Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - 1860 München 0:3

Genug ist genug!

Genug ist genug!

Foto: Eibner-Pressefoto/Alexander Neis

Der 1. FC Kaiserslautern geht mit 0:3 gegen 1860 München unter. Die Mannschaft liefert einen blutleeren Auftritt und ist in dieser Form nicht drittligatauglich. Ein "Weiter so" darf es keine Sekunde länger geben.

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Kaiserslautern gegen 1860, das waren immer besondere Spiele. Nicht nur wegen der gewaltigen Tradition der beiden Bundesliga-Gründungsmitglieder, sondern auch wegen der außergewöhnlich leidenschaftlichen und leidensfähigen Fans, die seit vielen Jahrzehnten eine innige Freundschaft verbindet. Doch wegen der Corona-Pandemie und Geisterspielen geht das 2020 fast völlig unter. Selbst manch treuer FCK-Fan hätte im Vorfeld die Partie am Dienstagabend kurz vor Weihnachten beinahe vergessen - so weit ist es gekommen.

Nur eines ist gleich geblieben: Der FCK-Anhang muss leidensfähig sein. Nicht nur, weil zu Beginn der Partie dann auch noch der kostenlose Stream bei "Magenta Sport" nicht funktioniert. Manch einem wäre ohne Übertragung sogar viel Ärger erspart geblieben. Nein, den eigentlichen Tiefpunkt liefert die Mannschaft, die sich wieder mal als keine präsentiert.

Das Spiel ist schon kurz nach Anpfiff verloren - Auch die Wechsel bringen nichts

Jeff Saibene hatte vor der Partie personelle Wechsel nach dem schon enttäuschenden 0:2 in Unterhaching angekündigt. Am Ende wurden es nur zwei: Alexander Winkler kam in der Innenverteidigung zu seinem FCK-Debüt, Elias Huth durfte neben Marvin Pourié stürmen. Doch wer sich davon eine Besserung erhofft hatte, der wurde bitter enttäuscht. Winkler merkte man an, dass er länger nicht mehr auf dem Platz gestanden hatte, die Abstimmung mit Janik Bachmann stimmte nicht. Und offensiv - ja offensiv fanden die Roten Teufel in der ersten Halbzeit schlicht nicht statt. Landete das Leder mal bei einem Lautrer, so wurde es sinnlos hin und her geschoben - wenn nicht ein Löwe den Ball direkt zurückeroberte oder einen Fehlpass dankend entgegennahm. "Man hat den Jungs angemerkt, wie verunsichert sie sind. Sie hatten Angst, Fußball zu spielen", sagte Saibene nach der Partie. Treffender kann man es nicht formulieren. Doch wie kann das sein? Eine Mannschaft, "die sich nur selbst schlagen kann", wie es FCK-Kapitän Carlo Sickinger vor Monaten formulierte? Die doch so eine hohe Qualität besitzt, wie es Sportdirektor Boris Notzon und Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt immer betonen?

Zur Ehrenrettung muss man erwähnen, dass das Spiel nicht unglücklicher hätte beginnen können. Nach nur sechs Minuten verwandelte der Münchner Neudecker einen Freistoß kurz vor dem Strafraum direkt in den Winkel - ein Treffer mit Seltenheitswert in Liga Drei, zum Leidwesen der Roten Teufel. Aber eigentlich kann man auch hier nicht von Unglück sprechen: Denn das Foul von Marius Kleinsorge, das dem Treffer vorausging, hätte - wenn man es pfeift, was aber auch wieder diskussionswürdig ist - auch gut und gerne mit Rot geahndet werden können, denn der Sechziger Fabian Greilinger hatte eigentlich nur noch Torhüter Avdo Spahic vor sich. Aber es sollte nicht die letzte umstrittene Entscheidung des Frankfurter Schiedsrichters Jonas Weickenmeier sein, der in einem sehr hart geführten Spiel stolze sieben gelbe Karte und schließlich auch noch einen Platzverweis verteilte.

Geleit für Mölders - Bachmanns Rote Karte "beendet" das Spiel

Nach dem frühen Gegentor trat dann das ein, was Saibene wohl mit Angst und Verunsicherung meint. Doch damit allein kann man den blutleeren Auftritt der sogenannten Roten Teufel nicht erklären. Ganz anders ihr Übungsleiter: Als es in der 13. Minute zu einem Foul an Adam Hlousek kommt, ist Saibene außer sich, diskutiert lange mit dem Schiedsrichter-Assistenten. Diese Leidenschaft hätte seinen Mannen gut getan.

Doch die Münchner Löwen konnten schalten und walten wie sie wollten und bauten so in der 36. Spielminute hochverdient ihre Führung aus. Völlig ungestört konnte sich die Löwen-Offensive im Lautrer Strafraum (!) den Ball hin und her passen, Greilinger schloss ab, doch ein gewisser Sascha Mölders - für die FCK-Defensive offenbar ein unbekanntes Wesen - köpfte den Ball ins Tor. Es war ja auch erst das elfte Saisontor und das zu diesem Zeitpunkt vierte innerhalb von vier Tagen. Kann einem ja mal entgehen.

Damit noch nicht genug: Kurz vor Ende des ersten Durchgangs wurde Bachmann leicht angerempelt, kam dadurch etwas aus dem Gleichgewicht und stieg dem umstehenden Marius Willsch mit offener Sohle auf den Fuß. Nachdem sich beide auf dem Boden wälzten, gab Weickenmeier Freistoß für den FCK, aber Rot für Bachmann. Eine - freundlich ausgedrückt - sehr, sehr harte Entscheidung. Doch das soll heute nicht als Ausrede für das Lautrer Versagen herhalten.

Schützenfest bleibt aus - Im Winter muss gehandelt werden

Saibene reagierte und nahm zur Halbzeit den defensiv wieder völlig indisponierten Marius Kleinsorge heraus und brachte dafür Philipp Hercher. Dieses Experiment kann man getrost als gescheitert bezeichnen, zumal mit Hercher ein gelernter Außenverteidiger wieder zur Verfügung steht. Zudem kam Kevin Kraus, der die verwaiste Position von Bachmann in der Innenverteidigung einnahm. Das "Positive" zuerst: Die Mannschaft fing sich zumindest etwas, ließ sich nicht abschlachten, ja kam sogar sage und schreibe in der 52. Minute zu ihrem ersten Abschluss. Doch mehr war an diesem Abend nicht mehr zu erwarten. Nur eine Minute später wäre es sogar beinahe zum 0:3 für 1860 gekommen, doch Neudecker vergab (wieder einmal) freistehend im Strafraum. Und so brauchte es in der 80. Minute eben wieder Mölders, der zum Flugkopfball ansetzen durfte. Die Lautrer Hintermannschaft klatschte ein letztes Mal an diesem Abend stehend Beifall.

Die Fans kann dieser Auftritt mal wieder nur ratlos zurück lassen. Fakt ist: Der FCK steckt jetzt ganz tief im Abstiegskampf. Zwickau, der derzeitige Tabellenletzte, könnte morgen an den Lautrern vorbeiziehen - mit drei Spielen weniger wohlgemerkt! Doch man hat nicht das Gefühl, dass diese bedrohliche Lage am Betzenberg angekommen ist. Von Kampf und Willen - Grundtugenden im Abstiegskampf und überhaupt in der 3. Liga - war im Fritz-Walter-Stadion jedenfalls nichts zu sehen. Es zeigt sich einmal mehr: Es traben elf Einzelspieler auf dem Platz, keine Mannschaft. Das Gesamtgefüge stimmt nicht im Ansatz. Die Hauptverantwortung hierfür trägt ohne Zweifel Boris Notzon. Er mag ein sympathischer Mann sein, der auch seine Qualitäten im Fußball besitzt. Aber als alleiniger FCK-Sportdirektor ist er gescheitert. Das sollte auch dem Letzten auf dem Betzenberg klar geworden sein. Der Verein braucht jetzt - besser heute als morgen - sportliche Kompetenz, denn diese sucht man durch alle Gremien hinweg vergeblich. Es wäre fatal, sollte im Winter erneut Geld für Spieler ausgegeben werden, die dann - aus welchen Gründen auch immer - wieder nicht funktionieren. Und auch Jeff Saibene, der sicher zur Zeit die ärmste Sau am Betzenberg ist, braucht dringend Ergebnisse. Denn so sympathisch er auch ist, seine Resultate sind unterm Strich bislang schlecht. Und nur diese zählen eben am Ende. Es muss sich dringend etwas ändern - nein, es muss sich fast alles ändern.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Gerrit1993

Weitere Links zum Thema:

- Stimmen zum Spiel | "Das war heute beschämend für den ganzen Verein" (Der Betze brennt)

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