Markus Anfang ist einfach "glücklich" und der gegnerische Trainer sieht seine Mannschaft "Lehrgeld zahlen". Beim 2:1 (0:0) des 1. FC Kaiserslautern gegen den SSV Ulm ist unter anderem Aaron Opoku ein Gesicht des Spiels.
"Gott sei Dank wurde ich nochmal mit einer Chance belohnt", jubilierte Aaron Opoku nach dem Auswärtssieg im Donaustadion. Der Flügelstürmer, der nur aufgrund der Verletzung von Kenny Redondo in die Startelf gerückt war, hatte zu Beginn beider Halbzeiten je eine beinahe hundertprozentige Chance vergeben. Anschließend musste der FCK nach schlechter Abwehrarbeit eine halbe Stunde lang dem 0:1 durch Ulms Felix Higl (48.) hinterherlaufen. "Wir haben unsere Leistung weiter abgerufen und versucht, einfach weiterzuspielen und unser Ding durchzudrücken. Und am Ende wurden wir mit drei Punkten belohnt", resümierte Opoku, der nach kampfstarker Vorarbeit des eingewechselten Jannik Mause den Siegtreffer zum 2:1 markierte (83.). "'Mauso' hat das sehr gut gemacht, seinen Körper eingesetzt, so dass ich den Ball nur noch reinschieben musste. Ich hätte die ersten beiden Chancen schon machen können oder ich denke, so schätze ich meine Qualität an, sogar machen müssen. Das sagte auch der Trainer nach dem Spiel im Kreis. Ich freue mich jetzt einfach sehr für die Mannschaft, dass ich meinen Teil dazu beitragen konnte und dass wir die drei Punkte mitgenommen haben. Es ist nicht selbstverständlich, dass du ein Spiel drehst."
Opoku: "Gott sei Dank ..." - Anfang: "Wollten unbedingt gewinnen"
Ähnlich sah es auch Markus Anfang, der den Sieg in seinem ersten Pflichtspiel als FCK-Trainer wie folgt bewertete: "Wir sind glücklich, dass wir das Spiel hintenraus nochmal drehen konnten. Eigentlich hätten wir auch in Führung gehen müssen, aber das ist uns nicht gelungen. Nach dem Gegentor haben wir eine zeitlang gebraucht, um wieder zu unserem Spiel zu finden, aber dann haben wir uns reingekämpft. Wenn du ein Spiel drehst, ist das immer positiv, weil das auch die Moral betrifft." Anfang stellte nach dem Rückstand auf eine Zwei-Stürmer-Taktik um - und das mit Erfolg. Zunächst gelang per Elfmeter das 1:1, aber das war dem Trainer und seinem Team nicht genug: "Wir haben uns gesagt: Wir wollen dranbleiben, wir wollen auf den Sieg spielen. Das hat man auch daran gesehen, dass nach dem Elfmeter alle sofort eingelaufen sind und den Ball aus dem Tor geholt haben. Das hatten wir uns auch vor dem Spiel gesagt: Wir fahren hierher und wir wollen unbedingt gewinnen." Anfangs Pendant auf Ulmer Seite, Thomas Wörle, brachte die Partie seiner Aufsteiger mit wenigen Worten auf den Punkt: "Wir mussten heute Lehrgeld bezahlen. Das ist die Zweite Liga."
Das zwischenzeitliche 1:1 markierte Boris Tomiak mit einem seiner wie üblich cool ausgeführten Elfmeter (77.). In der Entstehung hatte der FCK das heute vielleicht entscheidende Quäntchen Glück, als der Video-Schiedsrichter das vorangegangene Foulspiel an Daniel Hanslik von außerhalb nach innerhalb des Strafraums korrigierte. "Bis jetzt habe ich eine gute Quote, jeder meiner Elfmeter war drin und es können gerne noch ein paar dazu kommen", sagte Tomiak. "So lange ich keinen verschieße, will ich auf jeden Fall weiter der Schütze sein."
Hanslik: "Respekt vor dem Team" - Ritter: "Spielen unseren Stiefel runter"
"Es war ein hartes Stück Arbeit", resümierte auch Daniel Hanslik, der als Mittelstürmer begann und ganz am Ende auf der Doppel-Sechs neben dem eingewechselten Leon Robinson aushalf. "Ich muss sagen: Respekt vor der Mannschaft, wie wir nach dem 0:1 reagiert haben. Es gab keine Hektik auf dem Platz, sondern weiter einen klaren Spielaufbau, klare Ordnung, klare Spielzüge. Und dann wurden wir mit dem Elfmeter dafür belohnt, dass wir immer nachgesetzt haben. Am Anfang einer Saison geht es darum, Spiele zu ziehen und diesen Flow dann weiter mitzunehmen. Und das haben wir heute geschafft."
In den Grundtenor seiner Mitspieler stimmte auch Marlon Ritter als neuer FCK-Kapitän ein: "Ulm hat eine Euphorie, sie sind jetzt zwei Jahre durchmarschiert und haben uns alles abverlangt. Und dann kriegen wir dieses Gegentor aus dem Nichts. Aber wir haben direkt gesagt: Wir spielen unseren Stiefel weiter runter und dann kriegen wir auch unsere Chancen. Das Tor ist auch relativ früh gefallen, so dass wir noch genügend Zeit hatten. Und so haben wir dann mit dem Elfmeter von Boris und dem Tor von Aaron das Spiel gedreht und am Ende gewonnen - ob verdient oder nicht, das müssen andere entscheiden. Aber wir sind als Sieger vom Platz gegangen. Das haben wir uns vorgenommen und das haben wir erreicht.
Fans und Team gedenken "Piet" - Notarzt-Einsatz im Block endet glimpflich
Auch abseits des Spielfeldes gab es im mit 17.400 Zuschauern ausverkauften Donaustadion einige spezielle Momente. Vor dem Spiel hatten die rund 5.000 mitgereisten FCK-Anhänger mit einer bewegenden Choreo "Ruhe in Frieden, Piet - Die beste aller guten Seelen" des verstorbenen Peter Miethe gedacht. Nach dem Schlusspfiff schwenkte Jean Zimmer hinter der gesamten Mannschaft und vor der noch komplett gefüllten Fankurve die neue Schwenkfahne mit dem Konterfei des Zeugwarts. "Das war ein Gänsehaut-Moment", zeigte sich auch Trainer Anfang beeindruckt. In der Lautrer Kurve war es außerdem rund um die 70. Minute zu einem Notarzt-Einsatz gekommen, woraufhin eine zeitlang der Support eingestellt wurde. Die Sache ging jedoch glimpflich aus, wie FCK-Sprecherin Ann-Kathrin Beisiegel-Hauck nach dem Spiel auf DBB-Nachfrage bestätigte. Es waren im Nachhinein "nur" Kreislaufbeschwerden. Mit der wieder eingesetzten Anfeuerung der größtenteils in rote Trikots gekleideten Fans drehte auch das Team auf dem Platz noch mal auf und machte letztlich aus dem 0:1 noch ein 2:1. Der Start in die Zweitliga-Saison 2024/25 ist somit geglückt.
» Zum Video: Pressekonferenz nach dem Auswärtsspiel beim SSV Ulm
Quelle: Der Betze brennt
Weitere Links zum Thema:
- 2:1 nach 0:1: Tomiak und Opoku sichern FCK-Sieg in Ulm (Der Betze brennt)