Ganz Fußball-Deutschland schaut am Freitag ins ausverkaufte Fritz-Walter-Stadion. Der 1. FC Kaiserslautern empfängt Dynamo Dresden zum Hinspiel der Zweitliga-Relegation. Endlich kann sich das Kribbeln dieser Woche in Emotionen verwandeln.
Keine Frage: Die Tage vor den Relegationsspielen gegen Dresden waren für alle, die es mit dem Klub von Fritz Walter halten, außergewöhnlich, anstrengend und emotional. Dabei fand in dieser Zeit noch nicht mal ein Spiel mit FCK-Beteiligung statt. Aber die Roten Teufel machten vor den alles entscheidenden Partien der Saison etwas, was nicht aller Tage vorkommt: Sie wechselten auf den letzten Metern den Trainer. Dirk Schuster und sein Assistent Sascha Franz übernahmen für Marco Antwerpen und Frank Döpper. Schuster und Franz sollen nun in den beiden anstehenden Duellen gegen den Zweitliga-16. aus Dresden den Aufstieg verwirklichen. An dieser Stelle ist es sicher nicht fehl am Platz, um die Gelegenheit mal zu nutzen und zu sagen: Danke, Marco! Danke, Frank! Das, was bisher erreicht wurde, ist auch euer Erfolg.
Nun geht es aber nur um den 1. FC Kaiserslautern - der Verein steht über allem. Zusammen können wir in die 2. Bundesliga aufsteigen und etwas schaffen, woran man sich noch lange erinnern könnte. Es kann eine Saison historisch gemacht werden. Aus einer guten können wir zusammen eine perfekte Spielzeit machen. Also sprecht am Besten nach dem Lesen dieser Zeilen mit niemandem mehr, um eure Stimmen zu schonen und ölt diese vor eurer Abfahrt nochmal schön durch. Spieler und Fans - knallt alles raus, um endlich wieder Zweitligist zu sein. GEMEINSAM FÜR LAUTERN! Anpfiff im Fritz-Walter-Stadion ist am Freitag um 20:30 Uhr.
Was muss man zum Hinspiel der Relegation wissen? Hier kommen die wichtigsten Vorab-Informationen:
Der FCK: Ausgangslage und Personal
Nach fast zweiwöchiger Pause und dem Trainerwechsel zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt gilt es für Fans und Verantwortliche, jetzt nach vorne zu schauen. Kritik kann gerne nach Saisonende geübt werden, doch in den kommenden fünf Tagen sollte nur eines im Vordergrund stehen: In zwei Spielen hat der 1. FC Kaiserslautern die Chance in die 2. Bundesliga zurückzukehren. Auf dem Papier geht der FCK aufgrund der Klassenzugehörigkeit möglicherweise als leichter Außenseiter in die Partie. Hinzu kommen die drei Enttäuschungen in den letzten drei Saisonspielen gegen Köln (0:2), Dortmund (1:3), und Wehen (1:2). Aber: Die Roten Teufel haben dennoch eine gute Rückrunde gespielt und wissen, was sie können. Zehn Siege, vier Unentschieden und vier Niederlagen stehen aus 18 Spielen zu Buche.
Dirk Schuster machte im Vorfeld der Partien gegen Dresden eine lockeren und optimistischen Eindruck. Taktisch und personell hat der neue Coach keine großartigen Änderungen an Taktik oder System angekündigt - oder blufft Schuster? Die Besetzung einzelner Positionen ist jedenfalls noch variabel. Endgültig ausgeschlossen scheint eine Überraschung in der Startelf nicht, dafür wirkt Schuster zu abgezockt und verraten hat im Vorfeld solch wichtiger Spiele noch kein Trainer irgendwas. Aber ein ganz großes Wechselspiel ist wohl wirklich nicht zu erwarten. Bis auf Lucas Röser, der nach seinem im Juni 2021 erlittenen Kreuzbandriss wieder trainiert, hat der FCK vor den Duellen mit Dynamo keine Ausfälle zu beklagen. Ciftci, Jean Zimmer, Kevin Kraus und Philipp Hercher gehen mit vier gelben Karten in das Hinspiel. Eine weitere Verwarnung am Freitag würde eine Sperre im Rückspiel nach sich ziehen.
Der Gegner: Ausgangslage und Personal
Dynamo Dresden reist mit einer sehr langen Negativserie nach Kaiserslautern. Keines der 17 Rückrundenspiele (zehn Unentschieden, sieben Niederlagen) konnten die Sachsen gewinnen und verspielten so einen nach der Vorrunde komfortablen Acht-Punkte-Vorsprung auf Platz 16. Auch der Anfang März neu installierte Trainer Guerino Capretti konnte nicht für Besserung sorgen. Am Sonntag verloren die Dresdner das Sachsenderby gegen Absteiger Aue zuhause mit 0:1 und rutschen in der Rückrundentabelle hinter die Auer auf den letzten Platz ab. Davor gab es in letzter Minute ein 2:2 in Karlsruhe.
Dynamo reiste bereits am Mittwoch mit dem Flugzeug an und befindet sich derzeit in einer Art Kurztrainingslager. Wo genau in der Umgebung von Kaiserslautern die Vorbereitung auf das wichtige Hinspiel stattfindet, hält die SGD bislang geheim. Nach dem Abpfiff geht es auch gleich per Flieger zurück nach Dresden. Capretti kann am Freitag auf denselben Kader wie in den vergangenen Wochen zurückgreifen. Dass Patrick Weihrauch nach langer Verletzung seit vier Wochen wieder richtig fit ist, dürfte die spielerische Komponente nochmals verstärken. Von den 33 Saisontoren, dem drittschwächsten Angriff der 2. Bundesliga, erzielte Christoph Daferner alleine 13. Ransford-Yeboah Königsdörffer, in der internen Torjägerliste mit fünf Treffern auf Platz zwei, kehrt nach einer Gelb-Sperre wohl in die Startelf zurück. Linksaußen Panagiotis Vlachodimos ist nach überstandenem Kreuzbandriss der Edeljoker. Der ehemalige Lautrer Chris Löwe und Abwehrspieler Michael Sollbauer müssten bei einer weiteren gelben Karte auf dem Betze im Rückspiel pausieren.
Frühere Duelle
Kaiserslautern und Dresden trafen in der Historie bislang 18 Mal aufeinander. Zehn Spiele gewann der FCK, sechs Mal ging Dynamo als Sieger vom Platz.
Fan-Infos
Das Heimspiel gegen Dresden ist im Heimbereich schon seit einer Woche ausverkauft. Es werden auch keine Tageskassen mehr geöffnet. Weil Block 19 auf der Osttribüne wieder als Pufferblock dient, werden "nur" 46.895 Zuschauer im Fritz-Walter-Stadion dabei sein können, davon rund 5.000 aus Dresden. Dort gab es am Mittwoch überraschenderweise noch einige hundert Restkarten für den Gästeblock. Wer noch ein Ticket sucht oder anzubieten hat, kann die DBB-Kartenbörse mit fairen (Einkaufs-)Preisen von Fans für Fans nutzen. Der Betze öffnet schon um 18:00 Uhr seine Tore. Im und ums Stadion hat die Stadtverwaltung Kaiserslautern wie schon gegen Saarbrücken ein Alkoholverbot ausgesprochen. Die Verbotszone betrifft ab 17:30 Uhr auch Teile der Innenstadt. Zudem besteht ein Glas- und Flaschenverbot für den gleichen Bereich.
Bereits ab 15:00 Uhr lädt das Fanbündnis 1. FC Kaiserslautern zum Treffen und gemeinsamen Einstimmen am Sankt Martins Platz in der Innenstadt ein. Dort gilt das Alkoholverbot noch nicht. Gegen 17:15 Uhr geht es dann im gemeinsamen Marsch zum Stadion. Als Motto wurde wie schon bei früheren Highlight-Spielen "Alle in Rot" ausgerufen. Die aktive Fanszene von Dynamo Dresden ruft derweil zur Aktion "Alle in Gelb zur Relegation" auf - die beiden Fangemeinden werden also gut erkennbar und gut zu trennen sein. Im Stadionumfeld und der Stadt gilt es für FCK-Fans, wie immer bei solchen brisanten Begegnungen, die Augen und Ohren offen zu halten. Im Vorfeld schon Panik zu haben oder gar zu verbreiten, ist allerdings nicht notwendig. Bei den letzten drei Heimspielen gegen Dresden hatten die Sicherheitskräfte alles gut im Griff, nachdem die Lehren aus den schlimmen Ausschreitungen vom Aufeinandertreffen vor rund neun Jahren gezogen wurden.
Wegen des hohen Zuschaueraufkommens, des Feierabendverkehrs und des Freitagtermins wird mit starkem Verkehr in der Stadt gerechnet. Die Bahn setzt zwei Entlastungszüge ein. Wer mit dem Auto anreist, sollte beachten, dass der Messeplatz aufgrund der Lautrer Kerwe nicht zur Verfügung steht. Stattdessen sollen die Parkflächen am Warmfreibad genutzt werden. Wer aus der Vorderpfalz zum Spiel fährt, muss die vom LBM schon im April angekündigte Sperrung der B39 zwischen dem Ortsausgang von Lambrecht und dem Ortseingang von Neidenfels berücksichtigen. Die Sperrung dauert von Donnerstag, 15:00 Uhr, bis Sonntag, 22:00 Uhr. Der Verkehr wird großräumig über Bad Dürkheim und Johanniskreuz umgeleitet.
Shuttlebusse fahren nur ab der Universität und der Ausfahrt Kaiserslautern-Ost (Parkplatz Schweinsdell) an der A6 zum Fritz-Walter-Stadion. Alle sonst noch wichtigen Informationen hat der FCK auf seiner Homepage zusammengestellt. Eine frühzeitige Anreise wird empfohlen.
Wer die Roten Teufel nicht im Stadion unterstützen kann oder möchte: Das Spiel wird auch live bei "Sat.1" im Free-TV übertragen. Alternativ zeigt auch der Bezahlsender "Sky" die Partie. "Magenta Sport" und der SWR haben für die Relegation keine Live-Übertragungsrechte.
O-Töne
FCK-Trainer Dirk Schuster: "Wir freuen uns riesig und fiebern dem Spiel entgegen. Wir haben sehr gute Trainingseinheiten absolviert und wollen optimal vorbereitet in das erste von zwei großen Erlebnissen gehen, die wir haben werden. Es ist eine große Herausforderung, aber wir freuen uns drauf - wir sind auf deutsch gesagt richtig geil darauf. Wir wollen hier vor 50.000 Zuschauern einen guten Grundstein legen, der uns dann hoffnungsvoll zum Rückspiel nach Dresden fahren lässt. Wir sind guter Dinge, dass wir ein gutes Spiel machen können, konkurrenzfähig sind, und den Dresdnern hier einen heißen Tanz bieten können."
SGD-Abwehrspieler Chris Löwe: "Außer mir hat wahrscheinlich keiner in so einem Stadion schon mal gespielt, wenn es um so viel geht. Deshalb müssen wir uns so gut wie möglich darauf vorbereiten, was da auf uns zukommt. Ich habe aber vor allem die Hoffnung, dass wir es so drehen, dass der Betze für den FCK zur Last wird. Aus eigener Erfahrung weiß ich auch, dass, wenn wir eine gute Leistung abrufen und sie vor Probleme stellen, die Stimmung auch in eine andere Richtung kippen kann, die dann der eigenen Mannschaft nicht mehr hilft. Das muss unser Ziel sein. Wir dürfen uns nicht beeindrucken lassen und müssen zeigen, dass wir als Zweitligist die höhere individuelle Qualität haben."
Daten und Fakten
1. FC Kaiserslautern: Raab - Tomiak, Kraus, Winkler - Hercher, Ritter, Ciftci, Zuck - Wunderlich - Hanslik, Boyd
Es fehlt: Röser (Kreuzbandriss)
Dynamo Dresden: Broll - Sollbauer, Knipping, C. Löwe - Diawusie, Akoto, Will, Giorbelidze - Weihrauch - Daferner, Königsdörffer
Es fehlen: Fein (Aufbautraining), Herrmann (Reha nach Knie-OP), Mai (Wadenprobleme), Wiegers (Reha nach Kreuzbandriss)
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Florian Reis