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So viele Millionen fehlen dem FCK für die Lizenz

So viele Millionen fehlen dem FCK für die Lizenz


Der 1. FC Kaiserslautern muss sich für die kommende Saison 2020/21 noch einige Millionen Euro besorgen - das weiß mittlerweile jeder. Ansonsten droht die Insolvenz. Aber wieviel Geld fehlt genau? Der Betze brennt gibt einen ersten detaillierten Überblick.

Nach DBB-Informationen gibt es im Verein seriöse Berechnungen, die aus finanzieller Sicht einen "best case" und einen "worst case" abbilden, also den besten und den schlimmsten Fall: Demzufolge werden die Roten Teufel für die kommende Drittliga-Saison eine Unterfinanzierung zwischen 3 Millionen Euro und 18 Millionen Euro kompensieren müssen. Die genaue Summe wird am Ende irgendwo dazwischen liegen und ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht seriös zu beziffern - wahrscheinlich wird sie erst zur Lizenzierung im März 2020 oder sogar erst wieder Ende Mai endgültig feststehen. Als Vergleichswert: Letzte Saison betrug das Finanzloch 10 bis 12 Millionen Euro, in denen allerdings auch ein Batzen von rund 6 Millionen Euro für die Rückzahlung der Betze-Anleihe enthalten waren.

Wieviele Millionen für die Saison 2020/21 benötigt werden, hängt zum einen von den Planungen der neuen Vereinsführung ab, die im Dezember gewählt und bestimmt wird. Und zum anderen kann bei den folgenden Variablen noch viel Geld eingespart oder eben auch fällig werden:

Thema Stadionmiete: Diese und letzte Saison bezahlte der FCK nur 425.000 Euro plus Erfolgsprämien als Pacht für das Fritz-Walter-Stadion. Diese Vereinbarung läuft aber im Sommer 2020 aus und dann wären laut Vertrag wieder die vollen 3,2 Millionen Euro fällig - die der Verein aber fast noch nie voll bezahlen musste oder konnte. Ein Antrag auf erneute Pachtreduzierung wurde von der noch amtierenden FCK-Führung bereits gestellt. Anfang des nächsten Jahres müssen dann der neue Aufsichtsrat und die neue Geschäftsführung in die Verhandlungen mit der Stadt Kaiserslautern gehen.

Thema Becca-Bürgschaft: Die viel diskutierte Bürgschaft von Kapitalgeber Flavio Becca, die eigentlich schon längst in Eigenkapital umgewandelt werden sollte, belief sich zunächst auf 2,6 Millionen Euro und wurde später auf 3,3 Millionen Euro erhöht. Das dazugehörige Darlehen läuft bei der Sparkasse, wurde bislang aber noch nicht vollständig in Anspruch genommen. Für die kommende Lizenz ist aber vor allem relevant: Die Bürgschaft hat nur eine einjährige Laufzeit bis Sommer 2020. Sollte der Investment-Deal mit Flavio Becca platzen, würden auf einen Schlag bis zu 3,3 Millionen Euro mehr für die kommende Saison fällig (die "best case"-Rechnung würde sich dann also von 3 auf gut 6 Millionen Euro erhöhen). Oder umgekehrt, falls die Bürgschaft und das Darlehen verlängert werden, wäre der neue Finanzbedarf entsprechend geringer.

Thema Spielertransfers: Im Winter - und später im Sommer natürlich sowieso - könnten die Kassen des FCK noch weiter geleert oder auch gefüllt werden. Auch hier geht es um Millionenbeträge: Würden die neuen Vereinsverantwortlichen eventuell reinkommende Angebote für Leistungsträger wie Florian Pick oder Lennart Grill annehmen, dann wären entsprechend hohe Ablösesummen fällig. Umgekehrt besteht aber auch die Möglichkeit zum Geld ausgeben, nämlich wenn Winterneuzugänge als notwendig zum Beispiel für den Klassenerhalt erachtet werden.

Thema DFB-Pokal: Im DFB-Pokal hat der FCK - das Achtelfinale gegen Fortuna Düsseldorf mitgerechnet - schon rund 1,2 Millionen Euro alleine an Verbandsprämien kassiert. Hinzu kommt der Anteil an den hohen Zuschauereinnahmen. Dieses Geld hat jetzt schon für eine spürbare Entlastung der Situation gesorgt und bei einer weiteren Überraschung gegen Bundesligist Düsseldorf würden sich die Einnahmen auf einen Schlag nochmals verdoppeln (für das Viertelfinale zahlt der DFB weitere rund 1,4 Millionen Euro). Dementsprechend wichtig war auch der Zittersieg im Verbandspokal-Elfmeterschießen gegen Pirmasens, der dem FCK die Tür zur DFB-Pokal-Teilnahme auch in der kommenden Saison geöffnet hat.

Thema Lizenzspieleretat: Durch Last-Minute-Transfers und den Trainerwechsel ist der Lizenzspieleretat (nicht zu verwechseln mit dem Gesamtumsatz) in dieser Saison auf 6,2 Millionen Euro gestiegen - das ist für Drittliga-Verhältnisse ein absoluter Aufsteiger-Etat! Und gegenüber den 5,5 Millionen Euro von vergangener Saison sogar nochmal eine deutliche Steigerung, auch wenn davon vieles "auf Pump" finanziert ist. Zum Vergleich: Klubs wie 1860 München oder die Würzburger Kickers, die beide den FCK geschlagen haben, geben mit je knapp über drei Millionen Euro nur halb so viel für ihre Mannschaften aus. Als Basis-Wert hatte der FCK bei der letzten Lizenz 4,5 Millionen Euro angegeben, die dann je nach Einnahmenseite noch erhöht werden können - das könnte auch für die nächste Lizenzvergabe ein realistischer Grundwert sein.

Thema Nachwuchsleistungszentrum / U21: Wenn Geld eingespart werden muss, um eine Insolvenz zu verhindern, dann prüft jede Vereinsführung immer auch Kürzungen im Nachwuchsbereich. Für das NLZ inklusive der Oberliga-Mannschaft bezahlt der FCK zurzeit rund 2 bis 2,5 Millionen Euro pro Jahr - ziemlich viel Geld für einen Drittligisten. Wenn man sich die Karrieren von Spielern wie dem heutigen FCK-Kapitän Carlo Sickinger anschaut, könnten kurzfristige Einsparungen im Nachwuchsbereich allerdings mittelfristig fatale Folgen haben. Alleine über die zweite Mannschaft als Zwischenstufe für junge Talente hat der FCK in den letzten Jahren Transferwerte in zweistelliger Millionenhöhe geschaffen.

Thema Darlehen und Kredite: Medienberichten zufolge hat der FCK bei Finanzunternehmen wie der Firma Quattrex hochverzinste Darlehen in Höhe von rund 10 Millionen Euro aufgenommen. Quattrex war 2016 vom damals neuen Finanzvorstand Michael Klatt, der jetzt aufhört, zunächst mit 3 Millionen Euro zum FCK gebracht worden. Später folgten weitere Millionensummen. Die ersten Rückzahlungen an Quattrex werden nun vertragsgemäß im Jahr 2020 fällig - es sei denn die neue Vereinsführung einigt sich mit dem Unternehmen auf eine Verlängerung der Laufzeit.

Thema Geschäftsstelle: Schon 2018 nach dem Abstieg in die 3. Liga hatte der FCK massive Einsparungen beim administrativen Personal vorgenommen. Für die kommende Saison dürften weitere Einschnitte folgen, allerdings sind auf der Geschäftsstelle keine Millionensummen mehr zu sparen. Eine beispielhafte Frage, die Bewerber für den neuen Aufsichtsrat schon gestellt haben: Kann sich der FCK in der 3. Liga einen Sport-Geschäftsführer, einen Sportdirektor und einen Team-Manager leisten?

Thema große und kleine Investoren: Nicht nur Flavio Becca als potenzieller Großinvestor, sondern auch die regionalen Investoren um Dr. Peter Theiss sind weiter mit den FCK-Verantwortlichen im Gespräch und machen sich ihre Gedanken über Chancen und Möglichkeiten. Aufsichtsratskandidat Dr. Markus Merk hat angekündigt, im Falle seiner Wahl eine Art "Investorenkonferenz" einberufen zu wollen. Zudem soll möglichst bald die Fan-Säule, also die Investment-Möglichkeit für Vereinsmitglieder, geöffnet werden. Ein niedriger oder vielleicht sogar ein hoher Millionenbetrag könnte hier die verbleibende Lücke schließen, die nach dem Abschluss aller anderen Möglichkeiten noch übrig bleibt - wie oben beschrieben benötigt der FCK bestenfalls 3 Millionen Euro und schlimmstenfalls 18 Millionen Euro zusätzlich für die kommende Saison.

Diese Auflistung gibt einen ausführlichen, aber nicht zwingend einen vollständigen Überblick über die finanziellen Spielräume für die neue FCK-Vereinsführung in Hinblick auf die 3. Liga. In der letzten Saison wurden beispielsweise noch hier nicht explizit aufgelistete Maßnahmen wie Crowdlending ("Kapilendo"), Betze-Anleihe II oder das Benefizspiel gegen Bayern München durchgeführt, mit denen damals zusätzliche rund 4 Millionen Millionen Euro eingenommen wurden. Auch weitere, andere Möglichkeiten für Einsparungen oder Zugewinne können noch möglich werden.

Symbolfoto: FCK-Maskottchen Betzi

Quelle: Der Betze brennt

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