Am 26. Februar wird beim 1. FC Kaiserslautern ein neuer Aufsichtsrat gewählt. Beginnend mit Johannes B. Remy möchten wir Euch alle antretenden Kandidaten vorstellen. Der 50-jährige Sauerländer skizziert unter anderem, wie er die Strukturen des FCK grundlegend verbessern möchte.
Der Betze brennt: Johannes B. Remy, die Roten Teufel stecken weiter in der sportlichen Krise - was ist in den vergangenen 14 Monaten schiefgelaufen beim 1. FC Kaiserslautern?
Johannes B. Remy (50): Mindestens das Timing war grausam. Man geht mit einem Trainer in die neue Saison, dem es an Rückhalt in der Mannschaft fehlt. Schätzt den Verbleib von Schlüsselspielern falsch ein, lässt sich vom Trainer die Transferpolitik teilweise vorgeben - und trennt sich dann nach zwei Spieltagen.
Wir alle wissen, dass Fehler passieren. Aber man muss sie ja nicht zweimal machen. Boris Schommers' Nachfolger Jeff Saibene die Winterpause zu geben, die Transfers auf ihn zumindest mit auszurichten, um ihn dann zu entlassen, sieht natürlich gar nicht gut aus. Wenn der Beiratsvorsitzende (Markus Merk; Anm. d. Red.) schließlich auf eine Art "Nothilfe" plädiert, muss man sich im gleichen Moment auch fragen, ob ein Beirat, der eine solche Notlage entstehen lässt, seine Hausaufgaben in der Vergangenheit richtig erledigt hat.
Aber jetzt müssen wir erstmal die Saison anständig zu Ende zu bringen. Mit seriöser Arbeit in den Gremien, können wir zumindest der Mannschaft helfen, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren. Ich bin guter Dinge, dass wir die Klasse halten werden.
Steckbrief:
Name: Johannes B. Remy
Alter: 50
Wohnort: Olpe/Sauerland
Beruf: Immobilienunternehmer (derzeit ohne aktuelles Tagesgeschäft)
FCK-Mitglied seit: 1991 erstmals / ab 2008 wieder
Der Betze brennt: Sie treten als neuer Bewerber für den FCK-Aufsichtsrat an. Stellen Sie sich den Vereinsmitgliedern daher doch bitte zunächst kurz vor: Welche beruflichen Qualifikationen bringen Sie mit, was muss man privat von Ihnen wissen, welchen Bezug haben sie zum FCK?
Remy: So ganz neu bin ich ja jetzt nicht. Aber diesen und viele weitere Punkte, die hier den Rahmen sprengen würden - unter anderem die Antwort auf die häufig gestellte Frage, wie ich als Kind im Sauerland beim FCK gelandet bin oder die Beschreibung meiner Ziele - habe ich ausführlich auf einer Website zum Thema dargelegt, die ich extra für die Wahl geschaltet habe. Die können sich alle, die sich dafür interessieren, nicht nur die Mitglieder, unter www.fck-zukunft.de in Ruhe anschauen und gegebenenfalls auch eigene Fragen stellen. Meine Idee dahinter war, das habe ich auch aus meiner ersten Kandidatur als Fazit mitgenommen, ein möglichst transparentes Programm zu erarbeiten. Jeder soll sehen können, was ich machen will und was nicht. Was ich davon dann hinterher in Zusammenarbeit mit den anderen Mandatsträgern auch erreichen kann, liegt vor allem am Wahlergebnis.
"Es darf keine Aufsichtsräte erster und zweiter Klasse geben"
Der Betze brennt: Sie haben es schon angedeutet: Ihre erste Kandidatur ist es nicht, sondern die zweite nach 2017. Vereinspolitisch aktiv sind sie sogar noch länger und dadurch vielen FCK-Mitgliedern mittlerweile ein Begriff. Was haben Sie in diesen Jahren über unseren Verein gelernt, was einem als Außenstehender vielleicht gar nicht bewusst ist?
Remy: Den FCK beschäftigen intern häufig ganz andere Dinge als jene, die man in der Presse bespricht. Das grundlegende Thema wurde durch die im Jahr 2018 beschlossene Ausgliederung gesetzt. Wer eine gut vorbereitete, detailgenaue Planung annimmt, der irrt. Als ich im Januar 2019 als Nachfolger von Rainer Keßler als Vorstandsvorsitzender des FCK e.V. zur Debatte stand, war beispielsweise der Dienstleistungsvertrag zwischen Verein und KGaA noch nichtmal im Entwurf vorhanden, dabei regelt der das wirtschaftliche Zusammenleben zwischen zwei steuerlich getrennten Einheiten. Später ist der dann entstanden, aber unter Zeitdruck. Jetzt muss er deshalb Punkt für Punkt überprüft und gegebenenfalls nachjustiert werden. Das ist gewöhnlich kein Medienthema, was ich gut nachvollziehen kann. Für die Zukunft des FCK aber ist so ein Punkt von lebenswichtiger Bedeutung. Und das ist nur ein Beispiel von vielen.
Der Betze brennt: Bei der Wahl geht es um eine bevorstehende Amtszeit von knapp drei Jahren. Was sind die größten Baustellen in diesem Zeitraum und was hat in ihrer "To-do-Liste" die höchste Priorität? Wie lautet Ihr persönlicher Drei-Jahres-Plan für den FCK?
Remy: Diese Frage ist wirklich schwierig. Denn ich gehe davon aus, dass es relativ kurzfristig nur noch drei Sitze für die Vereinsvertreter des FCK im Beirat der GmbH geben wird (laut den Regeln des Lautrer Vier-Säulen-Modells dürfen Investoren pro 20 Prozent gekaufter FCK-Anteile einen von fünf Sitzen im Beirat beanspruchen, jedoch insgesamt maximal zwei; Anm. d. Red.). Das ist hinsichtlich des demokratischen Willens der Mitgliederversammlung eine Farce, liegt aber weder in der Verantwortung der jetzigen Mandatsträger noch in der unseres Investors. Das geht auf eine merkwürdige Konstruktion des Beirates mit nur fünf Sitzen zurück. Diesen Passus im Gesellschaftervertrag der Management GmbH wollte ich schon 2018 auf der Außerordentlichen Mitgliederversammlung zur Ausgliederung ändern lassen.
Aber gegen die geballte Ablehnungsempfehlung von Patrick Banf, Michael Klatt und Martin Bader (der damaligen FCK-Führung; Anm. d. Red.) hatte ich damals keine Chance. Sogar mit dem Scheitern der Ausgliederung wurde gedroht. Deshalb möchte ich mich hier und jetzt noch einmal bei dem guten Drittel der Mitglieder bedanken, die mir damals trotz dieser anderslautenden Empfehlung gefolgt sind. Jetzt bleibt uns nur, darauf zu setzen, in enger Abstimmung mit den Investoren, den entsprechenden Passus so zu verändern, dass keine Aufsichtsratsmandate erster und zweiter Klasse entstehen, weil einige Aufsichtsratsmitglieder im Beirat der GmbH sitzen und andere nicht. Und das wäre ja - anders als unsere jetzige Regelung - kein Novum. Die Geschäftsführungs-GmbH von Borussia Dortmund zum Beispiel arbeitet im Beirat, meines Wissens nach, mit elf regulären und zusätzlich drei assoziierten Mitgliedern, wobei die letztgenannten allerdings kein Stimmrecht besitzen.
"Gute Strukturen können den Erfolg planbarer machen"
Der Betze brennt: Sie sprechen die Verbesserung der FCK-Strukturen an. Was passt nicht an den aktuellen Strukturen?
Remy: Grundsätzlich müssen wir uns im Profigeschäft fragen, warum wir mit relativ hohem Mitteleinsatz, immer wieder recht bescheidene Ergebnisse erzielen. Gute Strukturen können den Erfolg natürlich nicht garantieren, aber planbarer machen.
Vor dem Hintergrund der Beiratsproblematik konzentriere ich mich aber sehr konkret auf die Vereinsseite. Unsere Satzung kann nicht bleiben, wie sie ist. Die ist auf eine einzelne Gesellschaft ausgerichtet, den Verein. Und wird so der jetzigen Unterteilung in e.V. und KGaA überhaupt nicht mehr gerecht. Dazu enthält sie Fehler. Die Neufassung und damit die Ausrichtung auf die neue Struktur, ist deshalb unumgänglich. Ich persönlich bevorzuge im Kern eine Präsidialsatzung, in der ein Präsidium mit fünf Sitzen angelegt wird, wovon die drei Beisitzer an Qualifikationen gekoppelt werden. So kann der FCK von der Kompetenz seiner Mitglieder deutlich besser profitieren, und gleichzeitig hilft die Satzung, die beiden Teile des FCK wieder mehr miteinander zu verbinden.
Der Betze brennt: Und welche Vision schwebt Ihnen als Idealzustand vor?
Remy: Ein neuer, ein gemeinsamer FCK, der Raum für Investoren einerseits, aber auch für die FCK-Familie andererseits bietet. Und daran müssen ja auch die Geldgeber interessiert sein. Denn eine schicke Kapitalgesellschaft ohne Seele ist auch nichts, womit man dauerhaft Geld verdienen kann. Und darum geht es. Wir müssen uns überlegen, wie wir unseren "alten" FCK in ein neues Gebäude transferieren können, ohne dass wir unsere Identität verlieren. Der FCK ist mehr als eine juristische Struktur. Er ist ein Lebensgefühl.In seinem Kern ein Fan-Verein, verbunden durch gemeinsame Ziele. Es spricht aus meiner Sicht nichts dagegen, wenn ein Haus mehrere Eingänge hat, aber ein gemeinsames Gebäude muss es schon sein, sonst verlieren wir das Wesentliche. Schaffen wir diese Neugestaltung, kann der FCK wieder eine Kraft entwickeln, die andere Vereine mit sehr viel mehr Geld, niemals erreichen können. Es entsteht also eine Win-Win-Situation für beide Teile des neuen FCK. Darauf muss der Fokus liegen.
"Das Stadion-Thema ist eine elementare Frage für die Zukunft des FCK"
Der Betze brennt: Im letzten Sommer galten Sie als ein Befürworter des sogenannten Dubai-Angebots, führten selbst ein Fan-Interview mit dem anonym gebliebenen Investor, über den viel diskutiert wurde. Wie stehen Sie zum jetzigen FCK-Modell mit den regionalen Investoren und was müsste hier noch gegebenenfalls ergänzend passieren?
Remy: Ein "Fan-Interview" würde ich das jetzt nicht nennen. Ken Kinscher und ich haben eine Gelegenheit gesehen, die Situation transparenter zu gestalten. Wir waren nicht unbedingt für dieses Angebot, sondern aus unserer jeweiligen Erfahrung in Verhandlungssituationen der Auffassung, dass es für den FCK von Vorteil ist - so er nicht über einen dritten Investor verfügt - bis zuletzt eine Konkurrenzsituation zwischen den Parteien aufrecht zu erhalten. Zudem hat unser damaliger Gesprächspartner signalisiert, auch über das Stadion sprechen zu wollen. Das ist eine elementare Frage für die Zukunft des FCK, für die es derzeit keinerlei öffentlich bekannten Lösungsansatz gibt. Grundsätzlich bin ich aber froh, dass es gelungen ist, mit der Saar-Pfalz-Invest GmbH einen Investor zu gewinnen, der sich auch auf die speziellen Eigenheiten des FCK versteht. Ich denke alle Seiten sind gut beraten, wenn sie in der aktuellen Phase aus möglichen Fehlern lernen und daraus die richtigen Schlüsse für die Zukunft ziehen.
Der Betze brennt: Abschließend möchten wir Sie gerne um ein Plädoyer in eigener Sache bitten: Wie würden Sie Ihre Kandidatur zusammenfassen und weshalb sollten die FCK-Mitglieder Ihnen am 26. Februar ihre Stimme geben?
Remy: Ich stehe für einen FCK, der auf neuen Fundamenten, unabhängiger von den jeweils handelnden Personen, in eine gemeinsame Zukunft geht. Das ist viel Arbeit. Aber es ist erreichbar. Wieviel Priorität dieses Vorhaben innerhalb des Gremiums bekommt, liegt natürlich auch am Wahlergebnis, weshalb ich jeden Leser noch einmal um sein Vertrauen und seine Stimme bitte. Bevor das jemand absichtlich missverstehen will, die Leserinnen sind natürlich genauso gemeint. Lassen Sie uns am 26. Februar damit beginnen, gemeinsam an einem FCK zu bauen, in dem das wir wieder mehr zählt als das wer.
Der Betze brennt: Besten Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei den Wahlen!
Abschließend noch eine Bemerkung in eigener Sache: Um allen Aufsichtsratskandidaten eine möglichst faire und gleichverteilte Plattform zu bieten, veröffentlichen wir jeweils zwei Interviews pro Tag - eins gegen 10:00 Uhr und eins gegen 18:00 Uhr. Jedem Kandidaten haben wir eine Mischung aus allgemeinen und individuellen Fragen gestellt. Die komplette Interview-Serie zur Aufsichtsratswahl 2020/21 ist zudem unter dem nachfolgenden Link abrufbar.
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas Hilmes, Gerrit Schnabel
Weitere Links zum Thema:
- Komplette Interviewserie: Die Kandidaten zur Aufsichtsratswahl am 26. Februar 2021