In der Statistik der gewonnenen Zweikämpfe beanspruchen sie Rang 3, der junge Elias Baum ist sogar als zweikampfstärkster Spieler der Zweiten Liga aufgeführt. Was Ballbesitz, Passquote und Herausforderungsintensität angeht, liegen die Saarländer mit den Pfälzern ungefähr gleichauf. Interessant auch: Beide Teams setzen auf vergleichsweise wenig Flanken aus dem Spiel heraus. Unterm Strich sind das einige Belege dafür, dass die Trainer ähnliche fußballerische Ideale verfolgen.
Fazit: Tja, was soll man dem FCK gegen diesen Gegner mit auf den Weg geben? Eine Woche, nachdem die Pfälzer einen Sieg gegen den Tabellenletzten eingefahren haben, treffen sie nun auf die wohl formstärkste Mannschaft der Liga. Kein Gegentreffer in den jüngsten vier Partien, dafür neun Buden selbst erzielt, zehn Punkte geholt. In der Tabelle drei Punkte hinter Lautern, aber mehr Tore gemacht und weniger kassiert. Ein ganz harter Brocken. Änderungen in der Startelf gegen der Regensburg-Partie bieten sich beim FCK kaum an, es sei denn, Daisuke Yokota (Risswunde am Fuß) wird wieder hundertprozentig fit. Daniel Hanslik hat ihn zuletzt gut vertreten und als Sturmpartner von Ragnar Ache mit diesem vielleicht sogar besser harmoniert als der Japaner. Dass Yokota selbst wenn er fit wird erstmal auf der Bank nimmt, ist also gar nicht so abwegig. Auf der linken Außenbahn dürfte Florian Kleinhansl nach seinem Auftritt gegen den Jahn bis auf Weiteres die Nase vor Erik Wekesser haben. Dringend anzuraten ist eine konzentriertere Abwehrleistung. Gegen den Tabellenletzten leisteten sich Maxi Bauer und Co. einige Nachlässigkeiten, die Fisnik Asllani und Co. sicher besser ausgenutzt hätten. Zu erwarten ist ein intensives, ausgeglichenes Spiel, das derjenige für sich entscheidet, der es in dem einen Moment, der sich auf jeder Seite irgendwann ergibt, besser macht als der Gegner.
Quelle: Der Betze brennt
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