Vorbericht: 1. FC Kaiserslautern - SV Wehen Wiesbaden

Wundertüten-Treffen auf dem Betzenberg

Wundertüten-Treffen auf dem Betzenberg


Der stark ersatzgeschwächte 1. FC Kaiserslautern steht vor einer echten Herausforderung. Gegen den punktgleichen SV Wehen Wiesbaden, der mit neuem Trainer auf den Betze reist, braucht es Wille, Leidenschaft und die Unterstützung der Fans.

In den Tagen vor dem Verfassen von Vorberichten überlegt man sich als Autor immer mal wieder, was denn ein passender Texteinstieg sein könnte. Gibt es irgendetwas interessantes zu einzelnen Spielern, sticht das Trainerduell heraus oder ist vielleicht eine Fan-Geschichte interessant? In Zeiten der wieder dynamischer werdenden Corona-Pandemie erübrigen sich diese Gedanken leider ganz schnell. Die Infektionszahlen steigen in manchen Teilen Deutschlands auf teils haarsträubende Werte, einige Krankenhäuser kämpfen mit der Überlastung. Auch der Profisport steht bei diesem Geschehen nicht außen vor und hat mit immer mehr Infektionen zu kämpfen. Auf dem Betzenberg kam es diese Woche zum vereinsintern größten Corona-Ausbruch seit Beginn der Pandemie. Nach DBB-Informationen hatten fünf Spieler sowie zwei Mitglieder des Betreuerstabes einen positiven PCR-Test und fallen zumindest für die Partie gegen Wehen aus. Der Verein bestätigt keine Zahlen und nennt keine Namen, aber sicher ist: Der FCK muss sportlich geschwächt zu diesem Heimspiel antreten. Ungeachtet dessen bleibt aber zuerst mal zu hoffen, dass die Betroffenen weiter wie von Marco Antwerpen am Freitag nochmals bestätigt weitgehend symptomfrei bleiben und schnell in den Mannschaftskreis zurückkehren können. Von dieser Stelle im Namen aller FCK-Fans: Alles Gute, Jungs!

Manche Anhänger diskutierten nach der Meldung der Corona-Fälle eine Absage des Spiels, doch die Roten Teufel haben die vom DFB in Abstimmung mit den Klubs festgelegten mindestens 16 einsatzfähigen Akteure zur Verfügung. Ja, man hat sich auf diese Regelung geeinigt, die Diskussion darüber ist natürlich trotzdem legitim, doch die Bedingungen gelten für alle. Aber der FCK wäre nicht der FCK, wenn er diese Situation nicht gemeinsam mit seinen Fans bewältigen könnte. Schließlich kommen wieder mehr Zuschauer als bei jedem anderen Drittliga-Match dieses Wochenendes ins Fritz-Walter-Stadion und es stehen immer noch genügend Spieler mit guter Qualität zur Verfügung. Also, liebe Fans: Stimme ölen und die gebeutelten Betze-Buben zum Sieg schreien. Anpfiff der Partie gegen Wehen ist um 14:00 Uhr.

Was muss man zum 16. Spieltag noch wissen? Hier kommen die wichtigsten Vorab-Informationen:

Der FCK: Ausgangslage und Personal

16 Punkte aus den vergangenen sieben Spielen: Der 1. FC Kaiserslautern hat sich mit 22 Zählern auf Platz 6 vorgearbeitet, klopft in der Tabelle wieder oben an und lässt sich momentan augenscheinlich auch von Rückschlägen nicht beirren. Vor der Länderspielpause lieferten die Männer in Rot die passende Antwort auf die erste Heimniederlage der Saison gegen Würzburg (0:2) und gewannen das Saar-Pfalz-Derby bei immer noch konsternierten Saarbrückern völlig verdient mit 2:0.

Alles gut also? Leider nein. Durch den Corona-Ausbruch Mitte dieser Woche gehen die Roten Teufel stark dezimiert in das Duell mit Tabellennachbar Wehen. Glücklicherweise kamen bis Freitagnachmittag keine weiteren Fälle hinzu, sodass der Austragung des Heimspiels nichts im Weg steht. Trainer Antwerpen wird seine Startelf aber auf mehreren Positionen verändern müssen. Noch fraglich ist das Mitwirken von sage und schreibe neun Spielern: Matheo Raab, Lorenz Otto, Kevin Kraus, Philipp Hercher, Hendrick Zuck, Felix Götze, Jean Zimmer und Muhammed Kiprit sind krank. Bei wem es sich um eine Corona-Infektion und bei wem "nur" um einen grippalen Infekt handelt, gibt der Verein wie schon erwähnt nicht bekannt. Zudem fehlte René Klingenburg nach seinem Muskelfaserriss in Saarbrücken die letzten zwei Wochen im Training, seinem Einsatz will Antwerpen eine eigene Risiko-Kalkulation voranstellen. Klar zu sein scheint 24 Stunden vor dem Spieltag nur eines: Die neun fraglichen Spieler werden sicher nicht alle komplett ausfallen, aber auch keinesfalls alle zur Verfügung stehen. Nach DBB-Informationen werden mit Kraus und Hercher mindestens zwei wichtige Akteure definitiv fehlen. Neal Gibs und Marius Kleinsorge haben nach Erkältungspausen noch Trainingsrückstand und stehen ebenfalls nicht zur Verfügung. Dagegen ist Hikmet Ciftci erstmals seit seiner Ende August erlittenen Muskelverletzung wieder im Kader. Er könnte ebenso eine Option für die Startelf werden wie der letztjährige Stammtorwart Avdo Spahic, Max Hippe, Dominik Schad, Nicolas Sessa und Derby-Torschütze Kenny Redondo. Ganz so schlecht ist das auch alles nicht. Und für den Gegner wird das durchgewürfelte FCK-Team eine viel schwerer auszurechnende Wundertüte als in den vorigen Spielen sein.

Der Gegner: Ausgangslage und Personal

Aber auch der Gegner kommt als Wundertüte, in diesem Fall bedingt durch einen Trainerwechsel: Als bestes Auswärtsteam der 3. Liga reist der SV Wehen Wiesbaden auf den Betzenberg. In acht Partien in der Fremde gelangen den Hessen fünf Siege. Doch auch weil es zuhause bislang gar nicht laufen will, wurde Rüdiger Rehm am 25. Oktober nach viereinhalb Jahren für Außenstehende etwas überraschend beurlaubt. Rehms Nachfolger Markus Kauczinski legte einen klassischen Fehlstart hin: Gegen Außenseiter Türk Gücü Friedberg verloren die Hessen im Landespokal mit 0:1 und schieden genau wie der FCK frühzeitig aus. Mit dem Spiel in Kaiserslautern soll es für den Tabellensiebte aber wieder nach oben gehen, es soll endlich die Kehrtwende her. Der schon zweimal aus der 3. Liga aufgestiegene Kauczinski hat die Aufgabe, den SVWW wieder an die Spitze des Klassements heranzuführen.

Der neue Coach muss in der Pfalz neben dem etatmäßigen Kapitän Sebastian Mrowca (Muskelfaserriss) auch auf Emanuel Taffertshofer verzichten, der noch ein Spiel gesperrt ist. Maximilian Thiel, mit fünf Toren hinter Gustaf Nilsson (8) zweitbester Schütze, ist nach einer Fußverletzung wieder fit. Mit Sascha Mockenhaupt, der Mrowca als Kapitän vertritt, und Gino Fechner stehen zwei Ex-Lautrer wohl in der Wehener Startelf.

Frühere Duelle

Den letzten Heimsieg der Roten Teufel gegen Wehen gab es vor zwölfeinhalb Jahren, danach trennten sich die Wege für eine längere Zeit: Am 26. April 2009 traf Erik Jendrisek in der Nachspielzeit zum 1:0-Heimsieg. Insgesamt ist die Bilanz gegen die Hessen ausgeglichen. Von zehn Partien gewannen beide Vereine vier, zwei Begegnungen endeten Remis. Die 0:1-Heimpleite am 30. Januar dieses Jahres war das letzte Spiel von Jeff Saibene als FCK-Trainer.

Fan-Infos

Beim Heimspiel gegen Wehen gibt es erstmals seit Ausbruch der Pandemie keine Zuschauerbeschränkung mehr, wobei eine Vollauslastung von 49.850 Besuchern bei einem November-Spiel in der 3. Liga natürlich illusorisch ist. In der Westkurve sind nur noch wenige Stehplatzkarten verfügbar, in den vergangenen Tagen wurden sogar die oberen Blöcke der Fankurve geöffnet. Bis Freitagmittag waren 15.800 Karten abgesetzt, rund 17.000 bis 18.000 Zuschauer dürften auf den Betze pilgern. Tickets können noch bis Samstag, 12:00 Uhr im Online-Shop oder in den FCK-Fanshops am Stadion und in der Innenstadt gekauft werden. Ab 11:00 Uhr haben auch einige Tageskassen geöffnet. Stadionöffnung ist um 12:00 Uhr.

Neben dem Förderverein NLZ hat am Samstag auch die Zukunftsinitiative FCK in der Halle der Nordtribüne einen Stand aufgebaut und informiert dort über das neue Betze-Basis-Sponsoring. Im Stadionumlauf sind Helfer des Museumsteams unterwegs und verkaufen Sammlern die letztjährigen Jubiläumspins zum 100. Geburtstag von Fritz Walter. Ab 11:00 Uhr werden zudem am Fan-Treff "Zum 12. Mann" am Bahnhofsvorplatz vom Fanbündnis FCK die Restbestände der Mottoschals vom Derby in Saarbrücken sowie die letzten Jacken vom Mannheim-Derby 2020 angeboten.

Die Bahn setzt nach dem baubedingten Ausfall gegen Würzburg diesmal wieder einen Entlastungszug ein, der um 11:40 Uhr in Ludwigshafen abfährt. Ab 12:00 Uhr verkehren für mit dem Auto anreisende Fans kostenlose Park-and-Ride-Busse von den bekannten Parkplätzen. Alle weiteren relevanten Informationen und Hinweise zum Spiel hat der FCK auf seiner Internetseite ausführlich zusammengestellt. Die Partie wird nicht live im Free-TV übertragen.

O-Töne

FCK-Trainer Marco Antwerpen: "Wir werden eine Mannschaft auf den Platz bringen, die Wehen Wiesbaden schlagen kann. Und das wird auch unser Ziel sein. Wir werden sehr gut eingestellt in dieses Spiel gehen und vertrauen den Spielern, die morgen auflaufen werden."

Wehen-Trainer Markus Kauczinski: "Der FCK ist sehr spielstark und hat eine Menge guter Fußballer in seinen Reihen. Durch die aktuelle Corona-Situation dort ist es für uns nur schwer abzuschätzen, wer einsatzfähig ist und wie die Mannschaft taktisch agieren wird. Um in Kaiserslautern bestehen zu können, brauchen wir eine hohe Intensität und müssen gut Fußball spielen."

Daten und Fakten

Voraussichtliche Aufstellung:

1. FC Kaiserslautern: Spahic - Tomiak, Hippe, Winkler - Ritter - Zimmer (Redondo), Götze (Klingenburg), Sessa, Zuck (Schad) - Wunderlich - Hanslik

Es fehlen: Bakhat (Kniebinnenschaden), Gibs, Kleinsorge (beide Trainingsrückstand), Gözütok (Bänderverletzung), Röser (Kreuzbandriss), Stehle (Rot-Sperre aus der U21), evtl. Klingenburg (Muskelfaserriss), evtl. Götze, Hercher, Kiprit, Kraus, Otto, Raab, Zimmer, Zuck (alle krank)

SV Wehen Wiesbaden: Stritzel - Fechner, Mockenhaupt, Gürleyen, Kempe - Kurt, Jacobsen - Goppel, Thiel, Hollerbach - Nilsson

Es fehlt: Boss (Meniskus-OP), Iredale (krank), Mrowca (Muskelfaserriss), Korte (Aufbautraining), Taffertshofer (Rot-Sperre)

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Florian Reis

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