
Kummt Senf druff
In der Bringschuld
von Thomas
Ich bin der Meinung, dass die Reaktion am Montagabend übertrieben war. Und zwar nicht die Reaktion der Fans, sondern die der Spieler. Chris Löwe und Co. haben sich damit selbst unnötigerweise auf eine gewaltige Fallhöhe gehievt.
„Unsere Fans dürfen sich auf ein gutes Fußballspiel freuen. Wir werden besser spielen als das letzte Mal, denn für uns ist klar: Wir wollen den ersten Dreier zuhause feiern.“ Mit diesem Versprechen warb Kosta Runjaic vor dem Heimspiel gegen Paderborn um Zuschauer. Und tatsächlich wurde am Montagabend der erste Saisonsieg am Betze eingefahren. Alles andere – gutes Fußballspiel, besserer Auftritt, Siegesfeier – blieben der Trainer und sein Team jedoch schuldig. Nicht zum ersten Mal.
Ganz im Gegenteil sogar, nach dem Spiel echauffierten sich Chris Löwe und Co. vor den gierigen Mikrofonen der Medienvertreter, weil einige Fans ihre unbestritten schlechte Leistung in der ersten Halbzeit mit Pfiffen quittiert hatten. Gleich allen Fans, also auch denen, die nicht pfiffen, wurde der Dank für die Unterstützung verweigert und die Mannschaft verschwand nach kurzer Absprache grußlos in die Kabine.
„Ich fühle mich ungerecht behandelt, weil ich nicht weiß, was ein Teil der Fans will“, sagte Chris Löwe, der schon beim Halbzeitpfiff den Fans höhnisch applaudiert hatte. Jean Zimmer zitierte auf seiner Facebook-Seite eine Strophe des Betze-Liedes und forderte: „Die Erfolgsfans unter euch sollten sich diesen Text nochmal genau durch den Kopf gehen lassen, bevor sie ihn das nächste Mal in der Kurve anstimmen.“
Wer den Betze kennt, der weiß, dass sich bei den Fans am Montag mitnichten bloß der Frust von 45 schlechten Minuten aufgestaut hatte. Sage und schreibe vier Mal in Folge haben die Roten Teufel zuletzt ihr Saisonziel verpasst: Abstieg – Nichtaufstieg – Nichtaufstieg – Nichtaufstieg. Welche Szenen würde man da wohl in Nürnberg, Stuttgart, Köln, Frankfurt oder Hamburg zu sehen bekommen? Trotzdem kommen die FCK-Fans immer noch ins Stadion und sorgen zuhause wie auswärts für Zuschauerzahlen, von denen andere Zweitligisten und auch manche Erstligisten nur träumen können. In der vergangenen Saison hatte der FCK den höchsten Zuschauerschnitt aller Zweitligisten in ganz Europa (!), was sich übrigens auch finanziell erheblich niederschlägt. Und auch jetzt, zum wirklich unattraktiven Montagsspiel gegen Paderborn, kamen immerhin noch knapp 28.000 ins Fritz-Walter-Stadion.
Schon letzte Saison gab es oft unverständliche Reaktionen der Mannschaft nach den Spielen. Mal kletterte das ganze Team auf den Zaun und ließ sich feiern. Und ein Spiel später war dann trotz erstklassiger Fan-Unterstützung plötzlich wieder alles merkwürdig distanziert. Vorbei scheinen die Zeiten von Mannschaftskapitänen wie Martin Amedick oder Mathias Abel, die ihre Teamkollegen auch nach schlechten Spielen zum Abklatschen an die Fankurve beorderten und das Wir-Gefühl wirklich vorlebten. Abel, mittlerweile Mitglied des FCK-Aufsichtsrates, und Hans-Peter Briegel, früher selbst erst ausgepfiffen und dann zum Heldenstatus aufgestiegen, äußerten am Montag übrigens Verständnis für den Frust der Fans.
Dabei waren die paar Pfiffe doch eigentlich vollkommen harmlos. Als Vergleich möge man sich die Szenen gegen Hoffenheim 2008 vor Augen führen, als Milan Sasic die ganze Mannschaft minutenlang vor der Westkurve strammstehen ließ – das war ein richtiges Pfeifkonzert. Überhaupt sind Pfiffe die Ur-Form der Fan-Kritik und am Montag haben sie doch sogar fast ihren Zweck erfüllt: Die Fans wollten ihre Mannschaft, die noch 1:0 in Führung lag, wachrütteln. Und in der zweiten Halbzeit wurde es ja dann auch tatsächlich etwas besser, sowohl das Spiel als auch die Stimmung. In der Kabine wurde die Reaktion der Fans aber offensichtlich ganz anders wahrgenommen, wie Kosta Runjaic nach dem Spiel andeutete und wie auch sein ungläubiges Zurückschauen zur Westkurve beim Gang in die Kabine erahnen ließ.
Letztendlich haben sich die Spieler und auch der Trainer nicht nur eingeschnappt verhalten (was man vielleicht noch irgendwie verstehen könnte), sondern vor allem unprofessionell. Oder was glaubt Ihr, ob es bei der nächsten grottenschlechten Mannschaftsleistung nun gar keine oder vielleicht sogar noch mehr Pfiffe geben wird? Mit ihrer Beleidigte-Leberwurst-Reaktion haben die Spieler sich in eine Bringschuld gebracht, die sie beim nächsten Spiel in Heidenheim eigentlich gar nicht erfüllen können. Vor allem Chris Löwe, Jean Zimmer und auch Alexander Ring, der mit abfälligen Bemerkungen in Richtung Westkurve als erster in den Spielertunnel abdampfte. Auf große Worte müssen nun große Taten folgen (noch besser wäre es umgekehrt).
Auch Kosta Runjaic hat sich vorgestern in eine Bringschuld noch über Ergebnisse oder Spieltaktik hinaus geredet. Im Interview kündigte er an: „Wir werden auf jeden Fall in den Dialog gehen, denn ohne unsere Fans werden wir die Saison nicht überstehen.“ Wie wird dieser angekündigte Dialog aussehen?
Wie dem auch sei: Die FCK-Fans werden auch am Freitag wieder da sein, tausendfach quer durch Deutschland ins abgelegene Heidenheim reisen, Urlaubszeit und Geld opfern für ihren 1. FC Kaiserslautern. Sie werden ihre Mannschaft nach vorne peitschen und mit ihr kämpfen – oder vielleicht auch wieder pfeifen, wenn aus ihrer Sicht Anlass dazu besteht. Und, solange das alles so harmlos abläuft wie am Montag, muss man meiner Meinung nach als Fußballprofi damit klar kommen.
… und wie ist Deine Meinung?
P.S.:
Diese Kolumne entstand bereits am Dienstag und wurde erst am Mittwoch veröffentlicht. Mittlerweile gibt es weitere Statements von FCK-Spielern, u.a. von Kapitän Chris Löwe und von Marius Müller via Facebook, in denen die Fußballer mit ihrer Fan-Schelte etwas zurückrudern. Ganz klar ist: Die Mannschaft wird am Freitag in Heidenheim nicht mit Pfiffen, sondern mit Anfeuerung empfangen, das ist immer so und dafür muss man kein Hellseher sein. Alle weiteren Reaktionen werden von den 90 Spielminuten abhängen und liegen somit komplett in den Händen bzw. Füßen der FCK-Spieler selbst.
Quelle: Der Betze brennt
„Ich geh nimmi nuff!” – Was erlaube Fans?
„Ich geh nimmi nuff!” – an dieser Stelle wollen wir außerhalb unseres Podcasts ab und an ein paar Gedanken rund um den Betze zusammenfassen. Heute möchte sich Daniel zu den Vorkommnissen am Montagabend und den Nachwehen dazu äußern und seine Sicht der Dinge schildern.
Montagabend, ca. 21:05 Uhr. Flutlichtspiel auf dem Betzenberg. Halbzeitpause. Es steht 1:0 für die Gastgeber. Die Fans pfeifen. Ich nehme es zur Kenntnis, verstehe es aufgrund der Spielweise und begebe mich in Richtung Pausentee. Auf dem Weg sehe ich einen Pressemitarbeiter im SCP-Outfit und überlege kurz, ob ich ihm beschämt mein Bedauern ausdrücken soll, dass zur Halbzeit die falsche Mannschaft führt. Ich lasse es mal lieber.
Ca. 22:05 Uhr. Abpfiff. Ich registriere nebenher einen verhaltenden Applaus, bin aber gerade in meine Arbeit vertieft. Im Augenwinkel bemerke ich, dass die Spieler nicht zu den Fans gehen und direkt in der Kabine verschwinden. Hier merke ich, dass etwas nicht stimmt. Und als ich dann auf dem Weg zur Pressekonferenz auf Twitter lese, was sich der Teamkapitän Chris Löwe und der Cheftrainer Kosta Runjaic erlaubt haben und es später dann auch selbst sehe und höre, war ich dann doch verdutzt, geschockt, wütend.
Runjaic übt sich in Kleinrednerei
Es verdeutlicht sich, dass „Coach Kosta“ immer noch nicht verstanden hat, wie das Umfeld des Betzenberges tickt. Oder es nicht verstehen will. Vielleicht auch nicht verstehen darf. Er zeigt sich nimmermüde, seine Arbeit, seine Spielweise schönzureden. Demütig sollten die FCK-Fans anerkennen, dass der „Betze“ letztes Jahr eine tolle Saison gespielt habe. Ja, das haben sie. Bis zum Spiel in Darmstadt. Ab da wurde der komfortabel herausgespielte Vorsprung im Aufstiegsrennen verspielt. Egal, wie oft Runjaic herbei beschwört, dass die „junge Mannschaft“ Großartiges geleistet habe – hängen bleibt die Enttäuschung. Die Enttäuschung, dass man in den letzten Spielen eine bis dahin wirklich gute Saison – auf gut Deutsch – versaut hat. Dass man wieder mindestens ein Jahr gegen Sandhausen und Heidenheim statt gegen Bayern und Dortmund spielt. Dass jetzt Teams wie der zuschauerschwache FC Ingolstadt oder der (bei aller Sympathie) gefühlte Drittligist aus Darmstadt die großen Stadien der Republik bereisen darf. Über das Zustandekommen dieser Situation soll es hier nicht einmal gehen – aber diese Schönrednerei geht an die Substanz. Und mir persönlich auf den Sack. Vielleicht bin ich in den Augen des Vereins ein undankbares Arschloch, das sich mit dem, was hier nach Runjaic und Co. (!) möglich ist, nicht zufrieden ist. Aber ganz ehrlich: Ich stehe dazu. Ich stehe dazu, dass ich unzufrieden bin. Mit dem Spiel unserer Mannschaft, über Wochen, gar Monate hinweg. Und mit dem Stil, wie die Verantwortlichen mit der Situation umgehen. Wo ist das Kämpferische hin, das unseren Verein ausgemacht hat? Dieser unbändige Wille, das Ziel, das keiner nennen will, aber alle haben, zu schaffen – den Aufstieg? Stattdessen üben sich Runjaic und Co. darin, uns kleinzureden. Den Fan zu sensibilisieren zu „es geht einfach nicht besser, gebt euch damit zu zufrieden“. Ich wünsche mir hier von einem Trainer den Ehrgeiz, sich hohe Ziele zu stecken und verdammt nochmal alles dafür zu tun, diese zu erreichen. Mit Zielen, die gefühlt bei „wir wollen irgendwo zwischen Platz 1 und 18 landen“ bringt man die Fans nicht hinter sich, und lockt erst recht keine neuen oder verloren gegangenen hinter dem Ofen hervor. Und ich bleibe dabei, Herr Runjaic, Herr Schupp und Herr Kuntz: Jedes Jahr zweite Liga, in dem wir auf Platz 4 und abwärts landen, ist für mich eine Enttäuschung.
Ich verstehe, dass man über die Pfiffe geteilter Meinung sein kann. Ich persönlich vertrete die Auffassung, dass jemand, der jedes Jahr hunderte von Euro für diesen Verein ausgibt, seine Meinung im Stadion auch kundtun darf, in welcher Form auch immer: Applaus, Jubel, Buh-Rufe, Pfiffe. Ich verstehe auch diejenigen, die die Mannschaft lieber unterstützen. (...)
Quelle und kompletter Text: BetzeGebabbel
„Ich geh nimmi nuff!” – Pfeifen? Buh!
“Ich geh nimmi nuff!”– an dieser Stelle wollen wir außerhalb unseres Podcasts ab und an ein paar Gedanken rund um den Betze zusammenfassen. Nachdem Daniel schon seine Gedanken zum Thema geschildert hat, befasst sich nun Flo mit den Unmutsbekundungen der Zuschauer vom vergangenen Montag und den Reaktionen der Spieler und Verantwortlichen.
„Mentalität schlägt Qualität!“
Dirk Schuster, Trainer eines Doppelaufsteigers
27803 Zuschauer waren im Fritz-Walter-Stadion. Bei einem Montagsspiel gegen Paderborn an einem trüben, verregneten Abend im August.
Was ich nach dem Spiel auf dem Heimweg aus verschiedenen Quellen hören und lesen musste, hat dem Fass zumindest den Boden ausgeschlagen, es bei manchen vielleicht zum Überlaufen gebracht. Da beschweren sich Trainer Kosta Runjaic und Kapitän Chris Löwe tatsächlich darüber, dass zur Halbzeit gepfiffen wurde und wissen gar nicht, was die Fans eigentlich wollen. Das sagt sehr viel aus.
Runjaic spricht am Sky-Mikrofon von einer guten vergangenen Saison und fragt sich, warum er sich dafür noch rechtfertigen müsse. Sorry Kosta, wer vier Spieltage vor Schluss auf dem zweiten Tabellenplatz steht und diesen so leichtfertig verspielt, der hat keine gute Saison gespielt. Der hat versagt.
Löwe geht kurzerhand mal nicht zusammen mit der Mannschaft zu den bösen Fans, nachdem er diesen in der Halbzeit noch hämisch applaudiert hat. Ich selbst finde es ja besser, sich eventuell unangenehmen Situationen zu stellen, aber jedem das Seine. (...)
Quelle und kompletter Text: BetzeGebabbel
Weitere Links zum Thema:
- Spielbericht FCK-SCP: Dunkle Wolken über dem Betzenberg (Der Betze brennt)
- Forumsdiskussion: Löwe platzt nach Arbeitssieg der Kragen (Kicker / Der Betze brennt)
Ergänzung, 15:47 Uhr:
Runjaic: "Man kann die Pfiffe als berechtigt ansehen"
Mit zwei Tagen Abstand haben sich FCK-Trainer Kosta Runjaic und Außenbahnspieler Jean Zimmer heute nochmals zu den Vorfällen von Montagabend geäußert und dabei teilweise Verständnis für die kritische Reaktion der Fans gezeigt. Beim Heimspiel des 1. FC Kaiserslautern gegen den SC Paderborn war es sowohl von den Anhängern als auch von den Spielern zu gegenseitigen Unmutsbekundungen gekommen (siehe ältere Meldungen auf Der Betze brennt).
"Im Nachhinein muss man sagen, dass man die Pfiffe auch als berechtigt ansehen kann. Da müssen auch die Spieler lernen, dass nicht immer nur Sonnenschein herrscht", sagte Kosta Runjaic. Nichtsdestotrotz werde er sich als Trainer auch in Zukunft immer hinter seine Mannschaft stellen, für deren Reaktion er ebenfalls Verständnis zeigte. Beim gestrigen Training sei es schon zu ersten konstruktiven Gesprächen mit einzelnen Fans gekommen und letztendlich haben alle Beteiligten das gleiche Ziel: "Wir wollen den 1. FC Kaiserslautern erstklassig spielen sehen."
Jean Zimmer äußerte sich ähnlich und sprach im Rückblick auf Montag ebenso wie der Trainer wörtlich von einem "beschissenen Spiel", nach dem trotz des Sieges niemandem im Stadion zum Feiern zumute gewesen sei. Auch der Flügelflitzer hat bereits den Dialog mit den Anhängern gesucht: "Ich habe mit mehreren Leuten aus der aktiven Fanszene gesprochen. Je mehr man mit ihnen darüber spricht, sehen es auch alle ähnlich: Der Zeitpunkt für die Pfiffe, vor allem während der ersten Halbzeit, war nicht richtig. Man kann, wenn es sein muss, in der Halbzeit pfeifen oder nach dem Spiel."
Was Kosta Runjaic zum anstehenden Freitagsspiel beim 1. FC Heidenheim gesagt hat und wie die Ausgangslage für das Duell auf der Schwäbischen Alb ist, erfahrt Ihr in unserer separaten DBB-Newsmeldung: Rote Teufel wollen in Heidenheim Reaktion zeigen.
Quelle: Der Betze brennt