Im Blickpunkt: Vorstellung des neuen FCK-Trainers Markus Anfang

"Leidenschaft, Aggressivität und harte Arbeit"

"Leidenschaft, Aggressivität und harte Arbeit"


Markus Anfang hat einen bis 2026 gültigen Vertrag als neuer Cheftrainer des 1. FC Kai­sers­lau­tern unterschrieben. Heute stand der 50-Jährige erstmals Rede und Antwort auf dem Betzenberg.

Markus Anfang kommt mit Co-Trainer Florian Junge (38) zum FCK. Im Rahmen einer Pressekonferenz stellte sich der neue "Teufelsbändiger" am Mittwochmittag vor. Am Samstag folgt der Trainingsauftakt am Fritz-Walter-Stadion, am Sonntag das erste Testspiel mit großen Rahmenprogramm in Gau-Odernheim. Wir haben die wichtigsten Aussagen der heutigen Vorstellungsrunde zusammengefasst:

Der neue FCK-Cheftrainer Markus Anfang über ...

... seine Rückkehr zu den Roten Teufeln: "Ich freue mich, dass ich hier sitzen darf und Trainer vom 1. FC Kaiserslautern bin. Thomas Hengen (heutiger FCK-Geschäftsführer und früherer FCK-Mitspieler von Anfang; Anm. d. Red.) hatte mich angerufen und gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte. Unsere Wege haben sich in all den Jahren natürlich immer wieder mal gekreuzt, das ist im Fußball so. Ich finde es ist eine große Herausforderung, eine schöne Aufgabe - und ich freue mich drauf."

... seine Fußball-Philosophie und sein (Saison-)Ziel mit dem FCK: "Unser grundsätzliches Ziel ist, erfolgreich Fußball zu spielen. Wir wollen den nächsten Schritt machen. Ob das dann ein einstelliger Tabellenplatz ist? Klar, da gehe ich definitiv mit. Aber nichts ist in Stein gemeißelt. In erster Linie geht es darum, die Mannschaft weiterzuentwickeln, und da sind wir auch schon bei unserer Idee von Fußball: Wir wollen sehr aktiv Fußball spielen. Wenn der Gegner den Ball hat, wollen wir bestimmen wo und wie er den Ball hat. Unser Spiel soll aggressiv, aber nicht unfair sein. Wir wollen nach vorne spielen und Torraumszenen generieren. Das war auch bei meinen vorherigen Stationen überall der Fall. Natürlich wollen wir auch defensiv gut spielen, zu Null spielen. Aber unsere Idee ist es, dass wir vor allem Lösungen nach vorne finden wollen. Und wenn wir Chancen kreieren, dann nimmst du auch das Stadion mit. Das weiß ich auch aus meiner Zeit als Spieler hier, und als Trainer ist es genauso: Der Fan hat ein gutes Gespür dafür, ob die Jungs alles dafür tun, Spiele zu gewinnen. Das wollen wir transportieren. Und wenn das ankommt, wird auch mal ein nicht so gutes Ergebnis verziehen."

... die Balance zwischen Offensive und Defensive: "Das Defensivspiel spielt auch bei uns eine große Rolle. Jedes Gegentor, das du wegverteidigst, brauchst du vorne nicht zu schießen. Deswegen wollen wir gut und kompakt gegen den Ball arbeiten. Dafür musst du Leidenschaft und Aggressivität an den Tag legen, die auch hierher passt. Das ist uns bewusst."

... seine Herangehensweise: "Alle wünschen sich grundsätzlich immer, dass es ergebnistechnisch gut läuft, dass die Spieler sich gut entwickeln, dass wir guten Fußball spielen, dass wir das Stadion immer voll haben, dass die Fans immer glücklich nach Hause gehen. Wir wissen aber auch, dass dafür harte Arbeit nötig ist. Wir müssen uns das erkämpfen, wir kriegen es nicht geschenkt. Und das ist grundsätzlich gut. Für alles, was du dir hart erarbeitest, musst du nicht Danke sagen. Das sollte unser Weg sein: Dass die Jungs wissbegierig sind und sich weiterentwickeln wollen. Wir versuchen aber grundsätzlich auch, es nicht alleine über ein Ergebnis zu definieren. Natürlich wollen wir Spiele gewinnen. Aber wir wollen auch Spieler entwickeln. Und wir wollen guten Fußball spielen. Das wird ein Weg, ein Prozess. Da wird es auch das eine oder andere geben, was vielleicht mal nicht funktioniert. Aber auch das dient der Weiterentwicklung."

... den Vergleich zu seiner FCK-Zeit als Spieler vor 20 Jahren: "Ich will es ein bisschen differenzieren, weil ich glaube, dass viele sicher denken: Er hat ja mal hier am Betze gespielt. Aber da war ich Spieler, und jetzt bin ich in einer anderen Funktion hier. Das kann man wirklich nicht miteinander vergleichen. Als Spieler konnte ich auf dem Platz selber Einfluss nehmen, jetzt habe ich ein ganz anderes Aufgabengebiet. Die Herangehensweise als Trainer ist eine andere als als Spieler. Auch wenn die Ziele vielleicht gleich bleiben, dass man erfolgreich sein will, weiß ich trotzdem, dass es als Trainer viel komplexer ist als als Spieler, wo du dich hauptsächlich um dich selbst kümmerst. Aber ich freue mich, zurück in dieser Region zu sein. Ich habe mich hier damals menschlich sehr gut aufgehoben und sehr wohl gefühlt. Meine Tochter ist damals hier auf die Welt gekommen. Ich kann mit Kaiserslautern also sehr viele positive Momente verbinden und ich habe auch schöne Momente als Spieler erlebt. Als Trainer will ich das nun auch erleben."

... die turbulente Vorsaison, in der der FCK drei Cheftrainer verschlissen hat: "Natürlich wünscht man sich eine gewisse Kontinuität, aber das ist bei diesen großen Traditionsvereinen oft ein bisschen schwierig in der Umsetzung. Trotzdem sehe ich immer die Chance. Denn du weißt bei so einem Verein auch, was passiert, wenn du hier erfolgreich arbeitest. Ich habe das beim 1. FC Köln gehabt, ich habe das bei Werder Bremen und bei Dynamo Dresden gehabt. Ich finde solche Vereine wahnsinnig spannend, weil da wahnsinnig viel Leidenschaft drin ist. Man muss halt versuchen, das zu kanalisieren. (...) Über meine Vorgänger möchte ich nichts Großartiges sagen, weil jeder seine eigene Art hat, als Trainer inhaltlich zu arbeiten. Das ist auch gut so. Aber ich habe Friedhelm Funkel angerufen, um mir ein paar Informationen zu holen. Das war ein sehr angenehmes Telefonat, auch ein längeres Gespräch, wo ich Friedhelm für seine Empfindungen und für seine Meinung sehr dankbar bin."

... den Ratschlag seines Vorgängers Funkel, der dem FCK einen "Dickkopf" als neuen Trainer empfohlen hatte: "Ich glaube schon, dass ich eine eigene Meinung habe. Aber ich bin nicht beratungsresistent. Es ist auch wichtig ist, dass du Raum dafür lässt, dass dir der eine oder andere auch mal einen Hinweis auf Verbesserungen geben kann. Aber ja, so ein kleiner Dickkopf bin ich schon. Im Sinne davon, dass ich eine Idee habe, die ich gerne durchsetzen möchte, weil ich davon überzeugt bin."

... seine Wahrnehmung des FCK in der vergangenen Saison: "Der Verein hat die Liga gehalten, sprich man ist weiterhin Zweitligist. Und er stand im DFB-Pokal-Finale. Das muss man auch erstmal erreichen. Ich habe natürlich auch die Kritik mitbekommen. Aber wenn ich nur auf das Ergebnis schaue, dann ist das vielleicht auch nochmal eine Parallele zu meiner Zeit hier als Spieler: Da haben wir gegen Dortmund zuhause mit einem Unentschieden die Klasse gehalten (in der Saison 2002/03; Anm. d. Red.). Und sind dann in Berlin gegen Bayern, ich will jetzt nicht sagen unter die Räder gekommen, aber wir haben schon klar verloren. Wir sind aber trotzdem darüber in den internationalen Wettbewerb gekommen, haben die Bundesliga gehalten, trotz aller Unruhe in der Saison. Da könnte man am Ende sagen, es war trotzdem ein gutes Ergebnis. Ich glaube aktuell hat der FCK gerade durch die Finalteilnahme im DFB-Pokal gezeigt, zu was er im Stande ist und was er leisten kann."

... die teils kritischen Reaktionen auf seine Verpflichtung: "Es gibt immer Themen, die kritisch gesehen werden, was auch total in Ordnung ist. Damit muss ich leben. Ich habe mir selbst zwar nichts explizit durchgelesen - aber ich lebe in einer Patchworkfamilie mit fünf Kindern, da bekomme ich natürlich was mit. Der eine sagt "Boah super, dass er kommt!", der andere sagt "Muss der unbedingt zu uns kommen oder kann er nicht lieber da bleiben, wo er ist?". Das sind Emotionen, das gehört zum Menschsein. Wir wollen alles dafür tun, eine gute Mannschaft zu entwickeln, guten Fußball zu spielen und am Ende mit unserer Arbeit zu überzeugen. Vielleicht sagen später dann einige: Ich war am Anfang kritisch, aber er hat mich überzeugt. Das wäre eine schöne Erkenntnis."

... die gemeinsame Spielerzeit mit Thomas Hengen: "Ich glaube, das ist nicht entscheidend. Entscheidend ist, was für eine Ausrichtung man hat, ob man sich versteht, ob man sich auf grundsätzliche Ziele einigen kann. Natürlich ist es gut, wenn man sich kennt. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass man sich nicht auch mal reibt. Ich bin jetzt nicht hier, um Ja und Amen zu sagen. Und Thomas ist auch nicht der Mensch, der Ja und Amen sagt. Wir müssen uns reiben und immer für die Sache denken."

... die bisherige und noch kommende Kaderplanung: "Natürlich bin ich mit Thomas Hengen in Kontakt und wir besprechen uns auch, was die Kaderplanung angeht. Bei den bisher getätigten Transfers bin ich entsprechend mitgenommen worden. Ansonsten haben wir aber gestern Abend erstmal mit dem Trainerteam und Staff zusammengesessen, um uns kennenzulernen. Heute wollte ich die Pressekonferenz machen, um mich offiziell vorzustellen. Und jetzt beginnt der Kontakt mit der Mannschaft. Wir müssen uns erstmal kennenlernen, ehe ich öffentlich über die weitere Kaderplanung spreche. Das wird dann nach und nach kommen, denn wir haben ja eine längere Vorbereitungspause (die neue Saison beginnt erst Anfang August; Anm. d. Red.)."

... sein Privatleben in Kaiserslautern und Köln: "Ich habe noch zu einigen Leuten von früher Kontakt, gerade in Enkenbach-Alsenborn, wo ich damals gewohnt habe. Aber jetzt werde ich direkt in der Stadt wohnen, auch weil ich alleine hierher komme. Meine Familie, mit fünf Kindern, teilweise schulpflichtig, teilweise in Ausbildung, auch meine Frau ist berufstätig - das würde so nicht funktionieren. Und ich brauche hier auch ein bisschen Ruhe für mich, um mich auf meine Aufgaben zu konzentrieren. Aber ich werde Kontakt zu den Leuten haben, auch wenn es mal kritisch ist. Gerade dann muss man sich auch zeigen."

» Zum Video: Pressekonferenz zur Vorstellung von FCK-Trainer Markus Anfang

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas Hilmes

Weitere Links zum Thema:

- Chronologie im DBB-Forum: Markus Anfang ist neuer Cheftrainer des FCK

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