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Gegner-Check FWK: Zähne zeigen gegen die Zaghaften

Gegner-Check FWK: Zähne zeigen gegen die Zaghaften


Die letzten vier Spiele gegen die Würzburger Kickers verlor der 1. FC Kaiserslautern allesamt. Damit soll, damit muss nun Schluss sein. Denn dieser Gegner ist zu packen, wie unser Check zeigt.

Kickers im freien Fall: Nur ein Jahr nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga stehen die Würzburger vor dem Abgang in die Regionalliga - aktuell beträgt der Rückstand auf den rettenden Rang 15 sieben Punkte. In wenigen Zeilen lässt sich dieser Absturz nicht angemessen analysieren, insbesondere nicht, inwieweit Trainer-Legende Felix Magath "verbrannte Erde" hinterließ, als er im Mai 2021 als "Global Sports Director" des Kickers-Sponsors "Flyeralarm" und starker Mann der sportlichen Leitung der Kickers ausschied. Was einigermaßen offenkundig ist: Die Kickers verloren nach dem Abstieg beinahe einen kompletten Spielerkader. Das neu verpflichtete Personal versprach zumindest auf dem Papier ordentliches Drittliga-Niveau. Allerdings fielen vorgesehene Leistungsträger permanent wegen Verletzungen und Corona aus, so dass sich nie ein Kernteam herausbildete. Dass mit Marvin Pourié zudem der vermeintliche Königstransfer zwischenzeitlich mehr Ärger als Freude bereitete, ist sicher nicht allein ursächlich, aber ein weiterer Mosaikstein.

Zaghaft im Spiel nach vorne: Wo es konkret hapert, lässt sich schon am Torverhältnis ablesen: Erst 27 Tore haben die Kickers erzielt, nur Tabellennachbar Havelse traf genauso schlecht. Der Eindruck bestätigt sich auch bei der tiefergehenden Analyse: Kickers-Spieler berühren im Schnitt nur 13,61 mal pro Partie den Ball im gegnerischen Strafraum, da ist nur Havelse schlechter. Lautern liegt mit 17.25 Kontakten im Schnitt im Tabellen-Mittelfeld. Und keine andere Mannschaft schießt seltener aufs Tor: im Mittel nur 9,15 mal pro 90 Minuten. Die Männer in Rot präsentieren sich da mit 12,24 Torschüssen im Schnitt ebenfalls in der Tabellenmitte. Zudem erlauben die Kickers ihren Gegnern im Durchschnitt 11,64 Abspiele, ehe sie attackieren. Nur das mittlerweile aus der Tabelle getilgte Türkgücü München ging zaghafter zur Sache (13,43 Abspiele). Der FCK präsentiert sich mit 10,92 "Passes per defensive Action" allerdings ebenfalls nicht gerade aggressiv, das ist der fünftschlechteste Wert der Liga. Die Roten Teufel haben aber schon gezeigt, dass sie zumindest phasenweise auch Angriffspressing beherrschen. Diese Phasen gegen diesen Gegner auszudehnen, könnte ein Mittel sein, das Erfolg verspricht.

Über Eckbälle geht was: Die Würzburger lassen im Schnitt 6.05 Eckbälle pro Spiel gegen sich zu, nur Havelse und Berlin erlauben mehr. Lautern muss im Mittel nur 4,36 Ecken abwehren, nur Mannheim und Magdeburg gestatten weniger. Und der FCK kann ja seit dieser Saison wieder Standards, da könnte also was gehen. Zu beachten ist allerdings: Mit Christian Strohdiek und Daniel Hägele hat der Gastgeber zwei Spieler in seinen Reihen, die überdurchschnittlich viele Kopfballduelle gewinnen. Unschlagbar sind sie allerdings nicht: Acht Mal schon sind die Würzburger in dieser Saison per Kopf überwunden worden, davon zwei Mal nach Ecken und zwei Mal nach Freistoßflanken.

Vorsicht vor Würzburger Ecken: Erstaunlich - so offensivschwach sich die Würzburger präsentieren, nach vorne kommt ihre Kopfballstärke bestens zum Tragen. Neun Treffer haben sie bereits nach Eckbällen erzielt. Das ist, man glaubt es kaum, Liga-Bestwert. Allein vier Treffer erzielte der Innenverteidiger Tobias Kraulich - einen davon bekanntlich im Hinspiel auf dem Betzenberg. Gut für Lautern: Weil die Kickers vergangenes Wochenende spielfrei hatten, da das Spiel gegen Türkgücü auf dem Plan gestanden hätte, muss Kraulich seine anstehende Gelb-Sperre nun am Freitag absitzen - diese Gefahr ist also schon mal gebannt. Mit Leon Schneider fehlt zudem ein zweiter Innenverteidiger gesperrt.

Eigenartige Trainerbilanzen: Seit nunmehr sechs Liga-Spielen steht Ralf Santelli als Cheftrainer an der Seitenlinie des FWK. Von denen hat er bereits drei gewonnen. Seinen Vorgängern Danny Schwarz und Torsten Ziegner glückte jeweils nur ein Sieg, diese aber landeten sie erstaunlicher Weise gegen die beiden aktuellen Top-Teams Magdeburg und Kaiserslautern. Santelli begnadigte auch den zwischenzeitlich suspendierten Pourié, der dies seither unter anderem mit zwei weiteren Treffern dankte, so dass er mit nunmehr sechs Einschlägen "trotz allem" bester Torschütze des Teams ist. Öfter genetzt hat übrigens auch kein FCK-Spieler, wobei Neuzugang Terrence Boyd freilich erst im Winter kam und mittlerweile auch schon bei sechs Toren für seinen neuen Verein steht. Mit Trainer Santelli schieden die Franken unlängst allerdings auch im Verbandspokal mit 1:3 gegen bayrischen Regionalligisten FV Illertissen aus. Das versetzte den aufkeimenden Hoffnung am Dallenberg einen empfindlichen Dämpfer.

Das Talent: Schon im Hinspiel fiel der rechte Flügelspieler des FWK auf: Der ungemein antrittsstarke David Kopacz legte auch Marvin Pourié das 2:0 für Würzburger auf. Mit vier Treffern und sieben Vorlagen ist der Deutsch-Pole erfolgreichster Scorer des Gastgebers. Und mit 22 Jahren ist er in einem Alter, das dem Verein, zu dem er als nächstes wechselt, ein starkes Marktwertpotenzial verspricht. Was ihn zum begehrtesten Kickers-Kicker machen dürfte, wenn Würzburg absteigt. Laut "Wyscout" spielt Kopacz die meisten "progressiven" Pässe der Liga, die auch ankommen. Der Datensammler listet ihn zudem als fünftbesten "Außenangreifer" der Liga auf, während er in der "Kicker"-Rangliste vom Januar gar nicht auftaucht - das Fachblatt geht gnadenlos mit Spielern um, die nicht bei Teams der oberen Tabellenhälfte aktiv sind. Vielleicht schaut ja auch FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen bei Kopacz mal genauer hin.

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- Freitag, 19:00 Uhr: Das nächste "Endspiel" für den FCK (Der Betze brennt)

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