Neues vom Betzenberg

Betze-Fans zeigen in Berlin den Auftritt des Jahrzehnts

Betze-Fans zeigen in Berlin den Auftritt des Jahrzehnts


Wie nicht anders erwartet, liefern die Fans des 1. FC Kaiserslautern im Pokal-Endspiel gegen Bayer Leverkusen mächtig ab. Eine Mega-Choreo und einer der stärksten Auftritte seit langer, langer Zeit sorgen für ein Stadionerlebnis, das bleiben wird.

Was passiert wohl, wenn der FCK nach mehr als 20 Jahren wieder die ganz große Bühne des Endspiels um den DFB-Pokal betritt? Natürlich macht gefühlt die halbe Pfalz mobil und sich auf die Reise nach Berlin, um die Mannschaft in Betze-Manier in diesem großen Spiel zu unterstützen. Wie viele Fans der Roten Teufel am Endspiel-Wochenende tatsächlich in der Hauptstadt auch ohne Ticket unterwegs sind, lässt sich seriös nicht schätzen. Medienberichte von 50.000 oder mehr Personen können somit nicht bestätigt oder dementiert werden. Fakt ist aber: Es sind viele, sehr viele und auch deutlich mehr als die Anhänger, die der neue Deutsche Meister aus Leverkusen mitgebracht hat.

In Zügen - am Samstag sind trotz Streckensperrung in der Pfalz einige ICEs fast komplett mit Betze-Fans besetzt - mit dem Auto oder dem Flieger kommen sie am Donnerstag, am Freitag und vor allem am Samstag in Berlin an und fluten zunächst das alte West-Berliner Zentrum rund um den Breitscheidplatz an der Gedächtniskirche. Dort findet an zwei Tagen das offizielle FCK-Fanfest statt, unter anderem mit zwei Gigs der “Anonyme Giddarischde” sowie einem Gastauftritt von Ministerpräsidentin Malu Dreyer, die mit Betze-Schal sogar kurz den Capo gibt und anstimmt: "Trotz der zweiten Liga, Deutscher Pokalsieger ..." Vor der Bühne am Breitscheidplatz ist vor allem am Samstag praktisch kein Durchkommen mehr, die Stimmung ist schon jetzt blendend - es kribbelt!

FCK-Anhänger beim Fanfest am Breitscheidplatz

An frühen Nachmittag des Spieltags machen sich die rot-weiß-roten Massen dann langsam aber sicher auf den Weg zum Stadion, wobei viele dem kurzfristigen Aufruf der Fanszene zu einem gemeinsamen Treffpunkt und Marsch vom Theodor-Heuss-Platz in Richtung Olympiastadion folgen. Bereits drei Stunden vor dem Anpfiff öffnet die riesige Arena die Pforten und drinnen lässt sich ein erster Eindruck der in der Ostkurve geplanten Aktionen der Lautrer Fanszene erhaschen. Den Auftakt macht dabei ein großes, zwischen Unter- und Oberrang angebrachtes Banner: "Im Gedenken an alle FCK’ler, die diesen großen Tag nicht mit uns erleben können".

Spruchband: In Gedenken an alle FCK’ler, die diesen großen Tag nicht mit uns erleben können

Nachdem sich die Kurve von Minute zu Minute mehr und mehr füllt und durch die zigtausenden Mottoshirts ein einheitliches rotes Gesamtbild entsteht, sorgt ein ohrenbetäubendes "Hier regiert der FCK" noch weit vor Spielbeginn für einen ersten Gänsehautmoment. Zwei Dinge sind spätestens jetzt klar: Die im Vorfeld geschätzten bis zu 30.000 Lautrer im Stadion sind sogar noch unterschätzt. Am Ende dürften es rund 35.000 Lauter im mit 74.322 Besuchern ausverkauften Olympiastadion gewesen sein. Und in Sachen Support ist die Ausgangslage genau andersrum als sportlich auf dem Rasen. Zum kurz darauf vom Band eingespielten Palzlied gehen zehntausende rote und weiße Schals in die Luft - und mit Sicherheit kullert jetzt auch die ein oder andere pfälzische Emotions-Träne. Überragend! Wer mit dabei ist, wird solche Momente so schnell nicht mehr vergessen.

FCK-Fans in der Ostkurve des Berliner Olympiastadions

Doch es kommt noch besser. Nur noch wenige Minuten vor dem Einlaufen der Teams läuft der Countdown zum aufwändigen ersten Teil der riesigen Choreographie der Lautrer Ultras. "Kein Gegner hält uns im Zaum - Die Krallen greifen nach dem Traum", heißt es auf einem nun zwischen Unter- und Oberrang angebrachten Spruchband. Eine große Blockfahne sowie unzählige Folientafeln formen dazu eine feurige umrahmte Vulkanberglandschaft, aus der allmählich ein riesiger, furchteinflößender Teufel in den Berliner Abendhimmel nach oben steigt. In einem Kessel glühen die Wappen der FCK-Pokalgegner der Saison - Koblenz, Köln, Nürnberg, Hertha, Saarbrücken, Leverkusen. In der anderen Klaue krallt sich der Teufel bereits die begehrte Trophäe des Abends. Entworfen wurde das Motiv von den Kreativköpfen der drei großen Ultragruppen, darunter auch Graffiti-Künstler und Ex-Vorsänger Daniel Ferino. Farbiger Rauch rundet das gigantische Gesamtbild ab. Ein absoluter Hammer!

Nicht nur von FCK-Fans, sondern auch darüber hinaus wird die Choreo fast unmittelbar als eine der besten in Deutschland der vergangenen Jahre gewürdigt. Auch diese Anerkennung, aber noch mehr die Begeisterung aller Lautrer im Stadion, der Spieler und Offiziellen des Vereins sind der Lohn für viele, viele Stunden an Vorbereitung, Arbeit und Kreativität, die von den Ultras in solche Aktionen investiert wird. In der Nacht vor dem Spiel ist die gigantische Choreo mit einem Lkw und in Begleitung von zig Bussen der aktiven Fanszene einmal quer durch die Republik nach Berlin transportiert worden. Bereits ab dem frühen Samstagmorgen um 7:00 Uhr liefen im Stadion-Inneren die finalen Aufbauarbeiten. Die Kosten für die Choreographie: Nicht 100.000 Euro wie fälschlicherweise von "Bild" und Co. berichtet, aber ein mittlerer fünfstelliger Betrag dürfte locker zusammengekommen sein. Eine genauere Aufschlüsselung der Ultragruppen wie bei früheren großen Choreos folgt zu einem späteren Zeitpunkt. Nicht eingerechnet sind bei den Materialkosten die tausenden ehrenamtlichen Arbeitsstunden der Ultras. Finanziert wurde die Aktion durch Spenden der FCK-Fans bei den vorangegangenen Heimspielen sowie durch den Verkauf der Mottoshirts.

Choreo der FCK-Fans vor dem Pokalfinale gegen Leverkusen

Die ausgeschalteten FCK-Gegner der Pokalsaison 2023/24

Der DFB-Pokal in den Krallen des Roten Teufels

Das fantastische Intro ist nur der Auftakt für einen der in Summe betrachtet stärksten Auftritte der FCK-Fans der letzten Jahrzehnte. Koordiniert von zwei Vorsängerpodesten und zwischendrin unterstützt vom früheren Westkurven-Capo Sascha Kempf sorgt die Kurve durchweg für einen Hexenkessel und mehr als "nur" eine Heimspiel-Atmosphäre. Die Leistung der Mannschaft, die das Spiel als krasser Außenseiter immer eng halten kann, ist der Stimmung natürlich auch nicht gerade abträglich. Sehr oft hört man nach dem Spiel noch die Frage, wie das Stadion wohl explodiert wäre, hätten die Roten Teufel tatsächlich den Ausgleich oder mehr geschafft. Leider, leider wird dieser Moment erstmal nur eine Vorstellung bleiben.

Die zweiten 45 Minuten werden eingeleitet mit einer gewaltigen Pyroshow in der FCK-Kurve, nachdem auch schon zuvor und auch danach über den kompletten Spielverlauf immer wieder Bengalos zum Einsatz kommen. Weil anfangs der zweiten Halbzeit auch Feuerwerkskörper in die Luft geschossen werden, ist das Spiel für einen kurzen Moment unterbrochen, was wiederum auch unter FCK-Fans im DBB-Forum einige kritische Kommentare hervorruft. Differenziert und sachlich äußern sich Geschäftsführer Thomas Hengen und der ein oder andere Spieler dazu. Völlig unnötig ist auf jeden Fall der gewaltige Polenböller, der im zweiten Durchgang auf dem im Innenraum platzierten FCK-Wappen explodiert, zum Glück dort, wo keine Menschen in unmittelbarer Nähe stehen.

Pyroshow zu Beginn der zweiten Halbzeit

Pyroshow zu Beginn der zweiten Halbzeit

Optisch eingeleitet wird die Pyroshow durch ein rot-weiß-rotes Gesamtbild der Lautrer Kurve, das durch das Überziehen von weißen Ponchos und im Zusammenspiel mit den roten Mottoshirts erzeugt wird. Ein riesiges Banner zitiert dazu die Zeile aus dem Betzelied: "Solang’s in Deutschland Fußball gibt, gibt es auch den FCK!". Später nehmen die Ultras mit einem kritischen Spruchband noch die Ticketpreise-Politik des DFB für das Finale ins Visier: "Günstigstes Ticket 45 Euro. Ein Verband völlig losgelöst von der Basis." Bis zu 170 Euro kostet ein ganz normaler Sitzplatz bei diesem Pokalspiel.

Spruchband:

Auf der gegenüberliegenden Seite des Stadions besetzen die Leverkusen-Fans die Blöcke rund um das Marathontor. Darüber hinaus sind einige Anhänger des Deutschen Meisters auch noch im westlichen Oberrang des Olympiastadions präsent. Insgesamt dürften es 27.000 Bayer-Begleiter gewesen sein. Was Lautstärke und Kreativität angeht, haben sie trotz ganz guter Mitmachquote gegenüber den FCK-Fans aber klar das Nachsehen. Besonders deutlich wird das bei der teilweise vom Verein bei einer Agentur in Auftrag gegebenen "Choreo", zu der von externen Mitarbeitern rote und schwarze Mottoshirts auf den Sitzen ausgelegt wurden. Die Fanszene ergänzt dazu farblich passende Fähnchen. Dazu wird das Logo des Konzerns über dem Marathontor ausgerollt. Spät in der zweiten Halbzeit starten auch die Leverkusener Ultras eine Pyroshow und natürlich wird das nun geholte Double nach dem Schlusspfiff ausgelassen gefeiert. Zeitgleich recken gegenüber zehntausende Lautrer ihre Schals ein letztes Mal trotzig in den Berliner Nachthimmel und sorgen mit einem inbrünstig gesungenen "Ole Rot-Weiß" für einen letzten Gänsehautmoment. Abseits des Sportlichen wird dieser große Pokalabend für unseren Verein, wird dieses Stadionerlebnis noch lange in Erinnerung bleiben.

Choreographie der Leverkusen-Fans

Pyroshow der Leverkusen-Fans

Zu den kompletten Fotogalerien vom DFB-Pokal-Finale in Berlin:

- Fotogalerie | Spielfotos: 1. FC Kaiserslautern - Bayer Leverkusen
- Fotogalerie | Fanfotos: 1. FC Kaiserslautern - Bayer Leverkusen
- Fotogalerie | DFB-Pokal-Finale 2024: Choreographien & Pyroshows

Quelle: Der Betze brennt

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