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Lautern jubelt und diskutiert über Torschütze Klement

Lautern jubelt und diskutiert über Torschütze Klement

Foto: Imago Images

Der 1. FC Kaiserslautern hat schon wieder ein irres Spiel abgeliefert und beim 1. FC Nürnberg aus einem 1:3 noch ein 3:3 gemacht. Nach dem Schlusspfiff stand vor allem Torschütze Klement im Fokus - aber anders als von manchem vielleicht gedacht.

Der Spieler des Tages wollte sich nicht äußern: Ausgerechnet dem in den letzten Wochen so viel diskutierten Philipp Klement war es vorbehalten, aus großem Frust noch riesige Freude im Team der Roten Teufel und ihrer 8.000 mitgereisten Fans zu machen. Dabei musste der ambitionierte Zehner zunächst wieder mit einem Platz auf der Bank vorliebnehmen, ehe er noch vor der Pause beim Stand von 0:2 für den rotgefährdeten Ben Zolinski eingewechselt wurde. Klement setzte in der 95. Minute einen Freistoß zum 3:3-Endstand ins Eck und wurde von Mitspieler Nicolai Rapp anschließend auf den Schultern über den Platz getragen - für den FCK bedeutete dieser Treffer das erste Auswärtsspiel mit Toren und zumindest einem Punkt seit mehr als drei Monaten. Nach dem Spiel wollte Klement allerdings nicht öffentlich sprechen und sagte alle Interview-Anfragen ab.

Schuster: "Wir sind nicht der FC Schuster und nicht der FC Klement"

Dafür äußerte sich Dirk Schuster zunächst zum Bankplatz und zum Treffer seiner Nummer Zehn: "Der Freistoß war genial geschlagen und hat absolut gepasst. Von der Leistung her war das absolut okay. Er war Anfang der Woche noch angeschlagen und konnte nur mit gebremsten Schaum trainieren, hat sich dann aber noch für den Kader zur Verfügung gestellt.” Von den Diskussionen über seinen Spielmacher ist der FCK-Trainer allerdings etwas genervt, wie auf der Pressekonferenz nach dem Spiel deutlich rauszuhören war: "Weil in den letzten Wochen viel darüber geredet wurde, möchte ich mal etwas klarstellen: Wir sind nicht der FC Schuster, wir sind nicht der FC Boyd und wir sind auch nicht der FC Klement. Wir haben heute als Team an unsere Chance geglaubt und Philipp hat seinen Beitrag dazu geleistet - alle anderen Spieler aber ebenfalls. Dementsprechend gibt es da von unserer Seite überhaupt keine Thematik."
Zu den wilden 95 Minuten im Max-Morlock-Stadion sagte Schuster: "Wir haben heute ein Spiel gesehen, das für die Zuschauer hochinteressant war und ein Spektakel geboten hat. Wir haben bei allen drei Gegentoren gut mitgeholfen. Da haben wir uns gezwungen gesehen, das System zu ändern und sind dann auch besser ins Spiel gekommen. Ich rechne meiner Mannschaft hoch an, dass sie bei diesen sommerlichen Temperaturen alles versucht und mit einem großen Herz auf dem Platz agiert hat. Die Statistik war deutlich auf unserer Seite: Mehr Torschüsse, mehr Ballbesitz, die bessere Passquote. So kann man denke ich von einem verdienten Punkt sprechen, den wir hier mitgenommen haben - egal ob das Tor in der fünften Minute der Nachspielzeit gefallen ist. Auch wenn die Mittel nicht immer tauglich waren, spreche ich ein riesiges Kompliment an meine Truppe aus."

Krahl: "Alle haben mir vertraut" - Boyd: "Typisch Lautern!"

Neben Torschütze Klement stand besonders Julian Krahl im Blickpunkt, der quasi von der Tribüne direkt in die Startelf beordert wurde. Weil mit Andreas Luthe (Schwellung im Handgelenk) und Avdo Spahic (Kapselriss im kleinen Finger) die beiden etatmäßigen Torhüter kurzfristig passen mussten, rückte der 23-Jährige in den Lautrer Kasten und erlebte gleich ein turbulentes Debüt. Dieses fasste der letzten Sommer von Viktoria Berlin gekommene Schlussmann wie folgt zusammen: "Gestern wurde mir gesagt, dass ich heute spielen darf. Auf der einen Seite ist es positiv, dass wir wieder mal zurückgekommen sind. Auf der anderen Seite ist es natürlich auch nicht schön, drei Gegentore zu bekommen. Aber ich freue mich, dass ich mein erstes Spiel für den FCK machen durfte. Der ganze Trainerstab und die Spieler haben mir vertraut, haben nicht gezaudert und mich heute reingeworfen. Darüber freue ich mich gerade am meisten. Im Spiel selbst macht man sich wenig Gedanken, da mache ich das, was ich täglich trainiere und mitunter am besten kann, da macht man sich keinen so großen Kopf."

Unwiderstehlich war auch wieder Terrence Boyd, der nach 580 Minuten die Lautrer Auswärtstorflaute (seit dem 28. Januar 2023 in Hannover; Anm. d. Red.) beendete, aber nach dem Schlusspfiff gar nicht sich selbst, sondern seine Mitspieler in den Mittelpunkt stellte: "Es gibt doch nichts Geileres, als dein Debüt so erfolgreich zu absolvieren wie Julian Krahl. Wie scheiße ist es bitte mental, als zweiter, dritter Torwart. Wir lassen ihn sozusagen mit den ersten beiden Gegentoren erstmal eiskalt im Stich. Da hat er keinerlei Fehler gemacht, trotzdem liegst du zurück. Für ihn freut es mich heute besonders. Der Rest ist einfach typisch Lautern. Es fühlt sich an wie ein Sieg, weil wir es eigentlich schon fast verloren hatten. Wir haben in der Kabine ganz andere Themen als einen angeblichen Auswärtsfluch. Da geht es darum, jede Woche alles rauszuballern. Wir wissen, was in uns drin steckt. Solche Situationen wie der Freistoß in der Nachspielzeit, die hast du als Kind auf dem Bolzplatz simuliert. Das macht Philipp Klement eiskalt. Jeder hat gesehen, welcher Druck von ihm abgefallen ist. Für ihn war es heute ein Siegtreffer. Das hat einfach wieder gepasst. Da kannst du dann eigentlich nur noch lachen, weil wie hätte es sonst auch anders laufen sollen, als dass wir noch aufholen. Die generelle Atmosphäre war wieder abnormal. Du kommst zum Aufwärmen und denkst, du hast schon wieder ein Heimspiel. Einfach nur geil."

Tomiak: "Ich will nicht jedes Mal einem Rückstand hinterherlaufen"

Wie üblich etwas gelassener äußerte sich Boris Tomiak, der zugleich schon den Blick nach vorne richtete: "Es tut sehr gut, dass wir noch ein Remis geholt haben. Trotzdem will ich für die verbleibenden Spiele, dass wir nicht jedes Mal in Rückstand geraten und hinterherlaufen müssen. Wir müssen uns vornehmen, weniger Gegentore zu kassieren und auch mal wieder selbst in Führung zu gehen."

» Zum Video: Pressekonferenz nach dem Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg

Quelle: Der Betze brennt

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