Vor dem Zweitliga-Knaller zwischen Darmstadt 98 und dem 1. FC Kaiserslautern blickt Dirk Schuster im Exklusiv-Interview mit SPORT1 auf seine Zeit bei den Roten Teufeln zurück.
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SPORT1: Sie geben SPORT1 das erste Interview, in dem Sie tiefer über den FCK sprechen. Wie sehen Sie die Entwicklung am Betzenberg seit Ihrem Abschied?
Schuster: Es war zunächst schwierig. In Dimi (Dimitrios Grammozis, d. Red.) hatte man große Erwartungen gesetzt. Leider hat das nicht geklappt. Es kam Friedhelm Funkel, ein erfahrener Mann, der diese Kämpfe in der unteren Tabellenregion kennt. Er hat nachgewiesen, dass er ein Top-Trainer ist. Das Pokalfinale war super und hat gewiss manches überschattet, was vorher nicht gut lief. Am Ende war es eine halbwegs ordentliche Saison. Im Sommer kam dann Markus Anfang, und unter ihm hat sich die Mannschaft toll entwickelt. Zuletzt hat man sich gefangen und spielt richtig guten Fußball. Das beste Beispiel war das 3:0 zuhause gegen Paderborn. Jetzt ist der FCK wieder oben dabei, und das freut mich.
SPORT1: Sie sagten, dass manches überschattet wurde. Was meinen Sie damit?
Schuster: Der FCK ist ein Traditionsverein und in der Pfalz der Fußballmagnet schlechthin. Die Erwartungshaltung war schnell wieder enorm hoch, und von Seiten der Investoren und des Aufsichtsrats haben viele Personen regelmäßig ihre Meinung kundtun wollen. Oft lebt man etwas in der erfolgreichen Vergangenheit. Ein Platz zwischen sieben und zehn wäre gut gewesen. Doch man wollte zu schnell zu viel. Das Wunschdenken war nach dem tollen Saisonstart von uns vor einem Jahr, als wir oben dran waren, wieder extrem.
SPORT1: Hat Sie das genervt?
Schuster: Intern wussten wir immer, wie wir die Sache realistisch einschätzen mussten. Uns war klar, dass bei großen Traditionsvereinen die Realität schneller verlassen wird als anderswo. Ich konnte damit umgehen, konnte aber nicht alle Wünsche erfüllen. Aus der 3. Liga kommt man nicht sofort in die 1. Liga und in die Champions League ...
SPORT1: Wie war die Zusammenarbeit mit Thomas Hengen, der Sie ja geholt hat?
Schuster: Es war lange Zeit eine positive, vertrauensvolle Zusammenarbeit, bei der wir viele Entscheidungen gemeinsam getroffen haben, die sich im Nachhinein auch als richtig herausgestellt haben. Erst gegen Ende haben wir uns etwas auseinandergelebt. Aber Thomas stand auch unter enormem Druck.
SPORT1: Waren Hengen oft die Hände gebunden?
Schuster: Der Druck kam vor allem von Leuten, die viel Geld gegeben haben und natürlich auch gewisse Ansprüche an den Klub stellen. In der Gemengelage es allen recht zu machen - das war alles andere als leicht. Der Einfluss von oben ist bei solchen Vereinen schon sehr mächtig. Ich kann mir vorstellen, Thomas steckte öfter in einer Zwickmühle. Trotzdem hat er immer versucht, das Beste für den Verein zu erreichen.
(...)Quelle und kompletter Text: Sport1