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Der Gläubigerausschuss und seine Rolle beim FCK

Der Gläubigerausschuss und seine Rolle beim FCK

Der Generalbevollmächtigte Dirk Eichelbaum gehört zu den Managern der FCK-Insolvenz und verhandelt in dieser Position mit dem Gläubigerausschuss

Am Montag stellen sich die potentiellen Investoren des 1. FC Kaiserslautern im Gläubigerausschuss vor. Aber wer sitzt eigentlich in diesem Gremium und welche Interessen stehen dahinter? Wir geben einen Überblick.

Investor und Insolvenzplan: Am Montag noch keine Entscheidung

Den Gläubigern müssen alle ernsthaften Interessenten vorgestellt werden. Bei der morgigen Sitzung sind das zwei Investorengruppen, nämlich die um Horst Peter Petersen aus Dubai sowie jene um den Homburger Giuseppe Nardi und den Kaiserslauterer Klaus Dienes (siehe Chronologie im DBB-Forum). Auf Basis dieser Erkenntnisse wird später von den FCK-Verantwortlichen der Insolvenzplan erstellt, über den wiederum von und mit den Gläubigern beraten wird. Bei der Kennenlernrunde am morgigen Montag ist somit noch nicht mit einer abschließenden Entscheidung zu rechnen, wohl aber mit einer richtungweisenden Sitzung.

"Die Interessen der Gläubiger und des Vereins überschneiden sich"

"Die Interessen der Gläubiger und des Vereins haben große Überschneidungen, denn auch viele Gläubiger haben ein Interesse am Fortbestand des Vereins", erklärt Sachwalter Andreas Kleinschmidt gegenüber Der Betze brennt. Der Sachwalter wurde vom Amtsgericht Kaiserslautern nach Rücksprache mit dem Verein sowie den Gläubigern bestimmt, um zusammen mit FCK-Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt und dem FCK-Generalbevollmächtigten Dirk Eichelbaum das Insolvenzverfahren zu managen. Kleinschmidts Beurteilung kann man durchaus zustimmen, wenn man sich den Gläubigerausschuss genauer betrachtet. Die Zusammensetzung dieses Gremiums hat der FCK selbst vorgeschlagen, wie der Generalbevollmächtigte Eichelbaum auf DBB-Nachfrage bereits bei der Eröffnung des vorläufigen Insolvenzverfahrens aufzählte, und sie wurde dann ebenfalls vom Insolvenzrichter amtlich beschlossen. Es wurden demnach fünf Gruppen eingeteilt, die sämtliche Gläubiger repräsentieren sollen und sich wie folgt zusammensetzen:

Gruppe 1) Größter Gläubiger - Quattrex:

Sicherlich die härteste Nuss aus Sicht des FCK ist der Kreditdienstleister aus Stuttgart, bei dem die Roten Teufel mit knapp 10 Millionen Euro in der Kreide stehen. Die Verhandlungsführung von Quattrex-Geschäftsführer Tobias Schlauch wird von Sitzungsteilnehmern zwar als "konstruktiv", aber auch als "hart" eingestuft. Schließlich geht es für die Firma auch um viel Geld und das Interesse am künftigen Erfolg des FCK ist weniger ausgeprägt als bei den anderen Gläubigern. Quattrex möchte vor allem einen möglichst hohen Anteil seines Geldes retten und schreckt dabei auch nicht vor (harten, aber legalen) Druckmitteln zurück. Weil der Kreditgeber schon 2016 und somit zwei Jahre vor der Ausgliederung in den Verein geholt wurde, verfügt er zudem noch über ein sogenanntes Durchgriffsrecht auf den bis jetzt noch nicht von der Insolvenz betroffenen FCK e.V.

Gruppe 2) Weitere Großgläubiger - Sportfive (ehemals Lagardere Sports):

Sportfive ist schon seit fast 20 Jahren der Vermarkter der Roten Teufel und hat in dieser Zeit viele Höhen und Tiefen mitgemacht. Verschiedene FCK-Vorstände liebäugelten über die Jahre zwar mit einem Wechsel zur Selbstvermarktung, waren aber dann doch immer wieder auf sogenannte Signing Fees und andere Sonderzahlungen angewiesen. Der aktuelle Schuldenstand bei Sportfive soll rund zwei Millionen Euro betragen und natürlich möchte auch das Unternehmen aus Hamburg möglichst viel davon zurückbekommen. Aber es gibt hier einen entscheidenden Unterschied zu Quattrex: Sportfive möchte auch in den kommenden Jahren noch den FCK vermarkten und damit Geld verdienen. Ein zukunftsfähiger Fortbestand des FCK wäre somit für diesen Gläubiger lukrativer, als dem Klub jetzt den letzten Lebenssaft auszuquetschen, nur um die eigene Quote im Schuldenschnitt vielleicht von 10 auf 20 Prozent zu steigern.

Gruppe 3) Kleingläubiger

Kleingläubiger sind "wir alle", die dem FCK beispielsweise Dauerkarten, Tageskarten oder VIP-Tickets abgekauft haben, für die es im Rahmen der Geisterspiel-Wochen keine Gegenleistung und bisher auch keine Rückzahlung gab. Auch die vielen Basis-Partner der Zukunftsinitiative FCK gehören dazu. Im Ausschuss sitzt nach DBB-Informationen stellvertretend für die Kleingläubiger ein bekanntes Hotel aus der Pfalz - auch dieser Partner hat definitiv ein Eigeninteresse am erfolgreichen Weiterleben des FCK.

Gruppe 4) Arbeitnehmer des FCK

Die Arbeitnehmer vertritt im Gläubigerausschuss kein Fußballprofi, sondern eine Mitarbeiterin von der Geschäftsstelle, also beispielsweise aus dem Bereich Ticketing, Merchandising oder Buchhaltung. Dass allen voran die Mitarbeiter sich eine Zukunft für ihren Arbeitgeber wünschen, dürfte auf der Hand liegen, denn andernfalls würden sie ihre Jobs verlieren. In diesem Fall darf das Interesse für den Verein sogar höher vermutet werden als das Eigeninteresse, zumal die Gehälter der Angestellten im Rahmen des Insolvenzgeldes vorübergehend von der Bundesagentur für Arbeit übernommen werden. Im Gegenteil, viele Mitarbeiter sind selbst eingefleischte FCK-Fans und somit leidgeprüft, aber auch hartgesotten und sehr treu.

Gruppe 5) Bundesagentur für Arbeit

Die Übernahme der Gehälter - bis zu einer Obergrenze und für maximal drei Monate - ist auch der Grund für den Sitz des "Arbeitsamtes" im Gläubigerausschuss. Von den übernommenen Leistungen erhält die Bundesagentur nur die im im Rahmen der jetzigen Verhandlungen erzielte Insolvenzquote zurück, also zum Beispiel die im Raum stehenden 10 Prozent. Der Rest bleibt am Steuerzahler hängen. Warum die Bundesagentur für Arbeit trotzdem ein großes Interesse am möglichst zukunftsfähigen Fortbestand des FCK haben muss: Nur so bleiben die Arbeitsplätze direkt beim FCK und in dessen Umfeld erhalten, mit denen der jetzige Verlust über zukünftige Sozialbeiträge wieder gewissermaßen kompensiert werden könnte.

Auch Becca, die Fans, der Hauptsponsor und die Stadt sind Gläubiger

Die fünf Gläubigergruppen sollen repräsentativ alle Personen und Firmen abbilden, denen der insolvente FCK noch Geld schuldet. Und dazu gehören noch viel mehr als die Genannten: Da ist beispielsweise der letztjährige Fast-Investor Flavio Becca, dessen Bürgschaft gezogen wurde und bei dem somit 2,6 Millionen Euro offen sind. Aber gleichermaßen sind auch die Fans des FCK zu nennen, die nicht nur ungenutzte Tickets zuhause liegen haben, sondern auch mit satten 3 Millionen Euro über das Crowdlending "Kapilendo" und die beiden Betze-Anleihen drin hängen - wobei Teile dieser Summe über den bislang noch nicht insolventen FCK e.V. anstatt über die insolvente FCK KGaA laufen. Ebenso ist Hauptsponsor Layenberger ein Gläubiger, denn ihm sind im Rahmen der Geisterspiele bereits bezahlte Spiele in seiner großen, oftmals mit Fans oder Ehrenamtlern besetzten VIP-Loge entgangen. Und auch die Stadt Kaiserslautern gehört zu den Gläubigern, denn der FCK schuldet seinem "Vermieter" bekanntlich noch Geld für die Stadionpacht.

Alle fünf Gläubigergruppen haben nur je eine Stimme - auch Quattrex

All diese Gläubiger werden vom fünfköpfigen Gläubigerausschuss vertreten. Eine der Hauptfragen wird sein, von welchem Schuldenschnitt beziehungsweise welcher Insolvenzquote der Ausschuss überzeugt werden kann. Im Raum stehen die bereits erwähnten 10 Prozent, mit denen auch die beiden morgen vorstelligen potentiellen Investorengruppen kalkulieren. Die Gläubiger müssten dann also auf 90 Prozent ihrer Forderungen verzichten, was keinem gefallen kann, vor allem aber nicht Quattrex. Der Vorteil des FCK in diesem Fall: Die Abstimmungen im Gläubigerausschuss werden mit einfacher Mehrheit entschieden und alle fünf Gruppen haben nur je eine Stimme. Also trotz der überproportional hohen Forderungen auch Quattrex - und die anderen vier Gläubigergruppen haben wie beschrieben mutmaßlich ein größeres eigenes Interesse am Fortbestand des FCK als am Herausquetschen des letzten Cents. Somit ist und bleibt der Gang durch die Planinsolvenz zwar wie erwartet kein Zuckerschlecken, aber die Zukunftschancen sind weiterhin gegeben und sie sollten letztendlich auch im Sinne des Gläubigerausschusses sein.

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- Chronologie im DBB-Forum: Konkrete Angebote von potentiellen Investoren an den FCK

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