Vorbericht: 1. FC Kaiserslautern - Würzburger Kickers

Ein Heimspiel im Zeichen zweier Legenden

Ein Heimspiel im Zeichen zweier Legenden


Der seit sechs Spielen ungeschlagene 1. FC Kaiserslautern will mit einem Sieg gegen die Würzburger Kickers in der Tabelle noch weiter oben anklopfen. Für zwei Betze-Ikonen wäre das ein besonderes Geschenk.

Bei großen Traditionsvereinen kristallisieren sich im Laufe der Zeit immer mal wieder Spieler mit Potenzial zur Legende heraus. Doch im heutigen modernen Fußball sind diese nach ein paar guten Leistungen meist schnell weg, wenn bei anderen Klubs das noch größere Geld oder die bessere sportliche Perspektive lockt. Spürbar anders war das noch zu Zeiten einer FCK-Ikone, die am Sonntag endlich ihre verdiente Ehrung erhält: Gerry Ehrmann. Sage und schreibe 36 Jahre stellte sich "Tarzan" in den Dienst der Roten Teufel. Erst hielt er als Torhüter seine Knochen hin, dann formte er als Torwarttrainer einige starke Keeper wie Roman Weidenfeller, Tim Wiese, Tobias Sippel, Kevin Trapp oder zuletzt Lennart Grill - allesamt deutsche Nationalspieler bei den Junioren oder sogar im A-Team.

Umso ärgerlicher für alle Beteiligten war, und auch das gehört zur Erzählung "Gerry Ehrmann und der FCK" dazu, Ehrmanns Abschied nach einem Streit mit Ex-Trainer Boris Schommers im Februar 2020. Vermutlich wissen noch viele FCK-Fans, wie sie an diesem Tag ungläubig auf ihr Handy oder ihren Laptop starrten. Was folgte, war eine wahrlich unwürdige Posse samt monatelangem Rechtsstreit zwischen beiden Parteien. Und wäre die Corona-Pandemie nicht dazwischen gekommen, hätte das Thema wohl noch deutlich höhere Wellen geschlagen. Erst nach fast einem Jahr konnten die Wogen wieder geglättet werden und die FCK-Verantwortlichen zogen sämtliche vorher gemachten, heftigen Vorwürfe zurück: Gerry Ehrmann wurde vollständig rehabilitiert. Am Sonntag wird Ehrmann nun für seine jahrelange tolle Arbeit beim FCK geehrt. Voraussichtlich zehn bis 20 Minuten vor dem Anpfiff der Partie gegen Würzburg wird dem 62-Jährigen vor der gut gefüllten Westkurve die Goldene Verdienstnadel des Vereins verliehen. Und so zeigt der 1. FC Kaiserslautern doch noch: Gerry Ehrmann ist und bleibt einer von uns!

Was muss man zum Heimspiel gegen Würzburg wissen? Hier kommen die wichtigsten Vorab-Informationen zum 14. Spieltag:

Der FCK: Ausgangslage und Personal

Wie schnell sich im Fußball etwas drehen kann, erlebte der 1. FC Kaiserslautern am Montagabend in Duisburg. Bis zur 82. Minute führten die Roten Teufel mit 1:0 und standen in der Blitztabelle auf Platz 3. Was dann in den letzten Minuten der Partie passierte, war fast Stoff für einen eigenen Artikel. Erst legte sich sich die Antwerpen-Elf den 1:1-Ausgleichstreffer per Ping-Pong-Eigentor selbst ins Netz, kurze Zeit später musste der sichtlich angeknockte Felix Götze, der glücklicherweise "nur" eine Gehirnerschütterung erlitt, vom Platz getragen werden. Und in der Nachspielzeit sah Daniel Hanslik eine zumindest fragwürdige Gelb-Rote Karte. Das Unentschieden war am Ende zwar ärgerlich, sollte den seit nun sechs Spielen unbesiegten FCK aber nicht vom guten Weg der letzten Wochen abbringen. Mit drei Punkten im Heimspiel gegen den Tabellenvorletzten aus Würzburg könnte der Abstand nach oben weiter verkürzt werden.

Aufgrund der beiden Ausfälle muss Antwerpen am Sonntag erstmals seit einigen Wochen seine Startelf auf mindestens zwei Positionen verändern. Für Hanslik und Götze sind Jean Zimmer und Nicolas Sessa die ersten Nachrücker-Kandidaten, aber auch Muhammed Kiprit könnte eine Alternative sein. Weiter fehlen wird auch Marvin Senger, den eine Adduktorenreizung plagt. Simon Stehles Sperre nach seiner Roten Karte wegen einer Tätlichkeit in der Oberliga-Mannschaft gilt auch für die 3. Liga.

Der Gegner: Ausgangslage und Personal

Nach rund einem Drittel der Saison findet sich der letztjährige Zweitligist aus Würzburg mit nur elf Zählern auf dem vorletzten Tabellenplatz wieder und hat auch bereits einen Trainerwechsel hinter sich: Anfang Oktober musste Torsten Ziegner, der erst zu Saisonbeginn installiert worden war, nach nur einem Sieg aus elf Spielen gehen. Danny Schwarz übernahm das Amt und schaffte am vergangenen Wochenende beim 2:1-Sieg gegen Türkgücü den ersten Würzburger Liga-Heimsieg seit Februar.

Der letztjährige FCK-Torjäger Marvin Pourié steuerte wie auch schon im Spiel zuvor einen Treffer bei. Erstmals nach seinem Abschied aus Kaiserslautern kehrt der Angreifer am Sonntag auf den Betzenberg zurück. Und das nicht ohne im Vorfeld der Partie einige Worte verloren zu haben. Im halbstündigen Interview mit "Magenta Sport" schoss der 30-Jährige Stürmer, der in der letzten Spielzeit immerhin elf Tore für den FCK erzielte, ein paar verbale Giftpfeile in Richtung Marco Antwerpen ab. Aber ganz so gehässig, wie von einigen Medien dargestellt, war das komplette Interview nicht: Wie Pourié glaubwürdig versicherte, will er im Falle eines Treffers aus Respekt vor seinem Ex-Verein und den Fans auf einen Torjubel verzichten. Der FCK bedeute ihm sehr viel und er wäre gerne geblieben, auch weil er von den Fans immer unterstützt worden sei und diese ihn so akzeptiert hätten, wie er ist.

In Kaiserslautern können die Kickers in Bestbesetzung antreten, Trainer Schwarz wird gegenüber dem letzten Spieltag keine personellen Veränderungen in der Startelf vornehmen.

Frühere Duelle

Der bislang einzige FCK-Sieg aus sechs Pflichtspielen datiert vom 03. Februar 2017, als beide Teams in der 2. Bundesliga aufeinandertrafen: Robert Glatzel zeichnete sich damals für den 1:0-Siegtreffer verantwortlich, Norbert Meier war gerade frischgebackener Trainer der Roten Teufel. In der 3. Liga gab es zuhause zuletzt ein 2:3 unter Boris Schommers, davor ein 0:0 im ersten Spiel von Sascha Hildmann.

Fan-Infos

Neben Gerry Ehrmanns verdienter Ehrung wird am Sonntag auch noch die größte FCK-Vereinslegende aller Zeiten gewürdigt. Weil die Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag von Fritz Walter im vergangenen Jahr aufgrund der Corona-Pandemie weitgehend ausfallen mussten, wird ein Teil selbiger am 101. Ehrentag vom Fritz nachgeholt. So kann ab 12:00 Uhr die Sonderausstellung im FCK-Museum in der Osttribüne besichtigt werden, was wir hiermit ausdrücklich empfehlen. Zudem wird es vor dem Spiel, das der FCK im Sondertrikot des Vorjahres bestreiten wird, eine Gesprächsrunde mit Vertretern des DFB und der Fritz-Walter-Stiftung geben.

Zum Heimspiel gegen Würzburg, das wieder unter der 2G-Regelung stattfindet, wackelt erstmals seit mehr als zwei Jahren (!) die Marke von 20.000 Zuschauern. Die verfügbaren Stehplatzkarten in der Westkurve sind bereits ausverkauft, bis Freitag waren 17.500 Tickets abgesetzt. Aus Würzburg reisen wie in den letzten Jahren auch nur wenige hundert Anhänger mit. Tickets können noch bis Sonntag, 12:00 Uhr im Online-Shop oder in den FCK-Fanshops am Stadion und in der Innenstadt gekauft werden. Ab 11:00 Uhr haben auch einige Tageskassen geöffnet. Stadionöffnung ist um 12:00 Uhr.

Nicht vergessen: Am Sonntag wird die Uhr zurückgestellt! Eine frühe Anreise ist für Anhänger aus der Pfalz aber auch so empfehlenswert, denn die Bahnstrecke zwischen Neustadt und Kaiserslautern ist seit Freitagabend gesperrt und eine Fahrt mit dem Zug somit schwierig bis unmöglich. Ab 12:00 Uhr fahren für mit dem Auto anreisende Fans kostenlose Park-and-Ride-Busse von den bekannten Parkplätzen. Alle weiteren relevanten Informationen und Hinweise zum Spiel hat der FCK auf seiner Internetseite ausführlich zusammengestellt. Die Partie gegen Würzburg wird nicht live im Free-TV übertragen.

O-Töne

FCK-Trainer Marco Antwerpen: "Wichtig ist, dass wir den Fokus beibehalten und uns immer daran erinnern, wie wir erfolgreich Fußball spielen können. Wir haben uns über das 1:1 in Duisburg nicht gefreut, sondern waren unzufrieden. Mit Würzburg kommt ein Zweitliga-Absteiger, der natürlich Qualität hat, aber wir wollen zuhause wieder gewinnen."

Kickers-Trainer Danny Schwarz: "Ich durfte als Spieler selbst erleben, welche Stimmung auf dem Betzenberg herrscht. Ich erwarte wieder eine heiße Atmosphäre, die eine enorme Wucht entwickeln kann. Wir benötigen daher einen klaren Kopf und dürfen uns nicht davon beeindrucken lassen. Wenn wir mit einer gewissen Robustheit auftreten, können wir auch unsere fußballerische Qualität einbringen."

Daten und Fakten

Voraussichtliche Aufstellung:

1. FC Kaiserslautern: Raab - Tomiak, Kraus, Winkler - Ritter - Hercher, Sessa, Wunderlich, Zuck - Zimmer (Kiprit) - Klingenburg

Es fehlen: Bakhat (Kniebinnenschaden), Ciftci (Muskelverletzung), Götze (Gehirnerschütterung), Gözütok (Bänderverletzung), Hanslik (Gelb-Rot-Sperre), Röser (Kreuzbandriss), Senger (Adduktorenreizung), Stehle (Rot-Sperre aus der U21)

Würzburger Kickers: Bonmann - Waidner, Dietz, Kraulich, Lungwitz - Meisel, Perdedaj - Kopacz, Pepic, Herrmann - Pourié

Es fehlt: keiner

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Florian Reis

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