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Kreativ, schnell, aggressiv: Faride Alidou im DBB-Porträt

Kreativ, schnell, aggressiv: Faride Alidou im DBB-Porträt

Foto: Imago Images

Mit Flügelstürmer Faride Alidou präsentiert der 1. FC Kaiserslautern einen weiteren span­nen­den Wintertransfer. Vor drei Jahren noch galt der heute 23-Jährige in Hamburg als die "hei­ßes­te Aktie" auf dem deutschen Spielermarkt.

Im November 2021 gerieten die Schreiber von der Hamburger "Morgenpost" ins Schwärmen. Das HSV-Eigengewächs Faride Alidou gab sein Debüt in Deutschlands U20-Nationalmannschaft - und lieferte beim 3:2-Sieg über Frankreichs Nachwuchs eindrucksvoll ab. Er holte den Elfmeter raus, den Paul Nebel zum 1:1 verwandelte, markierte das 2:1 selbst und überzeugte auch sonst. Und das unter den Augen der französischen Superstars Kylian Mbappé, Paul Pogba oder Antoine Griezmann. Damit war das HSV-Juwel auch in den internationalen Fokus gerückt.

An der Elbe war sein Potenzial schon länger bekannt. Der damalige HSV-Coach Tim Walter hatte den 20-Jährigen im Sommer aus der U21 in seinen Profikader hochgezogen. Im Oktober, beim 1:1 gegen Düsseldorf, wechselte er ihn erstmals ein, eine Woche später brachte er ihn von Beginn an - und Alidou bereitete beim 2:1-Sieg der Hanseaten in Paderborn den Führungstreffer durch Moritz Heyer vor. Eine Woche nach seinem Debüt in der U20-Auswahl markierte der Youngster seinen ersten Treffer im HSV-Dress. Das 1:0 durch Ludovit Reis beim 4:1-Heimsieg gegen Regensburg bereitete er vor.

Von rechts in die Mitte, mit links in die Box - ganz wie Yokota

Im folgenden Zusammenschnitt sind beide Aktionen zu sehen. Es lohnt sich jedoch, ihn komplett zu betrachten, denn er offenbart kompakt einige besondere Qualitäten des Spielers. Gleich zu Beginn tankt er sich wuchtig über die linke Seite im Strafraum durch. Auch in der Szene vor Bakery Jattas nicht gegebenem Treffer hat er Aktien. Überhaupt kommt der Linksfuß wiederholt sowohl über den linken wie über den rechten Flügel. Seine Vorarbeit zu Reis’ Führungstreffer - von rechts in die Mitte und mit links in die Box - gleicht der Art, in der Daisuke Yokota Tor-Aktionen einleitet.

» Zum Video: Alidou mit Vorlage und Tor gegen Regensburg

Die Aufmerksamkeit, die ihr Talent zunehmend erfuhr, bereitete den HSV-Verantwortlichen bald darauf auch Kummer. Denn Ende der Saison lief sein Vertrag aus. "Die Mopo sprach mit mehreren Scouts verschiedener Bundesligavereine", mussten sie in ihrem lokalen Boulevardblatt lesen. "Der einhellige Tenor: Gerade aufgrund seines auslaufenden Vertrages ist Alidou zurzeit eine der heißesten Aktien auf dem deutschen Markt. Entsprechend viele Anfragen trudelten zuletzt bei seinen Agenten ein."

Es war eigentlich kaum zu verhindern. Alidou, der in Hamburg geboren ist und seit seinem elften Lebensjahr für den HSV die Schuhe schnürte, wechselte in die Bundesliga, zu Eintracht Frankfurt. Der Deal wurde schon im März 2022 bekanntgeben. Noch Wochen, bevor feststand, dass die Norddeutschen auch in diesem Jahr den Aufstieg verpassen würden. So blieb ihnen nur, ihm über ihren TV-Kanal noch ein nettes Abschiedsvideo widmen. In diesem ist auch sein zweiter Saisontreffer zu sehen, ebenfalls im November beim 3:0 Treffer gegen Ingolstadt erzielt.

Hier zu sehen ab Minute 0:38. Man beachte, wie er den Ball innen an seinem Gegenspieler vorbei legt und selbst außen vorbeizieht.

» Zum Video: Danke, Faride - Zum Abschied von Faride Alidou

"Mit Faride gewinnen wir einen Spielertypen, der seine Stärken auf beiden Außenbahnen und auch hinter der Spitze zur Geltung bringen kann", begrüßte Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche den Neuen. "Wir sind davon überzeugt, dass er uns mit seiner Schnelligkeit und Dribbelstärke noch variabler und unberechenbarer machen wird. Faride hat seit seinem Schritt zu den Profis bewiesen, dass er sich in einer höheren Liga schnell zurechtfindet."

Ganz so gut wie erhofft lief es am Main dann aber doch nicht. In der Bundesliga-Saison 2022/23 wurde Alidou lediglich 15-mal eingewechselt. Immerhin aber durfte er auch in der Champions League Spielpraxis sammeln, wo er auf fünf Kurzeinsätze kam. Und bei Frankfurts 2:3-Niederlage in Tottenham glückte ihm sogar ein Treffer. Er macht deutlich: Alidou vermag seine 1,86 Meter Körpermasse auch in die Höhe zu schrauben, um wuchtig aufs Tor zu köpfen.

» Zum Video: Faride Alidou trifft für Frankfurt gegen Tottenham

Tore schießen sieht er allerdings nicht einmal selbst als seine Kernkompetenz. "Im letzten Drittel treffe ich noch zu oft die falschen Entscheidungen", bekannte er selbstkritisch in einem Interview mit der "Frankfurter Rundschau". Zu Beginn der Spielzeit 2023/24 lieh die Eintracht den nunmehr 22-Jährigen zum 1. FC Köln aus. Dort kam er auf 14 Startelf-Einsätze und zwölf Einwechslungen, regelmäßig von Anfang an dabei war er erst in der Rückrunde.

Und einen seiner vier Treffer markierte er ausgerechnet gegen Frankfurt. Hier ein Zusammenschnitt der Partie, in der ebenfalls ein paar starke Dribblings und Antritte Alidous zu sehen sind. Niels Nkounkou etwa holt sich die Ampelkarte, weil er die Nummer 40 nach einem Zweikampf nicht halten kann. Alidous Treffer zum 1:0 dagegen ist gar nicht mal so erwähnenswert.

» Zum Video: 1. FC Köln gegen Eintracht Frankfurt

Nach der Spielzeit kehrte er nach Frankfurt zurück. Perspektiven für ihn sah Trainer Dino Toppmöller aber wohl weiterhin nicht. Drum wurde Alidou erneut ausgeliehen, diesmal nach Italien, zum Erstligisten Hellas Verona. Dort aber blieb er fast durchgehend außen vor: Nur drei Kurzeinsätze bis Oktober, dann gar keiner mehr. Worauf die Hessen die Leihe abbrachen. Eine Saison auf der Bank hätte weder der Entwicklung eines Spielers in diesem Alter noch dessen Marktwert gutgetan.

"Wir sind froh, dass ein Spieler seiner Qualität so kurzfristig im aktuellen Transferfenster verfügbar war und wir ihn von einem Schritt zum FCK überzeugen konnten", sah FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen in dem Angebot ein unverhofftes Schnäppchen.

Weitere Option auf den Flügeln ergibt Sinn

Damit stellt sich nach Grant Ranos innerhalb von gerade mal 24 Stunden ein weiterer Offensivspieler am Betzenberg vor. Was durchaus Sinn ergibt: Ranos kann bis Saisonende die Abschlussqualität erhöhen, länger läuft sein Leihvertrag nicht. Alidou dagegen beugt bereits über den Sommer hinaus Abgängen vor, die auf den Flügeln drohen. Außer Aaron Opoku ist wohl auch Dickson Abiama und Richmond Tachie keine große Zukunft in der Pfalz mehr beschieden. Beim nur ausgeliehenen Yokota ist zu befürchten, dass er nach Gent zurückkehren wird. Und aktuell muss Kenny Redondo nach seiner Zehenverletzung erst wieder Anschluss finden.

Im Gegensatz zu Ranos wurde Alidou nämlich fest verpflichtet. Allerdings ist wie üblich beim FCK erstmal unklar, für wie lange. Und Eintracht Frankfurt soll sich eine Rückkaufoption gesichert haben. Das mag aus FCK-Sicht suboptimal sein, doch müssen solche Klauseln heutzutage immer mal akzeptiert werden, wenn es um Spieler geht, deren Marktwertpotenzial noch nicht ausgeschöpft ist. Solch eine Option hatte übrigens auch der Hamburger SV bei Aaron Opoku.

GSN: Alidou hat Potenzial für "internationale Klasse"

Anlässlich seiner Leihe zum 1. FC Köln vor einem Jahr analysierten auch die Datenspezialisten von "Global Soccer Network" (GSN) Faride Alidou. Sie erkannten bei ihm Schwächen im Abschluss, im Passspiel und im defensiven Positionsspiel. Auf der positiven Seite notierten sie hohes Tempo, schnellen Antritt, Fähigkeiten im offensiven Eins-gegen-eins-Spiel sowie eine gute Technik. Zudem sei er kreativ, verfüge über eine hohe Zweikampfstabilität sowie eine aggressive Spielweise, heiß es.

Im GSN-Bewertungssystem erreichte er 67.95 Punkte, was der Kategorie "solider Bundesliga-Spieler" entspricht. Sein Potenzial wird aber bei 77.79 gesehen, das wäre "internationale Klasse". Das klingt doch schon mal vielversprechend.

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- Flügelstürmer Faride Alidou verstärkt die Roten Teufel (Pressemeldung FCK)

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