Im Blickpunkt: Vorstellung des neuen FCK-Trainers Torsten Lieberknecht

"Wenn's ans Eingemachte geht, ist hier Vollgas angesagt"

"Wenn's ans Eingemachte geht, ist hier Vollgas angesagt"


Torsten Lieberknecht folgt als neuer Cheftrainer des 1. FC Kaiserslautern auf Markus Anfang. Zusammen mit Sportdirektor Marcel Klos stellte sich der 51-Jährige am frühen Abend den Fragen der Medien.

- Newsmeldung | Lieberknecht: "Wir können die Saison noch veredeln"
- Fotogalerie | Erstes Training mit Torsten Lieberknecht

Der aus Haßloch stammende und stets mit dem FCK verbunden gebliebene Lieberknecht machte einst seine ersten Schritte im Profifußball auf dem Betzenberg. Nun hat er dem Vernehmen nach einen Vertrag bis 2027 unterschrieben und bringt Carsten Rump als Co-Trainer mit. In der Mixed Zone des Fritz-Walter-Stadions beantworteten zunächst Trainer Lieberknecht und anschließend Sportdirektor Klos am Mittwoch die Fragen von knapp 20 anwesenden Journalisten, darunter fünf Kamerateams. Wir haben die wichtigsten Aussagen zusammengefasst:

Der neue FCK-Cheftrainer Torsten Lieberknecht über ...

... seine Rückkehr auf den Betze und die Gefühle dabei: "Ich fühle mich sehr gut. Als ich am Montag den Anruf bekam, dass hier eine Entscheidung anstehen könnte und ob meinerseits die Bereitschaft besteht, da habe ich tatsächlich nicht lange gezögert. Und dann erstmal abgewartet, bis am Dienstagabend die endgültige Entscheidung des Vereins fiel. Dass ich in Bad Dürkheim geboren bin und Pfälzer bin, weiß mittlerweile glaube ich jeder. Es war schon etwas besonderes für mich, heute in Kaiserslautern reinzufahren, den Betze hochzufahren. Aber das ist jetzt auch genug der Historie. Ich bin hier, um einen guten Job zu machen, und das möchte ich professionell angehen. Auch wenn es immer schön ist, wenn man seinen Dialekt hier öfters hören wird als vielleicht in anderen Städten, in denen ich schon war (lacht)."

... seinen Empfang beim ersten Training: "Es war der Situation angemessen. Aus der Sicht eines Trainers und Trainerkollegen ist es immer ein scheiß Moment, wenn Trainerwechsel stattfinden. Ich habe das auch schon erleben müssen. Daher fand ich meinen Empfang heute absolut angemessen. Er war nicht überbordernd, er war ganz bodenständig. Das habe ich mir auch gewünscht. Ich bin jetzt hier der Trainer, aber auch nicht der Wichtigste. Die Wichtigsten sind meine Spieler."

... seine Trainerstationen in Braunschweig, Duisburg, Darmstadt und jetzt in Kaiserslautern: "Es ist ein Privileg, seinen Pfälzer Verein zu trainieren, bei dem man groß geworden ist. In dieser Riege zu stehen mit vielen Trainern, die hier Großartiges geleistet haben. Aber ich möchte das nicht überstrapazieren. Es ist so, dass ich diese hohe Verantwortung grundsätzlich immer spüre, wenn ich im Job bin. Ich will das bestmöglich machen und umsetzen. Aber ich hatte auch bei meinen anderen, bisherigen Klubs neben Erfolgen auch viele emotionale Momente, die ich nicht verschweigen möchte. Wichtig ist für mich, dass ich die auch hier generiere mit den Leuten zusammen, die hier schon seit Jahrzehnten mit dem FCK mitfiebern, mitleiden und jetzt eben auch wieder mit 50.000 das Stadion am Sonntag ausverkauft machen."

... den ersten Eindruck von seiner neuen Mannschaft: "Ich finde eine sehr ambitionierte und wissbegierige Mannschaft vor, die eine richtig gute Qualität hat. Diese will ich jetzt mit voller Inbrunst wecken. Die Jungs lechzen auch danach. Es gibt einige Details, die mir aufgefallen sind und die ich der Mannschaft jetzt in kleinen Stücken zu vermitteln versuche. Da geht es um das Verhalten der Kettenspieler, da geht es um die Orientierung der Mittelfeldspieler. Da geht es aber auch grundsätzlich um eine Haltung, die Spiele wirklich mit voller Inbrunst gewinnen zu wollen. Das ist entscheidend. Wir gehen hier rein, um Spiele gewinnen zu wollen."

... seinen Eindruck als externer Beobachter des FCK bis zum 30. Spieltag: "Es gab Halbzeiten, die waren überragend. Und dann gab es eben die Momente, dass die Mannschaft aus irgendwelchen Gründen den Faden verloren hat. Da bitte ich aber um Nachsicht, dass ich das jetzt erst mit den Jungs noch genauer erörtern muss. Aber ich sehe eine Mannschaft, die einen Stürmer hat, der 16 Tore geschossen hat und in der Torschützenliste ganz weit oben steht. Einen Ragnar Ache zu haben, ist schonmal ein Top-Merkmal. Und wir wollen ihn dazu bekommen, dass er noch mehr Tore schießt. Da ist dann auch die Frage, wie ist der 16-Meter-Raum besetzt - das war manchmal vielleicht nicht ganz so optimal beim FCK. Das sind solche Dinge, die mir im Kopf rumschweben. Doch ich sehe beim FCK eine Mannschaft mit Qualität, die sie dahin geführt hat, wo sie jetzt ist - nämlich mit Anschluss an die oberen Tabellenplätze oder zumindest mal bis zum dritten Platz."

... die restliche Saison: "Jeder sieht, wie die Tabellensituation aussieht. Zunächst mal steht im Vordergrund, am Sonntag gegen Schalke ein besseres Ergebnis und das Gefühl des Sieges wieder in die Mannschaft reinzubringen. Die Tabelle hat eine Aussagekraft und die Mannschaft hat sich das erarbeitet, erkämpft und auch erspielt. Die Punktzahl gegenüber den vor uns liegenden Konkurrenten ist nicht sehr unterschiedlich. Nun ist die Chance da, eine große Chance, das nochmal zu veredeln. Eine sehr stabile Saison, die man gespielt hat, eben jetzt so zu veredeln, dass du vielleicht etwas erreichst, was immer noch in aussichtsreicher Nähe ist."

... das emotionale Umfeld beim FCK: "Das ist gut so. Sonst wäre dieser Klub nicht der, der er schon seit Jahrzehnten ist. Die Emotionen tragen den FCK. Und meine Ambition ist jetzt einfach, wie auch schon bei meinen vorigen Klubs diesen maximalen Erfolg zu erreichen, auch in Situationen, wo man es vielleicht nicht erwartet hat. Dafür brauchen wir Emotionalität, dafür brauchen wir diese Leidenschaft, dafür brauchen wir auch kritische Stimmen. Aber entscheidend ist immer, dass wir die Dinge gemeinsam machen. Das war für mich auch immer zu spüren, als ich länger weg von hier war: Wenn's ans Eingemachte geht, dann ist hier immer Vollgas angesagt."

... seine grundsätzliche Fußball-Philosophie und sein Bild von "Betze-Fußball": "Es gibt Basiselemente, etwa dass ich mich auf dem Platz voll verausgabe. Fehler dürfen passieren und müssen auch passieren, denn wenn du keine Fehler machst, bist du auch nicht risikobereit. Ich möchte aber ein risikobereites Spiel zeigen. Zudem sollen meine Mannschaften taktisch flexibel sein. Oftmals entwickelt sich eine Spielphilosophie auch angepasst an die Jungs, die man zur Verfügung hat. Du musst als Trainer alles abdecken können. Es gibt Situationen, wo du tief verteidigen musst und auf Konterspiel setzt. Heutzutage willst du aber auch hoch pressen. Die heutige Generation lechzt danach, die wollen angreifen. Dann hast du die Situation, was machst du mit hohem Ballgewinn. Umschaltspiel, Ballbesitzspiel, meine Prämisse ist alles abdecken zu können. Zudem sollen sich die Fans mit unserem Spielstil wirklich identifizieren können, sie sollen zufrieden nachhause gehen."

... seinen neuen Co-Trainer Carsten Rump, der vor viereinhalb Jahren schonmal fast mit Cheftrainer Jeff Saibene beim FCK gelandet wäre: "Ich habe ihm gesagt, dass er damals einen Fehler gemacht hat, den er jetzt nicht nochmal machen soll (lacht). Wir haben früher mit Braunschweig mal in Bielefeld richtig einen auf den Keks bekommen, da hatte er diese viral gegangene Kabinenansprache gehalten. Irgendwann habe ich gesagt, den muss ich zu mir holen. Er ist ein sehr, sehr engagierter Co-Trainer, er kann die Spieler sehr gut catchen, bringt gute Inhalte rüber und ist ein Teamplayer. Das gilt aber auch für alle anderen aus dem Trainerteam, die ich heute kennengelernt habe. Das ist ein intaktes Team und da wollen wir uns einreihen."

FCK-Sportdirektor Marcel Klos über ...

... die Situation nach der Niederlage in Braunschweig, als er eine Trainerdebatte beim FCK zunächst noch verneinte: "Ich werde immer eine schützende Hand über den Verein und die Spieler halten. Natürlich wollte ich mit meiner Aussage auch Ruhe walten lassen, um einfach sachlich nach dem Spiel analysieren zu können. Das war mir ganz wichtig. Ich bin dann erstmal dreieinhalb Stunden nach Hause gefahren bin, habe viel überlegt, und über den Sonntag habe ich viele Gespräche mit Thomas Hengen (FCK-Geschäftsführer; Anm. d. Red.) geführt. Wir haben dann vieles auf den Tisch gelegt, hin und her analysiert, die Gesamtsituation betrachtet und wieviele Spiele wir noch haben. In diesen Gesprächen am Sonntag hat sich dann bei uns schon grundsätzlich die Idee verfestigt, dass wir etwas verändern wollen."

... die Gründe für die Trennung von Markus Anfang: "Es war ein schleichender Prozess, aber vor allem in den letzten fünf Spielen habe ich nicht mehr das Gefühl gehabt, dass wir an unsere Leistungsgrenze gehen, dass wir hundert Prozent geben. Diesen Trend gab es neben den Spielen auch in den Trainingseinheiten. Ich sehe einfach viel mehr Potenzial und Qualität in unserer Mannschaft. Das war ausschlaggebend dafür, diese Entscheidung - diese harte Entscheidung zu treffen. Aber dazu stehe ich. Die Kommunikation mit Markus Anfang war professionell. Es war ein schnelles Gespräch, beide Seiten waren klar. Markus hat sich heute auch nochmal von der Mannschaft verabschiedet."

... die Entscheidung für Torsten Lieberknecht: "Wir haben uns für ihn entschieden, weil er ein extrem energiereicher und extrem erfahrener Trainer ist. Er kann führen und nicht nur der Mannschaft, sondern auch dem Staff und dem gesamten Verein neue Energie geben. Natürlich haben wir auch darüber gesprochen, die Gegentore zu reduzieren, auch in den nächsten vier Spielen, das ist ja ganz klar. Aber natürlich, wir haben jetzt wieder ein Heimspiel gegen Schalke, wir sprechen von 'Betze-Fußball' und da wollen wir auch wieder hinkommen. Wir wollen aggressiv spielen, wir wollen angreifen und wir wollen einfach ein gutes Spiel machen"

... die Einmischung und Mitbestimmung der Investoren: "Ich bin es aus meiner Vergangenheit gewohnt, mit Investoren zusammenzuarbeiten, das habe ich auch schonmal betont. Wir sind beim FCK, einem großen Traditionsclub, wir haben Investoren, wir haben einen Beirat. Und mit denen müssen wir bei einer solchen Entscheidung natürlich auch sprechen. Das ist ein offener und transparenter Austausch, in den alle involviert sind. Am Ende haben wir dann alle für diese Entscheidung gestimmt."

... die zahlreichen, gefühlt direkt aus den Sitzungen kommenden Medien-Infos am Dienstag: "Den Maulwurf muss ich nicht suchen. Ich betone es nochmal, wir sind bei einem Traditionsverein, da kommen viele Berichte und es prasselt viel auf einen ein. Ich lese mir das teilweise auch gar nicht durch. Am Ende geht es um unseren Job, und unser Job ist es, das nächste Spiel zu gewinnen."

... die Zielsetzung für die restliche Saison: "Ich möchte wieder richtig Energie in der Mannschaft sehen. Und das wird sich auch auf die Tabellenkonstellation auswirken. Natürlich kann ich die Tabelle lesen, ich bin jetzt seit sieben Wochen dabei, ich sehe, dass es eng ist. Es geht weiterhin darum, Spiele zu ziehen, aber mit einer anderen Art und Weise, wie wir es in den letzten fünf Wochen gemacht haben."

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas Hilmes

Weitere Links zum Thema:

- Chronologie im DBB-Forum: Torsten Lieberknecht wird neuer FCK-Trainer

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