Interview des Monats: FCK-Sportdirektor Marcel Klos (Teil 2/2)

"Ein Aufstieg kommt nie zu früh"

"Ein Aufstieg kommt nie zu früh"


Im zweiten Teil des großen DBB-Interviews verrät Marcel Klos, wie lang seine ersten Ar­beits­tage beim FCK sind, ob er die Investoren schon kennengelernt hat und wie er mit aus­lauf­en­den Verträgen umgeht. Und der Sportdirektor spricht über das Ziel Bundesliga.

Der Betze brennt: Marcel Klos, findigen Vereinsmanagern gelang es früher immer mal, gute Spieler in Marktnischen zu finden, die andere übersehen hatten. So machten in Freiburg einst die berühmten "Willis" aus Georgien Furore. Zu Beginn der 2010er war mal Island bei Schnäppchenjägern angesagt. Ist es möglich, auch heute noch solche Nischen zu finden, oder ist der Weltmarkt komplett durchgescannt?

Marcel Klos (36): Es ist auf jeden Fall verdammt schwer geworden, solche Nischen zu finden. Durch die Globalisierung ist die Welt zusammengerückt, die Wege sind kürzer geworden. Ich glaube aber schon, dass es immer noch Märkte gibt, die gerade die Scoutingbereiche kleinerer Vereine nicht abdecken können, weil sie dafür nicht die Manpower haben. Und die gibt es auch in Europa.

Der Betze brennt: Aber wo Sie diese vermuten, verraten Sie uns nicht?

Klos: Nö. Das wäre unprofessionell (lacht).

Der Betze brennt: Bei Ihren früheren Klubs haben Sie auch schon Erfahrungen mit Investoren sammeln dürfen, freudvolle ebenso wie leidvolle. Haben Sie denn die Investoren vom FCK bereits kennengelernt?

Klos: Ja, selbstverständlich habe ich mich auch bei denen schon vorgestellt. Dadurch, dass wir zuletzt gegen Regensburg und Elversberg zwei Heimspiele hintereinander hatten, boten sich dazu gute Gelegenheiten. Ich habe damit auch kein Problem, denn, wie Sie schon sagten, ich kenne diese Art von Kontaktpflege schon von meinen früheren Stationen. Mich mit Investoren auszutauschen, gehört für mich dazu. Sie sind ein wichtiger Bestandteil des Vereins.

"Ich bin gegen 7:30 Uhr im Büro und gegen 22:30 Uhr zurück im Hotel"

Der Betze brennt: Wie sieht denn Ihr Arbeitstag momentan so aus?

Klos: Zurzeit bin ich so gegen 7:30 Uhr morgens im Büro und gegen 22:30 Uhr wieder im Hotel. Das muss aber so sein, wenn man in diesem Job neu anfängt. Und das ist für mich auch in Ordnung. Ich liebe meine Arbeit und gehe da voll drin auf.

Der Betze brennt: Sie wollen nicht immer nur die nächste Transferperiode im Blick haben, sondern auch die übernächste und die über-übernächste. Sieht's in der Praxis nicht so aus, dass man einen Kader jeden Sommer neu sortieren muss, angesichts der vielen Leihspieler, mit denen man nicht über die Saison hinaus nicht planen kann, und den Top-Spielern, die nach einer guten Spielzeit regelmäßig weggekauft werden?

Klos: In Italien war das tatsächlich so, dass da oft nur von Saison zu Saison gedacht wurde. Aber ich sage: Es geht auch anders. Nehmen Sie Loïs Openda, der jetzt in Leipzig spielt. Als ich in Arnheim war, haben wir ihn für zwei Jahre von Brügge ausgeliehen, und in dieser Zeit hat er uns, aber auch sich selbst wirklich weitergebracht, obwohl er nur Leihspieler war. Solche Konstrukte müssen wir anstreben. So bekommen wir Konstanz in Spielerverpflichtungen und bleiben auch über mehrere Transferperioden stabil.

Der Betze brennt: Derzeit sind Leihverträge über zwei Jahre beim FCK noch eher unüblich. Kann es also sein, dass diese nun öfter geschlossen werden?

Klos: Wir haben ja schon darüber gesprochen, dass viele finanzstarke Vereine Talente schon früh sehr langfristig binden. Die brauchen aber Spielzeit, darum werden sie zur Ausleihe angeboten. Und wenn uns ein solcher Spieler die Qualität bringt, die uns gerade fehlt, und er in der Zeit, in der er bei uns ist, uns und sich selbst nach vorne bringt, dann ergibt das für uns auch Sinn.

Der Betze brennt: Aktuell stehen mit Maxi Bauer, Tim Breithaupt und Daisuke Yokota drei Leihspieler regelmäßig in der Startelf, dazu gibt es immer wieder konkrete Anfragen anderer Vereine für Ragnar Ache. Zeichnet sich da schon ab, wie es über den Sommer hinaus weitergeht?

Klos: Wir haben aktuell noch acht Spiele vor uns. Das Saisonfinale ist gerade eingeläutet und für uns ist noch alles drin. Da kann ich beim besten Willen nichts zu eventuell angestrebten Vertragsverlängerungen sagen, schon allein aus strategischen Gründen, aber auch, um die Spieler zu schützen. Allenfalls, dass das alles sehr spannende Profile sind, das kann ich sagen. Das gilt übrigens auch für den von Gladbach ausgeliehenen Grant Ranos, der aktuell noch nicht so viele Einsatzminuten gesammelt hat.

Der Betze brennt: Wenn ein Spieler wie beispielsweise Ragnar Ache oder zuvor Boris Tomiak und Julian Niehues nur noch ein Jahr Vertrag hat - sind Sie da eher der Typ, der sagt, der muss jetzt verkauft werden, damit er noch Ablöse generieren kann, oder können Sie sich vorstellen auch mal sagen, nee, der, spielt jetzt bis Vertragsende, das ist er uns wert?

Klos: Auch das lässt sich nicht generell sagen. In der aktuellen Situation erst recht nicht, allein schon, um andere Vereine nicht hellhörig zu machen. Richtig ist immer, was in die Kaderplanung passt.

"Mein Job ist es, vorbereitet zu sein"

Der Betze brennt: Wie darf man sich das Zusammenspiel zwischen Geschäftsführer Thomas Hengen, Cheftrainer Markus Anfang und Ihnen in punkto Transferpolitik vorstellen? Wer macht die Vorschläge, wer prüft das Machbare?

Klos: Sie haben es gerade ja schon selbst gesagt: Es ist ein Zusammenspiel, keine One-Man-Show. Ideen sollten alle haben, nicht nur wir drei, die können auch aus der Scouting-Abteilung kommen. Mein Job ist es, alles vorzubereiten und vorbereitet zu sein, im Sommer wie im Winter. Auf welcher Position haben wir Bedarf? Wie ist die aktuelle Situation bei den Kandidaten, die wir im Auge haben? Und man bekommt ja auch nicht immer den einen Wunschkandidaten, also müssen auch immer ein paar Optionen im Raum stehen.

Der Betze brennt: Wir haben über organisches Aufbauen gesprochen, über Konstanz über mehrere Transferperioden. Wie sieht es damit denn bei Ihnen persönlich aus? Können Sie sich vorstellen, hier über einen längeren Zeitraum zu arbeiten? Bislang sind Sie nie irgendwo sehr lange geblieben.

Klos: Ich bin jetzt das erste Mal seit fünf Jahren wieder in Deutschland. Ich bin in Bonn geboren, komme aus dem Rheinland, habe da auch meine Familie, das ist also alles nicht so weit weg. Wenn mein aktueller Vertrag ausläuft, man hier mit mir zufrieden ist und ich mich wohlfühle, kann ich mir natürlich vorstellen, länger zu bleiben.

Der Betze brennt: Verraten Sie uns, wie lange Ihr Vertrag läuft?

Klos: Nein. Ich habe hierzu auch mit Thomas Hengen gesprochen und teile seine Einstellung, dass wir zu Vertragslaufzeiten generell keine Angaben machen.

Der Betze brennt: Wie haben Sie denn das achterbahnmäßige Spiel in Paderborn erlebt? Waren Sie gelbgefährdet? Ihrem Vorgänger Enis Hajri sagte man nach, dass er nicht an seiner Fachkompetenz, sondern an seinen Emotionen und seinem Temperament beim FCK gescheitert sei.

Klos: Während der Partie kamen da auch bei mir einige heftige Emotionen hoch. Ich bin auch jetzt noch heiser, aber ich glaube, am meisten habe ich nach Aches 3:3 geschrien. Grundsätzlich denke ich, habe ich mich ganz gut im Griff. Ich finde es auch wichtig, auf der Bank eine gewisse Ruhe auszustrahlen. Nach dem Spiel war ich beim vierten Offiziellen und habe ihm dargelegt, was mir alles nicht gepasst hat. Aber rein sachlich.

"Auch mein persönliches Ziel ist irgendwann mal die Bundesliga"

Der Betze brennt: Wo sehen Sie den FCK, aber auch sich selbst in drei bis fünf Jahren?

Klos: Ich habe diese Reise mit dem FCK begonnen, weil es auch mein persönliches Ziel ist, irgendwann mal in der Bundesliga zu arbeiten. Und der FCK ist ein riesiger Traditionsverein, der mittlerweile fast jedes Heimspiel vor knapp 50.000 Zuschauern bestreitet, da geht also was. Aber nochmal: Wir waren vor drei Jahren noch in der 3. Liga, wir müssen organisch wachsen. Daher finde ich es richtig, wie intelligent Thomas Hengen nach der vergangenen Saison mit den Zusatzeinnahmen aus dem DFB-Pokal gewirtschaftet hat. Er hat nicht nur in Transfers, sondern auch in Infrastruktur investiert, Stichwort NLZ.

Der Betze brennt: Was halten Sie von der immer mal wieder an Fan-Stammtischen diskutierten These, dass ein Aufstieg in diesem Jahr für den FCK noch zu früh käme?

Klos: Zu früh gibt es eigentlich nicht. Wir haben eine wirklich gute Mannschaft für die Zweite Liga. Aber die Liga ist verdammt eng. Wir können schnell wieder auf Platz 2 stehen, am Ende aber auch 10. sein. Es hilft alles nichts: Wir müssen einfach nur gucken, dass wir das nächste Spiel gewinnen und weiter punkten.

Der Betze brennt: Marcel Klos, vielen Dank wir das ausführliche und informative Gespräch - und alles Gute beim FCK!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Eric Scherer, Thomas Hilmes

Weitere Links zum Thema:

- Teil 1 des Interviews: "Geld schießt Tore? Würde ich nicht ganz unterschreiben"

Kommentare 8 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken