Interview mit Aufsichtsratskandidat Bernhard Koblischeck

"Den FCK wieder zu einem großen Ganzen machen"

"Den FCK wieder zu einem großen Ganzen machen"


Bernhard Koblischeck saß schon in so manchem Aufsichtsgremium internationaler Untern­ehmen. In unserem Kandidaten-Porträt verrät der 61-jährige Manager, wie er diese Erfahrung für den 1. FC Kaiserslautern nutzen möchte und was für ihn ein No-Go wäre.

Der Betze brennt: Bernhard Koblischeck, die Roten Teufel stecken weiter in der sportlichen Krise - was ist in den vergangenen 14 Monaten schiefgelaufen beim 1. FC Kaiserslautern?

Bernhard Koblischeck (61): Die letzten 14 Monate wären mir zu kurz gesprungen. Wir müssen tiefgreifender ansetzen. Die Frage müsste lauten, was ist eigentlich die letzten zehn Jahre schiefgelaufen? Seit zehn Jahren, ohne jede Unterbrechung, geht es kontinuierlich bergab. Wir haben Stand heute den absoluten Tiefpunkt erreicht. Ich bin nicht in erster Linie geneigt, es an einzelnen Personen festzumachen. Ich möchte es aber daran festmachen, dass es mindestens seit der Jahrtausendwende keinen mehr in unserem Verein gegeben hat, der das "große Ganze", nämlich unseren FCK, geformt und zusammengeführt hat. Keinen, der alle Menschen, die unseren FCK ausmachen, mit auf einen gemeinsamen Weg genommen und vereint hat. Es gab in all den Jahren zwar viele Musiker im Orchester FCK, aber nie einen Dirigenten. Zu viele, die den FCK in den vergangenen Jahren als Institution missbraucht haben für eigene Zwecke, um Ihre Person in den Vordergrund zu stellen.

Das ist mein Blick in den Rückspiegel und aus meiner Sicht das tatsächliche Problem unseres Vereins. Das gilt es, mit dem Votum der Wähler zu beenden. Mehr möchte ich mich auch nicht in der Vergangenheit aufhalten, sondern auf die Zukunft fokussieren, die uns alles abverlangt. Wieder allen im Verein eine Perspektive geben und das Gefühl vermitteln, dass jede/r Einzelne, ungeachtet der Funktion und Position, wichtig für den gemeinsamen Erfolg ist, muss Ansporn und Verpflichtung gleichermaßen sein.

Der Betze brennt: Sie treten als neuer Bewerber für den FCK-Aufsichtsrat an. Stellen Sie sich den Vereinsmitgliedern daher doch bitte zunächst kurz vor: Welche beruflichen Qualifikationen bringen Sie mit, was muss man privat von Ihnen wissen, welchen Bezug haben sie zum FCK?

Koblischeck: Ich bin gebürtiger Pfälzer, wohnhaft in der Vorderpfalz in Dannstadt-Schauernheim, seit 36 Jahren verheiratet und Vater von zwei Kindern. Ich habe zwei Ausbildungen erfolgreich abgeschlossen, die erste zum Feinmechaniker und die zweite zum Datenverarbeitungskaufmann. Seit mehr als 30 Jahren bin ich in der Führung großer internationaler Konzernunternehmen tätig. In dieser Zeit habe ich sowohl Geschäftsführungs- als auch Aufsichtsratserfahrung sammeln können. Seit 2009 gehöre ich der Führung des Konzerns der Deutsche Telekom AG an und trage dabei die Verantwortung für mehrere tausend Mitarbeiter und 2,4 Milliarden Umsatz.

Selbst war ich lange aktiver Fußballer, begonnen im Alter von fünf Jahren bei meinem Heimatverein VfB Haßloch. Mit 17 Jahren wurde ich damals für die erste Mannschaft frühaktiviert, danach war ich als Spieler des SV Geinsheim in der Oberliga aktiv. Als A-Jugend-Spieler gehörte ich der Südwestdeutschen Fußball-Auswahl an. Wie viele meiner Freunde bin auch ich als Jugendlicher "groß" geworden am Betzenberg in der Westkurve. Seit dieser Zeit schlägt als Pfälzer mein Herz für unseren FCK. Ich habe meine Begeisterung zum Fußball nie abgelegt und verfolge neben dem FCK den nationalen und internationalen Fußball und dessen Entwicklung seit Jahrzehnten nahezu täglich.

"Der FCK braucht einen klar strukturierten Drei-bis-Fünf-Jahres-Plan"

Der Betze brennt: Sie sind 2017 FCK-Mitglied geworden, was die Spekulation nahelegt, dass Sie sich schon früher mit einer möglichen Aufsichtsratskandidatur beschäftigt haben. Warum werfen Sie speziell zum jetzigen Zeitpunkt Ihren Hut in den Ring?

Koblischeck: In 2017 hatte ich diesbezüglich keine Ambition. Jetzt allerdings ist es mir mehr als ein Anliegen, mich mit Kraft und Ausdauer für den Fortbestand dieses großartigen Vereins einzusetzen. Ich möchte alle meine Kraft und Erfahrung einbringen, um unseren FCK gemeinsam wieder zu einem großen Ganzen zu formen. Davon ist unser Verein heute Lichtjahre weit entfernt. Ich trete nicht an, um nur zu helfen, wie es schon viele vor mir tun wollten, sondern um zu verändern. Nicht mit leeren Versprechungen, nicht mit Profilierung meiner Person, sondern mit harter, strukturierter Arbeit, die wieder Vertrauen in unsere Wahrnehmung nach innen und außen schaffen soll. Grundlage dafür muss ein klar strukturierter Drei-bis-Fünf-Jahres-Plan sein. Dieser Plan muss unser gemeinsamer Plan sein, den wir alle kennen und der jedem von uns wieder Orientierung und Perspektive gibt. Ich möchte jeden dazu herzlich einladen, diesen Weg mitzubestreiten.
Der Betze brennt: Sie haben schon angesprochen, dass Sie aus Ihrem Berufsleben viel Führungserfahrung bei großen Unternehmen mitbringen. Nun ist der Aufsichtsrat eher zur Kontrolle als zur Gestaltung da, aber dennoch die Frage: Welche Möglichkeiten für konkrete Verbesserungen erkennen Sie beim FCK?

Koblischeck: In meiner beruflichen Laufbahn war ich sowohl als Geschäftsführer wie auch als Aufsichtsrat tätig und kenne daher das Rollenverständnis sehr gut aus der Praxis. Wichtig dabei ist die strikte Einhaltung dessen, was der Gesetzgeber vorschreibt. Ansonsten könnte es sich auf die Haftung und auf die Compliance sehr nachteilig auswirken, wenn man hier nicht klar das Rollenverständnis von Aufsichtsorgan und operativem Organ voneinander trennt. Dennoch arbeiten heute in den meisten erfolgreichen Strukturen sowohl das operative Management-Team als auch das Team des Aufsichts- und Kontrollorgans partnerschaftlich zusammen. Der Begriff Team ist hier von elementarer Bedeutung. Dabei wird das Aufsichtsorgan, unbenommen seiner Aufsichts- und Kontrollfunktion, immer die Rolle einnehmen, der Geschäftsführung strategisch und inhaltlich beratend zur Seite zu stehen.

Sollte ich das Votum unserer Mitglieder erhalten, können Sie versichert sein, dass wir bei klarem Rollenverständnis und Einhaltung aller gesetzlichen Vorgaben konsequent und partnerschaftlich an allen Themen arbeiten werden, die uns wieder zu einem großen Ganzen werden lassen. Dabei auch ganz wichtig: Je schwieriger und angespannter die Lage ist, umso stärker ist der Aufsichtsrat - auch dem Gesetz nach gefordert - seine Kontroll- und Aufsichtsfunktion zu intensivieren. Insofern bilden ein gut funktionierendes operatives Team und ein gut funktionierendes Aufsichtsrats-Team immer die Grundlage für Erfolg. Wenn das heute nicht so ist, werden wir alles gemeinsam dafür tun, dass es morgen so sein wird!

"Die Beteiligung der Fans an der KG würde ich im Moment klar verneinen"

Der Betze brennt: Bei der Wahl geht es um eine bevorstehende Amtszeit von knapp drei Jahren. Was sind die größten Baustellen in diesem Zeitraum und was hat in ihrer "To-do-Liste" die höchste Priorität? Wie lautet Ihr persönlicher Drei-Jahres-Plan für den FCK?

Koblischeck: Wir haben eine große Anzahl an Herausforderungen, bei denen wir teilweise erheblich mit dem Rücken zur Wand stehen. Die Themen sind dabei sehr komplex, vielschichtig und in Abhängigkeit zueinander zu betrachten. Aber mit der Unterstützung aller, mit Fleiß und Mut können wir es schaffen. Dabei steht das Thema Erhalt der 3. Liga ganz vorne, wobei ich für meinen Teil fest an den Klassenerhalt glaube. Folgende Themenschwerpunkte sehe ich nahezu gleich im Ranking und der Priorität:

Klarheit darüber schaffen, inwieweit die aktuelle Organisations- und Gesellschaftsstruktur für den Verein die Richtige ist. Inwieweit die Führungs- und sportliche Kompetenz für die Schaffung einer sportlich- und wirtschaftlich erfolgreichen Zukunft ausreichend erscheint. Was es an Risiken bedeutet, einerseits das Insolvenzverfahren für die FCK GmbH & Co KGaA abgeschlossen zu haben, aber gleichzeitig einen FCK e.V. zu haben, der nicht minder verschuldet ist und 66 Prozent Aktienanteile an der KGaA hält. Wie mit der Stadion-Pachtvertrags-Problematik umzugehen ist und dafür eine dauerhafte Lösung herbeigeführt werden kann. Mit welchem Partner- und Sponsoring-Profil wieder dauerhaft sportlicher und wirtschaftlicher Erfolg generiert werden kann. Welche Aktivitäten von frühmorgens bis spätabends, Tag für Tag, notwendig sind, um Investoren, Sponsoren und Partner zu gewinnen. Welche Schritte und Maßnahmen erforderlich sind, um unseren Nachwuchs als Investition für eine sportliche Zukunft ausreichend fördern zu können. Wie wir unsere Durchschlagskraft durch verbindliches und vertrauensvolles Handeln erhöhen können. Das sind die Themen, die wir in unserem Drei-bis-Fünf-Jahres-Plan Jahresplan mit klaren Maßnahmen, Verantwortlichkeiten und messbar in der Umsetzung hinterlegen müssen.

Der Betze brennt: Die oberste Priorität hat in einem Fußballverein der sportliche Erfolg, aber gerade beim FCK sind auch die Finanzen immer wieder ein wichtiges Thema. Wie bewerten Sie nach der Planinsolvenz und dem Einstieg der Investoren die aktuelle Situation? Und was müssen die nächsten Schritte sein, auch mit Blick auf das Lautrer Vier-Säulen-Modell?

Koblischeck: Dazu habe ich eine klare und gefestigte Meinung. Hinsichtlich der bereits erwähnten, abgeschlossenen Planinsolvenz und der verbliebenen Restschulden beim FCK e.V. wird es eine der wichtigsten Aufgaben sein, hier sehr zeitnah zu einer Risikobewertung zu gelangen und die entsprechenden Handlungen abzuleiten. Die Lösung des Problems liegt aus meiner Sicht einzig und allein in der Gewinnung neuer Investoren und Partner. Eine Entschuldung des Vereins über die Mitgliedereinnahmen halte ich dabei für unrealistisch. Also gilt auch hier sehr schnell neues Vertrauen zu schaffen. Investoren und Partnern benötigen eine solide Entscheidungsgrundlage für eine mögliche Investition, mit Chance auf Perspektive und Rendite. Das setzt allerdings die Schaffung einer Vertrauenskultur voraus, in die auch das Investorenprofil passen muss. Hier müssen uns Vereine wie 1860 München und KFC Uerdingen oder die Eishockeyclubs Krefelder EV und Düsseldorfer EG mehr als nur warnende Beispiele sein. Da gilt es, immer zu prüfen und abzuwägen. Ein großer Dank muss an die regionalen Investoren gehen, die mit wenig Perspektive bereit waren ihr Geld für den FCK einzusetzen. Diesen Investoren gegenüber sind wir schon deshalb verpflichtet, besser zu arbeiten als in den zehn Jahren zuvor, dass sich Chancen auf eine Rendite ergeben als Belohnung für deren Mut und das eingegangene Risiko. Die vierte Säule - also die Beteiligung unserer Fans an der Kapitalgesellschaft - würde ich zum jetzigen Zeitpunkt klar verneinen wollen. Unsere einzigartigen, immer erstklassig gebliebenen Fans sollten nicht wieder zur Kasse gebeten werden, um Not zu lindern. Erstmal muss seitens der Vereinsführung das Fundament hierfür durch vertrauensvolle und erfolgreiche Arbeit geschaffen werden. Alles andere wäre für mich eher bedenklich und befremdlich.

"Leere Versprechungen verabscheue ich wie die Pest"

Der Betze brennt: Ein Problem im FCK-Aufsichtsrat und im gesamten Verein war in den letzten vier, fünf Jahren, dass zu wenig miteinander und zu viel gegeneinander gearbeitet wurde. Als wie schädlich haben Sie diese ständigen Querelen von außen betrachtet wahrgenommen und was könnten Sie im Aufsichtsrat dazu beitragen, dass möglichst alle wieder an einem Strang ziehen?

Koblischeck: Ich bin überzeugt davon, dass ein gut funktionierendes operatives Team und ein gut funktionierendes Aufsichtsratsteam der Nährboden für Erfolg sind. Dabei muss Kontinuität im Vordergrund stehen, sich ausschließlich in den Dienst des gesamten FCK zu stellen, persönliche Interessen hinten anzustellen, sich mit allen Stärken einbringen, verlässlich, fleißig, verbindlich und glaubwürdig arbeiten. Ich selbst werde das jeden Tag vorleben und alles dafür tun, dass es sich wie ein roter Faden durch den ganzen Verein zieht. Nur wenn wir so arbeiten und uns so begegnen werden wir die Chance nutzen, wieder zu einem großen Ganzen zu werden. Was gerade die so wichtigen Werte einer Gremienkultur angeht war sicher in der Vergangenheit noch jede Menge Luft nach oben. Das muss schlichtweg verändert werden.

Der Betze brennt: Abschließend möchten wir Sie gerne um ein Plädoyer in eigener Sache bitten: Wie würden Sie Ihre Kandidatur zusammenfassen und weshalb sollten die FCK-Mitglieder Ihnen am 26. Februar ihre Stimme geben?

Koblischeck: Gemeinsam mit allen im Verein möchte ich Probleme, die sich gerade vor uns auftürmen, Schritt für Schritt beseitigen und unseren FCK wieder zu einem großen Ganzen formen. Wenn wir uns alle, rund 17.000 Mitglieder an der Zahl, unsere einmaligen und erstklassigen Fans, alle Mitarbeiter/innen, Sponsoren, Freunde und Sympathisanten, auf einen gemeinsamen Weg verständigen, dann bin ich überzeugt davon, werden wir es schaffen. Ich verspreche Ihnen, dass ich mich dabei mit all meiner jahrzehntelang gewonnenen Sport-, Berufs- und Lebenserfahrung und mit hohem Engagement in den Dienst des FCK stellen werde.

Ich weiß aus der Praxis heraus, wie großartig und emotional es sich anfühlt, gemeinsam ein Ziel zu erreichen. Ich weiß aber auch, dafür muss man täglich mit viel Disziplin, Ausdauer und Kraft hart arbeiten. Ohne leere Versprechungen. Leere Versprechungen verabscheue ich wie die Pest, weil leere Versprechungen nie eine Vertrauensgrundlage bilden. Selbstverständlich werde auch ich meine vielschichtigen Kontakte in der Wirtschaft, aber auch im Sport bemühen, damit sich vielleicht, die eine oder andere Tür für unseren Verein öffnet. Türen öffnen sich aber erst, wenn man einen Plan hat, der Vertrauen schafft. Es ist meine tiefe Überzeugung: Gemeinsam können wir es schaffen, wenn alle wollen. Ich kann es kaum erwarten, gemeinsam mit Ihnen allen unserem FCK wieder neue Inspiration zu verleihen und zu einem Neuaufbruch durchzustarten. Ich bin bereit!

Der Betze brennt: Besten Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei den Wahlen!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas Hilmes, Gerrit Schnabel

Weitere Links zum Thema:

- Komplette Interviewserie: Die Kandidaten zur Aufsichtsratswahl am 26. Februar 2021

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