Gelingt dem 1. FC Kaiserslautern mit einem Sieg gegen Preußen Münster der Neun-Punkte-Traumstart ins Jahr 2025? Abwarten. Der Aufsteiger blieb zuletzt vier Spiele ungeschlagen - und sein Trainer hat ganz sicher seine Hausaufgaben gemacht.
Das hat sich geändert: 0:1 verloren die Preußen bekanntlich ihr Hinspiel gegen den FCK durch einen späten Treffer des eingewechselten Ragnar Ache. Überhaupt verlief der Saisonstart des Aufsteigers holprig: nur ein Punkt nach vier Partien. Nach einem vogelwilden 3:3 gegen Paderborn am 5. Spieltag folgte eine Woche später mit einem klaren 3:0 bei Mitaufsteiger Regensburg endlich der erste Sieg. Wirklich in der Liga angekommen sind die Westfalen aber erst seit der Länderspielpause im Oktober. Seither haben sie nur noch zweimal verloren. Aufhorchen ließ vor allem ein 2:1-Auswärtssieg bei Hertha BSC im Dezember. Auch der Start ins neue Jahr gestaltete sich erfreulich. Ein 2:1-Sieg zuhause gegen die SpVgg Fürth und vergangene Woche ein 2:2 bei Hannover 96, der besten Heimmannschaft der Liga. Mit 20 Punkten auf Platz 14 stehen die Münsteraner nach 19 Spieltagen drei Zähler über dem Strich. Mehr wollten sie nie und da wollen sie auch am Saisonende stehen. Insofern herrscht Zufriedenheit, erst recht mit Trainer Sascha Hildmann. Wie erwartet, hat der gebürtige Lautrer den gebürtigen Lautrer Richard Schneider als Trainer mit der längsten Amtszeit bei den Preußen nunmehr abgelöst. Seit Ende 2019 ist der 52-Jährige nun im Amt.
Das hat sich geändert: Das Hildmann-Team musste seit vergangenem Sommer einige herbe Rückschlage verkraften. Etliche Aufstiegshelden fielen verletzt aus oder fassten in der Zweiten Liga nicht mehr Fuß. Schon im Hinspiel gegen Lautern war Drittliga-Torjäger Malik Batmaz (24) wegen eines Kreuzbandrisses ausgefallen. Bislang ist er noch nicht zurückgekehrt, ebensowenig Routinier Sebastian Mrowca (31). Der zweite Goalgetter des Aufstiegsjahrs, Joel Grodowski, verlor im Lauf der Hinrunde seinen Stammplatz und ist jetzt nach Bielefeld abgewandert. Davon, dass Marc Lorenz (36) aufgrund seines Alters seine Führungsrolle nicht mehr wahrnehmen konnte, zeigte man sich weniger überrascht. Beim ersten Saisonsieg in Regensburg saß der langjährige Kapitän erstmals auf der Bank, seither kam er nur noch als Einwechselspieler. Kein Wunder also, dass Hildmann erst Mitte der Hinrunde zu einer stabilen Formation fand. Viel gewechselt wird in Münster dennoch, und das nicht nur verletzungsbedingt. Der Trainer zeigt sich auch variabel, was seine Grundordnung angeht. Seit der 1:2-Niederlage in Magdeburg Anfang Dezember bevorzugt er hinten wieder Dreier- und Fünferketten, die seinem Team allerdings auch vorher schon nie so ganz fremd waren. In der Winterpause legten die Preußen nach, nur punktuell, aber effektiv. Aus Paderborn liehen sie David Kinsombi (29), der den Platz neben Sechser Jorrit Hendrix (29) im zentralen Mittelfeld besetzen soll, auf der Position nämlich war in der Hinrunde ebenfalls oft getauscht worden. Und als feste Verpflichtung kam Florian Pick (29), der bei Miro Klose in Nürnberg nicht richtig Fuß fassen konnte. Der Tempodribbler hatte in Lautern einst unter Hildmann seine beste Zeit, und bei seinem Einstand in Hannover deutete er direkt an, dass er daran anknüpfen möchte: Er markierte direkt nach seiner Einwechslung den Ausgleich zum 2:2.
Gewinner und Verlierer: Nach Batmaz' Ausfall war klar, dass die Neu-Besetzung der Sturm-Zentrale das größte Fragezeichen aufwerfen würde. In der Tat vermochten weder Etienne Amenyido (26) noch Hólmbert Aron Fridjónsson (31) noch András Németh (22) bislang einzuschlagen. In den beiden zurückliegenden Partien durfte jeweils Németh starten. Erfolgreichster Torschütze ist bislang der offensiv variable Joshua Mees (28), der eine starke Saison spielt. Das Offensivtriangel wurde in der Hinrunde meist von Charalambos Makridis (28) komplettiert. Auf diese Besetzung dürfte Pick von nun an mächtig Druck gemacht. Hervorragend in der Liga angekommen ist der junge Innenverteidiger Lukas Frenkert (24) und Torhüter-Talent Johannes Schenk (21), die beide zur Stammbesetzung zählen. Ebenso wie Mikkel Kirkeskov (33), der Lorenz als Mannschaftskapitän beerbt hat, und Jano ter Horst (22) auf den Außenbahnen. In der Dreier-Innenverteidigung fehlte in Hannover Frenkert wegen Gelb-Sperre. Er dürfte am Sonntag zurückkehren, an seiner Seite werden Simon Scherder (31), Niko Koulis (25) oder Torge Paetow (25) auflaufen. Gar nicht zum Zuge kam der aus Mannheim geholte Linksverteidiger Luca Bolay (22), der zurzeit ohnehin verletzt ausfällt. Sein Verletzungspech blieb dem Ex-Lautrer Dominik Schad (27) auch in Münster treu. Immerhin durfte er in Hannover mal wieder 29 Minuten ran - zum ersten Mal seit dem 1. Spieltag.
Zahlenspiele: Vor dem Hinspiel klagte Sascha Hildmann im DBB-Interview, dass seine Mannschaft zwar erst ein Törchen erzielt hatte, nach xGoals aber ein Top-Team wäre und auch die meisten Großchancen herausspiele. Der Eindruck hat sich nach nunmehr 19 Runden ein wenig nivelliert. Mit 22 erzielten Treffern belegt Münster im Ligavergleich nur den 16. Platz, steht aber auch nach xGoals nicht viel besser da. Dafür gehören die Hildmann-Jungs mit 26 Gegentreffern zum oberen Tabellendrittel, was auch dem "xGoals against"-Wert entspricht (26,42). Was überrascht: Sie haben schon acht Kopfballtreffer erzielt. Damit sind sie zweitbeste ihrer Klasse, gemeinsam mit Schalke und Karlsruhe, besser ist nur der Hamburger SV (14). Und sie gewinnen auch die zweitmeisten Kopfballduelle nach Regensburg. Die nach der kleinen Zäsur im Oktober gewonnene Stabilität drückt sich auch in den erzielten Resultaten aus. Die beiden Niederlagen seither fielen jeweils knapp, mit nur einem Tor Differenz aus. Und sie haben in keinem Spiel mehr mehr als zwei Treffer kassiert. Seit nunmehr vier Partien sind Münsteraner ungeschlagen.
Fazit: Bei Sascha Hildmann und seinem Trainerteam können die Lautrer sicher sein, die haben ihre Hausaufgaben gemacht. Und ganz bestimmt gesehen: Der FCK hat die beiden jüngsten Partien gegen Tabellennachbarn der Preußen zwar gewonnen, doch sowohl die Ulmer als auch die Fürther haben den Roten Teufeln phasenweise schwer zugesetzt, indem sie deren Aufbauspiel durchs Zentrum blockten. Nichts anderes werden die Gäste auch am Sonntag versuchen. Und die Anfang-Elf versuchen, sich da zu verbessern. Ob nun Leon Robinson oder Afeez Aremu auf der Sechs aufläuft, beide müssen von ihren Mitspieler besser unterstützt werden, damit sich Ballverluste vermeiden lassen. In Fürth kehrte Jean Zimmer wieder mal auf die rechte Außenbahn zurück, nachdem Jan Gyamerah Gelb-Rot sah. Dass er ihn diesmal von Anfang an ersetzt, liegt nahe. Darauf hinzuweisen, wie wichtig es wäre, gegen die kopfballstarken Münsteraner Ragnar Ache zu bringen, ist diesmal noch müßiger, als es vor dem Fürth-Spiel bereits war. Wie sehr Ache im Sportpark Ronhof nach seiner Einwechslung das FCK-Spiel als vordere Anspielstation belebte, hat ja wohl jeder gesehen. Also Obacht, sonst werden - Achtung, Kalauer - die Punkte einfach wegge-Pick-t.
Quelle: Der Betze brennt
Weitere Links zum Thema:
- Sonntag, 13:30 Uhr: Alte Bekannte und neue Gesichter (Der Betze brennt)