Gute Zeiten, schlechte Zeiten. So beschreibt René Klingenburg, der zweite Neue des FCK, seine bisherige Karriere. Der ehrgeizige Mittelfeldspieler hatte seine erfolgreichste Zeit unter Marco Antwerpen - geprägt hat ihn aber vor allem seine Zeit in Australien.
Ausdauernd, beharrlich, belastbar, diszipliniert, ehrgeizig, geradlinig, hartnäckig. Diese Eigenschaften kann man, ohne zu überlegen, als klassische Betze-Tugenden beschreiben, die Sportchef Thomas Hengen so dringend für den 1. FC Kaiserslautern sucht. Und sie kennzeichnen den ersten Sommer-Neuzugang René Klingenburg bei der ersten Betrachtung genau. Auch wenn der 1,90 Meter große Mittelfeldspieler im Laufe seiner Karriere an der einen oder anderen Stelle selbst seine Familie daran etwas hat zweifeln lassen. Im Ruhrpott in Oberhausen geboren und aufgewachsen, kickte Klingenburg früh für den MSV Duisburg. Er galt als verheißungsvolles Talent, das sogar den Sprung in die Bundesliga schaffen könnte. Und so schien sich ein Traum zu erfüllen, als ihn 2010 ein Anruf von Schalke 04 erreichte. "Da, wo ich herkomme, bist du entweder BVB-Fan oder Schalker. Ich war schon immer Schalker. Damals ging ein echter Traum in Erfüllung", sagte Klingenburg einmal in einem Interview. Übrigens auch eine Parallele zu Marco Antwerpen. Bis zu seinem 18. Lebensjahr schien "Klinges" Weg stetig nach oben zu führen, doch sein erster Profivertrag bei den Königsblauen änderte alles. "Ich habe meine Ziele aus den Augen verloren, mich auf falsche Freunde eingelassen." Die Karriere geriet ins Wanken.
"Wahrscheinlich wäre ich kriminell geworden" - Down Under rettet die Karriere
2015 folgte der Wechsel zu Viktoria Köln in die vierte Liga, da, wo Klingenburg nie spielen wollte. Doch es wurde nicht wirklich besser. "Ich hatte einen Pfeil im Kopf, habe das Geld zum Fenster heraus geschmissen. Wahrscheinlich wäre ich bald kriminell geworden", sagte der gebürtige Oberhausener 2019 in einem bemerkenswert ehrlichen Interview. Und so beschloss er für sich, dass er die Notbremse ziehen muss. Klingenburg ging 2016 für zwei Monate zum Sydney Olympic FC in die zweite Liga nach Australien. "Das hat mich gerettet und war sehr, sehr wichtig für mich. Ohne diesen Aufenthalt würde ich hier heute nicht mehr sitzen", sagt Klingenburg noch lange danach. Als er mit 22 Jahren wieder in seinem Kinderzimmer gesessen und sein Vater über seinen Plan, wieder Profi-Fußballer werden zu wollen, nur den Kopf geschüttelt habe, habe es bei ihm Klick gemacht. "Ich wollte es allen, aber vor allem mir selbst beweisen." Er wechselte zunächst zu Rot-Weiß Ahlen, ehe er 2017 in die zweite Mannschaft von Schalke zurückkehrte, wo er mit starken Leistungen wieder auf sich aufmerksam machte.
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Beste Zeit unter Antwerpen: Ein Kämpfer mit Hang zur Zehn
Das ließ auch wieder höherklassige Teams auf Klingenburg aufmerksam werden. Preußen Münster, trainiert vom heutigen FCK-Trainer Marco Antwerpen, nahm den damals 24-Jährigen unter Vertrag. Eine Ehe, die sich lohnen sollte. Unter Antwerpen erlebte Klingenburg seine erfolgreichste Zeit im Profifußball, absolvierte in der Saison 2018/19 34 Drittliga-Partien in denen er neun Tore selbst erzielte und weitere vier Treffer vorbereitete. In Münster schätzte man neben seinem Kampfgeist damals vor allem seine Variabilität im Mittelfeld. Antwerpen ließ in Vorzugsweise in der Zentrale auflaufen, aber auch auf der Zehn durfte er in rund einem dutzend Spiele seinen Offensivdrang ausleben. Etwas, was Klingenburg sehr entgegenkam. "Ich mache gerne das Spiel, sehe mich eher als Zehner denn als Sechser", erzählte er noch zu Zeiten im Trikot von Viktoria Köln. So erzielte er auch das eine oder andere sehenswerte Tor, wie man im nachfolgenden Video sehen kann. Im Laufe seiner wechselhaften Karriere kam er aber auch schon auf dem linken oder rechten Flügel zum Einsatz. Eine Flexibilität, auf die sich Coach Antwerpen auch jetzt in Kaiserslautern freuen dürfte.
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Kein Glück in Dresden - Beim FCK soll er für Robustheit sorgen
Diese Qualitäten machten 2019 auch Zweitligist Dynamo Dresden auf Klingenburg aufmerksam. Doch die Saison im Fußball-Unterhaus verlief alles andere als zufriedenstellend. In 25 Partien, davon nur fünf über volle 90 Minuten, gelang dem Mann, der sich eigentlich in der Offensive so wohl fühlt, kein Treffer. Nach nur einer Saison, die nach der langen Corona-Quarantäne für Dresden mit dem Abstieg in die 3. Liga endete, kehrte Klingenburg im Sommer 2020 in die alte Heimat zu Viktoria Köln zurück. Dort erhoffte er sich von einem gewohnten Umfeld und Vertrauen in seine Person die Rückkehr zu alter Stärke.
Doch auch in Köln konnte er an seine Bestleistungen aus der Zeit unter Marco Antwerpen in Münster nicht anknüpfen. Er kam letzte Saison nicht oft über die Rolle eines Ergänzungsspielers hinaus, bestritt insgesamt nur 19 Einsätze und musste obendrein noch eine Infektion mit dem Coronavirus wegstecken. Und so zieht es den 27-Jährigen jetzt zurück zu seinem "Lehrmeister" Antwerpen. Der erhofft sich von Klingenburg, der Cristiano Ronaldo als sein ewiges Idol beschreibt, nicht unbedingt technische Finesse wie die des Weltfußballers, sondern vor allem die Körperlichkeit und Wucht, die dem FCK in der vergangenen Saison zu abgegangen ist. Ruhe und Halt findet er bei seiner kleinen Familie: Mit seiner Freundin Dajana, die übrigens 434.000 und damit mehr Instagram-Follower als das gesamte FCK-Team zusammen hat, erwartet er bald das zweite gemeinsame Baby. Sportchef Thomas Hengen freut sich auf einen "Box-to-Box-Spieler", also einen Akteur zwischen den Strafräumen, der "mit einer hohen körperlichen Präsenz, der unseren Kader optimal ergänzt. Trotz seiner Größe hat er eine hohe fußballerische Qualität". Sollte Antwerpen diese wie in Münster herauskitzeln können und Klingenburg sich in der Pfalz wohlfühlen, könnte der Transfer zum gewünschten Erfolg führen.
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Quelle: Der Betze brennt
Weitere Links zum Thema:
- René Klingenburg wechselt von Viktoria Köln zum FCK (Pressemeldung FCK)