Taktik-Nachlese zum Spiel FCK-FWK

Die DBB-Analyse: Noch nicht reif für die Spitze

Die DBB-Analyse: Noch nicht reif für die Spitze


Fritz-Walter-Geburtstag, Fritz-Walter-Trikots, Fritz-Walter-Wetter - den Geist seiner Ikone zu sehr heraufzubeschwören, tut dem aktuellen FCK-Team vielleicht gar nicht so gut. Am Ende zählt eben doch nur das Ergebnis, und das lautet gegen Würzburg 0:2.

Wir haben es vor Wochen schon mal geschrieben: Den Nachweis, ein Top-Team der 3. Liga zu sein, hat der 1. FC Kaiserslautern erst erbracht, wenn er gezeigt hat, dass er auch einmal einen Rückstand wegstecken, ein Spiel drehen oder zumindest egalisieren kann. Insofern ist es irgendwo folgerichtig, dass der vor der Partie gegen die Würzburger Kickers mögliche Sprung auf Rang 4 diesmal noch nicht klappte. Denn diesmal lief es genau andersrum als in den fünf Spielen zuvor: Nach einer Anfangsphase, die beiden Seiten ihre Möglichkeiten eröffnete, waren es nicht die Lautrer, sondern ihre Gegner, die den ersten Treffer erzielten. Und die rund 20 Minuten, in denen sie anschließend den Faden verloren, vermochten die Roten Teufel in den anschließenden, wesentlich besseren 45 Minuten nicht wieder gutzumachen. Nicht zuletzt deswegen, weil dem ersten Treffer noch ein zweiter gefolgt war.

Dass am Ende schlicht und ergreifend auch Pech im Spiel war, ist unbestritten. Dass Schiedsrichter Lars Erbst ebenfalls eine beträchtliche Mitschuld an der ersten Heimniederlage unter FCK-Trainer Marco Antwerpen trägt, ist ebenfalls nicht von der Hand zu weisen, wobei man die drei besonders strittigen Szenen differenzieren muss: Dennis Waidners vermeintliches "Handspiel" - es war Oberarm, fast schon Schulter - bei Mike Wunderlichs Kopfball-Vorlage nach 35 Minuten muss nicht gepfiffen werden. Kevin Kraus’ Sturz zwei Minuten danach hingegen ist ein klarer Strafstoß, der Gegenspieler macht ihm einen klassischen "Gehfehler", wie Kraus selbst es anschließend benannte. Noch deutlicher auch auf den Fernsehbildern sichtbar ist der Trikotzupfer, mit dem René Klingenburg gebremst wird, ehe er den Drehschuss des eingewechselten Muhammed Kiprit nach 60 Minuten über die Linie drücken kann. Auch da hätte es Elfmeter geben müssen. Also zwei nicht gegebene Strafstöße, die man freilich - auch davon weiß man beim FCK ein Lied zu singen - erstmal über die Linie hätte bringen müssen. Aber wer weiß, wie dieses Spiel mit Videobeweis ausgegangen wäre?!

Würzburg hatte die besseren Kopfballspieler

Unabhängig davon aber zeigte die Partie auf, dass es immer noch Mannschaften in der 3. Liga gibt, die Lautern in der Luft überlegen sind. Die Würzburger erzielten nicht nur ihren Führungstreffer per Kopf - nach einer Ecke von David Kopacz, die auf der Stirn von Tobias Graulich landete. Kurz zuvor hatte FCK-Keeper Matheo Raab eine riesige Kopfball-Chance von Marvin Pourié vereitelt, der sich gegen Kraus durchsetzte.
Zugegeben: Mitte der zweiten Hälfte hätte Alex Winkler für den FCK ums Haar eine Ecke von Hendrick Zuck verwandelt, da aber parierte Kickers-Keeper Hendrik Bonmann stark auf der Linie. Ansonsten aber sorgten Ecken und Freistoßflanken diesmal längst nicht für die Gefahr, die sie während der kurzen Siegesserie jüngst heraufbeschworen hatten - weil Graulich und Co. stets den Schädel eher am Flugball hatten.

Dafür servierten Wunderlich und Marlon Ritter starke Flanken aus dem Spiel heraus. Sie fanden auch die Köpfe von Klingenburg und Philipp Hercher , landeten aber nicht im Netz. Weil sie schwerer zu nehmen waren, als es aussah? Oder war’s unzureichende Kopfballtechnik? Oder doch einfach nur ein gebrauchter Tag? Fragen für den Stammtisch.

Mit Hanslik fehlte der vorderste Mann fürs Pressing

Ebenso war in Hälfte eins zu erkennen, dass das zuletzt praktizierte Pressingspiel nicht so funktionierte wie in den Partien zuvor. Ursächlich dafür waren wohl die Wechsel, die der Coach in der Startelf vornehmen musste. Für den verletzten Mittelfeldspieler Felix Götze und den gesperrten Mittelstürmer Daniel Hanslik rückten Nicolas Sessa und Jean Zimmer ins Team. Also kein "gelernter" Stürmer. Was aber gar nicht mal so sehr überraschte. Erstaunlicher war viel mehr: Nicht Zimmer kam über den Part im halbrechten Mittelfeld, den er schon öfter ausgefüllt hat, sondern Sessa, der wiederum einige Erfahrung als pendelnde Spitze aufweist. Stattdessen agierte Zimmer vorne neben Klingenburg.

Was die Idee dahinter gewesen sein könnte? Vermutlich vertraute der Trainer auf Zimmers Aggressivität - und darauf, dass sie dem Lautrer Pressing die entsprechende Schärfe geben würde. Doch genau das klappte nicht.

Zum einen, weil die Kickers ihre Hausaufgaben gemacht hatten und darauf achteten, sich nicht auf die Seiten dirigieren und dann zu Ballverlusten verleiten zu lassen. Meist gelang es ihnen, das Leder schon frühzeitig aus den Zonen zu passen, in denen die Roten Teufel zuletzt die meisten Balleroberungen erzielt hatten. Was auch deswegen glückte, weil die Innenverteidiger anspielbar blieben. Die Passwege zu diesen hatte zuletzt Hanslik zugestellt. Der fehlte. Nicht als Torjäger, sondern als vorderster Mann beim Pressing.

Die linke Abwehrseite bekam Kopacz nicht in den Griff

Darüber hinaus offenbarte sich die linke Abwehrseite als die Achillesferse des FCK-Spiels. Der ungemein schnelle, aber auch physisch starke David Kopacz bereitete über den rechten Flügel Pouriés Kopfball-Chance und anschließend dessen Treffer zum 2:0 vor. Und ums Haar hätte er noch vor der Pause das 3:0 gemacht. Raab entschärfte das Geschoss gerade noch so unter Zuhilfenahme des Torpfostens.

Hatte Kopacz einfach nur eine Sahnetag oder sind Winkler und Zuck generell nicht schnell genug, um einen Flügelspieler mit solchen Fähigkeiten im Zaum zu halten? Auch diese Frage wird noch beantwortet werden müssen, ehe sich sagen lässt, ob dieses Team in dieser Saison doch noch Ansprüche für "weiter oben" anmelden darf. Zur Verteidigung der beiden muss aber noch angemerkt werden: An der Szene, die in Kopaczs Pfostentreffer endet, tragen sie keine Schuld. Da waren sie in Sachen Offensiv-Standard vorne im Einsatz, Ritter stand beim anschließenden Gegenstoß allein gegen drei Würzburger.

Derby ohne Kraus: Bleibt’s dann bei der Rückkehr zur Viererkette

Zum Saar-Pfalz-Derby gegen Saarbrücken wird der Trainer wohl erneut umstellen müssen. Kevin Kraus, zuletzt Mittelmann der Dreierkette, musste noch vor der Pause wegen Knieproblemen raus. Dass er bis Samstag zurückkehrt, ist fraglich.

Gegen Würzburg brachte Antwerpen Dominik Schad für Kraus und stellte auf Viererkette um. In Hälfte zwei formierte sich die Elf dann zu einem 4-1-4-1 mit Kiprit als Sturmspitze. Engagement und Spielanlage in diesen 45 Minuten stimmten dabei im Großen und Ganzen, weil Wunderlich und Ritter in der Zentrale die Ruhe bewahrten und immer wieder die Außenbahnen ins Spiel einbezogen. Nur das Ergebnis am Ende passte nicht.

Ob der Trainer auch in Saarbrücken in dieser Grundordnung beginnt? Vor knapp sieben Wochen hat eben diese Umstellung von Vierer- auf Dreierkette mit den Schienenspielern Hercher und Zuck die Mannschaft regelrecht aufblühen lassen - sollte sie tatsächlich jetzt schon wieder rückgängig gemacht werden? Gegen Würzburg machte sich jedenfalls zusammen mit Außenverteidiger Schad auch Innenverteidiger Max Hippe warm, ehe der Trainer dann bei der Einwechslung eben eine Entscheidung treffen musste. In Stein gemeißelt zu sein scheint die Rückkehr zur Viererkette somit aber noch nicht.

Schon der zweite xG-Sieg, der keiner war ...

Die Timeline der "expected Goals" zeigt: Wieder ein Spiel, das Lautern nach qualitativ bewerteten Torchancen eigentlich hätte klar gewinnen müssen. Nach dem 1:1 in Duisburg nun schon das zweite hintereinander, und diesmal gibt's dafür nicht mal einen Punkt. Das soll und muss noch kein Alarmzeichen sein, aber: Wenn sich dies noch öfter wiederholt, ist es eben nicht mehr nur Pech, sondern ein Problem.

xG-Plot FCK-FWK

Die Positions- und Passgrafik bestätigt ebenfalls: Hanslik fehlte. Und das nicht nur als vorderster Pressing-Spieler, denn darüber gibt diese Visualisierung keinen Aufschluss. Sondern als vordere Anspielstation. Hercher soweit vorne wie noch nie. Dass die linke Seite die passfreudigere ist, ist dagegen nichts Neues.

Passmap FCK

Zum Vergleich die Positions- und Passgrafik der Würzburger: schön breit aufgestellt. Wie man sieht, braucht es gar nicht so viel Passspiel im vorderen Bereich, um erfolgreich zu sein. So richtig gerne miteinander scheinen nur Pourié und Kopacz zu spielen.

Passmap Würzburg

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Saison-Übersicht 2021/22: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage

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