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Gegner-Check Fürth: Das Kleeblatt sucht weiter nach Halt

Gegner-Check Fürth: Das Kleeblatt sucht weiter nach Halt

Foto: Imago Images

Der FCK muss nach Fürth. Zu einem Gegner, der mitten in der Hin­runde einen radikalen Schnitt wagte. Mit neuem Trainer und neuem Sport­chef sucht das Kleeblatt noch nach ei­ner neuen Linie. Am Abgrund steht es aber noch lange nicht.

So lief's seit dem Hinspiel: 2:2 trennte sich der 1. FC Kaiserslautern im Hinspiel nach 90 Minuten von einer starken SpVgg Fürth, die 2:0 in Führung gelegen hatte. Dass der weitere Saisonverlauf die Jobs von Trainer Alexander Zorniger, dem jetzt beim FCK im Gespräch befindlichen Kaderplaner Sergio Pinto und sogar, nach über acht Jahren, Sportchef Rachid Azzouzi kosten würde, hatte sich nach diesem Auftritt wohl niemand vorstellen können. Doch nach einem empfindlichen 0:4 gegen den Erzrivalen 1. FC Nürnberg am 9. Spieltag war es soweit. Dabei soll Zorniger gar nicht mal die peinliche Derby-Schlappe allein zum Verhängnis geworden sein. Unter Strich las sich seine Bilanz nach beinahe zwei Jahren zwar immer noch ordentlich, ebenso war der Saisonstart mit zwei Siegen und drei Remis gar nicht mal übel verlaufen. Doch die Vereinsführung um den kaufmännischen Geschäftsführer Holger Schwiewagner bemängelte neben der generellen Anfälligkeit des Teams in der Defensive auch die Außendarstellung des Trainers und des Sportchefs, die sich vor laufenden Kameras immer wieder mal harsch übers eigene Personal herzogen. Interimstrainer Leo Haas ließ anschließend mit einem 4:3 auf Schalke aufhorchen, musste dann aber das DFB-Pokal-Aus in Regensburg (0:1) sowie Niederlagen gegen Darmstadt (1:5) und Köln (0:1) verantworten. Worauf der neue Sportdirektor Stephan Fürstner mit Jan Siewert einen alten Bekannten aus Mainzer Tagen präsentierte. Die Verpflichtung wird im Umfeld nach wie vor sehr skeptisch beäugt: Im Nachwuchsbereich mag sich Siewert Meriten erworben haben, als Cheftrainer war er in jeweils nur kurz währenden Amtszeiten weder in Mainz noch in Huddersfield erfolgreich. Anfang Dezember gelangen dem neuen Coach zwei Siege gegen Hertha BSC (2:1) und Hannover (1:0) und es schien, als hätte sich sein Team in der Defensive stabilisiert. Dann aber setzte es vor Weihnachten noch einmal ein derbes 0:5 in Hamburg. Der Start ins neue Jahr verlief mit einem 1:2 in Münster ebenfalls suboptimal. Allerdings verlor das Kleeblatt erst in der Schlussminute, nachdem es über eine Stunde lang in Unterzahl behaupten musste: Simon Asta (23) hatte nach 32 Minuten Gelb-Rot gesehen.

Das hat sich geändert: Siewert ist von Zornigers bevorzugtem 3-5-2 nicht grundsätzlich abgerückt, lässt aber zurückhaltender agieren. Nach den Wechseln auf den Positionen des Trainers und des Sportchefs versuchten sich die Franken in der Winterpause auch an einer Blutauffrischung des Kaders, setzte dabei aber auf alte Bekannte: Von der TSG Hoffenheim kehrte Marco John (22) zurück, der es bei den Sinsheimern nur zur Einsätzen im Regionalliga-Team brachte. Zum Jahresauftakt aber fehlte der Linksverteidiger noch wegen Trainingsrückstand. Und aus Düsseldorf beorderte man die langjährige Stammkraft Felix Klaus (32) wieder an die Regnitz. Der Flügelspieler fügte sich in Münster ein, als wäre er nie weg gewesen, schoss nahezu alle Freistöße und Ecken. Dafür setzen nun Knieprobleme Routinier Julian Green (29) matt, der gemeinsam mit Kapitän Branimir Hrgota (32) Dreh- und Angelpunkt des Kleeblatts im zentralen Mittelfeld ist. Ihn ersetzte in Münster der gelernte Außenverteidiger Marco Meyerhöfer (29).

Gewinner und Verlierer: Eingeschlagen hat Neuzugang Noel Futkeu (22), der bislang sieben Treffer erzielte und zwei vorbereitete. Viel Geld wird Fürth mit ihm aber nicht verdienen, da sich Eintracht Frankfurt eine Rückkaufoption für den Stürmer gesichert hat - das scheint wohl die Masche der SGE geworden zu sein, denn bei den Neu-Lautrern Simon Simoni und Faride Alidou bestehen bekanntlich auch solche Klauseln. Der Ex-Mainzer Marlon Mustapha (23) dagegen, für den die Franken eine Kaufoption besitzen, hat noch nicht so viel gerissen, als dass sich eine Investition in die Leihgabe des italienischen Erstligisten Como 07 lohnen würde. Nur drei Startelf-Einsätze, kein Tor. Keeper Nahuel Noll (21), obwohl von Zorniger heftig kritisiert, behauptete seinen Stammplatz bis zu seiner Verletzung Anfang Dezember. Seither ersetzt ihn Moritz Schulze (23), der sich wiederum letztes Wochenende in Münster wehgetan hat. Als Dritten im Torhüter-Bunde verpflichtete Fürth ganz frisch den ehemaligen Lautrer und letzten echten Gerry-Ehrmann-Schüler Lennart Grill (25). Roberto Massimo (24), der neue Mann aus Stuttgart, profilierte sich in der Hinrunde als Allrounder, saß in Münster aber nur auf der Bank. Sacha Bansé (23), für kleines Geld aus Lüttich gekommen, kam zu regelmäßigen Einsätzen auf der Sechs. Rechtsverteidiger Simon Asta und Innenverteidiger Maximilian Dietz (22), denen gemeinhin "Potenzial für mehr" nachgesagt wird, spielten beide eine bestenfalls durchwachsene Hinserie, tauchen auch in der aktuellen "Kicker"-Rangliste nicht auf. Ebenso vermochte sich Talent Jomaine Consbruch (22) nicht weiterzuentwickeln, der Mittelfeldspieler fällt seit Mitte der Hinrunde mit einer Knieverletzung aus.

Zahlenspiele: 35 Gegentreffer haben die Franken bereits kassiert, was sie zur drittschlechtesten Defensive der Liga macht. Nach "xGoals against" hätte es sogar noch eine Bude mehr sein können, was sie auf eine Stufe mit Schlusslicht Regensburg hebt. Nach Braunschweig lassen sie auch die meisten Schüsse aufs Tor zu, 249 bislang, ein Ranking, in dem der FCK (218) bislang einen guten viertletzten Platz belegt. Ist unter Siewert denn nichts besser geworden? Mit Zahlen lässt sich das auf den ersten Blick tatsächlich nicht belegen, weil die fette 0:5-Packung die Bilanz trübt. Von diesem Ausreißer abgesehen wirkte die Hintermannschaft zuletzt aber durchaus geschlossener, und dass solche Ausreißer vorkommen, wissen die Roten Teufel seit ihrem 1:5 in Darmstadt. Von ihren 25 erzielten Treffern - ein unterer Mittelklasse-Wert - hätten sie zwölf nach ruhenden Bällen erzielt, heißt es. Das stimmt, wenn man die vier Elfmeter mitzählt, die allesamt Green verwandelt hat. Und der fehlt nun.

Fazit: Ein Gastgeber, der sich nach einem radikalen Schnitt in der sportlichen Leitung noch neu orientieren muss, der zudem von Verletzungsausfällen und Sperren geplagt wird - da sollte doch was zu holen sein, oder? Flausen von wegen, sie kämen als Favorit in den Sportpark Ronhof, sollten sich die Betze-Buben aber nicht in den Kopf setzen. Die Fürther haben trotz ihrer Sorgen immer noch sechs Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang 16, stehen daher noch lange nicht mit dem vielzitierten Rücken zur Wand. FCK-Coach Markus Anfang wies nach dem 2:1-Heimsieg gegen Ulm darauf hin, dass angesichts der aktuellen Witterung auch anderswo schwierige Platzverhältnisse zu erwarten wären. Gegen die Spatzen zeigte sich, dass sich diesen mit einfachem Spiel erfolgreicher begegnen lässt. Also: Öfter lange Bälle versuchen oder frühe Ballgewinne provozieren, um mit weniger Zügen zum Tor zu kommen - das könnten die passenden Stilmittel sein. Afeez Aremu hat sich nach seiner Einwechslung beim Jahresauftakt als der bessere Stabilisator auf der Sechs empfohlen. Dass ein Startelf-Einsatz von Ragnar Ache die Erfolgschancen weiter erhöhen würde, muss hier wohl nicht weiter ausgeführt werden. Der nach Oberschenkelproblemen wieder fitte Aaron Opoku könnte zumindest von der Bank kommen, um die Unwucht zu beheben, die sich zuletzt auf der linken Seite offenbarte. Oder schreiben gar die erst am Mittwoch und Donnerstag verpflichteten Winterzugänge Grant Ranos und/oder Faride Alidou als Joker gleich eine besondere Debüt-Geschichte?

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- Samstag, 13:00 Uhr: Rückrunden-Auftakt gegen die Spatzen (Der Betze brennt)

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