Vorne harmlos, hinten fehlerhaft: Der 1. FC Kaiserslautern kassiert gegen Holstein Kiel viel zu fahrlässig drei Gegentore. Bis zur Winterpause will man sich jetzt auf die Basics besinnen und so den Turnaround schaffen.
Trainer Dirk Schuster kritisiert vor allem die erste Hälfte. In der besten Phase habe dann das 0:3 seiner Elf den Stecker gezogen: "Wir haben in der ersten Halbzeit nicht das wahre Gesicht des FCK gezeigt und uns sehr schwer getan, bei eigenem Ballbesitz die Lösungen zu finden. Das 0:1 bereiten wir quasi selbst vor. Die erste Halbzeit war alles andere als das, was wir uns vorgestellt haben. Wir wollten durch die System-Umstellung auf Viererkette eine gewisse defensive Stabilität bekommen, die wir auch hatten bis zum Rückstand. Danach ist es von unserer Seite unruhig und nervös geworden. Mit dem Dreifachwechsel sind wir besser aus der Pause gekommen, aber dann kriegen wir zu einem richtigen Scheißmoment das dritte Gegentor. Das war ganz schlecht verteidigt. Das Tor hat uns den Stecker gezogen. Wir müssen anerkennen, dass Kiel eine reife Leistung geboten hat und im Stile einer Spitzenmannschaft die drei Punkte verdient hat. Bei uns ist nach vorne vieles Stückwerk geblieben und wir haben uns ein Stück weit selbst in die Scheiße geritten. Die Verunsicherung und Nervosität nach dem Rückstand ist eine ganz normale Reaktion. Wir müssen aus dieser Situation die richtigen Lehren ziehen. Wir haben zum wiederholten Male den Gegner zum Toreschießen eingeladen. Das müssen wir dringend abstellen. Wir brauchen den Turnaround."
Klement: "Mein Fehler hat die Unsicherheit reingebracht"
Philipp Klement nimmt das 0:1 auf seine Kappe und sieht aktuell Defizite im Spiel mit und gegen den Ball: "Mein Fehler hat eine gewisse Unsicherheit in die Mannschaft reingebracht. Ich sollte im Ballbesitz eigentlich Sicherheit ausstrahlen. Mit der Aktion habe ich genau das Gegenteil bewirkt und das hat sich durch das Spiel dann durchgezogen. Wenn man sich die drei Tore anschaut, dann lege ich das erste Tor auf. Das dritte Tor entsteht aus einem Einwurf, da kommt dann keiner mehr an den Ball, das ist dann in der Summe schon zu einfach. Wir sind bei den guten Spielen und bei den Spielen, die wir gewonnen haben, in Führung gegangen und haben das Momentum auf unsere Seite gezogen. Das ist in den letzten Spielen jetzt andersrum gewesen. Das hat sich jetzt die letzten drei Spiele durchgezogen und man muss schon sagen, dass wir die letzten drei Spiele verdient verloren haben. Wir machen es derzeit mit dem Ball nicht so gut und auch nicht gegen den Ball. Wir kriegen zu einfach Gegentore. Selbst haben wir derzeit Probleme, uns Chancen herauszuspielen. Wir müssen in beide Richtungen sauberer arbeiten. Mit Sicherheit haben wir uns heute unter Wert verkauft, dieses Aufbäumen hat gefehlt, aber das mit einer Typen-Frage zu beantworten, halte ich für falsch. Das klingt immer nach Aktionismus. Vor sechs Wochen hat keiner davon gesprochen, dass die Typen fehlen, da waren wir alle Super-Typen, alle haben gekämpft bis zum Umfallen und jetzt sechs Wochen später sollen die Typen fehlen. Mit der Diskussion kann ich ehrlich gesagt nicht viel anfangen."
Ritter: "Solche Geschenke nimmt man als Gast gerne an"
Marlon Ritter hat Verständnis für den Unmut der Fans und beschwört den Zusammenhalt: "In der ersten Halbzeit haben wir nichts von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Wir haben uns vorgenommen, eklig zu sein, zu zeigen, dass wir ein Heimspiel haben, wenig zuzulassen. Stattdessen haben wir Kiel dazu eingeladen, drei Tore zu schießen und solche Geschenke nimmt man als Gast natürlich gerne an. In der zweiten Halbzeit bis zum dritten Gegentor haben wir gezeigt, dass wir es auch anders können. Da hat jeder an sich geglaubt, die Fans, die in der Halbzeit ihren Unmut geäußert haben, waren auf einmal auch wieder da. Wenn du dir dann aber ein drittes fängst, was auch wieder zu einfach war, dann ist es gegen jede Mannschaft schwer, noch einen Punkt zu holen. Ich kann den Unmut der Fans schon nachvollziehen. Hier kommen fast 40.000 bei ekligstem Wetter. Die kommen nicht, um zu sehen, wie wir nicht wirklich dagegenhalten. Aber wir müssen jetzt alle zusammenhalten. Wir hatten zu Anfang der Saison eine gute Serie mit sieben Spielen ohne Niederlage, jetzt ist es andersrum, jetzt ist es nicht mehr schön und wir müssen aufpassen, dass wir nicht unten reinrutschen und das geht nur zusammen. Seit dem Spiel in Düsseldorf fehlt uns etwas die Selbstverständlichkeit, die wir in den Spielen davor hatten und auch im Pokal, als es nach der 3:0-Führung eng wurde. So ist das manchmal, es gibt nicht immer nur schöne Phasen. Jetzt müssen wir schauen, dass wir so schnell wie möglich wieder da rauskommen."
Auch Kevin Kraus kennt schlechte Phasen wie die aktuelle. Über die Basics müsse man sich da nun rausarbeiten: "Wir waren sehr unruhig mit dem Ball. Das hat sich durch das ganze Spiel gezogen. Wir haben es nicht hinbekommen, den Fehler vor dem 0:1 als Mannschaft aufzufangen. Wir haben gar nicht ins Spiel gefunden. Nicht mit und nicht gegen den Ball. Wir hatten kein gutes Passspiel. Von hinten bis vorne. Uns fehlt im Moment vielleicht ein bisschen das Selbstvertrauen. Da müssen wir schauen, dass wir uns das über die Basics wieder erarbeiten. Es gibt so Phasen im Fußball, in denen es einfach nicht läuft. Da müssen wir jetzt dagegen arbeiten. Man bekommt in der Liga keine Punkte geschenkt. Wir müssen zurück zu den grundlegenden Tugenden, dann kommt auch das Fußballerische wieder."
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Quelle: Der Betze brennt